Christmas Tour – Orphaned Land & Support am 23.12.2015 in der Kulturfabrik, Krefeld

“Ein sehr authentischer Headliner“

Eventname: Christmas Tour

Headliner: Orphaned Land

Vorband: Devilusion

Ort:
Kulturfabrik, Krefeld

Datum: 23.12.2015 / Einlass: 19:00 Uhr / Beginn: 20:00 Uhr

Kosten: 18,00 € VK, 20,00 € AK

Genre: Oriental Metal, Progressive Metal, Metal

Besucher: ca. 250 Besucher

Veranstalter: Kulturfabrik Krefeld e. V. (http://www.kulturfabrik-krefeld.de/)

Link: https://www.facebook.com/events/109000372775645/

Setlisten:

  1. Intruder
  2. Almighty Hypocrites
  3. Walking Dead
  4. Raising Hell
  5. Crown Of Gold
  6. Creeping Death

  1. Mabool – The Flood
  2. All Is One
  3. The Simple Man
  4. Let The Truce Be Known
  5. Barakah
  6. The Kiss Of Babylon
  7. Brother
  8. Birth Of The Three
  9. Olat Ha‘ Tamid
  10. Ocean Land
  11. Sapari
  12. El Meod Na’ala
  13. In Thy Never Ending Way

Zugaben

  1. The Beloved’s Cry
  2. Norra El Norra
  3. Ornaments Of Gold

2015 12 23 - Konzertplakat

Dass einige Eventlocations im Ruhrgebiet vorher einen ganz anderen Zweck hatten, wusste ich ja vorher schon (z. B. die Turbinenhalle, das Resonanzwerk und die Drucklufthalle in Oberhausen oder der Landschaftspark Nord mit seiner Gebläsehalle in Duisburg). Gar nichts mit Stahl hat allerdings der ehemalige Nutzungszweck der Kulturfabrik in Krefeld zu tun. Wie ich bei einer spontanen Backstageführung mit dem stellvertretenden Vereinsvorsitzendenden des Kulturfabrik e. V. (ein ganz dickes Dankeschön noch einmal an Wolfgang) erfuhr, war in den noch großteils erhaltenen Mauern früher ein Schlachthof untergebracht. Einige Zeitzeugen sind auch noch sichtbar, aber in den ehemaligen Kühlräumen wird jetzt Equipment gelagert, und die große Waage ist schon lange nicht mehr in Betrieb. Heute dient sie als Kulisse für den Backstagebereich, in dem sich die beiden Bands noch auf ihren Auftritt vorbereiten. In einem kurzen Gespräch mit Kobi Farhi, dem Sänger von Orphaned Land, der mich im Übrigen sehr beeindruckt hat, verrät dieser, dass er in diesem Jahr zum ersten Mal Weihnachten in Deutschland verbringen wird und die deutschen Weihnachtsbräuche sehr mag. Alle sind sehr entspannt, und auch die Zuschauer, die sich nach und nach in der kleineren Halle einfinden, sind alle in guter Stimmung und freuen sich auf die beiden Bands, die heute spielen sollen.

Kulturfabrik Krefeld
Kulturfabrik Krefeld

Los geht es überpünktlich um kurz vor 20:00 Uhr mit Devilusion, die heute ein Heimspiel haben. Mittlerweile dürfte es das fünfte Mal sein, dass ich die Männer aus Krefeld mit ihrem griechischen Frontmann Manos Fatsis live erlebe, aber das ist definitiv der beste Auftritt, den ich bislang von ihnen gesehen habe. Da nur eine halbe Stunde Spielzeit zur Verfügung steht, werden gar nicht viele Worte gemacht, sondern es geht gleich mit Intruder, dem ersten Track der EP Devilusion aus 2015 voll nach vorn. Ein außerordentlich gut gelaunter Manos Fatsis entschuldigt sich wieder einmal dafür, dass er noch nicht so gut Deutsch spricht, aber da wir alle auch der englischen Sprache mächtig sind, verstehen wir schon, was er von uns will: mitsingen, anfeuern, Spaß haben! Und das haben augenscheinlich auch diejenigen, die wohl eigentlich nur für Orphaned Land gekommen sind. Bei der klasse Leistung, die Devilusion mal wieder abliefern, wäre alles andere auch unverständlich. Und da die Männer wissen, was sie können, haben sie sich nach The Four Horsemen, den es heute mal nicht zu hören gibt, den nächsten Metallica-Track vorgenommen und liefern mit Creeping Death nach einer viel zu kurzen Setlist einen mehr als würdigen Abschluss.

