Interview mit Tobias Gut von Forty Shades zum Debütalbum Camera Silens

Artist: Forty Shades

Herkunft: Biel/Bienne, Schweiz

Genre: Progressive Metal, Melodic Death Metal, Atmospheric Metal

Label: 7hard

Link: https://www.facebook.com/fortyshadesmusic und www.forty-shades.com 

Bandmitglieder:

Gesang – Tosse Basler
Gitarre – Raphael Crivelli
Gitarre – Lukas Mielniczu
Keyboard – Tobias Gut
Schlagzeug – Christain Wittwer
 

Time For Metal / Heike L.:

Auf eurer Homepage gibt es ja doch ziemlich ausführliche Informationen, aber könnt ihr zunächst mal kurz etwas zur Geschichte von Forty Shades erzählen? Wie kamt ihr denn ursprünglich in 2007 zusammen?

Forty Shades / Tobias Gut:

Ich (Tobi) spielte früher in diversen Bands und machte immer wieder die Erfahrung, dass die daraus resultierenden Songs für mich immer sehr konstruiert und unnatürlich klangen. Daraufhin beschloss ich 2007, mein eigenes Ding unter dem Namen Nagor Mar durchzuziehen. Ich komponierte eigene Songs und machte mich auf die Suche nach guten Musikern, welche auch zwischenmenschlich viel zu bieten hatten. Diese Suche nach den passenden Musikern erwies sich als nicht ganz einfach, aber mir war es von Anfang an wichtig, das Bestmögliche aus diesem Projekt herauszuholen. Die Stimme spielte dabei für mich eine wesentliche Rolle. Es ging mir nicht darum die Position des Gesangs möglichst schnell zu besetzen – mir war es viel wichtiger, jemanden zu finden der gesanglich auf höchstem Niveau mithalten kann.

Nach vielen, vielen Hearings entschied ich mich damals für Manuela Kraller (Ex-Haggard und Ex-Xandria Sängerin). Nachdem die Positionen aller Instrumentalisten gefunden und besetzt werden konnten, wurden erste Songs aufgenommen und ein Namenswechsel auf Forty Shades durchgeführt. Dass meine Entscheidung mit Manu am Mikrophon die richtige war, wurde dadurch bestätigt, dass Xandria 2011 an die Tür klopfte und uns den Gesang ausspannte. 😉 Das heißt, Manu versuchte damals noch eine Zeit lang, Forty Shades und Xandria parallel zu führen. Es traten jedoch immer wieder Terminkollisionen auf, so dass Manu sich für ein Projekt entscheiden musste, und so kam es dann leider zum Bruch in der Zusammenarbeit mit Forty Shades. Nach einer kurzen Zeit haben wir beide aber realisiert, dass uns das gemeinsame Musikmachen fehlte, so dass ein Nebenprojekt entstand, in welchem wir zu zweit balladeske Pianosongs komponieren. Diese Songs werden in Form einer EP unter dem Namen Valkea Valo Ende 2016 veröffentlicht werden.

Nach dem Weggang von Manuela Kraller begann die Suche eines ebenbürtigen Gesangs von neuem – die Suchkriterien blieben dieselben, jedoch baute man inzwischen das Kontaktnetz weiter aus. Mit Tosse Basler (Girarrist bei Crematory) konnte 2012 ein absolutes Stimmchamäleon auf höchstem Niveau gefunden werden, und zwischenmenschlich wie auch musikalisch passte es auf Anhieb perfekt! Mit dem Einstieg von Tosse ging das Ganze dann ziemlich schnell voran. Forty Shades setzten sich die große Bühne zum Ziel, gingen ins Studio und arbeiteten effizient an ihrem Debütalbum Camera Silens.

Time For Metal / Heike L.:

Und warum habt Ihr dann in 2009 beschlossen, euren Stil zu ändern? War das der Stil, den der harte Kern sowieso immer bevorzugt hätte?

