Das Interview mit Stephan Wandernoth Gitarrist von Dead Eyed Sleeper zum aktuellen Album Gomorrh

Artist: Dead Eyed Sleeper

Herkunft: Deutschland

Genre: Death Metal

Link: https://www.facebook.com/DeadEyedSleeper/

Bandmitglieder:

Gesang – Sam Anetzberger
Gitarre – Peter Eifflaender
Gitarre – Stephan Wandernoth
Bassgitarre – Thomas Amann
Schlagzeug – Corny Althammer

Dead Eyed Sleeper 2016 cover

Time For Metal / Rene W.:

Hallo Dead Eyed Sleeper,

wir sind heute für ein kleines Interview zusammengekommen. Ihr habt Dead Eyed Sleeper vor 22 Jahren gegründet und geht mit dem neuen Werk Gomorrh in die vierte Runde.

Als erstes möchte ich daher mehr über Gomorrh erfahren. Wann entstanden die ersten Ideen, wie muss man sich eine Proberaum-Session vorstellen, und woher kriegt Ihr die Geistesblitze für neues Material?

Dead Eyed Sleeper / Stephan:

Die ersten Ideen für das Album sind schon vor ein paar Jahren entstanden. Wir lassen uns meist ordentlich Zeit mit dem Material, was verschiedene Gründe hat. Viele von uns haben inzwischen Familie und da wird es eben immer schwerer alles unter einen Hut zu bekommen. Wir haben für Gomorrh schon einige Songs vor ca. 2-3 Jahren fertig gehabt. Diese haben uns aber noch nicht zu 100% zufrieden gestellt und somit haben wir sie kurzerhand wieder komplett zerpflückt und neu arrangiert.

Time For Metal / Rene W.:

Beim Songwriting geht jede Band anders an neue Stücke heran. Gibt es bei Euch ein Mastermind, oder werden beim Brainstorming die besten Ansätze von allen herausgefiltert, die schlussendlich zu neuen Liedern führen?

Dead Eyed Sleeper / Stephan:

Wir schreiben die Songs meist zu dritt. Das heißt, dass wir Gitarristen oder unser Drummer mit ganzen Songs in den Proberaum kommen oder diese schon zuhause als Demo aufgenommen haben. Dann probieren wir im Proberaum solange herum, bis wir alle zufrieden sind. Und manchmal kann das leider Jahre dauern. Sam, unser Sänger, kam dann irgendwann mit der Idee an, die Gedichte von Trakl etc für die Texte zu verwenden. Das war eine Art Initialzündung für das Album und hat das Songwriting quasi abgerundet. Die Songs und die Gedichte griffen bei den ersten Versuchen mit dem Textmaterial so gut ineinander, dass es schon fast unheimlich war. Die Texte und die Musik lassen nun tatsächlich Bilder entstehen. Es war wie für uns gemacht.

Time For Metal / Rene W.:

Neben Dead Eyed Sleeper seid Ihr auch weiterhin bei Ahab und Fragments Of Unbecoming aktiv. Wie schwer ist es, allen Interessen gerecht zu werden, und wie werden Terminüberschneidungen frühzeitig vermieden?

Dead Eyed Sleeper / Stephan:

Wir hatten bisher tatsächlich das Glück, dass es sehr wenige Überschneidung in der Terminplanung gab. Das liegt aber vor allem daran, dass wir mit Dead Eyed Sleeper sehr selten live spielen. Wir müssen hier natürlich wirklich darauf achten, dass es keine böses Blut gibt wegen irgendwelchen Überschneidungen in Probe- oder Liveterminen. Da wir mit Ahab seit ein paar Jahren im Dead Eyed Sleeper Proberaum eingezogen sind und uns somit auch den Proberaum teilen, probieren wir so gut es geht vorauszuplanen. Wir haben einen gemeinsamen Kalender angelegt und teilen uns Probewochenenden Tageweise auf. Der Vorteil ist natürlich, dass wir uns schon alle seit Jahrzehnten kennen, alle miteinander befreundet sind und wir somit inzwischen gelernt haben auch mal eine Auseinandersetzung zu verkraften.

Time For Metal / Rene W.:

Um wieder auf Gomorrh zurückzukommen, den Silberling habt Ihr im Rama Studio in Mannheim aufgenommen. Jetzt bitte ich Euch, die einzelnen Produktionsprozesse etwas näher zu erläutern.

