Metal Hammer Paradise 2021 am 12. und 13.11.2021 im Ferienpark Weissenhäuser Strand

Trotz steigender Fallzahlen ein unbeschwertes Festival mit coolen Bands, Bier und guter Laune ganz im Sinne der Metalheads

Event: Metal Hammer Paradise

Bands: Saxon, Blind Guardian, Subway To Sally, Clawfinger, Lucifer, Diamond Head, RAM, Iron Savior, Xentrix, Stormwarrior, Stallion, Damnation Defaced, Dirkschneider, Avatarium, Thundermother, Hällas, Brainstorm, Mystic Prophecy, Pyogenesis, Gold, Year Of The Goat, The Vision Bleak, Endseeker, The Other, Johnny Deathshadow, Grailknights

Datum: 12. und 13. 11.2021

Genre: Heavy Metal, Power Metal, NWoBHM, Heavy Metal, Rock, Horror Punk, Prog Rock, Speed Metal, Doom Metal, Horror Metal, Mittelalter Rock, Death Metal

Besucher: ca. 4000

Ort: Ferienpark Weissenhäuser Strand

Veranstalter: Metal Hammer und FKP Scorpio

Kosten: Inklusive Übernachtung im Ein- bis Mehrbett Apartment ab 169 € p. P. für zwei Tage, Tageskarten und Übernachtungsrestkontingent an der Tageskasse.

Tag 1: Freitag, der 12.11.2021

Setlisten 12.11.2021:

  1. Motorcycle Man
  2. Battering Ram
  3. Wheels Of Steel
  4. They Played Rock’n’Roll
  5. Strong Arm Of The Law
  6. Denim & Leather
  7. Thunderbolt
  8. Never Surrender
  9. Eagle Has Landed
  10. Dogs Of  /Solid Ball Of Rock
  11. Band Played On
  12. Power & The Glory
  13. Heavy Metal Thunder
  14. Crusader
  15. 747
  16. Princess Of The Dawn

  1. Messias
  2. Island
  3. Kleid Aus Rosen
  4. Imperator Rex
  5. Henkersbraut
  6. Arme Ellen Schmitt
  7. Falscher Heiland
  8. Eisblumen
  9. Mephisto
  10. Besser Du Rennst
  11. Sags dem Teufel
  12. Alles Was Das Herz Will
  13. Aufgewacht
  14. Ausgeträumt
  15. Tanz Auf Dem Vulkan
  16. Grausame Schwester
  17. Räuber

