Lex Talinois am 02.10.2015 im Helvete in Oberhausen

“Beispiellose Tontechnik!“

Eventname: Lex Talionis

Headliner: Eis, Negator

Vorbands: Frigoris, Grift

Ort:
Helvete, Oberhausen

Datum: 02.10.2015

Kosten: 14 € VVK, 16 € AK

Genre: Black Metal

Besucher: ca. 150

Link: http://www.helvete.de

Negator Oberhausen

Welches Ambiente könnte besser geeignet sein, einen Konzertbericht über Negator, Eis, Grift und Frigoris zu schreiben, als am Dortmunder Bahnhof, bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und einem Zug mit diabolischen 48 Minuten Verspätung zu warten? Höchstens die gefrohrene Hölle, da sich das Niveau an einem Samstagabend an dieser „Location“ aber als noch unterirdischer erweist als es die Hölle wohl sein mag, gleicht sich das irgendwie aus. Bevor meine Finger sich der Temperatur anpassen, leite ich diesmal recht rabiat zu dem eigentlichen Thema um: Dem Konzert im Helvete.

Das Helvete in Oberhausen ist ein Pflichtbesuchungsort für jeden Metalhead. Ich habe es aus mir unbekannten Gründen elf Jahre lang geschafft, kein einziges Mal diesen Pilgerort zu besuchen, nun endlich stehe ich zum ersten Mal im Keller, der für die Liveauftritte, die immer wieder im Helvete aufgeführt werden, hergerichtet wurde und schon zahlreiche namhafte Bands beglücken durfte.

Für mich selber bietet der Abend gleich mehrere Höhepunkte: Frigoris fand ich im Vorfeld recht interessant, da ich auf Youtube in das eine oder andere Lied reingehört habe. Die Band passt wie die Faust aufs Auge in das Konzept des Abends, das man liebevoll mit „Nacht der schweren Riffs“ bezeichnen kann. Bis auf Negator leben nämlich alle spielenden Bands davon, lange Riffs zu spielen, die von einfachen, aber effektiven Melodien getragen werden. Frigoris machen einen durchaus soliden Eindruck, die Band besteht aus gar nicht mal so schlecht trainierten Männern, die mich daran erinnern, dass zuhause eine Rudermaschine auf mich wartet… Wie dem auch sei, die Band ist optimal als Opener platziert, sie stimmt auf hohem Niveau auf das ein, was noch kommen wird.

Der zweite Höhepunkt für mich ist Grift, da eine gute Bekannte von mir nur wegen dieser Gruppe zu dem Konzert gekommen ist und sogar eine Merchandisetasche dieser Band besitzt. Und tatsächlich: Grift punkten durch einen extrem starken Sänger und zugänglicheren Liedern als die Band zuvor, die Melodien setzen sich stärker in den Kopf und der Saal hat sich merkbar gefüllt. Bei Grift fällt mir dann auch endlich auf, warum so viele bekannte Bands den eher kleinen Konzertbereich des Helvetes besucht haben: Die Klangqualität ist unsagbar gut. Damit meine ich nicht, dass man hunderte von Millionen Euro in die Anlage investiert hat, sondern die Fähigkeiten des Tontechnikers. Ich habe schon so viele potentiell gute Konzerte und Festivals erlebt, die in einem Soundmatsch untergegangen sind, die 4 Bands heute Abend sind dafür prädestiniert, in einem wüsten Chaos an Schallwellen zu versinken, aber wirklich jeder einzelne Part von jedem Lied von jeder Band kommt so gut abgemischt aus den Boxen, dass es fast an ein Wunder grenzt, dass es sich hier nicht um Playback handelt. Der Tontechniker sollte mal seinen Kollegen in ganz Deutschland Nachhilfe geben!

Nach dem gelungenen Auftritt folgen Eis, deren Album mich im Vorfeld schwer davon überzeugt hat, mich auf den Auftritt zu freuen. Mit einer extra für das neue Album Bannstein entworfenen Flagge im Hintergrund und passender Kleidung tritt die Band routiniert auf die Bühne und liefert eine intelligente Setliste: Ungefähr die Hälfte des gespielten Materials ist vom neuen Album, der Rest ist eine bunte Mischung, die sogar bis zur Geist-Zeit zurückreicht. Dabei fällt auf, dass das neue Material sich perfekt in das bereits veröffentlichte Material einfügt. Darüber hinaus bestätigt sich mein Eindruck, dass Bannstein bisher das stärkste Material der Band beinhaltet, da ich es erstmals im direkten Vergleich zum alten Material höre. Ich persönlich hätte mir noch eine Spur mehr Show gewünscht, insgesamt gefiel mir der Auftritt besser als auf dem Ragnarök-Festival. Auch im Vergleich zu anderen Bands gehört Eis mittlerweile zu den lohnenswerteren Bands, die man auch gern mehrmals live sehen kann, vor allem jetzt mit stärkeren Material.

Den Abschluss des Abends macht Negator, welche ich das letzte Mal vor sieben oder acht Jahren in Essen gesehen habe (damals mit frischem Führerschein und dem Genuss, im Halteverbot geparkt zu haben, weshalb der Abend mir so schnell nicht aus dem Kopf gehen wird). Daher freue ich mich auf die Band ganz besonders, da ich echt gespannt bin, wie sich der Auftritt zu dem von damals unterscheidet.
Schon nach zwei Minuten wird klar, dass eine knappe Dekade doch so einiges bewirken kann. Der Auftritt in Essen war damals schon fast unbeholfen, der im Helvete genau das Gegenteil: Die Band wirkt unglaublich selbstbewusst und professionell und ballert, was das Zeug hält. Damit bieten Negator das genaue Gegenteil von dem bisherigen Programm, was zum Abschluss eine echt gute Idee ist! Zwar wird das vom Publikum geforderte Lied Der Infanterist nicht gespielt, dennoch ist das Material extrem stark und rechtfertigt auch die Headlinerposition. Ich bin extrem gespannt, ob Negator mit einem neuen Album in die erste Riege der Black Metal-Bands aufsteigen kann!

Nach Negator ist dann Schluss, der Abend endet perfekt durchgeplant und ohne Pannen. Das Helvete weiß, wie man Konzerte veranstaltet und wie die Musik klingen muss. Gerne wieder!