Dead Eyed Sleeper / Stephan:

Genau, wir hatten uns diesmal das Rama Studio in Mannheim gewählt. Ich kenne Jens vom Rama inzwischen schon ein paar Jahre und konnte auch durch die Aufnahmen mit Ahab ein gutes Bild bekommen, wie er arbeitet und welche Möglichkeiten wir im Rama haben werden. Mit den Sleepern war es uns bei den Aufnahmen besonders wichtig, dass wir einen Produzenten und ein Studio finden, dass uns einen erdigen und druckvollen Sound verpasst, einen Sound der nicht wie auf jedem anderen hochpolierten Metalalbum klingt. Es sollte räudig sein und schmutzig und unsere neuen Songs und die Stimmung dieser und der Texte einfangen und ich finde, das hat Jens bei der Produktion von Gomorrh absolut geschafft.

Wir hatten uns dazu entschieden, dass wir einige Instrumente Live einspielen und somit haben wir letztendlich direkt beide Gitarren in einem Raum und live aufgenommen. Wir mögen das Feeling, dass die Songs bei unseren Proben entwickeln sehr gerne und wollten dies auch irgendwie wieder im Studio einfangen. Somit haben wir uns für den Weg, des Semi-Live-einspielens, entschieden.

Zudem hat es uns gereizt mit Jens zu arbeiten, er und das Rama sind jetzt kein klassisches Studio für Metalproduktionen. Im Rama wird noch bzw. wieder viel mit analoger Technik gearbeitet und das mögen wir sehr. Die Jungs dort haben diese geile Auswahl an alten Amps und Boxen und haben einfach Bock auch mal was verrücktes auszuprobieren und somit war dies für uns die erste Wahl.

Time For Metal / Rene W.:

Wie muss man sich das Material vorstellen, das Ihr mit ins Studio nehmt? Sind es rohe Diamanten, die noch geschliffen werden müssen, oder stehen die Kompositionen im Großen und Ganzen und müssen nur noch auf Konserve gebracht werden?

Dead Eyed Sleeper / Stephan:

Das ist recht schnell beantwortet. Wir gehen mit fertigen Songs ins Studio. Alle writing-sessions und arrangements sind bereits vorher im Proberaum abgeschlossen.

Time For Metal / Rene W.:

Ich war ehrlich gesagt verwundert, dass Ihr Gomorrh als Eigenproduktion am 19.03.2016 veröffentlicht habt. Ergab sich keine Zusammenarbeit mit einem Label, oder wolltet Ihr bewusst alle Zügel in der Hand behalten?

Dead Eyed Sleeper / Stephan:

Wir haben mit unserem letzten Album Observing Oblivion die Zusammenarbeit mit Supreme Chaos Records beendet. Ich muss aber auch sagen, dass wir immer noch sehr netten Kontakt zu Robby und unserem alten Label haben und er uns auch in gewissen Dingen auf Gomorrh unterstützt hat.

Wir haben uns also sehr bewusst dazu entschieden wieder alles selbst in der Hand zu haben. Wir haben kein einziges Demo an ein Label geschickt. Wir sahen für unsere Art von Musik und für das was uns mit Gomorrh vorschwebte keinen Anlass sich ein Label zu suchen. Wir sind einfach eine kleine Undergroundband und somit können wir auch wieder alles selbst in die Hand nehmen.

Time For Metal / Rene W.:

„Wer einmal gerne in der Hölle Schlittschuh fahren möchte, sollte Gomorrh im Gepäck haben. Die Platte schafft es, selbst beim Herrscher der Unterwelt das wärmende Feuer auszupusten.“ Das war meine sinnbildliche Beschreibung, die ich nach den ersten Höreindrücken bekommen habe, nachdem mir die frostigen Death Metal-Salven um die Ohren flogen. Eine Metapher, die Ihr so stehen lassen würdet?

Dead Eyed Sleeper / Stephan:

Was soll ich sagen, damit hast du absolut ins Schwarze getroffen! Danke fürs aufmerksame zuhören.

Time For Metal / Rene W.:

Die wohl wichtigste Info in jedem Interview ist für unsere Leser wohl die Frage nach kommenden Shows. Habt ihr bereits Konzerte oder Festival-Auftritte geplant, um das neue Material live vorzustellen?

Dead Eyed Sleeper / Stephan:

Wir hatten zum Release des Albums zwei Shows bei uns in Süddeutschland gespielt. Jetzt wird es aber gerade wieder ziemlich ruhig um unsere Liveaktivitäten. Wir möchten dieses Jahr noch ein paar Einzelshows spielen, viele werden es aber nicht werden.

Time For Metal / Rene W.:

Ich bedanke mich für die offenen Worte und wünsche Euch auch weiterhin viel Spaß. Das letzte Wort gehört Euch, und Ihr könnt es ganz frei an Eure Fans und unsere Leser richten.

Dead Eyed Sleeper / Stephan:

Wenn ihr auf verrückten Death Metal steht, gebt uns eine Chance. Danke für das Interview und die Aufmerksamkeit. Wer mit dem Lesen bis hier her gekommen ist ist ein guter Mensch 😉