“Balingen hat nicht nur das Bang Your Head Festival“
Artist: Contracrash
Herkunft: Balingen, Deutschland
Album: Thy Kingdom Come
Spiellänge: 67:22 Minuten
Genre: Thrash Metal, Rock, Heavy Metal
Release: 23.01.2015
Label: Rockwerk Records
Link: https://www.facebook.com/CONTRACRASH
Bandmitglieder:
Gesang – Andy Ritter
Lead- und Rhythmusgitarren, Keyboards, Programmierungen – Matt Carviero
Rhythmusgitarren – Philipp Ettwein
Bassgitarre – Boris Müller
Schlagzeug – Sven Fischer
Tracklist:
Act I – Apocalypse Rising
- How It Feels To Burn
- Thy Kingdom Come Prt. I
- What If
- He That Is Without Sin
- Cast The First Stone
Act II – Born In Darkness
- Enter My Game
- With Fingers Crossed
- The Final Curtain
- Romans 13:1
- Higher Power
- Born To Survive (To Stand, Fall & Rise)
Act III – Carry The Fire
- Ashes To Ashes
- World Gone Wrong
- Army Of The Damned
- The Battle Of Fyrtrod
- Thy Kingdom Come Prt. II
Ich war doch sehr überrascht zu lesen, dass die Band Contracrash bereits im Jahr 2004 gegründet wurde. Es lag wohl vorrangig an einigen Umbesetzungen innerhalb der Band, dass bislang nur in 2009 das Debütalbum Goddamn Planet veröffentlicht wurde. Contracrash hat allerdings ansonsten nicht auf der faulen Haut gelegen, sondern schon über hundert Konzerte gespielt und auch im Jahr 2013 den vom Deutschen Rock und Popverband verliehenen Deutschen Hard Rock Preis 2013 erhalten. Am 23.01.2015 erscheint über Rockwerk Records das zweite Album Thy Kingdome Come. Hierbei handelt es sich um ein Konzeptalbum, in dem es, ganz kurz gesagt, um das beliebte Fantasy-Thema Gut gegen Böse geht.
Mit einem Trash Metal Gewitter begrüßt Contracrash den Hörer. How It Feels To Burn ist ein mächtiges Brett, in dem aber nicht gnadenlos von vorn bis hinten durchgeprügelt wird. Der zweite Song Thy Kingdom Come Prt. I erinnert mich ansatzweise an ältere Werke von Mnemic. Der instrumentale Part, der ab der dritten Minute einsetzt, lässt mein Kopfkino wieder mal anspringen und vor meinem geistigen Auge eine riesige Dampflok erscheinen, die langsam anfährt, die Räder drehen teilweise noch durch, und, wenn sie erst mal Fahrt aufgenommen hat, alles niederwalzt, was da so auf den Schienen liegt. Bei What If habe ich mir nur ein Kürzel aufgeschrieben, und zwar ATR, denn beim ersten Wechsel zwischen Klargesang und Shouts musste ich sofort an die richtigen guten Sachen von All That Remains denken. Auch der Stil des Songs mit seiner leichten Ausrichtung hin zum Metalcore zeigt mal wieder, wie variabel Contracrash sind, ohne dabei überfrachtet zu wirken. Und so geht es auch weiter. Nach dem mit einer halben Minute Spielzeit irgendwie fast untergehenden He That Is Without Sin geht es mit Cast The First Stone noch einmal in Richtung Metalcore weiter, aber irgendetwas packt Contracrash noch mit in den großen Zaubertranktopf, um nicht in diese eine Schublade gepackt zu werden. Kompliment! Sogar auf diesem Album, auf dem normalerweise Screams und Shouts, deftige Riffs und Doublebass-Attacken herrschen, gibt es dann unerwartet mit With Fingers Crossed eine Ballade. Die sehr schöne und klare Gesangsstimme wird hier nur begleitet von akustischer Gitarre und Geige. Hat sogar mich gepackt, und das will was heißen. Danach fährt man dann bei The Final Curtain mit noch leicht angezogener Handbremse. Hauptsächlich Klargesang, einige Shouts, kein Thrash, kein Core, einfach nur richtig guter Metal. Nach dem Instrumentalstück Romans 13:1, bei dem sich Matt Carviero mal an den Keyboards austoben durfte, wird das Tempo mit Higher Power wider Erwarten noch weiter zurückgenommen. Aber auch Downtempo-Songs können ja eine ungeheure Kraft ausstrahlen. Hier hört man auch zum ersten Mal die Stimme von Seamus, eine der Figuren aus der auf dem Album erzählten Geschichte. Der letzte Song im zweiten Akt ist Born To Survive (To Stand, Fall & Rise). Er fängt fast schon verträumt mit akustischer Gitarre an, aber das große Orchester verkündet dann den Übergang zu einem Soundgewitter an, für das sich Contracrash anscheinend noch einmal alle Kraft aufgespart haben. Wenn nicht noch der dritte Akt käme, würde ich sagen, das ist die Essenz des Albums und somit ein würdiger Abschluss. Aber es geht ja noch weiter. Und jetzt im dritten Akt das letzte Lied über 20 Minuten lang? Das dem Promopack netterweise beigefügte Booklet klärt mich dann aber auf, dass diese 20 Minuten in vier Teile gesplittet sind. Ich weiß jetzt leider nicht ganz genau, in welchem Teil was passiert, weil das Lied bei mir als ein Stück getaggt ist, aber der instrumentale Part ab ca. Minute sechs ist fast schon nervenaufreibend. Ein ständiges Hämmern, unterlegt mit großem Orchester. Dann hört das Hämmern abrupt auf, das Orchester spielt eine Sequenz, die aus einem Gruselfilm stammen könnte, bei dem man nicht weiß, wo das Monster gerade ist. So kann man dann nach diesen letzten Minuten konstatieren, dass der dritte Akt songtechnisch gesehen eine Komprimierung des gesamten Albums ist. Hier zeigt Contracrash noch einmal, was alles passieren kann, wenn man die richtigen Zutaten im richtigen Mischungsverhältnis in den großen Topf schüttet. Klasse aufgemacht ist im Übrigen auch das schon erwähnte Booklet, in dem zwischen den einzelnen Songtexten auch die Geschichte des Albums weiter erzählt wird. Für die großartigen Zeichnungen ist Eliran Kantor zuständig gewesen, der auch schon Cover Artworks für Bands wie Testament, Iced Earth oder Hatebreed geliefert hat.