Annisokay – Devil May Care

Ohrwürmer, die man auch stundenlang danach vor sich her summen wird!“

Artist: Annisokay

Herkunft: Halle, Sachsen-Anhalt

Album: Devil May Care

Genre: Post-Hardcore, Metalcore, Alternative Rock

Release: 11.11.2016

Label: Long Branch Records (SPV)

Link: http://www.annisokay.com/

Bandmitglieder:

Shouting – Dave Grunewald
E-Gitarre, Cleangesang – Christoph Wieczorek
Bass – Norbert Rose
E-Gitarre – Philipp Kretzschmar
Schlagzeug – Nico Vaeen

Tracklist:

  1. Loud
  2. What’s Wrong
  3. Smile (feat. Marcus Bridge)
  4. O.M.I.N.A.N.C.E.
  5. Blind Lane
  6. Thumbs Up, Thumbs Down (feat. Christoph von Freydorf)
  7. Hourglass
  8. Photographs
  9. Gold
  10. The Last Planet

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Im Genre des Post Hardcores gibt es zahlreiche Bands, die versuchen mit ihren Platten sich zu etablieren und dabei möglichst Fans zu gewinnen. Mit Devil May Care liefert die deutsche Band Annisokay ihr inzwischen drittes Album. Bisher konnte die Band nicht 100 % überzeugen – neue Chance oder hoffnungsloser Versuch?

Der erste Song Loud liefert genau das, was der Titel verspricht: Es wird laut! Nach einem kurzen Intro legt Annisokay direkt mit harten Riffs los und scheint sich förmlich die Seele aus dem Leib zu schreien. Wie im Genre üblich, werden die Screams passend vom Clean-Gesang unterstützt. Auffallend an Loud ist die sehr einprägsame Melodie, die den Gesang mehr als passend unterstützt. Die zusätzlichen wiederkehrenden Rufe laden förmlich zu einem Live Konzert ein. Loud weiß zu gefallen – selbst als Skeptiker ist man überrascht und gefesselt. Annisokay beweisen eine Stimmigkeit, die bisher gefehlt hatte oder nur einzeln durchdrang – aber können sie das Niveau halten?

Der zweite Song What’s Wrong beginnt um einiges ruhiger und zurückhaltender als Loud – und auch mit jeweiligen Zwischenparts enthält der Song weitaus mehr Cleans. Dennoch sind diese in wunderbarer Harmonie mit den Screams, welche die härteren Phasen des Songs gut steuern. Insgesamt lädt What’s Wrong zum Mitsingen ein und man muss sich schon fragen – könnte dies das beste Annisokay Album sein? Die ersten zwei Tracks versprechen viel. Beide recht unterschiedlich mit Gefühl und Wiedererkennungswert. Einen besseren Einstieg habe ich selten erlebt innerhalb eines Albums.

Smile ist ein Song zusammen mit Marcus Bridge von Northlane – allein die Kombination klingt vielversprechend. Der Track schafft es, wie auch sein Vorgänger, vor allem mit Gefühl zu überzeugen und durch die eingebauten Breakdowns kommt die große Lust auf, dieses Stück einmal live zu erleben.

D.O.M.I.N.A.N.C.E. ist der erste Track des Albums, der nicht auf ganzer Linie überzeugen kann – dies ist jedoch Meckern auf hohem Niveau. Bisher hatten alle Songs eine ganz eigene Identität und erweckten sehr starke Gefühle beim Zuhörer. D.O.M.I.N.A.N.C.E. gelingt dies auch, viel mehr sind es aber kleine Zwischenteile, die irgendwie störend wirkten und die Gesamtwirkung des Songs verringern.

Blind Lane ist der bisher wohl ruhigste Track des Albums, beinhaltet er doch fast ausschließlich nur Cleans und scheint sich dabei schon fast komplett im Post Hardcore-Genre zu befinden, ohne die sonst üblichen Metalcore-Einflüsse. Doch genau diese Tatsache gibt Devil May Care die erfrischende Abwechslung, die man bisher bei Annisokay vermisst hat. Die Instrumentalität von Blind Lande weiß den Zuhörer trotz der vielen Cleans mitzureißen.

