„Mensch-Maschine“
Artist: Cyborg
Herkunft: Hamburg, Deutschland
Album: Mensch
Spiellänge: 21:41 Minuten
Genre: Neue Deutsche Härte, SciFi Metal
Release: 05.06.2015
Label: Eigenproduktion
Link: http://www.cyborgband.com
Bandmitglieder:
Gesang – Micha
Gitarre – Peer
Bassgitarre – Philipp
Schlagzeug – Basti
Tracklist:
1. B4 log 00101010
2. Biosphäre4
3. Utopia
4. Rot zu Blau
5. Mutterschiff
6. Cyborg
Als ich das erste Mal die EP Mensch der Hamburger Band Cyborg anschmiss, dachte ich ganz kurz: „Mensch, das klingt ja total wie Eisregen.“ Wenige Augenblicke später kommt meine Freundin rein und fragt verblüfft: „Ich dachte du schreibst eine Rezension und jetzt hörst du Kraftwerk?“. Und ja – mit diesen scheinbar krassen Gegensätzen ist das Spielfeld von Cyborg auch schon ziemlich gut umrissen. Thematisch fühlte ich mich ziemlich an die Kurzgeschichte „Madensack – ein einsames und trauriges Stück treuherziger Nekrophilie“ von Michael Tillmann erinnert; auch dort wird eine dystopische Wirklichkeit zwischen menschlichen Wünschen und maschineller Kälte entworfen.
Nun wurde vielleicht schon deutlich, dass sich Cyborg ziemlich vieler verschiedener Einflüsse bedienen. Dennoch behaupte ich, solche Musik so noch nicht gehört zu haben: Elektronische Sounds, Klangflächen und Beats treffen auf eine klassische Metal-Kombo. Dabei wird alles Natürliche gerne immer wieder verfremdet, so dass man die Stimmen der Band beispielsweise nur seltenst – dann aber thematisch passend – in natura vernehmen kann. Das Ganze fügt sich sehr harmonisch zusammen und das (relativ rigide) Konzept der Band wird hier bis ins Letzte verfolgt und kohärent umgesetzt.
Besonders bemerkenswert ist, wie die Jungs es trotz ihres eigenwilligen Sounds schaffen, überaus hartnäckige Ohrwürmer zu kreieren. Nach dem kurzen Intro mit dem merkwürdigen Titel B4 log 00101010 starten sie direkt mit zwei sehr starken Songs in die EP: Biosphäre4 und Utopia sind – bedenkt man den Rahmen – unverschämt eingängig und kokettieren geradezu mit etwas Pop-Appeal. Auch die folgenden Songs wissen zu überzeugen, den rechtmäßigen Höhepunkt und Abschluss des Albums liefert aber das selbstbetitelte Stück der Band, das nach einem etwas zurückgenommenen Intro plötzlich in einen großen, hymnischen Chor mündet und dann noch einmal alle Stärken der Band kombiniert.