Interview mit Mike V. zu seiner Band Vennart und dem neuen Album The Demon Joke (Deutsche Version)

Interview mit Mike V. zu seiner Band Vennart und dem neuen Album The Demon Joke (Deutsche Version)

Artist: Vennart

Herkunft: Manchester, England

Genre: Progressive Rock, Psychedelic Rock

Label: Superball Music

Link: www.facebook.com/vennartvennart

Bandmitglieder:

Gesang und Gitarre – Mike Vennart
Gitarre und Backgroundgesang – Steve Durose
Keyboard – Richard „Gambler“ Ingram
Schlagzeug – Denzel

Vennart - The Demon Joke

Time For Metal / Sören R.:

Hi Mike! Bevor wir loslegen, möchte ich dir dazu gratulieren, ein so vielseitiges und selbstbewusstes Album trotz der (möglicherweise bedrückenden) Erwartungen durch Fans und andersartig interessierte Menschen geschrieben zu haben. Es ist auf jeden Fall eines meiner Lieblingsalben dieses Jahr.

Vennart / Mike V.:

Cheers!

Time For Metal / Sören R.:

Lass uns zuerst über das Album reden: Wie würdest den Prozess des Liederschreibens jemanden erklären, der noch nie etwas von dir gehört oder gelesen hat?

Vennart / Mike V.:

Der Prozess des Liederschreibens ist eine düstere, mysteriöse und wandelbare Bestie. Er ist jedes Mal anders, wenn du dich ihm widmest. Er hat die Fähigkeit dich in Euphorie zu versetzen oder dich chronisch zu deprimieren, je nachdem, wie gut es läuft. Ich liebe das Liederschreiben, aber es mich nicht. The Demon Joke ist der Klang einer Liebelei, aus der sich eine ausgewachsene Ehe zwischen dem Liederschreiben, mir und meiner ersten Geliebten, der E- ­Gitarre, entfaltet. Pathetischer wird es nicht. Totaler Mist, ich weiß.

Time For Metal / Sören R.:

Was sind die Vor­- und Nachteile der Soloarbeit für dich? Was hältst du von der Tendenz von Solo­alben, stilistisch eher breit aufgestellt als fokussiert zu sein?

Vennart / Mike V.:

Es ist eine Herausforderung. Ich kannte immer nur das Komponieren in der Gruppe – Oceansize waren meine Band für ungefähr 13 Jahre. Wir haben alles gemeinsam gemacht und es war leicht, sich auf die gegenseitigen Fähigkeiten zu verlassen, um die gewünschte Qualität zu erhalten. The Demon Joke wurde zu Beginn in völliger Isolation geschrieben. Als ich Unmengen Musik geschrieben – aber nichts davon fertiggestellt – hatte, bat ich meinen Freund Steve Durose um Hilfe. Er hat Melodie in ein paar der Stücke gebracht. Es war ein langsamer und aufwändiger Prozess mit zahlreichen Hindernissen. Ich dachte, ich würde nie fertig werden. Ich weiß nichts über die stilistische Streuung anderer Soloalben, aber da diese Songs in einem Zeitraum von fünf Jahren entstanden sind, gingen mir in dieser Zeit viele verschiedene Dinge durch den Kopf. Es sind schon ein paar unterschiedliche Stile enthalten, aber ich denke Ocenasize waren eine sehr elektrische Band. Insbesondere das zweite Album war sehr ambitioniert und schizophren.

Time For Metal / Sören R.:

Der Titel The Demon Joke verweist auf deine Idee, Humor wäre ein zentraler Bestandteil des Lebens, der aber auch eine gewisse Gefahr bedeuten kann. Kannst du diese Idee bitte erklären und wie du sie in deine Songs eingearbeitet hast?

