„Überraschend abwechslungsreiches Sixpack Dosenbier mit männlichem Abgang“
Artist: Alchera
Album: Era
Spiellänge: 49:15 Minuten
Genre: Death Metal
Release: 13.05.2011
Label: Bret Hard Records
Link: http://www.myspace.com/alcherametal
Band Mitglieder:
Gesang – Marc Prangenberg
Gitarre – Daniel Schulz
Gitarre – Joschka Prangenberg
Gitarre – Karl Witzmann
Bass – Jörg Wendt
Schlagzeug – Mirco Pinkert
Tracklist:
- Lokasenna
- In darkness
- Beginning of days
- Misanthropy
- Dead end
- Elysiums Asche
- Vlokuslak
- Guhl
- Ulfhednar
- Melkor
- Rune
- Fraaß
- Bauchfleisch
Bei Alchera handelt es sich um eine Band, die bereits 1996 zur Zeit des „Dosenbieres“ (wie sie es selbst über sich sagen) gegründet wurden. Bei der sechs Mann starken Gruppe sind die Begriffe Dosenbier und „Sixpack“ doch recht zutreffend. Allgemein geben sich Alchera als sehr männlich, in ihrer Selbstbeschreibung erwähnen sie sogar, dass Ästhetik bei ihrer Gründung keine Rolle gespielt hat. Nun gut, das gruselt mich ein wenig, denn wenn ich an 1996 zurückdenke, denke ich an Männer mit Halbglatzen, fettiger Haut und 20-Tage-Bart, die bereits nachmittags in kurzen, buntgemusterten Shorts und weißen Feinrippunterhemden im Garten sitzen und ihr Bierchen trinken. Dies fand ich schon als kleines Mädchen ziemlich abstoßend und auch jetzt ist diese Vorstellung für mich nicht erotischer geworden. Aber schauen und vor allem hören wir doch mal weiter.
Das Albumcover ist passend zum Titel gehalten. Auf einer Klippe, deren Boden ausgetrocknet und ausgezehrt wirkt, steht ein uraltes Grammophon. Im Hintergrund sieht man die Reste eines Waldes. Spontan muss ich an Szenarien nach einem Atombombenabwurf denken.
Genug der Äußerlichkeiten, Alchera legen darauf ja angeblich auch keinen großen Wert – jetzt zählen die „inneren Werte“ bzw. das musikalische Können der Band.
Mit Lokasenna beginnt das Album. Ich muss sagen, der Song rockt! Die drei Gitarren sind super, der Gesang ist düster: ein Ohrwurmlied! In Darkness kann nach diesem Knaller leider nicht so sehr punkten wie der erste Song, er klingt zwar ähnlich, jedoch fehlt mir da die eingängige Melodik, wie sie bei Lokasenna zu hören war. Einige Passagen erinnern mich spontan an die – mittlerweile leider aufgelösten – The Agony Scene.
Die nachfolgenden zwei Tracks sind zwar super, fallen jedoch nicht durch besondere Neuerungen oder Experimente auf. Dead End überrascht mich dann doch umso mehr durch einen interessanten Anfang, dessen Elemente sich durch den gesamten Song ziehen. Wenn ich versuche diese Elemente zu beschreiben, muss ich unweigerlich an Rodeo reiten und durch die Steppe reitende Cowboys denken. Ziemlich männlich eben. 😉
Und wieder werde ich überrascht: Elysiums Asche – ein deutscher Song! Nett, haut mich aber nicht aus den Socken. Der nächste Song, Vlokuslak, ist ebenfalls deutsch. Alchera nehmen in diesem Lied die Geschichte von Peter Stuppe, dem Werwolf von Köln, der am 31.10.1589 hingerichtet wurde, auf. Dieser Song kann mich vor allem durch seinen Abwechslungsreichtum begeistern, Melodik und Stimme sind hier auffällig heller, es geht in Richtung „Old School“ und teilweise Thrash.
Kennt ihr das: ihr hört in ein Lied rein und schon die Gitarrenriffs am Beginn fesseln euch und zwingen euch, das ganze Lied zu hören? Genauso ergeht es mir bei Guhl. Spätestens bei Ulfhednar wird mir dann klar, dass sich die Songs, die deutsch gesungen werden, massiv von den englischen Songs unterscheiden. Es ist, als höre ich hier eine neue Band. Und ich kann wirklich nicht sagen, welche der beiden Bandversionen mir mehr zusagt. Der Abwechslungsreichtum, den ich in den Songs bisher vernommen habe, sagt mir enorm zu. Haben mich die englischen Alchera noch an The Agony Scene erinnert, sind bei den deutschen Alchera Vergleiche mit Akrea nicht weit entfernt.
Melkor klingt mächtig und düster. Mir ist das jedoch etwas zu viel, alles wirkt zu durcheinander und chaotisch. Auch der nächste Song, Rune, klingt so, als hätte ich ihn auf dem Album bereits gehört. Fraaß ist zwar keiner meiner Lieblingssongs des Albums, schmettert mir aber gehörig um die Ohren, ein sehr krasses, lautes Stück. Aber Achtung: vom Hören während einer akuten Wutphase ist dringend abzuraten, der Song könnte den „Wutofen“ noch weiter anheizen. 😉
Und was krönt das Album zum Schluss? Wie ich finde, der inhaltlich beste aller Songs (musikalisch nicht so mein Fall, da es im Grindcore-Bereich einzuordnen ist). Es geht um das unglaublich sagenhafte Bauchfleisch! Es war schon längst an der Zeit, dass das Bauchfleisch etwas mehr geehrt wird. Ein wahrhaft männliches Ende!