Mit Skepsis haben wir bereits im Vorfeld die Informationen zur anstehenden Veranstaltung beobachtet und wären nicht verwundert gewesen, wenn aufgrund der aktuellen Lage das Metal Hammer Paradise 2021 noch abgesagt worden wäre. Da aber ein umfassendes Hygienekonzept abgestimmt wurde und auch die Voraussetzungen für die Gäste im Vorfeld klar geregelt waren, findet das von FKP Scorpio und dem Metal Hammer veranstaltete Event nun statt. Bereits vor zwei Wochen wurde hier beim Plage Noire ordentlich gefeiert und auch das hat problemlos geklappt (hier kommt ihr zu unserem Bericht). Erste Überraschung: Die Parksituation hat sich zum Negativen verändert. Kostenfreie Parkplätze gibt es nicht mehr und so ist der bis zum letzten Mal noch kostenfreie Parkplatz jetzt nur mit einem 10 € teuren Parkticket zu befahren. Verändert hat sich das Check-in für die Presse und Künstler – das ist ein Gewinn und funktioniert gut. Wir sind heute zeitig vor Ort, da sich Diamond Head zu einer frühen Autogrammstunde einfinden wollen. In den früheren Jahren wurde die Autogrammstunden vor dem Restaurant Witthüüs abgehalten, was jetzt aber aus den besagten Hygienegründen in ein zweites großes Zelt vor dem Innenbereich der Ferienanlage verlegt wurde. Dort befinden sich ebenfalls ein paar Händler, unter anderem der günstig gelegene Plattenstand von Hot Shot Records aus Bremen, bei dem schnell vor dem Anstehen zur Signierung noch das passende Album geholt werden kann. Tja, und dann die nächste negative Überraschung: Diamond Head sagen den Termin zum Meet & Greet kurzfristig ab. Schade eigentlich, aber aufgrund der aktuellen Situation verständlich, denn die Musiker wollen sich auch schützen. Auf dem Weg zum Baltic Ballroom, in dem Thorsten „Zacke“ Zahn traditionell das Festival eröffnet, bemerken wir, dass die Galeria, die sonst mit Händlern belegt ist, nur noch als Flaniermeile dient, um die Menschenströme zu lenken. Auch die Einlasskontrolle erfolgt strenger und sorgsamer, was einem das Gefühl von Sicherheit vermittelt. Alle, auch die Pressevertreter, müssen über den Hauptzugang in den Saal, um die Anzahl der Menschen zu zählen und ggf. weitere Zuhörer nicht mehr hineinzulassen. Angekommen im Baltic Ballroom, steht Zacke bereits auf der Bühne, von der er uns allen nicht nur viel Spaß wünscht, sondern auch ermahnt, aufeinander aufzupassen und bei verdächtigen Symptomen schnell zu handeln. Wir bleiben gleich vor Ort, denn da geht es gleich mit der ersten Band los. Und was soll ich sagen? Die üblichen Verdächtigen sind auch alle vor Ort. Alle haben die letzten anderthalb Jahre diese Möglichkeiten vermisst und nun ist die Freude groß, dass es ein Event gibt und dass wir uns alle gesund und munter wiedersehen. Allerdings gibt es auch kritische Stimmen, die aufgrund der aktuellen Lage befürchten, dass es erst mal wieder das letzte Event sein könnte. Aber die gute Stimmung überwiegt und so stürzen wir uns in die Arbeit und es kommt einem ganz schnell so vor, als wenn die letzte Veranstaltung erst gestern zu Ende gegangen ist.

Baltic Ballroom

Stallion haben also die Aufgabe, das Festival musikalisch zu eröffnen. Die Jungs aus Baden-Württemberg legen auch gleich ordentlich mit Waking The Demons und Down And Out los. Die Mischung zwischen Speed Metal und Heavy Metal der Achtziger geht gleich los und stimmt den gut gefüllten Baltic Ballroom richtig ein. Zwei Gitarristen, ein Bassist, Drummer und Sänger reichen aus, um den Saal schon mal auf  Betriebstemperatur zu bringen. Der Sound ist hier oben wie schon immer ganz ok, wenn auch nicht überragend. Das soll sich aber noch ändern. In den folgenden Songs setzt sich die gute Aufwärmphase fort und Songs wie Kill Fascits, Underground Society und als Abschluss Canadian Steele zeigen die Band in guter Form. Nur knapp eine Viertelstunde nach Beginn des Auftrittes von Stallion sind bereits in der

Maximum Metal Stage

Tankard auf der Bühne, nachdem Thorsten Zahn auch hier noch mal den Willkommensgruß entrichtet hat. Zu Tankard kann man stehen, wie man will, aber live sind sie schon eine nicht wegzudenkende Größe. So auch heute. Der Thrash „alcoholic“ Metal haut rein und Sänger Gerre, Bassist Frank Thorwarth, Gitarrist Andreas Gutjahr und Drummer Olaf Zissel lassen auf der Bühne nichts anbrennen. Ein Nackenbrecher folgt dem Nächsten und so können Die With A Beer In Your Hand, One Foot In The Grave oder auch Octane Warriors nur begeistern. Tankard haben sich eine feste Base erspielt und das einzige Manko an dieser doch gestandenen Band ist das Schlabber-Outfit von Sänger Gerre. Aber das gehört nun auch dazu und Jogger und ein eigentlich viel zu knappes Shirt sind Markenzeichen. Thrash ist ja nicht so meins, aber die Kapelle versteht es, Party zu machen. Es gibt auch ein paar brauchbare Bilder, obwohl die Lichtverhältnisse auf der Maximum Stage eh nie so besonders waren und sind, denn viele rote, blaue und grüne LEDs machen es einem schwer. Auf jeden Fall haben Tankard hier mächtig abgeräumt.