2015 12 23 - Devilusion
2015 12 23 – Devilusion

Die Band Orphaned Land erlebe ich heute zum ersten Mal live. Am Vortag waren sie noch im Turock in Essen aufgetreten, und ein Mädchen aus dem Publikum erzählt mir, dass sie auch die Show in Essen besucht hat, obwohl sie am nächsten Tag, also heute, Frühschicht hatte. War sie also am Dienstag in Essen, ist dann zur Frühschicht gegangen und ist heute Abend hier in Krefeld, um sich Orphaned Land noch einmal anzusehen. Respekt dafür! Ich kann allerdings eins schon vorab sagen: Nach der Show habe ich mich geärgert, nicht auch in Essen dabei gewesen zu sein. Schon vor der Show habe ich in Kobi Farhi einen sehr entspannten Frontmann von Orphaned Land erlebt, und auch auf der Bühne ist das nicht anders. Nichts mit Showgehabe oder irgendwelchen ausufernden Gesten, sondern „einfach nur“ ein Mann und ein Mikrophon. Und auch die anderen Bandmitglieder konzentrieren sich, bis auf einige Headbanging-Einlagen, voll auf die schöne Musik. Nur Bassist Uri Zelcha scheint genauso gern dem Headbanging zu frönen wie dem Saiten zupfen, bei ihm fliegt die Matte definitiv sehr oft 😀

2015 12 23 - Orphaned Land
2015 12 23 – Orphaned Land

Bei bislang sechs veröffentlichten Alben kann man natürlich für die Setlist aus dem Vollen schöpfen, und das tun Orphaned Land auch. Von allen Alben werden Songs gespielt, und so kann man auch sehr gut den Wandel in der musikalischen Ausrichtung der israelischen Band miterleben. Größtenteils gibt es zwar Klargesang auf die Ohren, aber es gab auch mal Phasen, in denen Kobi Farhi gegrowlt hat, was den Songs aber nichts von ihrer beeindruckenden Tiefe und Schönheit nimmt. Und obwohl der Großteil des Publikums sich sowieso schon bei den orientalischen Klängen hin- und herwiegt, werden wir dann von Kobi Farhi aufgefordert, eine Bauchtanzeinlage hinzulegen, und zwar nicht nur die Frauen sondern auch und gerade die Männer im Publikum. Da auch ich längst der Band erlegen bin, mache ich, so gut es eben geht, mit und habe meinen Spaß dabei. Und es wird noch sportlicher, denn auch Mithüpfen ist das ein oder andere Mal angesagt. Da hätte ich gern mal den Blick von der Bühne gehabt 😀

2015 12 23 - Orphaned Land
2015 12 23 – Orphaned Land

Ich hatte es vorher schon erfahren, nun ist es also so weit. Für einen Song kommt als zusätzlicher Gitarrist Marcus Siepen von Blind Guardian auf die Bühne. Zu diesem Gastauftritt ist es dadurch gekommen, dass Kobi Farhi während eines Urlaubs in Brasilien durch seine Frau auf die Musik von Blind Guardian aufmerksam gemacht wurde und sofort davon begeistert war. Es kam zu einer ersten Kontaktaufnahme und die Dinge nahmen ihren Lauf, der halt damit endet, dass er mit den Bandmitgliedern mittlerweile sehr gut befreundet ist und Marcus Siepen heute mit auf der Bühne steht. Man merkt Marcus Siepen richtig an, wie verlegen er ist, als Kobi Farhi ausdrücklich betont, wie „normal“, bodenständig und vollkommen geerdet die Männer von Blind Guardian trotz der weltweiten Erfolge geblieben sind. Diese Beschreibung könnte man dann wohl auch auf die Mitglieder von Orphaned Land übertragen.

2015 12 23 - Orphaned Land
2015 12 23 – Orphaned Land

Metalfans, die Orphaned Land kennen, wissen sicherlich, dass sich die Band seit Anbeginn ihrer Karriere dafür einsetzt, sämtliche Grenzen zu überwinden, und dies bezieht sich nicht nur auf die geographischen Grenzen. Wieder einmal betont Kobi Farhi, dass alle Menschen, egal welcher Rasse, welchen Geschlechts, welcher religiösen oder sexuellen Ausrichtung, gleich seien und keine Religion und kein Mensch besser oder schlechter sei, als der andere. Die Frage, ob Metal denn wohl die einzig wahre Religion sei, wird von uns im Publikum natürlich mit einem lautstarken „Yeah“ beantwortet 😀

2015 12 23 - Orphaned Land
2015 12 23 – Orphaned Land

Nach etwas mehr als einer Stunde ist dann das reguläre Set von Orphaned Land beendet, aber mit ausdauerndem Klatschen und „Orphaned Land„-Rufen kriegen wir die fünf Männer für den Zugabenblock noch einmal auf die Bühne. Aber auch dieser ist irgendwann einmal zu Ende, und so werden wir alle in die noch junge Nacht entlassen.