Flogging Molly am 19.11.2011 in der Turbinenhalle

 

“Wacklig, wie ein Kartenhaus“

Bands: Flogging Molly, The Mighty Stef, The Minutes

Location: Turbinenhalle Oberhausen

Homepage: http://www.turbinenhalle.de/event_floggingmolly.html

Datum: 19.11.2011

Kosten: VVK: 25,00 € AK: 32,00 €

Besucher: ca. 1.500 – 1.800

Nach den Dropkick Murphys im Ringlokschuppen in Bielefeld, ist dieser Abend für mich eine weitere Möglichkeit, um Punkrock der irischen Schiene genießen zu dürfen. Also mache ich mich an diesem schönen Abend auf in das naheliegende Oberhausen um mir in der Turbinenhalle Flogging Molly zu gönnen.
Nach einer gut fünf minütigen Zugfahrt komme ich schon in Oberhausen an – nur noch ein Fußmarsch von ca. 20 Minuten vom Hauptbahnhof aus trennt mich von der Turbinenhalle. Natürlich weiß ich mit meiner Zeit was anzufangen und trinke eiskaltes Hopfenwasser. So beginnt der Abend schonmal gut.

Eine kurze Orientierungsphase vor Konzertbeginn ermöglicht es mir, die sehr große Halle auszukundschaften, mir einen Überblick über die Örtlichkeiten zu verschaffen und mein Geld in Wertbons einzutauschen – die Wertbons sind das Zahlungsmittel in der Turbinenhalle und für zwei Wertbons (für ca. 2,50 €) bekommt man ein gutes, gekühltes Pils im Plastikbecher; für Garderobe zahlt man 1,25 € – also einen Bon.

Nun dauert es auch nicht mehr lange, bis die erste Band des heutigen Abends, The Minutes, die schon gut gefüllte Halle mit ihrem Auftritt aufwärmen soll.

Die aus Dublin stammende Dreiercombo gibt sich auf der Stage richtig Mühe und animiert die noch still stehende Crowd zum Feiern. Auch wenn The Minutes anfangs Schwierigkeiten damit haben, die Menge in ihren Bann zu ziehen, geben sie ihren Bemühungen keinen Abriss, feuern mit ihrer Musik, die eine Mischung aus Rock mit Grunge-Elementen darstellt, und enorm viel Bewegung auf der Bühne die Massen weiter an. Am Besten ist die Band mit The White Stripes zu vergleichen.
Nach gut einer halben Stunde Spielzeit (beziehungsweise beim letzten Song der Combo) haben sie es geschafft, die Crowd zum Mitgehen zu animieren und verlassen unter großem Applaus die Stage, um sie für die nächste Band, The Mighty Stef, zu räumen.

The Migthy Stef, der Bandname leitet sich von dem Namen des Frontmannes Stefan Murphy ab, kommen ebenfalls aus dem schönen Dublin und bietet der Audienz einen eher langsamen Auftritt. Auch wenn sich ihre Musik zwischen The Rolling Stones bis The Pogues, von Nick Cave bis The Clash und von Johnny Thunders bis Johnny Cash ansiedeln lässt, ist ihr Auftritt zu fad, um dort weiter zu machen, wo The Minutes aufhörten. Ich kann jetzt nur für mich sprechen und für das, was ich sehe – und das ist leider langweilig. Die Zuhörerschaft steht rum und guckt dabei zu, wie sich die fünf Dubliner regelrecht einen „Abeseln“ und dabei krampfhaft versuchen, mit ihrer Musik die Massen aufzuheitzen. Auch wenn die Band auf der Bühne für Action sorgt, kommt diese bei den Massen nicht an – die Stimmung wird wieder runtergeschraubt und die, durch die Vorband aufgeheizte Menge, ist abgekühlt. Als Frontmann Stefan Murphy nach einer dreiviertel Stunde ihren letzten Song ankündigt und vormerkt, dass dann Flogging Molly auftreten wird, gibt es Beifall begleitet von „Flogging Molly“ Rufen – das alles spricht für sich.