Ganz sehe ich mir den Auftritt nicht an, da aufgrund der engen Taktung nicht viel Zeit zwischen den einzelnen Bühnen bleibt. Auch müssen soziale Kontakte bei einem kühlen Bier gepflegt werden, sodass wir es uns mit Dirk Jacobs, Olaf Räwel und Rainer Mordet bei einem leckeren Landbier treffen. Dabei sehe ich zufällig, dass bei RAM nicht so viele in der Reihe zum Meet & Greet stehen. Bei Hot Shots schnell ’ne Platte geholt und Zack ist die unterschrieben. Da bis zur nächsten Autogrammstunde von Subway To Sally nur fünf Minuten Warten angesagt sind, bleibe ich gleich da und treffe Max von Lobeck. Den haben wir vor Jahren beim Headbangers Open Air in Brande-Hörnerkirchen kennengelernt. Auch da war er schon begeisterter Autogrammjäger, professionell ausgerüstet und hat jede, aber auch wirklich jede Band auf seinen Plakaten unterschreiben lassen. Heute ist der damals 14-Jährige noch professioneller unterwegs und nebenbei auch noch Social Media Manager von Tankard. Gäbe es mehr so engagierte und fleißige junge Männer im Musikbusiness, dann muss man sich um die Zukunft des Supports von Bands keine Sorgen mehr machen. Nächstes Jahr plant Max, ein eigenes kleines Festival (die Metalhöhle) aufzuziehen. Wir sind gespannt und werden darüber berichten. Nun aber zurück. Subway To Sally geben bereitwillig Autogramme, und da ich der Erste in der Reihe bin, komme ich noch rechtzeitig zum

Baltic Ballroom,

um den Auftritt von Iron Savior zu verfolgen. Darauf hatte ich mich schon gefreut, denn im Vorfeld habe ich mir die letzte Scheibe Skycrest reingezogen und der Hamburger Power Metal kommt richtig gut. Die seit 1996 existierende Band wurde mal von Kai Hansen und Piet Sielck gegründet. Die Band aus der doch stark metalgeprägten Hansestadt legt gleich ordentlich los. Way Of The Blade von der Titancraft Scheibe, inklusiv nicht funktionierender Key-Samples, Kill Or Get Killed bereits roh und direkt ohne Samples und Souleater von der letzten Platte eröffnen das Set. Die vier wissen, was sie auf der Bühne tun und man sieht es auch ihnen an, dass sie einfach Spaß haben, wieder live vor viel Publikum spielen zu dürfen. Zeitgleich beginnen in der Riff Alm, der dritten Bühne, Damnation Defaced. Und da ist das große Problem dieser Veranstaltung. Gerade als Pressevertreter oder Fotograf muss man sich entscheiden, was man vor die Linse bekommen bzw. über was man berichten möchte, und da fällt ganz klar die Riff Alm hinten runter. Zu eng, zeitlich einfach nicht zu schaffen, rechtzeitig da zu sein und schlechte Fotomöglichkeiten. Somit wird auch dieses Jahr die Riff Alm komplett ausgelassen, um rechtzeitig beim nächsten Act auf einer der beiden anderen Bühnen sein zu können. Nach Iron Savior geht es rüber zur

