Human Tour 2015 – A Life Divided und Support am 23.10.2015 in der Matrix, Bochum

“Ein bayerischer Abend ohne Lederhosen“

Eventname: Human Tour 2015

Headliner: A Life Divided

Vorband(s): La Confianza, Schöngeist

Ort:
Matrix, Bochum

Datum: 23.10.2015

Kosten: 18,00€ VK

Genre: Gothic Rock, Rock, Crossover

Besucher: ca. 250 Besucher

Veranstalter: musix, SLAM und piranha

Link: https://www.facebook.com/events/1621437878084592/

 

2015 10 23 - Konzertplakat
Heute Abend geht es mal wieder in die Matrix in Bochum-Langendreer, die nach der langen Umbauphase, in der erfreulicherweise auch die Licht- und Soundanlage erneuert wurden, noch einmal deutlich an Attraktivität gewonnen hat. Eine Premiere ist es für mich heute allerdings, dass zeitgleich zwei Shows stattfinden. Ich muss heute runter in die „Röhre“, während im Rockpalast die Band Praying Mantis als Hauptact auftritt. Ein wenig Verwirrung gibt es zeitweise nur vor dem Einlass, weil die Wartenden von den Ordnern immer wieder fein säuberlich in getrennte Schlangen sortiert werden müssen. Da der Einlass zu Praying Mantis allerdings bereits läuft, während wir anderen noch warten müssen, kommt es zumindest nicht zu Staus an der Kasse. Passt schon 🙂

Von der ersten Band des Abends, La Confianza, habe ich bislang noch überhaupt nichts gehört. Da bin ich aber wohl, zumindest was die vorderen Reihen betrifft, die ich noch überblicken kann, in der Minderheit. Nachdem die Instrumentenfraktion auf der nur in der halben Tiefe zur Verfügung stehenden Bühne (dahinter ist bereits das Schlagzeug und ein Teil der Lichtanlage für A Life Divided aufgebaut) ihre Plätze eingenommen hat, folgt Sänger Manifou* augenscheinlich hochmotiviert und wird vom ersten Lied an lautstark von einem Großteil der Besucher unterstützt. Bei Songs wie Löschpapier, Zähmung der Bestie, Mehr, Sanduhr und Stillstand ist Manifou* ständig auf der Bühne und auch im Publikum unterwegs. Er gönnt sich und seinen Mitstreitern zwischen den Songs nur kurze Trinkpausen, denn der Zeitplan ist eng gestrickt und muss eingehalten werden. Dieser Crossover zwischen (grob gesprochen) HipHop (oder ist es Rap?) und Rock ist in meinen Ohren zunächst einmal ziemlich gewöhnungsbedürftig, aber allein die ungekünstelte Spielfreude, die die Band ausstrahlt, lässt es mich bald bedauern, dass ich nicht ebenfalls in den Zuschauerchor einstimmen und so meiner Begeisterung Ausdruck verleihen kann. Die für mich etwas ungewohnten Bewegungsabläufe, nicht headbangen sondern mitwippen ist angesagt, sind spätestens beim dritten Song fast schon Routine. Auch die sehr intelligenten, aussagekräftigen und oft auch einfach nur witzigen Texte heben La Confianza aus der Masse heraus und lassen diesen tollen Auftritt viel zu schnell zu Ende gehen.