Wem der Name Emil Bulls etwas sagt, könnte sich mit Thumbs Up, Thumbs Down sehr anfreunden – unterstützt von Christoph von Freydorf, der Mitglied in der Münchener Alternative-Metal Band ist. Der Unterschied zu Blind Lane ist deutlich, obwohl auch hier mehr Cleans eingesetzt werden – dennoch ist die Instrumentalität komplett anders und gibt dem Track einen Alternative-Touch mit massiven Breakdowns und einem Ausraster im Mittelteil. Thumbs Up, Thumbs Down beweist einmal mehr – Devil May Care macht einfach Spaß!

Hourglass beginnt zunächst mit einem Intro, welches schnell mit Riffs und Screams ersetzt wird. Doch auch hier scheinen Cleans wieder den Ton anzugeben – auf älteren Alben war der Anteil dieser noch geringer. Eine Veränderung, die vielleicht nicht jedem Fan gefallen wird, dennoch steht Annisokay der stetige Wechsel zwischen Gefühl und Härte extrem gut und gibt der Band zum ersten Mal in jedem einzelnen Song charakteristische Züge – Devil May Care liefert Ohrwürmer, die man auch stundenlang danach noch vor sich her summen wird. Hourglass ist dabei nur einer von vielen.

Photographs ist im direkten Vergleich zu den anderen Songs etwas schwächer, auch wenn er für sich selbst wohl gut funktionieren würde. Es kommt selten vor, dass bei einem Album wirklich jeder Song mit der gleichen Art von Stärke zu überzeugen weiß – Photographs liefert zwar endlich wieder, was man sich an dieser Stelle auch wünscht, etwas mehr Screams, ist jedoch melodisch eher uninteressant und bleibt nicht so im Ohr wie die Songs zuvor.

Gold liefert erstmal ein paar schöne Riffs, die wohl zeigen: Das Album nähert sich dem Ende und man gibt noch einmal Power. Dabei hat Gold auch einen klaren Alternative-Touch, der zwar nur in kleinen Teilen hervor scheint, dennoch mehr als erfrischend wirkt. Auch ist die Melodie mehr als einprägsam, auch wenn der Song sich selbst irgendwie zu Beginn zurückzuhalten scheint. Die gewünschte Eskalation bekommt man dann dennoch geliefert, womit die zweite Hälfte den Song um einiges aufwertet. Und in diesem Moment besteht kein Zweifel, dass Devil May Care ein fantastisches Album ist.

Der letzte Track The Last Planet kann diese Meinung auch nicht mehr revidieren – vielmehr liefert er die Bestätigung. Passend zum Titel liefert der Song vor allem wieder Gefühl und der Wechsel zwischen Clean und Screams wird noch einmal zum Besten geben – eine Kunst, die Annisokay mehr als gut zu beherrschen weiß. The Last Planet ist nicht der stärkste Song des Albums, dennoch ein würdiger Abschluss, den man sich auch live mehr als gut vorstellen kann.

Fazit: Wer noch daran zweifelt, die Konzerte von Annisokay in den kommenden Wochen zu besuchen, sollte vielleicht noch einmal darüber nachdenken. Mit Devil May Care liefert die Band ihr wahrlich bisher stärkstes und spannendstes Album, welches bis auf einzelne Ausnahmen in vollen Zügen zu gefallen weiß. Vor allem auf Gefühlsebene liefert Devil May Care ab, weiß aber auch mit Energie und Härte zu überzeugen – der perfekte Mix zwischen Metalcore und Post Hardcore eben. Eine Kunst, die Annisokay wunderbar umsetzen und beweisen, dass sie wohl zu den besten deutschen Bands im Genre gehören.

Anspieltipps: What’s Wrong, Loud, Smile
Anabel S.
8.5
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