Eisenfest V am 14.11.2015 im Jugendzentrum Schwelm

“Ein sehr gelungener Abend für kleines Geld“

Festivalname: Eisenfest V

Bands: Pestreiter, Souls For Sale, Evil Cinderella, Leichenwetter, Rebattered

Ort:
Jugendzentrum Schwelm

Datum: 14.11.2015

Kosten: 10,00 € VVK, 12,00 € AK

Genre: Black Metal, Hardcore, Heavy Metal, Gothic Metal, Thrash Metal

Besucher: ca. 200 Besucher

Link: https://www.facebook.com/events/1560931850789672/

2015 11 14 - Eisenfest V_Konzertplakat Querformat

Am 14.11.2015, genau einen Tag nach den schrecklichen Anschlägen in Paris, fand im Jugendzentrum Schwelm wieder einmal das Eisenfest statt. Wie der Name Eisenfest V schon sagt, ist dies die fünfte Auflage, ich bin allerdings zum ersten Mal dabei, und ich habe wirklich lange überlegt, ob ich überhaupt fahren soll. Das war auch Thema auf der Veranstaltungsseite bei Facebook, aber die Kommentare und auch viele andere Gespräche haben mich ermutigt, doch den Weg von Duisburg aus anzutreten. Von den fünf angekündigten Bands kenne ich nur Rebattered, und da diese am heutigen Abend als letzte Band auf die Bühne gehen, habe ich genug Zeit, mir die vier anderen Bands aus den unterschiedlichsten Genres anzuschauen und anzuhören. Anmerken möchte ich noch, dass ich eigentlich rein privat auf diesem Eisenfest V war, daher gibt es nur wenige Songnamen und schon gar keine Setlisten. Wie einige Leser von Time For Metal aber vielleicht mittlerweile wissen, liebe ich diese „kleinen“ Veranstaltungen, darum habe ich mich entschlossen, auch über das Eisenfest V einen Bericht zu schreiben.

Trotz Anreise über die A3 und A46 schaffe ich es, staufrei und megapünktlich am Jugendzentrum anzukommen. Noch ist trockenes Wetter, und ich stelle bei meiner Ankunft erfreut fest, dass sogar für Essen gesorgt ist. Die Kohlen sind schon angezündet, und die Würstchen und Hamburger liegen bereit. Für Essen und Trinken muss man sich vorab Verzehrchips kaufen, das verkürzt auf jeden Fall später die Wartezeiten. Die Merchandisestände sind gut sichtbar im Vorraum aufgebaut, allerdings noch nicht alle besetzt. Wenn ich daran denke, welche Preise für Merchandise von den etablierten Bands aufgerufen werden, dann muss ich hier meine Geldbörse echt festhalten, damit mein Kleiderschrank nicht doch noch in die Knie geht.

Als erste Band des Tages kommen die vier Jungs von Pestreiter auf die Bühne. Black Metal ist angesagt, mehr weiß ich noch nicht. Die Klamotten teilweise zerrissen, das Corpsepaint beschränkt sich auf die Köpfe und Teile der Arme. Hier hat insbesondere Sänger G. ganze Arbeit geleistet und würde sofort bei jeder Geisterbahn angestellt. Da ich Black Metal nicht wirklich regelmäßig höre, muss ich das Ganze erst einmal auf mich wirken lassen, aber ich bin positiv überrascht von dieser Band aus Hagen. Es gibt die rasend schnellen Stücke und die im Tempo ein wenig gedrosselten Songs, alle in Deutsch gesungen. Aber hier wird nicht einfach nur stur drauf los geknüppelt, es gibt immer mal wieder kleine Tempovariationen innerhalb der Songs, die das Hörvergnügen doch sehr hoch halten. Während der Show verfällt Bassist T. manchmal in regelrechte Headbang-Orgien und ist auch sonst mächtig beweglich. Gitarrist J. beschränkt sich darauf, gelegentlich Blut von der Bühne zu spucken, das fast unverzüglich von fleißigen Helfern wieder weggewischt wird. Unfallgefahr erkannt, Unfallgefahr gebannt. Beim ersten Mal habe ich mich noch ziemlich erschreckt, das hatte ich ja noch nie erlebt, aber danach wusste ich, wann ich mich aus der „Spucklinie“ bringen musste. 😀

