Knorkator – We Want Mohr

 

“Wilhelm Fucking Busch!“

Artist: Knorkator

Herkunft: Berlin, Deutschland

Album: We Want Mohr

Spiellänge: 51:01 Minuten

Genre: Rock / Fun Metal

Release: 17.01.2014

Label: Rough Trade

Link: http://www.knorkator.de

Klingt wie: J.B.O. & High Mud Leader

Bandmitglieder:

Gesang – Gero Ivers
Keyboard, Gesang – Alexander Thomas
Gitarre – Sebastian Baur
Bass – Rajko Gohlke
Schlagzeug – Sebastian Meyer

Tracklist:

  1. Hmyne
  2. Zoo
  3. L
  4. Antwort
  5. Konrad
  6. Fortschritt
  7. Ich geb es auf
  8. Robert
  9. Victorious
  10. Breaking The Law
  11. Friederich
  12. Time To Rise
  13. Adé

Knorkator - We Want Mohr
Wenn ich an die Band Knorkator denke, dann kommen mir immer zwei Dinge in den Kopf, einmal das breit grinsende Gesicht unseres Radio Moderators Tomi und zweitens das wohl unterhaltsamste Konzert, welches ich jemals auf dem Wacken Open Air miterleben durfte. Mit ihrem letzten Album Es Werde Nicht (2011) haben die Berliner ja bereits ein sehr gutes Album auf den Markt gebracht, welches neben dem Killer-Song Du Nich auch mit Refräng und dem Knorkator-Kindersong Kinderlied die Messlatte gewohnt hoch gesetzt hatte.

Bei We Want Mohr bleibe ich erstmal am Namen, wie auch am Cover hängen. So hat man sich also im Hause Knorkator mal wieder etwas Neues überlegt. Mit The Schlechtst Of Knorkator, Hasenchartbreaker, Ich Hasse Musik und Das Nächste Album Aller Zeiten hatte man früher ja bereits auf leicht verstörende/provozierende Namen gesetzt. Im Vergleich klingt We Want Mohr nach so einigen Fragen bei den kommenden Interviews. Das Cover hingegen ist klassisch und im Stil von Wilhelm Buschs Max & Moritz gehalten – das passt.

Zitat
original: Hymne
Für Knorkator mein Herz; für Knorkator mein Geld

Witzig und selbstironisch beginnen die fünf Berliner mit der Hymne, welches wie die Faust aufs Auge in das Konzept der Band passt. Während Zoo rockig daherkommt bestimmen vor allem aber ruhige Parts das Album We Want Mohr. So bekommt ein Hörer abwechslungsreiche Klavier-, Zitter- oder Streicherchorpassagen (synthetisch?) vorgetragen.

Die Gitarren sind im Vergleich zu den älteren Veröffentlichungen der Band eher im Hintergrund und vorwiegend rhythmischer Natur. Gesangstechnisch bleibt man bei dem, was man wohl die Handschrift der „Meisten Band Der Welt“ nennen könnte – extreme Wechsel zwischen tiefem, ruhigem und extrem hohem Gesang. Fast schon genial quäkende Laute von Sänger Gero Ivers.

Mit Konrad – und da fällt mir das Konzept erst auf – versetzen wir uns mal zurück in die Kindheit. Wer erinnert sich denn noch an folgenden Text:

Zitat
Als die Mutter kommt nach Haus,
Sieht der Konrad traurig aus.
Ohne Daumen steht er dort,
Die sind alle beide fort.

Knorkator interpretieren auf We Want Mohr die klassischen „humorvollen“ Kurzgeschichten von Wilhelm Busch. So zitiert man zum Beispiel in Konrad die Geschichte des Struwwelpeters, in Robert den Originaltext der Geschichte vom fliegenden Robert und Friedrich ist eins zu eins die Geschichte vom bösen Friedrich.
Victorious und Time To Rise sind alleine nur wegen der Gaststimme im zweiten Song erwähnenswert, doch alleine schon wegen der Englischen Sprache für Knorkator sehr untypisch und allgemein wohl eher ein Füller als ein Sahnestück.

Herausstechend ist für mich der Judas Priest-Coversong Breaking The Law, welcher nicht nur als eine Ode an die legendäre Birminghamer Heavy Metal-Truppe verstanden werden kann, sondern auch thematisch 100% mit dem Namen und Lebensgefühl Knorkators gleichzusetzen ist.

Als Bonus kommen zwei Live Mitschnitte der Band zum Einsatz. Es handelt sich dabei aber nicht um lächerliche zwei Songs, sondern um vollständige Knorkator-Konzerte, die in ihrer Heimat aufgenommen wurden und so ihren Fans als Zusatz mit auf den Heimweg gegeben wurden. Das erste Konzert zeigt das legendäre Korkator und Freundinnen (Zitadelle Spandau 2012), welches durch die Open Air Stimmung noch einmal aufzeigt, wie fett die Berliner ein Festival rocken können. Das zweite Event, wurde in der Columbiahalle 2011 abgedreht und hat ebenfalls so einige Highlights zu bieten.

Fazit Kai R.: Knorkators neuestes Werk ist in meinen Augen für eine Platte der Berliner viel zu ruhig geworden. Mir fehlt es an rockigen Songs mit mitsingcharakter á la Ma Baker, Wir Werden Alle Sterben, Du Nicht oder Alter Mann. Wenn man jetzt aber den Namen Knorkator, die englischsprachigen Songs und den Coversong aus dem Kopf streicht, erhält der Käufer mit We Want Mohr eine sehr genial musikalisch „zusammengekasperte“ Neuinterpretation von Wilhelm Buschs Werken. Das Konzept geht von Cover bis zum letzten Lied auf und alleine deswegen ist das 2014er Release alles andere als schlecht – auch wenn ich wirklich etwas ganz anderes erwartet habe!

Anspieltipps: Friedrich, Robert und Breaking The Law

Fazit Rene W.: Deutschlands meiste Band der Welt hat wieder zugeschlagen und das wie gewohnt stark und mit einem, durch die Bank weg lachenden Auge. Keine Band schafft es auf eine Art lustig zu sein und zugleich ernsthafte Themen durch den Kakao zu ziehen ohne das Niveau über Bord zu schmeißen. Gleiches gilt auch für das neueste Album We Want Mohr, welches durch den Knorkator-Charme ein echter Dauerbrenner wird. Wer sich die Platte kaufen sollte, dem kann ich nur die Version mit Bonus-DVD empfehlen; die beiden Live Mitschnitte sind jeden Euro wert!

Anspieltipps: L und Fortschritt
Kai R.
8
Rene W.
8.5
8.3