Vennart / Mike V.:

Nichts findet absichtlich seinen Weg in meine Songs. Ich vertraue meinem Unterbewusstsein und wenn ich Texte schreibe, löse ich alle Bremsen und schreibe, was auch immer gut klingt. Erst nachher – Tage, Monate, manchmal Jahre – kann ich rückblickend sagen, was ich versucht habe auszudrücken. Besonders bei Don’t Forget The Joker erinnere ich mich, wie ich den Stift auf das Papier setzte und überhaupt nicht wusste, was ich da redete; bis mir klar wurde, dass ich nicht nur über Rik Mayall, den kürzlich verschiedenen britischen Comedy­helden, sondern auch über meine eigenen, meist kläglichen, humoristischen Versuche redete. Ich bemühe mich oft zu sehr witzig zu sein und machte mich dann Jahre lang fertig wegen einer schrottigen Aussage, mit der ich irgendjemanden verärgert habe oder den Eindruck eines gefühllosen Deppen gemacht habe. Ich versuche, nie gemein zu sein, aber Komik geht immer zu Kosten von jemandem.

Time For Metal / Sören R.:

Was hat dich beim Schreiben des Albums musikalisch beeinflusst?

Vennart / Mike V.:

Ich bin seit fast 30 Jahren mit der Gitarre verheiratet. An manchen Tagen bietet sie mir aber nicht viel in Sachen Inspiration – dann beginne ich mit Schlagzeug, Bass oder Keyboard. Aber die Gitarre reizt mich immer noch gewaltig.

Time For Metal / Sören R.:

Angeblich hast du tausende kleine Memos und Ideen für Songs bei den Arbeiten für The Demon Joke geschrieben. Wann kann man damit rechnen, mehr von Vennart zu hören? Gibt es Pläne für die Zukunft dieses Projektes?

Vennart / Mike V.:

Im Moment arbeite ich an dem British Theatre­ Album. Ich mache noch ein Vennart­ Album, wenn ich eine verdammte Minute dafür habe, okay?

Time For Metal / Sören R.:

Jetzt lass uns ein wenig über dich reden: Du bist seit mindestens zwölf Jahren in der Musikwelt aktiv, scheinbar noch mehr, seit Oceansize sich 2011 aufgelöst haben. Würdest du so weit gehen den Tod der Band als deine eigene künstlerische Wiedergeburt zu bezeichnen?

Vennart / Mike V.:

Ich würde, aber es fühlte sich sicherlich überhaupt nicht so an als Oceansize sich auflösten. Ich habe versucht, mich auf die Vorteile zu besinnen und habe mir vorgestellt, was ich erreichen könnte, nun wo ich tun konnte, was ich wollte. Das Problem war, dass ich keinen Fokus hatte. Es dauerte eine Weile, bis ich mich meiner Stärken erinnerte, anstatt zu versuchen mich neu zu erfinden.

Time For Metal / Sören R.:

Du hast mit Biffy Clyro getourt, zwei EPs mit British Theatre rausgebracht und nun ein Solo­album veröffentlicht – das alles in den letzten vier Jahren. In Anbetracht dieser kreativen Leistung: Was würdest du tun, wenn du keine Musik mehr machen könntest? Könntest du dir vorstellen, dich einer anderen Kunstform zu widmen?

Vennart / Mike V.:

Könnte ich nicht. Ein Leben ohne Musik wäre unerträglich.

Time For Metal / Sören R.:

Gibt es ein besonderes musikalisches Projekt, von du immer geträumt hast, es aber nie umsetzen konntest?

Vennart / Mike V.:

Ja. Ich kann aber nicht sagen, was das genau ist.

Time For Metal / Sören R.:

Gibt es einen Künstler, mit dem du gerne zusammenarbeiten würdest, wozu du aber nie die Gelegenheit hattest?

Vennart / Mike V.:

Mir fällt keiner ein… Ich habe natürlich meine Helden und Vorbilder, aber ich finde die Vorstellung einer Zusammenarbeit viel zu beängstigend. Ich freue mich darauf, die Empire State Bastard­ Platte mit Simon Neil fertigzustellen.

Time For Metal / Sören R.:

Kannst du uns deinen Lieblingswitz erzählen und in welcher Situation er potenziell gefährlich sein könnte?

Vennart / Mike V.:

Ich wollte dir meinen Lieblingswitz erzählen; ich habe ihn von Neil Hamburger. Aber in Wahrheit kann ich nicht kontrollieren, wer das hier liest und ich möchte niemanden beleidigen. Siehst du? Ich lerne dazu.

Time For Metal / Sören R.:

Vielen Dank, dass du dir Zeit für diese Fragen genommen hast. Viel Glück und alles Gute für die Zukunft.

Vennart / Mike V.:

Danke dir!