2015 11 14 - Pestreiter
2015 11 14 – Pestreiter

Die zweite Band des Abends ist Souls For Sale. Nach der Ansage von Sänger Christian, dass man aus Bielefeld kommt, lässt natürlich der Spruch „dann gibt es Euch ja gar nicht“ nicht lange auf sich warten. Einen Faux Pas begeht Sänger Christian allerdings auch, als er das Publikum mit „Hallo Wuppertal“ begrüßt, was hier, wie man aus dem Publikum erklärt, einer Beleidung gleichkommt. Aber wir sind ja alle nicht nachtragend. 🙂 Für mich etwas unverständlich bittet Sänger Christian dann darum, die hellen Deckenscheinwerfer auszuschalten, was mir das Fotografieren doch ziemlich erschwert, aber er wird schon seine Gründe haben. Angesagt ist jetzt laut Info in Facebook „Metallic Hardcore“, aber das „Metallic“ kann man weglassen, es gibt schlicht und ergreifend Hardcore auf die Mütze. Zwischen den vor Energie übersprudelnden Songs erscheint mir Sänger Christian immer ein wenig nervös, ob er Lampenfieber hat oder ich mich täusche, werde ich nicht erfahren. Pech hat die Band allerdings insofern, dass sich anscheinend irgendwelche Schrauben am Drumset lösen, wodurch das Schlagzeug zusammenzubrechen droht. Schlagzeuger Flo versucht verzweifelt, diese lockeren Schrauben ohne Werkzeug und im Schummerlicht hinter den Drums wieder festzudrehen. Diese längere Zwangspause überbrückt die Band gemeinsam allerdings recht gut, so dass die Stimmung im Publikum nicht allzu sehr abflacht.

2015 11 14 - Souls For Sale
2015 11 14 – Souls For Sale

Ich bin ja nicht so der Oldschool Metal-Fan, aber was danach die Band Evil Cinderella abliefert, haut mich dann nahezu um. Sehr cool und lässig, Gitarrist Paul mit verspiegelter Sonnenbrille auf der Nase und freiem Oberkörper unter der Lederjacke, betreten die vier Jungs aus Wuppertal die Bühne. Vor kurzem sind sie noch als Support für die Band Praying Mantis in der Matrix in Bochum aufgetreten; von dem Konzert habe ich nur begeisterte Kritiken gehört und gelesen. Und jetzt hauen die Jungs, die wohl gerade mal Mitte zwanzig sein dürften, eine Heavy Metal-Show auf die Bretter, dass ich nicht weiß, ob ich headbangen oder mit dem Fuß wippen soll. Mit einer unglaublichen Spielfreude und auch technischem Spielvermögen ausgestattet, sorgen Evil Cinderella zum ersten Mal an diesem Tag für etwas lautere Reaktionen aus dem Publikum. Dabei bin ich persönlich am meisten vom tollen Gesang von Henrik angetan, der wie nebenbei auch noch die Leadgitarre spielt und teilweise Soli hinlegt, ohne dabei groß zu posen, dass ich mir wünsche, manch‘ „Altgediente“ würden bei ihm in die Lehre gehen. Nach zwei Songs kommt dann allerdings erst einmal Organisator Steve Lausberg auf die Bühne und hält eine kleine Ansprache zu den Anschlägen des 13.11. in Paris. Danach wird eine gemeinsame Schweigeminute abgehalten, wobei sich natürlich leider nur die Leute im Saal daran beteiligen, im Vorraum bekommt niemand etwas davon mit, hier tobt weiter das Leben. Die Aktion an sich finde ich natürlich durchaus gerechtfertigt und nötig, der Zeitpunkt ist meiner Meinung nach allerdings etwas ungünstig gewählt, denn wir sind gerade mit Evil Cinderella in Schwung gekommen. Aber die vier Jungs sind weiterhin Herr der Lage und setzen die Show danach anscheinend vollkommen unbeeindruckt fort. Um eine Zugabe kommen sie natürlich nicht herum, der Zeitplan gibt das noch her.

2015 11 14 - Evil Cinderella
2015 11 14 – Evil Cinderella
2015 11 14 - Evil Cinderella
2015 11 14 – Steve Lausberg bei der Ansprache