Nach der obligatorischen Umbaupause (in der sich einer der Techniker fragt, wie groß denn wohl Sänger Timur Karakus sein mag, dass er den Mikrofonständer so hoch einstellen muss) geht es mit dem Gothic-getränkten Rock von Schöngeist weiter. Auch von dieser Band hatte ich vorher noch nie etwas gehört, mir aber zumindest mal einige Songs angehört. Daher bin ich sehr gespannt, was für eine Show das Mädel und die fünf Jungs gleich präsentieren. Und da es die Band Schöngeist bereits seit knapp 10 Jahren gibt, weiß man, was man tun muss, damit einem das Publikum aus der Hand frisst. Durchaus professionell aufgezogen aber immer noch individuell genug, dass auch ich mich mitgenommen fühle und gar nicht weiß, wem von den Bandmitgliedern ich mein Augenmerk widmen soll, um ja nichts zu verpassen. Dreh- und Angelpunkt ist natürlich Sänger Timur Karakus, der wirklich über ein Gardemaß verfügt und auch live mit seiner Stimme überzeugen kann. Songs wie Traumtanz, Kenne mich, Unsterblich, Zusammen allein oder Wehe! werden von ihm eindrücklich dargeboten. Das Geigenspiel von Henriette Becker sehe ich mehr, als das ich es höre, aber das mag an meinem Standplatz liegen. Der teilweise ziemlich theatralische und daher sehr sehenswerte Auftritt wird durch die Lichtshow sehr gut in Szene gesetzt, dafür ein Kompliment an den Lichttechniker.

Auch die Hauptband des Abends, A Life Divided, arbeitet mit einem Intro, das Gitarrist Tony Berger, Bassist Tobi Egger und Schlagzeuger Korl Fuhrmann nutzen, um sich in Position zu bringen. Schließlich betritt auch Sänger Jürgen Plangger die in rotes Licht getauchte Bühne, und ich frage mich sofort, wie lange er es wohl mit der Lederjacke aushalten wird. Während der ersten Songs zupft er noch die Saiten der Rhythmusgitarre, aber vorrangig ist er halt doch Sänger. Da jetzt die Bühne in ihrer kompletten Tiefe zur Verfügung steht, können sich nicht nur Jürgen Plangger sondern auch die beiden Saitenhexer frei bewegen, wovon alle Drei regen Gebrauch machen. Die Setliste bietet mit Songs wie The Most Beautiful Black, Other Side, Doesn’t Count, Space oder My Apology von allen drei über AFM vertriebenen Alben Passenger (2011), The Great Escape (2013) und Human (2015) etwas und überzeugt durch den Wechsel von ruhigen und rockigen Nummern, zwischen denen Tony Berger auch mal die Gitarre wechselt bzw. Jürgen Plangger wieder mit einer Gitarre versorgt wird. Beim ziemlich getragenen Gitarrensolo ist Tony Berger, der sich auf die Empore vor dem Schlagzeug gesetzt hat, vor lauter Nebel fast gar nicht zu sehen, aber erfreulich klar und deutlich zu hören. Außerdem gibt es mit Perpetual einen Coversong, im Original stammt er von der Band VNV Nation. Während der gesamten Show sucht Jürgen auch immer wieder den Kontakt zum Publikum, klatscht sich mit einigen Gästen ab und hält mehr oder weniger überraschten Konzertbesuchern das Mikrophon vor die Nase. Und immer wieder werden wir alle zum Mitklatschen oder Arme schwingen aufgefordert. Bei einem Singalong-Spielchen werden unsere Kehlen dann dem ultimativen Belastungstest unterzogen, denn nach Meinung von Jürgen singt die eine Hälfte des Publikums lauter als die andere, und das geht ja gar nicht! Nachdem sich A Life Divided nach The Last Dance, dem letzten Song der regulären Setliste, ziemlich lange um eine Zugabe bitten lassen, gibt es dafür dann aber auch mit insgesamt fünf Songs einen relativ langen Zugabenblock, bei dem die Jungs aus München noch einmal alle Register ziehen.

Gegen 23 Uhr findet dieser „bayerische Abend im Ruhrpott“ mit dem obligatorischen Foto vor begeistertem Publikum sein Ende, aber im Rausgehen sehe ich, dass Mitglieder der Bands La Confianza und Schöngeist am Merchstand stehen, um sich noch ausgiebig den Fans zu widmen. Und auch die Jungs von A Life Divided haben schon angekündigt, sich noch unter die Fans mischen zu wollen. Genau darum liebe ich diese etwas kleineren Shows, bei denen man Lob und Kritik direkt anbringen, vielleicht auch einfach nur klönen und auch noch einige Fotos von und mit den Künstlern machen kann. Die Zusammenstellung der Bands hat heute ebenfalls hervorragend gepasst, so dass ich gut gelaunt den Heimweg antrete.