Maximum Metal Stage,

auf der jetzt die NWOBHM Urgesteine von Diamond Head auftreten werden. Auch darauf bin ich gespannt, denn die Band existiert bereits seit 1976 und dürfte mit Recht als eine der treibenden Bands des in den Achtzigern entstandenen Genres sein. Metallica und Megadeth bescheinigen Diamond Head, einer der maßgeblichen Einflüsse für die eigene Musik gewesen zu sein. Mit Am I Evil coverten Metallica bereits zu Beginn ihrer Karriere sehr erfolgreich einen der Diamond Head Songs. Die Briten sind leider nicht so bekannt geworden wie ihre Mitstreiter von Saxon, Iron Maiden oder Judas Priest (ich weiß, gehören eigentlich nicht zum NWOBHM), aber geben regelmäßig Konzerte. Heute nun auch hier und das Zelt ist auch ganz passabel gefüllt. Zunächst noch etwas gewöhnungsbedürftig geht es mit Belly Of The Beast los. Das einzig verbliebene Gründungsmitglied Brian Tatler greift in die Saiten, während der Rest der Band sich bemüht, für Stimmung zu sorgen. Sänger Rasmus Bom Andersen gibt alles und im Laufe des Sets wird es dann auch richtig gut. In The Heart Of The Night, Sucking My Love oder auch The Coffin Train vom gleichnamigen letzten Album werden professionell gespielt. Bevor das Set mit Am I Evil zu Ende geht, wird noch Metallica mit dem Cover No Remorse gehuldigt. Für uns geht es weiter im

Baltic Ballroom,

in dem jetzt RAM auftreten. Das verspricht wieder etwas rauer und schneller zu werden. Standesgemäß mit viel Nieten, Leder und Ketten bekleidet, legen sie gewittermäßig mit Sudden Impact und Blades Of Betrayal los. Das eckige Rund ist gut gefüllt und so haben es die fünf Schweden leicht zu überzeugen. Leider bleibt nur Zeit, sich noch Defiant und Gulag anzuhören, denn auf der

Maximum Metal Stage

sind gleich Subway To Sally dran. Nicht, dass ich diese Musik wirklich mag, aber für den Bericht muss man schon da gewesen sein und außerdem ist die lange Mähne von Geigerin Ally Storch schon ein Hingucker. So verweilen wir die ersten Songs vor der Bühne und kommen so zumindest in den Genuss von Messias, Island, bei dem Ingo Hampf auf einer dreihalsigen Gitarre spielt, und dem ewigen Kleid Aus Rosen. Eric Fish, gewohnt lässig und zunächst mit Perücke und seine im Mittelalter Metal angesiedelte Band haben ihre treue Fanbase, die dann im Folgenden auch noch den Falschen Heiland und Falsche Blumen zu hören bekommt und auch Aufgewacht und Tanz Auf Dem Vulkan werden gespielt. Da die Truppe sich ihren Platz auf der Hauptbühne verdient hat, ist ihr Set auch entsprechend lang. Wir nutzen die Gunst der Stunde, um mal im Sitzen ein Getränk zu uns zu nehmen, bevor es im

Baltic Ballroom

mit dem leicht doomigen Rock von der multinationalen Band Lucifer weitergeht. Sängerin Johanna Sadonis weiß sich in Szene zu setzen und der vor ihr stehende Ventilator sorgt für effektvolle Momente. Bassist Alex Mayr könnte glatt mit dem jungen Tony Iommi (Gitarrist von Black Sabbath) verwechselt werden, und auch die Herren Björklund und Nordin sorgen für einen fast schon okkulten Touch. So kommt der Auftritt bei den vielen Anwesenden gut an und sorgt für gute Stimmung, wobei es doch schon merklich leerer im Baltic Ballroom ist. Viele sind bereits ins Zelt zur

