Century Media: Do It Yourself – Die Geschichte eines Labels

“Ohne Genrevorgaben und auch kein Dosenbierverbot beim Vorstellungsgespräch!“

Buchtitel: Century Media: Do It Yourself – Die Geschichte eines Labels

Autor: Christian Krumm

Verlag: Verlag Nicole Schmenk

Link: http://www.verlag-schmenk.de/

Seitenanzahl: 208 Seiten

Erscheinungsjahr: 2012

Auflage: Erstauflage April 2012

Buchform: Gebundene Fassung

ISBN Nummer: 978-3-940022-09-4

Wenn ich mit Leuten spreche, die nicht viel mit Metal am Hut haben und dann frage, ob sie ein paar Plattenfirmen aufzählen können, die im Metalbusiness tätig sind, dann ist meistens von dem Label Nuclear Blast Records die Rede. Seltener ist es jedoch, dass jemandem Century Media in den Kopf kommt, dabei hat das Label doch gerade für den deutschen Metal einen riesigen Stein aus den Weg geräumt und versucht, ganz unbefangen an das, was wir alle lieben ranzugehen – die Musik.

Um das jetzt zu ändern hat Christian Krumm das Label in seinem zweiten Buch Century Media: Do It Yourself – Die Geschichte eines Lalbels in fünfundvierzig Interviews bis aufs Letzte auseinandergenommen und die Aussagen der Weggefährten des Labels in chronologischer Reihenfolge akribisch neu angeordnet, sodass der Leser die Geburtsstunde Century Medias vor 24 Jahren in Wort und Bild wiedergegeben bekommt.

So entstand nun aus der Band Despair beziehungsweise aus deren Ex-Sänger Robert Kampf in mühsehliger Kleinarbeit ein für damalige Zeiten sehr unkonventionelles Label, welches sich auf keinen Fall festlegen wollte und die Künstler so wahrnahm, wie es im Business so gut wie keiner tat – nämlich so, wie jeder Künstler selbst ist. Keine brachialen Schienen, keine Genrevorgaben und auch kein Bierdosenverbot beim Vorstellungsspiel.

Witzig und mit vielen Zitaten der interviewten ”Zeitzeugen” (Bandmitglieder wie Cristina Scabbia (Lacuna Coil), Devin Townsend (Devin Townsend Project), Hans Rutten (The Gathering); den Labelkollegen von Nuclear Blast, Journalisten und natürlich den Mitarbeitern von Century Media Records selbst) wird diese Geschichte von damals bis aktuell sehr gut verpackt. Als Auflockerung und um das Thema ein wenig zugänglicher zu machen, berschreibt der Autor immer wieder kurze Bandstories und wirft diese zwischendrin ein. So erhält der Leser nicht nur die Sicht eines Labels, man versteht dadurch viel besser, wie es zu welchem Umstand gekommen ist. Sicherlich sind die ”Bandportraits” für einen Fan sehr kurz geraten, doch es geht in Do It Yourself schließlich um Die Geschichte Eines Labels und nicht um die einer Band.

Dabei zeigt Century Media keine Scham, um auch über die nicht so tollen Zeiten zu sprechen, so ist das Label zum Beispiel durch die Verpflichtung der Band Cro-Mags und durch eine sehr aufwendige PR-Aktion für deren Album Alpha Omega ganz knapp dem Ruin entkommen. Ebenso leugnet man nicht die Ungereimtheiten, die zeitweise zwischen den Büros in Los Angeles und Dortmund stattfanden. Durch diese für mich als sehr ehrlich klingenden Beschreibungen und den Mut zur Selbstkritik sorgt Century Media dafür, als Label greifbarer/menschlicher zu wirken.

Als kleines Sahnestück sind für mich die Teile, in denen von den Firmeninternas gesprochen wird, so erzählt Maximilian Topp (A&R Century Media) darüber, welche Art von Bands er gerne promotet und dass man als Mitarbeiter noch immer eine Befriedigung spürt, wenn eine Band sich besser verkauft als zuerst erwartet.

Fazit: Absolut lesenswert! Christian Krumm beschreibt in seinem Werk Century Media: Do It Yourself – Die Geschichte Eines Labels die Geschichte des dortmunder Labels sehr bildhaft und so, dass man das Buch auch als „Nicht-Gerne-Leser“ "verschlingen" mag. Doch ist hier nicht von einem Buch für den Metal-Fan allein die Rede, sondern auch für alle, die gerne mal einen Blick hinter die Kulissen der Szene werfen möchten, denn der Autor beschreibt durch die immer wieder eingeworfenen Bandportraits den ein oder anderen Hintergrund hinter den Klischees, die die Metal-Szene bis heute pflegt. Für meinen Geschmack ist das Buch eindeutig ein Kauftipp!
Kai R.
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