Forty Shades / Tobias Gut:

In der ersten Dekade der Band zwischen 2007 bis 2009 erlebte die Band sowas wie eine Selbstfindungsphase. Geprägt wurde diese Zeit durch etliche Mitgliederwechsel. Konkret waren dies Gitarristen und Bassisten, die kamen und ihr Feld wieder räumten, weil es entweder aufgrund ihrer musikalischen Vorstellungen, den spielerischen oder zwischenmenschlichen Fertigkeiten nicht passte. Gerade diese Phase zeigte mir auf, wie viel Menschenkenntnis, Energie, Zeit, Ausdauer und auch Glück vonnöten ist, um eine spielerisch und zwischenmenschlich solide, qualitativ hochstehende Gruppe zu formieren.

Zur Folge hatte diese turbulente Zeit auch eine sehr interessante, musikalische Weiterentwicklung, die als Prozess über die Zeit nach 2009 hinausragte und durch den Ausstieg von Manuela Kraller im 2011 ein abruptes Ende fand. Die sich musikalisch im Wandel befundene Band, wurde durch den Ausstieg von Manu überrascht, zeigte jedoch auf der Suche nach dem neuen Gesang große Offenheit, neue musikalische Wege zu begehen. Insofern war der neue Stil das Resultat eines Entwicklungsprozesses intensiven Zusammenarbeitens, der durch den neuen Sänger Tosse Basler finalisiert und perfektioniert wurde.

Time For Metal / Heike L.:

Gibt es denn eigentlich eine Bedeutung hinter dem Bandnamen Forty Shades? Für mich klingt es ein wenig, wie der Titel eines Gruselfilms…

Forty Shades / Tobias Gut:

Die Bedeutung des Bandnamens Forty Shades geht aus den etlichen Mitgliederwechsel in der Zeit zwischen 2007 und 2011 hervor. Sarkastischerweise betrachtete der harte Kern der Band das Kommen und Gehen der Instrumentalisten als Kommen und Gehen von Schatten. Ob es schlussendlich dann wirklich 40 Wechsel waren, wissen wir nicht. 😉

Time For Metal / Heike L.:

Ich habe schon viele Reviews zu Bands geschrieben, die noch keinen Plattenvertrag unterschreiben konnten. Ihr seid in der glücklich Lage, eine Plattenfirma im Rücken zu haben. Wie kam es denn dazu? Haben die euch kontaktiert? Und haben sie irgendeinen Einfluss auf eure Musik, oder seid ihr da komplett unabhängig und könnt tun und lassen, was ihr wollt?

Forty Shades / Tobias Gut:

Wir als Band sind von unserer Qualität und unserem Produkt überzeugt. Mit gesundem Selbstvertrauen kontaktierte ich damals unser jetziges Label, worauf wir mit 7hard (7us-Media) ins Gespräch kamen. Angeblich konnten wir sie mit unserem Sound überzeugen. 😉

Wir haben mit unserem Label das große Glück, dass sie uns in unserem musikalischen Schaffen volles Vertrauen schenken und uns in Ruhe lassen. Diesbezüglich sind wir also komplett unabhängig und können tun und lassen, was wir wollen.

Time For Metal / Heike L.:

Das Album Camera Silens ist euer Debütalbum, wenn man mal von dem Drei-Track-Demo aus 2007 absieht. Wie lief es denn bei den Arbeiten zum Album? Haben die Bandmitglieder ihre speziellen Aufgaben, wie z. B. die Texte und/oder die Musik schreiben? Oder ist das alles Teamarbeit?

Forty Shades / Tobias Gut:

Die Kompositionsarbeiten verlaufen häufig nach demselben Muster. Dadurch, dass wir alle eine ziemlich ähnliche „musikalische Sprache“ sprechen, entfallen langwierige kompositorische Diskussionen, und wir kommen sehr effizient voran. Songideen werden in einem ersten Schritt durch mich (Keys/Synths) und den Gitarristen (Raphael, Lukas) instrumental grob strukturiert. Der Drummer überarbeitet in einem weiteren Schritt die Drum-Spuren. Danach erfolgt die verfeinerte Ausarbeitung des Songs in Zusammenarbeit zwischen Keyboarder, Gitarristen und dem Sänger. Die Songtexte entwirft Tosse komplett aus eigener Hand.