Maximum Metal Stage

um den Headliner des Abends Saxon zu sehen. Die Band um Sänger Peter „Biff“ Byford gehört zu den erfolgreichsten Truppen des NWOBHM und steht zu Recht als Topact auf der Bühne. Standesgemäß geht es mit Motorcycle Man vom Album Wheels Of Steel (1980) los. Damit erreichen sie jeden und das Zelt ist proppevoll. Battering Ram und Wheels Of Steel schließen sich an. Biff ist sichtlich gut gelaunt und auch Paul Quinn und Dough Scarratt an der Gitarrenfront scheint es richtig Freude zu bereiten. Biff versucht, den Moment mit seinem Handy festzuhalten, was sich als nicht ganz so einfach erweist. Es wird dann wohl eher ein Video und sorgt für Hunderte nach oben gereckte Hände. Saxon können auf einen großen Fundus von Songs zurückgreifen und so wird der Abend ein Potpourri aus älteren Sachen und einigen wenigen neueren. So gibt es vom letzten regulären Studioalbum (mit eigenen Tracks) Thunderbolt nur zwei Tracks, während gerade von den ersten Platten am meisten gespielt wird. Crusader, Strong Arm Of The Law, The Eagle Has Landed, 747 und Strangers In The Night sind nur einige der Hits. Das ist ein würdiger Abschluss eines gelungenen ersten Tages. Mit Princess Of The Night, bei dem das Publikum nochmals lauthals mitmachen darf, wird der Konzertmarathon beendet. Das war schon mal fein.

Tag 2: Samstag, der 13.11.2021

Setlisten 13.11.2021:

  1. The Ninth Waves
  2. Welcome To Dying
  3. Nightfall
  4. Mourning Hall
  5. Time Stands Still
  6. Time What Is Time
  7. Lord Of The Rings
  8. Piper’s Calling
  9. Somewhere
  10. Deliver Us
  11. And The Story Ends
  12. Majesty
  13. The Bard’s Song
  14. Valhalla
  15. Mirror Mirror

  1. Starlight
  2. Living For Tonight
  3. Midnight Mover
  4. Breaker
  5. London Leatherboys
  6. Neon Nights
  7. Princess Of The Dawn
  8. Restless/Son Of A Bitch
  9. Midnight Highway
  10. Screaming up For A Love Bite
  11. Up To The Limit
  12. I’m A Rebell
  13. Metal Heart
  14. Fast As A Shark
  15. Balls To The Wall

  1. Devil’s Eye
  2. Turn Off The Light
  3. Shiva
  4. Solitude
  5. Jeanne Boulet
  6. All Those Words
  7. Escape The Silence
  8. Ravenous Minds

Ausgeschlafen geht es wieder zum Weissenhäuser Strand. Wir parken diesmal am Straßenrand, da wieder alle Parkplätze, auch der gestern noch einigermaßen leer VIP Parkplatz, belegt sind. Egal, nach Erhalt des aktuellen Bändchens geht es in den

Baltic Ballroom,

da die erste Band des Tages, Grailknights, die für Dragony eingesprungenen ist, eine mir bisher noch nicht gesehene Darbietung auffahren will. Zu meiner Verwunderung ist es brechend voll und in der ersten Reihe stehen bereits einige verkleidete Fans, die auf eine eher klamaukige Show schließen lassen. Die Grailknights bieten also einen theatralischen Mix aus Power Metal und Melodic Death Metal, wobei ich den eigentlich etwas vermisse. Die als Superhelden verkleideten Musiker widmen sich dem ewigen Kampf zwischen Gut und Böse, wobei bei ihnen das Böse Dr. Skull ist, der ihnen immer den Heiligen Gral stiehlt und im Laufe des Konzerts erobern ihn die Knights  heldenhaft zurück. Musikalisch gut umgesetzt, sorgen sie für Begeisterungsstürme und man merkt auch hier die ungebremste Freude der Musiker am Liveauftritt. Die sind so voller Elan, dass man über die Inszenierung locker hinwegsehen kann. Vielleicht etwas zu viel Master Of The Universe Gehabe, aber schon ganz ok und die Fülle des Saales gibt ihnen ja auch irgendwie recht.

