Enchiridion – The Realm Of Blackened Perdition

“Mitte August 2016 wurde es eiskalt“

Artist: Enchiridion

Herkunft: Würzburg, Deutschland

Album: The Realm Of Blackened Perdition

Spiellänge: 56:50 Minuten

Genre: Melodic Death Metal

Release: 12.08.2016

Label: Eigenproduktion

Link: https://www.facebook.com/EnchiridionOfficial/ und http://www.enchiridion-official.de/

Produktion: von Louis Friedrich und Enchiridion, Mix und Mastering von Louis Friedrich and Andreas Ziegler

Bandmitglieder:

Gesang und Gitarre – Louis Friedrich
Leadgitarre und Backgroundgesang – Philipp Grehl
Bassgitarre – Tobias Radler
Keyboard – David Maiberger
Schlagzeug – Stephan Funck

Tracklist:

  1. Garden Of Sin (Interlude In G# Minor)
  2. Doomsday (For Our Sins)
  3. The Martyr
  4. Dead Man’s Calling
  5. Nevermore
  6. Absent Minded
  7. The Realm Of Blackened Perdition
  8. Heavy Rain
  9. Resentful Reminisce
  10. Fallen Eden
  11. Aeon
  12. The Distress And The Cure

Enchiridion - The Realm Of Blackened Perdition

 

Beim Lesen der Biographie auf der Homepage der Band Enchiridion musste ich tatsächlich laut lachen. Stand da doch als einflussgebende Band genau einer der Namen, der mir beim Hören des Albums The Realm Of Blackened Perdition sofort durch den Kopf schoss und auch als erstes auf meinem Zettel stand, nämlich Kalmah. Man könnte auch noch Suidakra hinzufügen, zumindest deren ältere Werke. Aber zurück zu Enchiridion. Gegründet wurde die Band im Grunde von Louis, der zunächst sein Soloprojekt Dawn Of Descent ins Leben rief und dann auf die Suche nach weiteren Bandmitgliedern ging. Nach vier Jahren waren sie zu viert, der Bandname wurde in Enchiridion geändert, und nach nur einem halben Jahr wurde im Juni 2014 die erste EP Silent Death Curse veröffentlicht. Während der dann folgenden Aufnahmen zum Debütalbum fand man in David einen Keyboarder, der sich noch mit seinen Ideen in die Entstehung von The Realm Of Blackened Perdition einbringen konnte. Am 12.08.2016 erschien das Album komplett in Eigenregie, was mir schon mal großen Respekt abringt, denn, so viel kann ich schon mal sagen, sowohl das Songwriting als auch die Produktion sind auf höchstem Niveau. Da aber selbst Produktion, Mix und Mastering unter anderem in den Händen von Louis Friedrich lagen, ist das dann auch nicht mehr verwunderlich, denn der sollte ja wissen, wie es klingen muss.

Bei dem düsteren Titel des Albums passt es natürlich, dass wir das Reich der schwarzen Verdammnis zunächst durch den Garten der Sünde betreten. Mit dem instrumentalen und ein wenig symphonisch angehauchten Garden Of Sin (Interlude In G# Minor) geht es also noch relativ ruhig los. Hier sollte man aber noch mal ganz tief Luft holen, denn gleich mit Doomsday (For Our Sins) startet die wilde Hatz in eiskalten Gefilden, die zumindest über die erste Hälfte der Spielzeit kaum mal an Tempo nachlässt. So irgendwann in der zweiten Hälfte des Albums treten Enchiridion ein wenig auf die Bremse, streuen immer mal wieder langsamere und überwiegend instrumentale Zwischenparts ein oder halten Teile der Songs generell ein wenig langsamer. Damit hatte ich eher nicht gerechnet, aber das ist schon ein gelungener Griff. So kann man die Nackenmuskulatur, die bislang einem enormen Stresstest unterzogen wurde, ein wenig lockern und dem Album weiterhin voll konzentriert lauschen.

Über die komplette Spielzeit des Albums schaffen es die fünf Jungs immer mal wieder, kleine „Hinhörer“ einzustreuen, so z. B. die Schreie im Hintergrund bei The Martyr, das bedrohlich klingende Krächzen der Krähe, mit dem Nevermore startet, die Regengeräusche zum Ende von Heavy Rain (wo auch sonst?) oder die kurzen Walzerklänge bei Resentful Reminisce. An den Gitarren wird nicht einfach nur drauf los geschreddert, sondern man weiß sehr wohl mit melodischen Einlagen und schönen Soli den Zuhörer bei der Stange zu halten. Ganz abgesehen davon beweisen Enchiridion mit dem kurzen Fallen Eden, dass sie sehr wohl auch durchgängig ruhig und akustisch können. Zum Keyboard kann man stehen, wie man will, ich mag es dann gern hören, wenn es gut in das Gesamtbild passt, den Klang und das Volumen der Songs erweitert und sie nicht komplett zukleistert. Das darf es gern in anderen Genres, aber hier stimmt die Mischung auf alle Fälle. Last but not least wissen auch Tobias und Stephan, ihre Instrumente zu bedienen und den Songs ein solides Fundament zu geben. Der sehr geniale Gesang von Louis, der mich am ehesten noch an Alexi Laiho von Children Of Bodom erinnert, trägt die Songs im Grunde auch sehr gut allein. Zu der Idee, trotzdem noch Philipp als zweiten Sänger einzusetzen, kann man Enchiridion allerdings nur gratulieren, denn das ist das i-Tüpfelchen, wobei ich den englischen Ausdruck „icing on the cake“ fast noch lieber mag 🙂

Fazit: Ich weiß nicht, wie oft ich das schon in meinen Fazits geschrieben habe, aber hier ist wieder mal eine dieser „kleinen“ Bands, die wohl normalerweise auch an mir vorbeigegangen wäre. Gott sei Dank habe ich mir das Album zum Review gegriffen, denn auch nach dem drölfzigsten Hören wird es mir einfach nicht langweilig. Natürlich drängen sich beim Hören immer wieder Vergleiche mit Kalmah, Suidakra oder auch Children Of Bodom auf, aber das Rad neu erfinden können selbst diese etablierten Bands nicht, und auch sie spielen schlussendlich nur ihren Stiefel runter. Ich würde es den Jungs von Enchiridion definitiv wünschen und gönnen, dass sie mal in diese obere Liga vorstoßen und damit dann auch in der Champions League mitspielen können. Mithalten können sie da problemlos, und verdient haben sie es mit diesem tollen Debütalbum auf jeden Fall.

Anspieltipps: Doomsday (For Our Sins), The Martyr, Absent Minded und Heavy Rain
Heike L.
9.5
Leser Bewertung9 Bewertungen
9
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