DragonForce am 23.10.2012 im Train in Aarhus

”Zwei Highlights und eine laaaange Pause!”

Band: DragonForce

Vorbands: Kissin‘ Dynamite & Huntress

Location: Train, Aarhus, Dänemark

Homepage: http://www.train.dk

Datum: 23.10.2012

Einlass: 19:00 Uhr / Konzertbeginn: 20:00 Uhr

Kosten: VVK: 35 €; AK: 40 €

Besucher: Kapazität: 650; Besucher: 400

Es ist wieder soweit! Aushilfsdäne ric1452 ist in Aarhus unterwegs, um sich ein paar Bands für euch anzuschauen. Hierbei handelt es sich um die Glam Metaler von Kissin‘ Dynamite, die undefinierbaren Huntress und die Könige des Speed Metals von DragonForce. Das ganze findet an einem Dienstagabend im gemütlichen Train statt, das nach knapp 90 Minuten und 120 km um kurz nach 19 Uhr erreicht ist.

Das Train ist unglaublich gut versteckt und ohne jegliche Schilderung in der Seitenstraße einer Seitenstraße zur Hauptstraße platziert. Die Erreichbarkeit erfordert also eine gewisse Kenntnis vom Standort des Clubs. Was die Anreise angeht, sollte man sich auch ein wenig auskennen oder tagsüber anreisen, da Aarhus im Dunkeln und mit vielen Baustellen doch ein hart befahrbares Pflaster ist. Das schwierigste ist allerdings die Überwindung, die Parkgebühren zu bezahlen, da man hier einfach mal circa 3 € pro Stunde im Voraus blechen darf, weshalb man so gut wie es geht wissen sollte, wie lange man minutengenau zu parken gedenkt.

Als Opener haben wir um Punkt 20:00 Uhr die deutschen Kissin’ Dynamite auf der kleinen Bühne. Genau wie auf dem Devil Side Festival wird auch hier ordentlich abgerockt. Je länger das Konzert geht, desto mehr macht das Publikum mit, was in dem großen Lob von Sänger Johannes resultiert, dass Aarhus das bisher beste Publikum der Tour ist. Nach dem Auftritt konnte ich ihm allerdings entlocken, dass er natürlich das beste Publikum außerhalb Deutschlands meinte.

Es werden Songs wie Money, Sex & Power oder I Will Be King vom aktuellen Album gespielt, aber auch von den älteren beiden Scheiben kommen ein paar Stücke, wie zum Beispiel Addicted To Metal. Alle Songs fetzen und das Publikum wird stets von der kompletten Band motiviert mitzumachen, was überaus gut funktioniert und bereits jetzt den Saal zum Kochen bringt. Allerdings sei gesagt, dass während des Auftritts von Kissin‘ Dynamite erst 200 Besucher erschienen sind, viele davon im Laufe des Konzerts. Die Deutschen Glam Metaler werden aber gebührend mit tosendem Applaus und wilden Rufen verabschiedet.

Huntress. Wer diese Band mag, sollte diesen Abschnitt überspringen, denn ich mag sie nicht.

Musikalisch sind die Amerikaner von Huntress ja wirklich nicht zu unterschätzen, auch wenn das wenig mit Heavy, Power oder Speed Metal zu tun hat, sondern ziemlich Black ist. Aber die Stimme von Sängerin Jill ist alles andere als normal. Normale Vocals existieren bei diesem Auftritt praktisch nicht, es wird geschrien, gekeift, geflüstert und gegrowlt, vieles davon sehr schrill oder einfach schlecht. Das gute an dem Konzert von Huntress ist allerdings die Tatsache, dass Jill sich des öfteren in ihrer Fledermaus-artigen Verkleidung auf dem Boden zusammen gekauert hat oder komplett von der Bühne verschwunden ist, um etwas zu trinken oder sich umzuziehen, denn dann konnte man einfach die Musik genießen!

Die Zeit, in der Huntress auf der Bühne waren, wurde einfach genutzt, um sich die Location anzuschauen und um draußen zu rauchen. Das Personal an den beiden Bars und am Merchandise Stand sowie Garderobe und Eingang (übrigens ohne Leibesvisitation) ist stets freundlich und man kann sich gut unterhalten. Draußen sind ebenfalls einige Konzertgäste, die dem Gekeife von Huntress nicht lauschen wollen, daher hat man auch hier ein paar Gespräche mit anderen Gästen, die zum Beispiel nur teilweise Manowar kennen, ein bekanntlich schwieriges Thema.

Drinnen geht es weiter mit dem Umschauen: Die Preise an der Bar sind für dänische Verhältnisse mehr als vertretbar. Vier Flaschen (aus Glas!) Bier für 100 Kronen (= 13,40 €) oder eine Cola für 25 Kronen (= 3,30 €) sind Preise, über die man sich in Dänemark nicht beklagen sollte. Nach den Softdrinks geht es weiter auf Toilette, die alles andere als nett anzusehen ist. Es stinkt, es ist dreckig, die Leute können nicht treffen und die Waschbecken sind stellenweise mit Haaren übersät, dass man sich wundern muss, was dort alles getrieben wird und wurde. Großes ^Minus für den ansonsten äußerst gemütlichen Nacht- und Live-Club.

