Die Vorboten – Existenz

“Kraut-Metal gehört in jedes CD-Regal!“

Artist: Die Vorboten

Album: Existenz

Spiellänge: 44:47 Minuten

Genre: Kraut-Metal (Wismarer Industrial Metal)

Release: 09.11.2012

Label: Sonic Attack Records

Link: http://www.dievorboten.de

Bandmitglieder:

Gesang – Karsten Palitschka
Gitarre – Thomas Mende
Bass – Stephan Schuster
Keyboard – Philpp Krätzer
Schlagzeug – Florian Hermann

Tracklist:

  1. Regelwerk
  2. Monotony
  3. Schneller
  4. Existenz
  5. Massenmedien
  6. Menschenfresser
  7. Zum Meer
  8. Ein Funke
  9. Ehrgeiz
  10. Krautsinfonie Cis-Moll Op. 2
  11. Schuld
  12. Schlachtbank
  13. Trägheitszeit
  14. Jung & Alt
DieVorboten_Existenz_Cover

Die Kraut-Metaler von Die Vorboten aus Wismar haben endlich wieder ein komplettes Album für den Musikmarkt auf Lager. Es handelt sich hierbei um den 14-Song-Silberling Existenz, der mit knapp 45 Minuten Spiellänge den Metal-Fan überzeugen möchte. Die wortgewandten Wismarer sollten den Time For Metal-Hörern kein Fremdwort sein, da bereits einige Songs im Radio rauf und runter gelaufen sind, wie zum Beispiel Zum Meer, Hauptstadt (vom Vorgänger-Album) und Ehrgeiz. Nun denn, los geht’s mit dem Kraut-Metal der 2009 gegründeten Band!

Gestattet mir eine kleine Bemerkung, bevor ihr dieses Review weiter lest: ich habe dummerweise während des Reviews nicht die offizielle Song-Reihenfolge des Albums gehabt und daher wird die Rezension etwas wirr erscheinen, wenn man nebenbei auf die Tracklist schaut. Seht euch dieses Review also bitte unabhängig von der Tracklist an. Danke für euer Verständnis.

Ehrgeiz sollte, wie gesagt, den Hörern unseres Radios ein Begriff sein, doch für die Unwissenden gibt es hierzu eine kurze Zusammenfassung: Nur weil in der Genre-Bezeichnung das Wort „Industrial“ vorkommt, muss die Musik von Die Vorboten noch lange nicht langsam und langweilig sein. Ganz im Gegenteil wird hier schon ordentlich gefetzt und sowohl musikalisch als auch textlich voll ins Schwarze getroffen. Ein Funke kommt als Lied Nummer Zwei ein wenig gediegender daher, überzeugt aber ebenfalls mit lyrischen Qualitäten. Doch eines der großen Highlights ist der Titelsong Existenz: Unglaublich wortgewandt ist bereits das aus Sprechgesang bestehende Intro des Liedes, doch auch Strophen und Refrain sind wohldurchdacht. Musikalisch geht es auch wieder gut ab, vor allem im Refrain, dass man kaum seinen Ohren trauen mag, denn diese Härte kannte selbst ich noch nicht von der Band.

Die Krautsinfonie Cis-Moll Op. 2 ist nichts anderes als ein kleines Midtro, das von einem gesellschaftskritischen Lied namens Massenmedien abgelöst wird. Diese inhaltsreichen Texte lassen sich nicht oft genug erwähnen und überzeugen sowie faszinieren mich genau so wie die Musik von Die Vorboten. Weitere Songs mit dem Buchstaben M folgen: Menschenfresser, ein überaus interessanter Titel, der Platz für Interpretationen gibt, und Monotony, bei dem sich Die Vorboten kräftig über die Eintönigkeit des Lebens auslassen.

Nach zwei weiteren Songs, kommen wir endlich zu einem der bekanntesten Songs der Band: Schneller! Dieses Lied ist weit im zweistelligen Bereich, wenn es darum geht, wie oft es in unserem Radio lief. Riffs und Lyrics sind sehr eingängig und gehen runter wie Öl, das Hörspaß und Denkanstoß zugleich gibt. Einfach ein tierisch genialer Song, den man nicht nur einmal hören möchte. Sehr abstrakt geht es mit der Nummer Schuld weiter, welche sich doch sehr offen interpretieren lässt, wie ich finde. Weder dieses Stück, noch das nächste, Trägheitszeit, passen so richtig in das musikalische Konzept des Albums rein und sind trotzdem stark gespielt mit viel Platz zur Interpretation. Zum Glück reißt Zum Meer als Abschluss-Lied das Ruder aber nochmal rum und lässt den Hörer mit dem gewohnten Kraut-Metal die abschließenden Töne genießen.

Fazit: Die teils sozialkritischen, teils philosophischen Texte sind eine der großartigen Stärken von Die Vorboten, bleiben dabei aber weniger polarisierend wie es bei Rammstein der Fall ist und geben trotzdem einen guten Denkanstoß. Musikalisch lässt die Band sich ebenso wenig mit anderen deutschen Bands vergleichen, weshalb sie einzigartig sind, was man sich eventuell schon bei der Genre-Bezeichnung „Kraut-Metal“ denken konnte. Mit vielseitgen Keyboard-Passagen, harten Riffs und großartigem Schlagzeug-Spiel wurde Industrial Metal hier neu erfunden, wie ich finde. Daher sollten nicht nur Fans des Genres einen Blick und das Gehör gen Die Vorboten wenden. Meiner Meinung nach ist diese Band nicht mehr aus der Deutschen Metal-Szene wegzudenken und daher gehört Kraut-Metal einfach in jedes CD-Regal. Anspieltipps: Ehrgeiz, Existenz und Schneller
Lennart L.
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