“Altes Material auf der Überholspur!“
Artist: 1476
Herkunft: Salem, MA
Album: Wildwood
Spiellänge: 56:17 Minuten
Genre: Art Rock, Progressive, Folk
Release: 22.07.2016 (Original Release: 2012)
Label: Prophecy Records (Soulfood)
Link: http://www.1476cult.com
Produktion: Recording: 1476, Mix: Markus Siegenhort
Bandmitglieder:
Gesang, Gitarren, Bass und Keyboards – Robb Kavjian
Schlagzeug – Neil DeRosa
Tracklist:
- Black Cross – Death Rune
- Watchers
- The Dagger
- Banners In Bohemia
- Good Morning, Blackbird
- Horse Dysphoria
- Stave Fire
- Bohemia Spires
- An Atrophy Trophy
- Shoreless
- The Golden Alchemy
Bereits 2012 veröffentlichte das experimentelle Rock-Duo aus der US-amerikanischen Hexen-Stadt Salem sein Album Wildwood. Nun – im Rahmen der Unterzeichnung eines Vertrages bei Prophecy – wird aber der gesamte Katalog einem breiteren Publikum zugänglich gemacht.
Für die Arbeit in diesem Projekt war den Künstlern wichtig, dass es keine Grenzen für ihre musikalische Vision geben solle. Das macht die selbst gegebene Bezeichnung als Art-Rock-Band verständlich, wenn auch das Ergebnis häufig eher progressiv und geradezu eklektisch wirkt.
Die Musik wurde hauptsächlich von Robb Kavjian geschrieben, der über einen langen Zeitraum versuchte, jede mögliche Idee festzuhalten und auszubauen, bis sie zu etwas Größerem verschmolzen und die Gestalt von Songs annahmen. Erst im Nachhinein legte dann Neil DeRosa seine Schlagzeuggrooves darüber, was erfreulicherweise den Aufnahmen nicht anzuhören ist: Die Drums klingen so organisch und tight, als wären sie in einer Live-Situation gemeinsam mit einer großen Band eingespielt worden.
Dass die beiden allerdings bisher überhaupt nicht live in Erscheinung getreten sind, hängt mit ihrer musikalischen Außenseiterstellung, ohne Anschluss an irgendeine Szene, und ihrer personellen Situation zusammen. Für die Tournee zum in Kürze erscheinenden Our Season Draws Near suchen sie derzeit noch verzweifelt Musiker zur Umsetzung der aufwendig arrangierten Musik von 1476.
Wildwood – so sehr es auch den Anschein erweckt, ein rein sphärisch-mystizistisches Kunstwerk zu sein – ist ein gesellschaftskritischer Kommentar, bei dem Kavjian die Triebgeleitetheit der Menschen ins Visier nimmt. Diese Widersprüchlichkeit zwischen Zivilisation und Animalischem, zwischen Zerstörung der Natur und Etablierung einer Kultur fasziniert und schockiert ihn (für genaue Informationen verweise ich gerne auf das ausführliche Interview mit den niederländischen Kollegen von Lords Of Metal).
Musikalisch changiert das Album zwischen freien und sphärischen Passagen, aufgebaut auf perlenden Akustikgitarren oder wabernden Synthies, in die Gelegentlich die Stimme einer Erzählerin schwebt, auf der einen Seite und treibenden Rock-Grooves auf der anderen Seite. Gelegentlich findet sich sogar ein Blastbeat oder ein Saw-Synthie schlägt. Manchmal wirken allerdings einige der Sounds etwas käsig und unpassend, was der Stimmung einen kleinen Dämpfer verpasst. Das Album folgt insgesamt kaum klassischen Song-Strukturen. Tatsächlich ist die Stärke des Albums das Sich-treiben-lassen und das scheinbar Planlose, das es transportiert.