Die Apokalyptischen Reiter am 13.05.2012 in der Essigfabrik in Köln

„Mit den Apokalyptischen Reitern einmal um die ganze Welt“

Band: Die Apokalyptischen Reiter

Vorbands: Malrun & Kontrust

Location: Essigfabrik, Köln

Homepage: http://www.essig-fabrik.de/

Datum: 13.05.2012

Einlass: 19:45 Uhr / Konzertbeginn: 20:00 Uhr

Kosten: VVK: 19 €; AK: 25 €

Besucher: ca. 600

Veranstalter: All Areas Entertainment

Setlisten:

Malrun
Kontrust
Die Apokalyptischen Reiter
  1. Face of the Unknown
  2. Shadowborn
  3. The Pledge
  4. New Blood
  5. The Iron March
  6. Bloody Mary
  7. The Jovian Transit
  8. Yoke of Stone
  9. Trim the Fat
  1. Adrenalin
  2. Rasputin
  3. Dancer In The Sun
  4. Hocus Pocus
  5. 1K1
  6. E-Yo
  7. Bomba
  1. … vom Ende der Welt
  2. Wahnsinn
  3. Unter der Asche
  4. Riders on the Storm
  5. Es wird schlimmer
  6. Revolution
  7. Der Adler
  8. Wir reiten
  9. Die Boten
  10. Die Schönheit der Sklaverei
  11. Vier Reiter stehen bereit
  12. The Fire
  13. Nach der Ebbe
  14. Komm
  15. Iron Fist
  16. Seemann
  17. Reitermania

Zugabe 1:

  1. Das Paradies
  2. Elfriede
  3. Roll my Heart

Zugabe 2:

  1. Die Sonne scheint

An einem Sonntagabend ist normalerweise ja nicht so viel los. Das Wochenende ist fast vorbei und die neue Arbeitswoche steht vor der Tür, die meisten Leute bleiben an so einem Tag zu Hause und genießen die letzten freien Stunden. Nicht so CyR4S und Piety von Time For Metal! Denn heute findet in der Kölner Essigfabrik der Abschluss der The Greatest Of The Best-Tour der Apokalyptischen Reiter (das Review zum Best-Of-Album findet ihr hier) statt. So nehmen wir die knapp 60 Kilometer lange Reise in „feindliches“ Gebiet gerne in Kauf und begeben uns gegen 18:30 Uhr auf große Fahrt in Richtung Köln.

Die Parkmöglichkeiten vor der Essigfabrik sind äußerst großzügig. Zumindest an Wochenenden, da hier einige Parklplätze bzw. Flächen zur Verfügung stehen, die unter der Woche von den ansässigen Firmen genutzt werden. Schon von Weitem ist unschwer erkennbar, dass heute eher dunklere Musik in der Essigfabrik zu hören sein wird, denn vor der Location hat sich bereits eine große Traube schwarzgekleideter Metalheads eingefunden, die – von der Security immer mal wieder neu in Reih und Glied gebracht – auf Einlass wartet. War der Einlass nicht für 19 Uhr festgesetzt? Laut Plakat und Webseite der Location ist dies zumindest so geplant gewesen. Aber wie es dann immer so kommt, verzögert sich das Ganze auf etwa 19:45 Uhr. Macht aber auch nichts, denn der Einlass geht schnell und problemlos und die Halle ist gut zugänglich, sodass schon eine viertel Stunde später die erste Vorband, Malrun, beginnen kann.

 

Malrun

Die fünf Jungs, die vor zwei Monaten ihr zweites Album The Empty Frame herausgebracht haben (das Review findet ihr hier bei uns), spielen eine Mischung aus Modern Metal, Rock und Alternative und wissen durch einfallsreiche Songs, gut gespielte Instrumente, klasse Gesang und eine Menge Charm und Witz zu begeistern. Das anfangs noch etwas steife Publikum kommt so doch recht rasch in Bewegung, was besonders durch das kurze Erscheinen der Apokalyptischen Reiter mit nackten Oberkörpern und mit Handtuchumwickelten Lenden, begünstigt wird.

Hier wird ganz klar: die Stimmung unter den Bands ist sehr freundschaftlich und wie Jacob, der Sänger von Malrun, es beschreibt, oft auch nach Konzertende noch feucht-fröhlich („Die können saufen, die Reiter!„). Aber so muss es ja auch sein, denn nur so kann sich diese gute Stimmung wunderbar auf die anwesende Hörerschaft, die es zwischenzeitlich sogar zu einem Moshpit gebracht hat, übertragen. Aber nicht nur der guten Stimmung, nein, auch der musikalischen Leistung von Malrun ist diese gute Laune des Publikums zu verdanken. Jacob, der nebenbei ein sehr gutes Deutsch spricht (angeblich hat er dies durch intensives Studium der Sesamstraße in seiner Kindheit erlernt) zeigt, dass er auch live keine Probleme hat, das umzusetzen, was er bereits auf der Platte eingesungen hat – so kommen Shouts sowie Clean Vocals in einer einmalig guten Qualität rüber, die ganz klar zeigen, dass Malrun durchaus auch in der Lage sind, eigene Headliner-Shows zu spielen. Auch der Rest der Band macht seinen Job bestens und hat so den Applaus am Ende redlich verdient.

