Hell Over Hammaburg 2016 am 04./05.03.2016 in der Markthalle, Hamburg

“Hell Over Hammaburg 2016 am 04./05.03.2016 in der Markthalle, Hamburg!“

Festivalname: Hell Over Hammaburg 2016

Bands: Archgoat, Mgla, Bestial Raids, Wederganger, Heat, Argus, Scepticism, Hemelbestormer, Black Capricorn, Ram, Trail, Lethal Steel, Demon, (Dolch), Children Of Technology, Körgull The Exterminator, Dawnbringer und Sulphur Aeon

Ort: Markthalle, Hamburg

Datum: 04./05.03.2016

Kosten: 56,00 € VVK

Genre: Black Metal, Death Metal, Doom Metal

Veranstalter: Sure Shot Worx (http://www.sureshotworx.de/)

Link: http://helloverhammaburg.blogspot.de/

Hell Over Hammaburg 2016 Flyer Stand 06.12.15

Zum vierten Mal fand nun schon das Hell Over Hammaburg Festival in Hamburg statt. In diesem Jahr sogar über zwei Tage, was ein ordentlicher Fortschritt für ein Musikereignis ist, das sich im Kern eher ganz dem Underground verschrieben hat. Die Preise hielten sich mit 56 EUR für das gesamte Event völlig im Rahmen, einziger Kritikpunkt, den man hier und da vernahm, war die Tatsache, dass es keine Tagestickets gab. Am Freitag und am Samstag wurde die Markthalle beackert, am Samstag wurde zusätzlich noch das Marx (welches in die Markthalle integriert ist) für eine Handvoll Bands geöffnet. Da es hier einen ordentlichen Andrang und keinen Fotograben gab, konzentrieren wir uns komplett auf das Geschehen in der Markthalle. Demzufolge wird es von uns keine Berichte und Fotos von Lethal Steele, Mountain Witch, Bestial Raids, (DOLCH), Black Capricorn und Hemelbestormer geben. Sorry.

argus 2 - Hamburg 2016 - Time For Metal

Der Freitagabend beginnt mit Argus aus den USA. Nun ist Power Metal nicht so wirklich meine Stilrichtung, für den Einstieg in den Festivalmarathon aber ganz okay. Allerdings finde ich die Stücke im späteren Verlauf des Auftritts doch schon etwas eindimensional und unspektakulär. Danach ist ein echter Kult Act angekündigt, auf den höchstwahrscheinlich nicht nur ich mit einiger Spannung warte. Korgüll The Exterminator aus Spanien kommen auf die Bühne, um ihren pechschwarzen Thrash Metal unter das Volk zu bringen. Leider muss man sehr schnell feststellen, dass sich Vorfreude und Erwartung sehr schnell in Ernüchterung umwandeln. Nach drei Songs haben Korgüll The Exterminator ihr gesamtes musikalisches Spektrum gezeigt, Frontfrau Lilith Necrobitch kotzt irgendwas in das Mikro, und auch der Sound lässt hier streckenweise zu wünschen übrig. Gut, für manche wird das Kult bleiben, ich finde die Spanier nach 10 Minuten sehr limitiert und nicht wirklich originell.

archgoat 2 - Hamburg 2016 - Time For Metal

Beim Wort originell sind wir auch gleich beim nächsten Act. Archgoat aus Finnland sind als nächstes dran. Die Black Metal-Fraktion frohlockt, der Interessierte ergreift entweder gleich die Flucht oder bleibt völlig fasziniert stehen, und der politisch korrekte Mensch rümpft die Nase. Warum? Nun ja, Archgoat zelebrieren ihren Black Metal seit mehr als 15 Jahren, lassen sich von niemanden beeinflussen und ziehen konsequent ihr Ding durch. Das verlangt nach Respekt, und das ist auch völlig okay. Warum man im Hause Archgoat aber zu dem Entschluss kommt, mit einer anderen Band eine Split CD zu machen, die sich klar zum Rassismus und Faschismus bekennt, entzieht sich völlig meiner Kenntnis. Und ebenso muss die Frage erlaubt sein, warum man dann trotzdem diese Band auf ein internationales Festival bucht, das in einer weltoffenen und toleranten Stadt wie Hamburg stattfindet. So etwas sollte in Zukunft nicht mehr passieren.