Time For Metal / Heike L.:

Gibt es ein spezielles Konzept hinter dem Album bzw. könnt ihr uns etwas über die Inhalte der einzelnen Songs sagen? Für mich klingen sowohl der Titel des Albums als auch die einzelnen Songtitel nicht sonderlich positiv gestimmt.

Forty Shades / Tobias Gut:

Camera Silens ist die durch atmosphärische Klanglandschaften und mystische Lyrics verkörperte Reise ins Innere. Auch die Tragik der Vergänglichkeit, Verlust und Suizid (In A Darker Shade Of Gloom), Macht (Love Lane Princess), Trennungs- und Verlassenheitsschmerz und die Endlichkeit an sich (Bloodmoon, The End) sind Themen auf Camera Silens. Inhaltlich behandeln die Lyrics auch Themenkreise aus dem Aleister Crowley Tarot, griechischer und ägyptischer Mythologie (Black Winged Sun, Seven Moons, Purple Flame, Pillars Of Doom). Deshalb verkörpert der Sänger bei seinen Auftritten auch die Gestalt des Lord Charon, der Fährmann der griechischen Mythologie, der die Toten für einen Obolus (Münze) über den Styx ins Totenreich des Hades bringt.

Time For Metal / Heike L.:

Ihr habt ja im Grunde nur richtig gute Bewertungen für euer Album erhalten. Auch von Time for Metal gab es 9/10 Punkte und ich bin immer noch begeistert, wenn ich das Album jetzt höre. Wie ging es euch denn, als diese ganzen Reviews so nach und nach bei euch angekommen sind? Und, was ja fast noch wichtiger ist, wie war denn die Reaktion der Fans?

Forty Shades / Tobias Gut:

Danke erstmals fürs Kompliment. 😉 Anhand der positiven Resonanz und der erhaltenen Reviews müssten wir eigentlich für das Konzert-Jahr 2016 komplett ausgebucht sein oder als Support vor Insomnium und In Flames auf Welttournee spielen. 😉 Nein, Spaß beiseite… Wir erhielten europaweit über unterschiedliche Kanäle viel positive Resonanz. Aus den Ländern Italien, Frankreich und Deutschland kam am meisten Echo. So z.B. wurden wir bei Metal Hammer Italien als Metal-Newcomer 2015 gehandelt und konnten an diversen Radiostationen Interviews geben. Dies brachte uns großen Aufschwung. Gerade über die Social Media‘s wie Facebook, Soundcloud oder Youtube konnten wir einiges in Bewegung setzten und eine Fanbase aufbauen.

In Bezug auf Konzerte, konnten wir an ganz tollen Events teilhaben. Unser Terminkalender ist jedoch noch nicht ausgebucht und gerade auf deutschem Boden wäre noch mehr an Konzertpotential möglich. 😉

Grundsätzlich hätten wir jedoch nicht damit gerechnet, dass wir mit unserem Debütalbum derart viel in Bewegung setzten könnten. Somit sind wir anhand der Resonanz sehr zufrieden und konnten gleich auch viel Motivation und Energie für ein weiteres Album generieren.

Time For Metal / Heike L.:

Ich habe in meinem Review mal Bezug auf die Bands Insomnium und In Flames genommen und auch den Klargesang von Tosse mit dem Gesang von Tim „Ripper“ Owens auf dem 2010er Album von Charred Walls Of The Damned verglichen. Wie geht es euch denn mit diesen Vergleichen bzw. auch Kategorisierungen? Sind sie im Grunde gleichzeitig Fluch und Segen? Mir helfen diese Kategorisierungen ja, um meine speziellen Playlisten zu erstellen. Übrigens habe ich euch schlussendlich als Melodic Death Metal getaggt, weil das eins meiner Lieblingsgenres ist, auch wenn es bei euch für sich allein gesehen ja nicht wirklich passt, denn ihr macht ja wirklich eine sehr interessante Mischung. 😉

Forty Shades / Tobias Gut:

Auch wenn die Kategorisierungen aus unserer Sicht nicht immer passen, sind sie dennoch wichtig, weil es dadurch für den Musikfan immer einen Anreiz darstellt, in die Musik der jeweiligen Band reinzuhören, um dann für sich entscheiden zu können, ob es gefällt oder nicht.

