Avantasia am 20.03.2016 in der Turbinenhalle in Oberhausen

“Avantasia am 20.03.2016 in der Turbinenhalle in Oberhausen!“

Eventname: Ghostlights World Tour 2016

Headliner: Avantasia

Ort: Turbinenhalle, Oberhausen

Datum: 20.03.2016

Kosten: 48 € VVK

Genre: Power Metal, Symphonic Metal, Opera Metal

Besucher: ca. 4.000 Besucher

Link: http://www.tobiassammet.de 

Setliste:

  1. Mystery Of A Blood Red Rose
  2. Ghostlights feat. Michael Kiske
  3. Invoke The Machine feat. Ronnie Atkins
  4. Unchain The Light feat. Ronnie Atkins & Michael Kiske
  5. A Restless Heart And Obsidian Skies feat. Bob Catley
  6. The Great Mystery feat. Bob Catley
  7. The Scarecrow feat. Jørn Lande
  8. Lucifer feat. Jørn Lande
  9. The Watchmaker’s Dream feat. Oliver Heartmann
  10. What’s Left Of Me feat. Eric Martin
  11. The Wicked Symphony feat. Oliver Hartmann, Jørn Lande, Amanda Somerville, Herbie Langhans & Eric Martin, ohne Tobias Sammet
  12. Draconian Love feat. Herbie Langhans
  13. Farewell feat. Amanda Somerville & Michael Kiske
  14. Stargazers feat. Michael Kiske, Jørn Lande, Ronnie Atkins & Oliver Hartmann, ohne Tobias Sammet
  15. Shelter From The Rain feat. Michael Kiske & Bob Catley
  16. The Story Ain’t Over feat. Bob Catley
  17. Let The Storm Descend Upon You feat. Jørn Lande & Ronnie Atkins
  18. Promised Land feat. Jørn Lande
  19. Reach Out For The Light feat. Michael Kiske
  20. Avantasia feat. Michael Kiske
  21. Twisted Mind feat. Eric Martin & Ronnies Atkins, ohne Tobias Sammet
  22. Dying For An Angel feat. Eric Martin
  23. Lost In Space feat. Amanda Somerville
  24. Sign Of The Cross / The Seven Angels Medley feat. Alle

Avantasia World Tour Poster März 2016

Wenn eine Karriere (laut eines lokalen Tagesblattes) an einem Bahnhof begann, dann denkt man zumeist an Lokführer oder den legendären „Pfand-Thomas“, der durch das Sammeln von Pfandflaschen seinen Lebensunterhalt bestreitet – so die Legende. Doch hier geht es nicht um den legendären Pfandsammler und auch nicht um den dauernd streikenden Lokführer, sondern um das Hard Rock-Projekt Avantasia des Edguy-Sängers Tobias Sammet. Wer in den letzten Tagen irgendein Medium in Deutschland verfolgt hat – und hier ist es echt egal, ob es sich um Klatschpresse oder um angeblichen hochgebildeten Journalismus handelte – der wird sicher bemerkt haben, dass das 1999 gegründete Musikspektakel aufgrund der Qualifikation zum Vorentscheid zum Eurovision Song Contest (Kurz ESC – nein nicht Escape 😉 ) in aller Munde zu sein scheint. So ist es auch nicht ganz überraschend, dass das heute hier in der Oberhausener Turbinenhalle stattfindende Konzert bis auf den letzten Millimeter ausverkauft ist.

So machen wir uns auf den knapp 55 Kilometer weiten Weg in die kreisfreie Großstadt im Mittelzentrum des Ruhrgebietes – für alle, die nicht aus Nordrhein-Westfalen kommen, Willich ist Teil des Niederrheins und nicht des Ruhrgebiets. Mit einem kleinen Zwischenstopp bei einer Fastfood-Kette mit königlichen Frikadellen-Brötchen verläuft die Anreise eigentlich sehr entspannt, wenn der grausame letzte Kilometer nicht wäre. So steht man sich erst kurz vor dem Ziel die Beine in den Bauch (oder wohl eher die Räder in die Stoßdämpfer), denn aufgrund des Kartenausverkaufs, scheint sich der Veranstalter wohl dafür entschieden zu haben, eine Stunde vor Beginn des Konzertes, den Parkplatz wegen Überfüllung zu schließen. Gut dann sei es so, wir suchen uns im umliegenden Land eine Möglichkeit, unseren Personenkraftwagen abzustellen und machen uns zu Fuß auf den Weg. Da die Kommunikation seitens der Security nicht ganz optimal verläuft, sind verärgerte Gäste vor dem Parkplatz leider keine Seltenheit. In unseren Augen verständlich, denn man hätte bereits einen Kilometer vor dem Parkplatz darauf hinweisen können, dass dieser nicht mehr zu befahren ist. Auf die Minute genau treffen wir nun also in der Halle ein. Nach schmerzfreiem Einlass macht sich die Fülle der Lokalität stark bemerkbar. So braucht man heute weder einen Pullover, noch Angst zu haben, dass man umfallen könnte, denn wie man es von der Turbinenhalle kennt, hat man mehr Karten verkauft als die Wohlfühlfülle erlauben würde.

Gut, dann mal durch die Meute und ab vor die Bühne – wir wollen schließlich ein paar Bilder zum Bericht präsentieren (siehe Galerie über diesem Artikel). Mit gezückter Kamera stehe ich dann nun also neben den Kollegen der Mitbewerbermagazine im Pressegraben und hoffe darauf, dass das Konzert zeitnah beginnt.