dawnbringer 1 - Hamburg 2016 - Time For Metal

Im Anschluss kommt mit Dawnbringer eine Band auf die Bühne, mit der ich mich im Vorfeld nicht auseinandergesetzt hatte. Umso positiver überrascht bin ich dann von dem Auftritt. Die Amerikaner um Frontmann und Gitarrist Chris Black, der ja auch bei High Spirits, Nachtmystium oder Superchrist am Start ist, spielen eine tolle Mischung aus unterschiedlichen Genres. Dabei immer ein Auge auf gute Melodien sowie starke und eingängige Riffs. Auch das Publikum ist dankbar und spendet dem Co­-Headliner viel Applaus.

sulphur aeon 4 - Hamburg 2016 - Time For Metal

Als letztes kommen dann Sulphur Aeon. Obwohl es die Band erst seit knapp sechs Jahren gibt, hat sich die Truppe doch recht schnell einen Namen in unserem Land in puncto Death Metal gemacht. Die beiden letzten Alben sind auch wirklich bockstark, so dass man sich auf die Live-Umsetzung freuen konnte. Musikalisch ist das Ganze dann auch wirklich einwandfrei, ein toller Sound und eine spielfreudige Band sind mehr als die halbe Miete. Der Mann an den Lichtreglern allerdings hat entweder etwas gegen Fotografen oder glasklare Vorstellungen der Band bekommen. Die Bühne ist kontinuierlich in tiefblaues Licht gehüllt, dazu die Kostüme der Musiker und viel Nebel…..okay, kann natürlich auch zum Konzept gehören, denn auch das Album Gateway To The Antisphere steht heute ganz klar im Fokus. Erstaunlicherweise haben sich die Reihen in der Markthalle allerdings schon etwas gelichtet. Das verdirbt den restlichen Zuschauern und der Band aber nicht die Stimmung, und so geht der erste Tag des Festivals würdig zu Ende.

heat 2 - Hamburg 2016 - Time For Metal

Am Samstag geht es dann bereits um 15.30 Uhr weiter. Für einen Teil deutlich zu früh, so dass die Markthalle beim Start von Heat maximal halb gefüllt ist. Okay, am Freitag wurden knapp 2500 Liter Bier verklappt, das wird sicherlich nicht ganz unschuldig sein an dem eher geringen Zuspruch. Heat aus Deutschland spielen recht eingängigen Hard Rock mit ein paar Stoner-Anleihen. Nicht mehr, nicht weniger. Zum wach werden vollkommen in Ordnung, als Anheizer am zweiten Tag das Festival zu eröffnen, ist aber auch wirklich nicht der dankbarste Slot.

trial 2 - Hamburg 2016 - Time For Metal

Im Anschluss kommen dann die Schweden von Trial auf die Bühne. Die Skandinavier zelebrieren Heavy Metal der ganz alten Schule, und der Sänger gibt sich wirklich alle Mühe, so peinlich wie nur möglich rüberzukommen. Unfassbar, so etwas habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Leider zieht das die gesamte Band durch, so dass wir nach drei Songs vorübergehend die Flucht ergreifen.

wederganger 1 - Hamburg 2016 - Time For Metal

Dann kommen wohl die Durchstarter im Bereich Black Metal des Jahres 2015 auf die heiligen Planken der Markthalle. Wederganger aus den Niederlanden veröffentlichten im vergangenen Jahr ihr Debüt Halfvergaan Ontwaakt, das nahezu überall richtig abgefeiert wurde. So wird erst einmal die Bühne mit diversen Räucherstäbchen komplett eingenebelt, bevor die Herren dann mit schwarzen Kapuzen auf den Köpfen und so gut wie keinem Licht auf der Bühne ihr Set starten. Musikalisch geht das völlig in Ordnung, allerlei Spannungsmomente und unvorhergesehene Wendungen in den Songs, dazu zwei Sänger, wovon der eine grölt und der andere sich um den klaren Gesang kümmert. Die beiden ergänzen sich wirklich gut, und uns gefällt der Auftritt von Wederganger.

