Katatonia – The Fall Of Hearts

“Virtuos!“

Artist: Katatonia

Herkunft: Stockholm, Schweden

Album: The Fall Of Hearts

Spiellänge: 67:19 Minuten

Genre: Progressive Metal

Release: 20.05.2016

Label: Peaceville Records

Link: https://www.facebook.com/katatonia/

Bandmitglieder:

Gesang – Jonas Renkse
Gitarre – Anders Nyström
Gitarre – Roger Öjersson
Bassgitarre – Niklas Sandin
Schlagzeug – Daniel „Mojjo“ Moilanen

Tracklist:

  1. Takeover
  2. Serein
  3. Old Hearts Fall
  4. Decima
  5. Sanction
  6. Residual
  7. Serac
  8. Last Song Before The Fade
  9. Shifts
  10. The Night Subscriber
  11. Pale Flag
  12. Passer

Katatonia - Fall Of Hearts

Katatonias neues Album The Fall Of Hearts steht ganz in der Tradition der Vorgänger, ein Album als unbedingtes Gesamtkunstwerk zu präsentieren. Hier kann man nicht einfach einschalten und die Musik nebenher genießen, man muss sich Zeit nehmen und in der richtigen Stimmung für das Album sein. Gleißender Sonnenschein und Katatonia? Passt nicht und funktioniert nicht. Regnerischer Abend, ein Glas Rotwein und Lust auf Musik? Das geht schon besser. Wunderbarerweise scheinen die Herren um Jonas Rensske aufgrund des neuen Schlagwerkers Daniel „Mojjo“ Moilanen zu richtig harten Riffs gefunden zu haben, ohne ihren fast schon meditativen Duktus über Bord geworfen zu haben.

Insgesamt kann man der neuen Platte einen korrekten Schritt in Richtung Abwechslungsreichtum attestieren, da in unglaublich vielen Variablen mit Leichtigkeit brilliert wird, das famose Sanction sei nur ein Beispiel für die neu gefundene Progressivität der Band. Wem die Kollegen von Opeth zu abgedreht sind, und davon gibt es sicher einige in der Metalwelt, der muss unbedingt bei Katatonia ein Ohr riskieren, denn die Band macht in der stringenten Richtung weiter, die Opeth nach Watershed hätten einschlagen sollen. Kritisieren würde ich, dass die Eingängigkeit im Mittelteil (Residual und Serac) im Vergleich zum starken ersten Teil weniger gegeben ist, dennoch macht hier die Band weit bessere Musik als die gesamte Konkurrenz. Das schöne an Katatonia ist die Tatsache, dass man zuhören muss, ansonsten versteht man die Musik eigentlich nicht und tut diese als belanglos ab, ergo würde ich das neue Album wie ein gutes Buch beschreiben, verschlüsselt und nach dem Verstehen sehr beeindruckend.

Völlig bombastisch breitet sich im Anschluss das große Last Song Before The Fade aus, um in Sache düsterer Musik mit progressivem Anteil alles in den Schatten zu stellen, was die letzten Jahre auf den Markt gekommen ist, Anathema vielleicht ausgenommen. Diese unglaubliche Wucht endet in einer Fliegersirene, die kongenial im folgenden Shifts immer wieder wie ein Leuchtfeuer aufblitzt, mal als Gitarrenriff, mal als Effekt, mal als leicht angehauchte Frauenstimme, Gänsehaut pur. Genau dieser Song greift die Kunst der Band im Mark auf, hier verdichtet sich das blinde Zusammenspiel von Mastermind Jonas Renkse und seines nicht weniger genialen Sidekicks Anders Nyström, die es schaffen, surreale Traumbilder im Kopf des Hörers entstehen zu lassen. Eigentlich möchte man gar nicht mehr aufwachen, so gebannt ist man angesichts der übertragenen Atmosphäre. The Night Subscriber haut dagegen mehr auf die Pauke, kommt aber nicht ganz an den Glanz von Shifts heran. Sehr an Scarborough Fair von Simon and Garfunkel erinnernd plätschert Pale Flag wie ein kleiner Bach mit der Tiefe des Mariannengrabens durch die Boxen, bevor mit Passer ganz an den Beginn der Katatonia – Karriere verwiesen wird, nämlich zum zweiten Album Brave Murder Day mit seiner rohen Zügellosigkeit, die sich blitzschnell zu gechillter Akustik verwandeln kann.

Fazit: Ein absolutes Wahnsinns-Album. Mehr kann man dazu nicht sagen. Ganz großes Kino.

Anspieltipps: alles
Dominik B.
10
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