Pünktlich wie die Maurer (also nur wenige Minuten zu spät) erscheinen Tobias Sammet und Co. auf der schön dekorierten Bühne. Ein ca. zwei Meter hoher Podest in der Optik eines alten Schlosses, welches den gesamten Background der Bühne einnimmt und eine Treppe, die den unteren Teil der Bühne mit dem Podest verbindet, machen das Bühnenbild stimmig. Während links das Schlagzeug untergebracht ist, wurde im rechten Teil der Bühne genug Platz gelassen, damit Keyboarder Michael „Miro“ Rodenberg und der Backgroundgesang sich breit machen können.

Mit der ESC-Vorendscheid-Single Mystery Of A Blood Red Rose startet Tobias Sammet das heutige Spektakel, welches nicht ohne Grund ohne Vorband auskommt. Geplant sind wohl satte drei Stunden Avantasia pur. Soundtechnisch macht die Halle heute einiges her und auch die Lichtshow ist passend zu den einzelnen Songs gewählt. Da wir heute bei einem Konzert der Ghostlight World Tour sind, erwarten wir, dass wir größtenteils aus dem neuesten Album (Review: hier) bedient werden. So ist es auch. Nach dem Mitsing-Song Mystery Of A Blood Red Rose hüpft zum Namensgebenden Song Ghostlights Michael Kiske mit auf die Bühne, der heute eindeutig in einer besseren Verfassung ist als Tobias Sammet selbst. So sieht man den Mastermind des Projekts oftmals husten – ob sich da eine Grippe eingeschlichen hat? Wir wollen es für den Edguy-Sänger nicht hoffen, denn nach dem Konzert hier in Oberhausen stehen ja noch einige an. Bei Ghostlights bekommen wir auf jeden Fall nichts zu meckern. Die Jungs und das Mädel auf der Bühne machen ordentlich Druck und zeigen, dass man mit dem Machen von Musik richtig Spaß haben kann.

Als der dänische Sänger Ronnie Atkins zum dritten Song Invoke The Machine die Bühne betritt, ist die Halle total am Toben. So wird zum darauffolgenden Unchain The Light fleißig mitgesungen (wie auch bei eigentlich fast jedem anderen Lied) und bei einem Blick in die Gesichter der Gäste ist spätestens jetzt aller Ärger über die Anfahrt verflogen.

Mit der Magnum-Legende Bob Catley bekommt man zum Abschlusssong der aktuellen Scheibe noch etwas von 2013 geboten, denn mit der halben Ballade The Great Mystery schafft es der bereits seit 2002 dem Projekt zugehörige Musiker (zuerst zu hören auf der The Metal Opera Part II), den Anwesenden eine Gänsehaut auf die sonst so harte Metalerhaut zu zaubern – was für eine coole Stimme.

Wer bereits Konzerte von Edguy oder Avantasia besucht hat, der weiß, dass Mr. Sammet alles andere ist als eine introvertierte Kartoffel. So wird heute auch ordentlich viel Gequatsche und Randprogramm auf der Bühne geboten. Mal darf das Publikum – natürlich „unaufgefordert“ – mitteilen, wie geil es das Scarecrow-Album doch findet und mal wird Saiteninstrumentler Oliver Hartmann derbe durch den Kakao gezogen (wenn auch im Spaß). Nach einigen Songs aus dem besagten – ach so geilen – Scarecrow-Album darf Oli Harmann auch mal ans Mikrofon. Bei The Watchmakers’ Dream wird die Stimme des Gitarristen zur ersten Geige und das kann sich (bekanntlich) sehen (bzw. hören) lassen.

Es folgen Klassiker wie Stargazers (2010), Farwell (2001) und Promised Land (2010), wobei neben den echt genial vorgetragenen Songs vor allem die Hosenwahl von Masterplan-Fronter Jørn Lande auffällig ist. So trägt er bei den sieben Songs des Abends immer die gleiche Hose, doch scheinen sich die Farben und Stile der Hosenbeine der jeweiligen Stimmung anzupassen. Mal ganz in Schwarz, mal mit blauen Flammen, mal mit roten und dann wieder mit Totenschädeln – ein lustiges Gimmick.

Natürlich darf der namenstragene Song Avantasia (als zwanzigstes Lied der Setlist) nicht fehlen. Hier bleibt wirklich keiner der Gäste ruhig stehen und wer meinte, dass Iron Maidens Fear Of The Dark genial ist, der hat noch nie Avantasia mit Dying For An Angel bei einem Konzert erleben dürfen. Denn der Song steht den Metal-Ikonen keinesfalls etwas nach.

Lost In Space mit Amanda Somerville und das Medley aus Sign Of The Cross und The Seven Angels, bei dem alle Musiker mitsingen dürfen, runden den Abend perfekt ab und bereiten einen Zuhörer auf den Heimweg vor. So gehen wir zufrieden nach einer dreistündigen Party aus der Turbinenhalle zurück zu unserem Auto und wie es so unter Metalheads ist, beginnt zugleich die Fachsimpelei. War Tobias Sammet nur deswegen nicht bei allen Songs dabei, weil er (wie er selbst von sich behauptete) krank gewesen sei? War die Halle (trotz Dementi der Band) nur wegen dem ESC-Vorentscheid ausverkauft? Hätte man mehr Klassiker spielen müssen? Es beginnt die eher ruhige Heimfahrt und nach vierzig Minuten Diskussion und Unterhaltung über dies und jenes ist uns beiden eines klar. Avantasia wissen wie man eine Hütte abreißt. Wenn man sich alleine mal vor Augen hält, dass zwischenzeitig acht der besten Power Metal- und Hard Rock-Sänger (und Sängerinnen) der Welt auf der Bühne standen und dass man sich aus einem gigantischen Repertoire auf 24 Songs reduzieren musste, war das wohl eins der coolsten Konzerte des Jahres.

Beteiligte Redakteure

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