ram 1 - Hamburg 2016 - Time For Metal

Mit Ram folgen den Jungspunden aus den Niederlanden ein paar echte Urgesteine des schwedischen Heavy Metal. Die Truppe ist seit 2003 aktiv und hat schon zahlreiche Alben veröffentlicht. Die Band macht eigentlich alles richtig, die Songs sind stimmig und machen gute Laune (auch wenn die ein oder andere Anleihe bei Judas Priest doch schon sehr offensichtlich ist), und auch die Musiker versprühen eine Menge Spielfreude. Die dreiviertel Stunde vergeht wie im Flug, und die Anwesenden feiern Ram entsprechend ab.

skepticism 2 - Hamburg 2016 - Time For Metal

Mit Skepticism aus Finnland kommt dann wirklich das positive Highlight des Festivals auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Die Musik ist ein vertonter Lavastrom, unfassbar zäh, sehr atmosphärisch und unglaublich intensiv. Alles ist irgendwie langsamer, so, als ob die Skandinavier die Zeit krümmen könnten. Ein Schlagzeuger, der anstatt Sticks Paukenschlägel benutzt, ein Sänger, der wirklich jede kleinste Bewegung zelebriert und ein Orgelspieler, der mit völlig versteinerter Miene seine Tasten bedient. Das Verwunderliche an der ganzen Nummer: der Auftritt wird zu keinem Punkt langweilig. Skepticism schaffen es mit ihrer Musik und ihrer minimalistischen Bühnenshow, alle in den Bann zu ziehen. Das ist ganz großes Tennis und sehr unterhaltsam.

mgla 5 - Hamburg 2016 - Time For Metal

Als Co-­Headliner spielten heute die Polen von Mgla zum Tanz auf. Ähnlich wie bei Archgoat muss man auch hier ein paar klare Worte sprechen. Die Band Mgla hat nämlich einen Plattenvertrag bei einem finnischen Label, dessen Besitzer sich gerne mal zu Rassismus und Faschismus bekennt bzw. eine Menge Bands unter Vertrag hat, die eindeutig dem Spektrum NSBM zuzuordnen sind. So bleibt ein gewisser Zwiespalt, da Mgla selbst über keinerlei Tendenzen in diese Richtung ausschlagen (zumindest nicht öffentlich). Und auch musikalisch kann die Band heute absolut überzeugen, auch wenn der Gag mit den Kapuzenmützen bzw. Henkersmasken sich so langsam ausreizt. Aber es bleibt dieser bittere Beigeschmack, dass auch bei einem Kauf einer Mgla-CD jemand im Hintergrund Geld mit verdient, dem man das eigentlich nicht geben wollte. Leider ein Umstand im Black Metal, der vielen Black Metal-Fans scheißegal ist. Zurück zu Mgla, die wirklich einen starken Auftritt hinlegen und somit den Platz als zweitletzte Band des Abends absolut verdient haben.

demon 2 - Hamburg 2016 - Time For Metal

Zum großen Finale wurden dann Demon eingeladen. Die kamen natürlich auch und stehen dann pünktlich als Headliner auf der Bühne. Leider haben auch heute wieder einige Zuschauer schon vorher die Segel eingeholt und waren auf dem Weg nach Hause, als die Briten loslegen. Eigentlich eine Frechheit, immerhin gehörten Demon zur Speerspitze der NWOBHM, aber danach versanken sie etwas. Wie dem auch sei, die Band ist routiniert genug, um auch mit diesem Umstand umzugehen und trotzdem eine große Spielfreude an den Tag zu legen. Die 70 Minuten gehen ziemlich zackig rum, und zum Ende gibt es mit Don’t Break The Circle und Night Of The Demon zwei echte Klassiker. Ein würdiger Abschluss.

Somit geht das vierte Hell Over Hammaburg Festival zu Ende, und Teil fünf ist bereits angekündigt. Man kann nur hoffen, dass die Veranstalter ein gutes Händchen bei ihrer Bandauswahl haben, und bei bestimmten Bands einfach noch einmal eine Nacht drüber schlafen, ob diese dann gebucht werden oder nicht. Alles andere an organisatorischen Sachen hat klasse funktioniert. Bis zum nächsten Jahr.

Bericht von Marc S.

Bilder von Toni G.