Letztendlich war ja alles irgendwie schon mal da, und das Besondere oder Individuelle einer Band kann jeder Hörer selbst entdecken…oder eben nicht. 😉

Time For Metal / Heike L.:

Ihr habt jetzt einige Shows in der Schweiz gespielt. Sind denn noch andere Auftritte geplant, vielleicht auch in Deutschland? Obwohl das Album Camera Silens ja bereits seit März 2015 raus ist, konnte ich nirgendwo irgendeinen Hinweis auf eine Promotion-Tour oder Ähnliches finden.

Forty Shades / Tobias Gut:

Hat sich bisher leider nichts ergeben, außer ein paar pay-to-play Geschichten, die für uns aus ideologischer Sicht nicht machbar sind, bzw. nicht in Frage kommen.

Time For Metal / Heike L.:

Ist denn irgendein Bandmitglied auch noch in anderen Bands oder Projekten involviert, vielleicht auch mit einer ganz anderen musikalischen Ausrichtung?

Forty Shades / Tobias Gut:

Tosse ist seit Mai 2015 bei der deutschen Gothic Metal-Band Crematory als Gitarrist und Sänger für die Cleanvocals zuständig. Sie haben gerade das nächste Album mit dem Titel Monument fertiggestellt und werden dieses am 15.04.2016 releasen.

Ich arbeite in einem ersten Nebenprojekt mit Manuela Kraller (Ex-Xandria und Ex-Haggard Sängerin) an Valkea Valo. Dabei machen wir Musik im Bereich des melancholischen Piano-Rocks und im Weiteren an einer Neue Deutsche Härte-Sause – bei dem noch nicht mehr gesagt werden darf. 😉

Time For Metal / Heike L.:

Die Songs sind zwar sehr eingängig, aber doch sicherlich nicht leicht zu spielen. Ich denke mal, da muss man über eine richtig gute Technik verfügen. Habt ihr euch das alles selbst beigebracht, oder hattet ihr Musikunterricht? Insbesondere bei Tosse wundert es mich auch, wie er dieses wahnsinnig breite Spektrum im Gesang hinbekommt.

Forty Shades / Tobias Gut:

Chrigu an den Drums hat studiert und ist als Schlagzeuglehrer an einer Schule tätig. Raphael und ich sind auch geschult, Luki ist Autodidakt und Tosse ist den Weg über jahrelange Praxis in Bands mit unbeheizten Proberäumen, gefrorenem Bier und zu kleinen Gesangsanlagen gegangen und hatte wohl Glück mit seinen Genen. 🙂

Aber ja, damit wir heute an diesem Punkt stehen, wo wir sind, brauchte es viel Aneignung an Knowhow, unzählige Erfahrungswerte, Ausdauer und Geduld – gerade auch im Bereich des technischen Equipments benötigten wir Zeit, um ein verhebendes System für die Live-Performance aufzubauen.

Time For Metal / Heike L.:

Und das war es auch schon. Noch einmal herzlichen Dank für dieses Interview, und ich hoffe, dass ich euch doch mal live erleben kann. Vielleicht klappt es ja im nächsten Jahr oder nach der Veröffentlichung des nächsten Albums. 😉 Gibt es noch etwas, was ihr euren Fans und den Lesern von Time for Metal sagen möchtet?

Forty Shades / Tobias Gut:

Haltet Ausschau! Wir haben nicht vor, so schnell wieder von der Bildfläche zu verschwinden… Support FORTY SHADES:

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Download-Link: https://soundcloud.com/fortyshades/pillars-of-doom

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