Die Bühne wird heute ein letztes Mal umgebaut – die Umbauarbeiten des heutigen Abends waren jeweils so um die 15 Minuten, also hat man genug Zeit, sich auf der Toilette zu erleichtern und sich ein neues Bier zu gönnen, bevor der nächste Act auftritt. Es ist bei den Headlinern des heutigen Abends, Flogging Molly, nicht unbedingt anders. Die Stage ist fix umgebaut, nur lässt der Mainact die Crowd noch weitere 15 Minuten warten – was nicht schlimm ist, denn die Masse hat sich mit „Flogging Molly“-Rufen und begleitendem Klatschen auf die Band vorbereitet, die Playlist trägt ihren Teil dazu bei.

Nun endlich ist es soweit: eingeleitet durch AC/DC’s It’s Long Way to the Top (If You Wanna Rock’n’Roll) betreten Flogging Molly die Stage und werden dabei von lauten „Flogging Molly“-Rufen gebührend empfangen – mit im Gepäck natürlich auch Songs der neuen Scheibe Speed of Darkness. Die Stimmung befindet sich zu diesem Zeitpunkt schon auf einem sehr hohen Niveau! Die Band zögert nicht lange und fängt mit ihrer 1 ½ stündigen Show an.
Schon nach dem Anfangssong, The Likes of You Again, hat die kalifornische Combo die Crowd auf ihrer Seite! Es steht jetzt schon nichts mehr still – keine Hand bleibt unten, kein Bein steht still – die ganze Halle ist förmlich am Beben. Erstklassig!

Aber nicht nur Stücke der Neuerscheinung werden präsentiert, die Punkrocker spielen auch ältere Tracks – wie zum Beispiel die Mitgrölnummer Worst Day Since Yesterday oder das allererste Stück auf der allerersten CD: Swagger. Bei so einer feierwütigen Menge dürfen natürlich Stimmungsmacher wie Drunken Lullabies und Devil’s Dance Floor nicht fehlen – und das tun sie auch nicht! Es wird gesprungen, gemoscht, gerempelt und gefeiert. Die Turbinenhalle gleicht nun mehr einem wackeligem Gerüst, denn einer stabilen Halle. Die Headliner haben sichtlich Spaß daran und hören nicht auf, die Menge anzuheizen – warum auch?
Bei so viel Aktion im Publikum braucht ein jeder auch mal eine Pause und die gibt es in Form eines sehr gelungenem Gitarrensolos von Dennis Casey. Aber nicht nur ein Solo gibt es zu bestaunen – der Gastauftritt des Gitarristen der Vorband The Mighty Stef schwingt das Banjo zu Drunken Lullabies und lässt gemeinsam mit den Kaliforniern die Bude wackeln!
Weltklasse!

Zwischendurch gibt es The Wanderlust zur Entspannung – diese hält aber nur bis zum nächsten Song.
Nach der 1 ½ stündigen Powershow gibt es unter den schon bekannten „Flogging Molly“-Rufen, natürlich inklusiven Klatschen, eine kleine Widmung Dave Kings, der die Rufe mit „Oberhausen“-Rufen entgegnet. Zusätzlich gibt es eine kleine Belohnung in Form einer feinen Zugabe – unter anderem mit The Seven Deadly Sins – um die Crowd endgültig auszupowern. Und was darf zum Abschluss nicht fehlen? Natürlich der Evergreen Always Look On the Bright Side of Life aus dem Kultfilm von Monty Python. Einmalig!

Nach diesem grandiosen Auftritt begebe ich mich auf den Heimweg und ich finde es irgendwie beunruhigend, dass es auf einmal alles so still und ruhig um mich herum ist.

Fazit: Wer Flogging Molly noch nie live erleben durfte, sollte dies so bald wie möglich nachholen! Man muss sie einfach mal gesehen haben. Zu den Supportern fällt mir nur das ein: hätte man The Minutes mit The Mighty Stef getauscht, hätten die Gäste wohlmöglich die ganze Bude in Schutt und Asche gelegt. So fand ich The Mighty Stef ein wenig fehlplaziert.