In einer anderen Altersklasse bewegen sich die vier Mitglieder der Band Leichenwetter. Passend gekleidet zum von ihnen dargebotenen Gothic Metal wird es jetzt ein wenig ruhiger. Der sehr kraftvolle Gesang von Numen ist durchweg in Deutsch, was aber nicht heißt, dass man die Texte so ohne weiteres verstehen kann. Diese orientieren sich nämlich ziemlich stark an bekannten und unbekannten Dichtern und Denkern quer durch die Epochen, von Barock bis Expressionismus und sind daher für mich fast durchweg mehr oder weniger unverständlich. Das beraubt sie allerdings nicht ihrer Faszination, und auch wenn nicht viel Bewegung auf der Bühne stattfindet, ist es vielleicht gerade das, was den Auftritt von Leichenwetter ausmacht. Hier haben sich nicht so viele Zuschauer im Raum versammelt, aber unter denen, die da sind, gibt es doch einige Fans, die sich als ausgesprochen textsicher erweisen. Dem Wunsch nach einer Zugabe kommen Leichenwetter gern nach, anscheinend hat man aber nicht genügend Einspieler vorrätig, so dass wir vor die Wahl gestellt werden, entweder einen Song, der bereits gespielt wurde, noch einmal zu hören, oder gar keine Zugabe. Die Entscheidung ist schnell gefallen, und so gibt es zum zweiten Mal Altes Lied auf die Ohren. Auf ihrer Homepage haben Leichenwetter übrigens unter http://leichenwetter.com/index1.php?auswahl=texte&seite=main die Texte ihrer Songs und auch Informationen zu den Dichtern und ihrem Leben hinterlegt. Danke dafür!

2015 11 14 - Leichenwetter
2015 11 14 – Leichenwetter

Und dann kommt die Band, wegen der ich heute eigentlich gekommen bin. Mit Rebattered betritt der „inoffizielle“ Headliner des Abends, und die Jungs aus Wuppertal haben mit ihrem Thrash Metal quasi ein Heimspiel. Heute ist es der letzte Auftritt für Gitarrist Schöni, was der sich aber natürlich ums Verrecken nicht anmerken lässt und wieder einmal mehr oder weniger ruhig seinen Stiefel an der Rhythmusgitarre runterspielt. Sänger Weidemann ist schon nach dem zweiten Song schweißgebadet, kein Wunder, liefert er doch wieder mal eine sehr energiegeladene Show. Rebattered haben ja seit ihrer Gründung im Jahr 2002 schon Einiges veröffentlicht, so dass sie bei der Setliste aus dem Vollen schöpfen können. Mein Lieblingslied Dependency ist auch dabei, und während diesem ist natürlich an fotografieren nicht zu denken. Da Rebattered heute aber die längste stagetime haben, bleibt weiterhin noch genügend Zeit, um auf den Auslöser zu drücken. Sogar einen überlangen Monstertrack gibt es noch auf die Ohren, und den entsprechend langen Instrumentalpart genießt Sänger Weidemann dann aus dem Publikum heraus. Ich gestehe, ich gehöre auch zu denjenigen, die schon applaudiert haben, bevor der Song auch nur ansatzweise zu Ende war. 😀 Trotz der mittlerweile doch fortgeschrittenen Stunde, Rebattered starten ihre Show gegen 23 Uhr, ist das Publikum nach wie vor voll dabei. Organisator Steve Lausberg lässt es sich sogar nicht nehmen, den Stagediver zu machen und sich vom Publikum durch den Raum tragen zu lassen. Aber um kurz nach Mitternacht ist dann auch dieser Auftritt vorbei. Zur Erinnerung gibt es dann noch ein Foto von der Bühne herunter, und ich denke, auch danach ist noch lange nicht Schluss. Da ich aber noch eine ziemlich lange Rückfahrt vor mir habe, mache ich mich relativ zügig auf den Weg.

2015 11 14 - Rebattered
2015 11 14 – Rebattered
2015 11 14 - Steve Lausberg Vorbereitung Stagedive
2015 11 14 – Steve Lausberg Vorbereitung Stagedive
2015 11 14 - Steve Lausberg Stagedive
2015 11 14 – Steve Lausberg Stagedive
2015 11 14 - Steve Lausberg wird auf Händen getragen
2015 11 14 – Steve Lausberg wird auf Händen getragen

Genau wie beim Crucible Rockfest in Duisburg hat es auch hier beim Metalfest V hervorragend funktioniert, Bands aus unterschiedlichen Stilrichtungen auf die Bühne zu bringen. Und auch wenn ich weiterhin bei meinen bevorzugten Genres bleiben werde, ist es doch immer wieder interessant und macht auch Spaß, mal in andere Richtungen hineinzuhören. Auch das ganze Drum und Dran ist heute Abend außerordentlich positiv zu bewerten. Wie schon geschrieben, lief die Bezahlung mit den vorab gekauften Verzehrchips sehr gut, und auch sonst kann ich nur von einem sehr entspannten, relaxten und reibungslosen Ablauf sprechen. Die Shows wurden übrigens zeitgleich von Return Of Rock Radio übertragen, so dass auch Fans, die sich nicht auf den Weg machen konnten oder wollten, in den Genuss dieser fünf tollen Bands kommen konnten. Ich freue mich jedenfalls jetzt schon auf das Eisenfest VI, dann hoffentlich ohne Regen.