 

Kontrust

Es folgt – welch Überraschung – die Umbaupause vor der nächsten Band, Kontrust. Diese nutzen wir, um uns an einer der beiden Bars Getränke zu holen. Der Preis liegt mit 3 € für eine einfache Cola (+ 50 Cent Becherpfand) noch im oberen Normalbereich. Und auch die Toiletten werden kurz inspiziert, wobei hier doch schon zu sehen ist, dass diese bereits durch einige Personen vor uns benutzt wurden. Naja, gewisse „Kritikpunkte“ muss es ja schließlich auch geben.
 

Gegen 21 Uhr ist die Bühne dann für die sieben Österreicher von Kontrust bereit. Die Preisträger des Austrian Newcomer Award von 2006 und des Amadeus Austrian Music Award in der Kategorie Hard & Heavy von 2010 versuchen, mit einer interessanten Crossover-Form und einer spaßigen Bühnenshow die Herzen und Ohren des Publikums zu gewinnen. Und größtenteils gelingt ihnen das auch. Die Songs, welche zum Teil ihrem aktuellen Album Second Hand Wonderland entstammen (das Review zum Album findet ihr hier), sind nicht so ganz ernst zu nehmen, machen aber unglaublich Laune und zaubern so einigen ein Lächeln aufs Gesicht. Instrumental sind Kontrust auf jeden Fall interessant, aber dennoch top und auch die Gesangsleistung von Agata und Stefan ist abwechslungsreich und stets passend. Von kleineren Shouts über Reggae-ähnlichen Gesang im Stile von Skindred und kräftigeren Gesangsparts à la Guano Apes ist fast alles dabei. Daumen hoch für diese ausgesprochen erfrischende Art der Musik, die genau das ist, was bisher oft gefehlt hat: frech, peppig, innovativ und mit hohem Ohrwurmcharakter. Aber auch beim Auftritt der Österreicher lassen sich Die Apokalyptischen Reiter einen Bühnenbesuch nicht nehmen und bringen mit interessanten Verkleidungen viel Witz und Freude mit. Zwischenzeitlich fühlt man sich doch wie ein Kindergartenkind beim Kasperletheater – man staunt und lacht und behält den gesamten Auftritt positiv in Erinnerung.
 

Die nächste Umbaupause vergeht recht schnell, sodass um 22 Uhr endlich der langersehnte Headliner, Die Apokalyptischen Reiter, die Bühne entern kann. Und es beginnt erstmal geheimnisvoll. Zu sehen ist… nichts. Keine Reiter, dafür aber ein grau-weißer Vorhang, der die Bühne verdeckt, dahinter sieht man kleinere grüne Lichtquellen und es ertönt eine Stimme, die den Zuhörer ermahnt und noch mal daran erinnert, dass die Welt für alle Menschen jeder Hautfarbe und jeder Gesinnung Platz hat und Kriege gänzlich unnötig sind. Nach etwa 3-5 Minuten fällt der Vorhang und Die Apokalyptischen Reiter zeigen, was sie können. Jeder Riff, jeder Taktwechsel, jede Gesangseinlage passt. Die Fans sind außer sich. Auch das Verhalten der Band auf der Bühne gleicht einem modernen Theater: Dr. Pest erfreut sich in seinem knappen Lederoutfit an seiner Schaukel sowie an dem Gebrauch einer Peitsche, Fuchs wechselt ab und an die „Kostüme“ und bedient sich gleich zwei Mal an der Papierschnipsel-Kanone, mit der er viele blütenförmige Papierteilchen in das Publikum wirbelt. Das alles scheint schon ziemlich verrückt, doch es geht noch schlimmer (…schlimmer als es ist), denn mittendrin stürmen die Vorbands die Bühne und man sieht auf einmal so einiges – u.a. einen komplett entblößten Körper, der dann doch ganz schnell mit einer zuvor geschwenkten Flagge verdeckt wird – zu spät, denn man hat schon alles gesehen. 😉

Zwischenzeitlich verschwinden die Vorbands von der Bühne, jedoch kommen Jungs von Malrun zurück, um zumindest einmal – zum Abschluss der Tour mit den Apokalyptischen Reitern – durch die Menge zu surfen.

Und die Show geht weiter. Passend zum Song Seemann wird eine mutige Seemannsbraut aus dem Publikum gesucht, die auf einem Schlauchboot durch die Menge getragen werden soll. Doch unsere Seemannsbraut hält nicht lange durch und verschwindet in der wogenden Menge – zum Glück, ohne zu Schaden zu kommen. Die Stimmung ist den ganzen Abend herzlich und hält sich auf diesem Niveau. Fuchs, der Sänger der Apokalyptischen Reiter, könnte es sich leicht machen und das Publikum mitsingen lassen, denn es scheint, als kenne jeder den Text und singe aus vollem Halse mit. Nach vier Songs als Zugabe ist die Show dann zu Ende und das Publikum geht beschwingt seiner Wege. Ein gelungener Abend!

Fazit: Es gibt selten solche Abende, an denen man so gut wie nichts zu meckern hat, doch der heutige Abend kann ganz klar dazugezählt werden. Der Sound war bombastisch, die Bands waren spielerisch außerordentlich genial, Gleiches gilt für die gespielten Songs und die generelle Stimmung von Publikum und Bands. Danke an Malrun, Kontrust, Die Apokalyptischen Reiter, die Essigfabrik und natürlich auch an das Kölner Publikum für diesen unvergesslichen Abend!