DragonForce sind um ziemlich genau 22:00 Uhr dabei, mit ihrem Intro pure Aufregung und Vorfreude beim Publikum zu erzeugen, denn für die Briten sind die Besucher schließlich da. Mit neuem Sänger im Gepäck soll Aarhus durch und durch gerockt werden und kein Wunsch bleibt bei diesem Auftritt offen. Es wird auf alle Alben der Band zurückgegriffen, wie man mit den Songs Heroes Of Our Time vom Ultra Beatdown-Album, Fields Of Despair vom Sonic Firestorm-Album und dem Titelsong der ersten Platte Valley Of The Damned unschwer erkennen kann. Aber was fehlt in dieser Liste wohl?

Richtig, Through The Fire And Flames, der wohl bekannteste Song der Briten vom Inhuman Rampage-Album! Das einzige Stück, für das Akustik-Gitarren auf die Bühne getragen werden. Ob man es glaubt oder nicht, performen DragonForce diesen Song fast perfekt und den meisten Zuschauern fällt bei der Spielgeschwindigkeit eh kein Fehler auf. Daher gibt es ein Riesenlob für die Darbietung dieses Klassikers, den so viele Leute, die keinen Metal hören, kennen. Das Publikum wird zu Beginn des Songs sogar dazu gezwungen, sofern jemand nicht mitsingen sollte, dieser Person volle Kanne ins Gesicht zu brüllen, dass kein Auge trocken bleibt.

Natürlich gibt es auch aktuelle Songs auf der Power Within-Tour zu hören. So darf man sich ein paar Stücke wie Cry Thunder und Seasons anhören, bei denen das Publikum natürlich sehr gut mitsingt. Allgemein ist die Stimmung großartig und man sieht fast dauerhaft Hände in der Luft, Leute, die mitsingen und nach Vorgabe der Band mitklatschen und –brüllen. Genau so muss ein Konzert aussehen und entgegen meiner Erfahrung vom Nightwish-Konzert in Kopenhagen, gehen die Leute hier wirklich ab – und das in allen Altersstufen.

Um das Ganze noch zu steigern, macht das Quintett auf der Bühne auch ordentlich Party. Die beiden Gitarristen Herman und Sam wissen genau, was sie tun, wobei Herman auch des Öfteren seine Gitarre fallen lässt, um sie mit dem Knie wieder hoch zu stoßen und aufzufangen. Bassist Frédéric macht diverse, teils lustige Gesten und seine Growls geben dem ganzen Auftritt noch eine gute Abwechselung. Keyboarder Vadim hat unglaublich schnelle Finger, wie seine Kollegen an der Gitarre auch, was man manchmal hautnah anschauen kann, wenn er sich zum Bühnenrand bewegt. Dass Sänger Marc für ordentlich Stimmung sorgt, brauche ich ja gar nicht mehr erwähnen, aber ich kann mich nicht wirklich entscheiden, wer höher singt: Er oder der Frontmann von Kissin‘ Dynamite? Eine Person fehlt allerdings noch in dieser kleinen Aufzählung: Drummer Dave, der meistens – dank der grosszügigen Nebelmaschinen auf der Bühne – hinter einer dicken Nebelwand verschwindet. Die kurzen Augenblicke, in denen man Dave sieht, sind allerdings Gold wert. Der Mann macht eine Riesenparty hinter den Drums und steht gerne mal auf, um das Publikum anzufeuern oder um auf die Snares einzudreschen, um ganz nebenbei noch ohne Mikro mitzusingen. Großes Kino – von allen!

Fazit: Um das Ganze mal ein wenig kürzer zu fassen: Kissin‘ Dynamite sind eine sehr sehr gute Live-Band, die weiß, wie man das Publikum in Fahrt bringt, Huntress gehören nicht in dieses Line-Up, sondern eher auf eine Black Metal-Tour und DragonForce sind live verdammt geil und spielen fast fehlerfrei. Die Stimmung war grandios, das Publikum hat ordentlich mitgefeiert, die Location ist völlig in Ordnung und die Preise sind auch zur vollsten Zufriedenheit. Einziges Manko meinerseits: Wer die Musik von DragonForce wirklich genießen möchte, sollte sie sich über Kopfhörer daheim anhören. Live und mit so viel aktivem Publikum ist es teilweise fast schon stressig zuzuhören. Wenn ich allerdings Punkte für den gesamten Abend verteilen sollte, so würde ich 8 von 10 Punkten geben, weil der Großteil des Publikums erst nach Kissin‘ Dynamites Auftritt gekommen ist und Huntress echt nicht reingepasst haben. Ansonsten gibt es eine klare Empfehlung von mir, wenn ihr DragonForce in einem Umkreis von 150 km live sehen könnt, fahrt hin!