Maximum Metal Stage

Die erste Band hier und heute sind Pyogenesis aus Stuttgart. Ihre Mischung aus Alternative, Death, Power Pop und Gothic Metal ist nicht so einfach und nicht jedermanns Sache. Deshalb ist das Zelt wohl auch nur schwach gefüllt. Die Jungs bemühen sich redlich und zumindest ihre Fans sind begeistert. Ich kann mit dieser Mischung nicht so viel anfangen und verlasse die Veranstaltung nach den obligatorischen ersten drei Songs, wobei die Musiker dann noch alle Fotografen auf die Bühne bitten, damit diese auch mal von der Bühne Band und Publikum ablichten dürfen. Das hatte ich auch noch nicht und finde es eine gute Sache.

Baltic Ballroom

Nach dem ersten Landbier gehen wir zu Year Of The Goat – passt ja irgendwie. Die Band mit dem doch etwas sperrigem Namen zelebriert ihre Songs ebenfalls mit okkulten Elementen. Dies wird in Liedern wie Acedia oder Ira deutlich, in denen diese Neigungen deutlich zum Tragen kommen, auch wenn Sänger Thomas Sabbathi ab und an mit souligen Einlagen glänzt. Insgesamt nicht schlecht, aber auch nicht zum euphorisch Abfeiern. Dazu ist es etwas zu düster.

Maximum Metal Stage

Nun also einer meiner Favoriten des Tages, wenn nicht des Festivals. Brainstorm. Bereits im Vorfeld habe ich die Band neu entdeckt und mag ihre Art zu spielen. Melodischer Power Metal mit viel Melodie, einigen proggigen Zügen, geiler Gesang und somit tolle Songs zum Anhören versprechen einen bemerkenswerten Auftritt. Im September haben sie mit Wall Of Skulls ihre bereits 13. Platte veröffentlicht und seit 1998 verleiht Andy Frank der Band die einfach dahin passende Stimme. Mit Devil’s Eye vom vorletzten Album Midnight Ghost geht es schnell los. Thorsten Ihlenfeld, Milan Loncaric an den Gitarren, Antonio Leva am Bass und Drummer Dieter Bernett machen klar, dass deutscher Power Metal sehr wohl beachtenswert und nicht aus der Szene wegzudenken ist. Leider spielen sie nur knapp vierzig Minuten, in denen auch nur ein Song des aktuellen Albums zu finden ist. Sobald die Band auf Tour geht, werde ich da sein, um ein komplettes Set zu sehen und auch die heute bedauerlicherweise nicht stattgefundene Autogrammstunde nachzuholen.

Baltic Ballroom

Die nächste Band am heutigen Samstag ist G.O.L.D. aus den Niederlanden. Gespannt bin ich schon, denn ihre Platten sind teilweise durchwachsen. Auch bei dieser Truppe gibt es eine weibliche Frontfrau, die mit einem zu groß aussehenden Hosenanzug etwas entrückt auf der Bühne steht. Das zieht sich durch den gesamten Auftritt, passt aber zu den psychedelischen Tracks. Dazu gesellen sich eine Bassistin und drei Gitarristen, die der Mischung aus Post Punk, Gothic, Psychedelic und Alternative ein Gesicht geben. Die meisten Tracks stammen vom letzten Album Why Aren’t You Laughing aus dem Jahre 2019. Auch hier kommen wir nur in den Genuss der ersten drei Songs, die doch live ganz ordentlich rüberkommen, denn auf der

Maximum Metal Stage

sind gleich Thundermother dran. Die vier Schwedinnen spielen seit Jahren überall und nirgends und dürften eine der am häufigsten auftretenden Band der letzten Jahre sein. Das Zelt ist brechend voll, was den Bekanntheitsgrad der vier Frauen anzeigt. Gewohnt lässig und mit Altbekanntem geht es los. Whatever schmettert Guernica Mancini ins Publikum, während Filippa auf der linken Seite ihre Klampfe bedient. Dabei hat sie einen Hut tief ins Gesicht gezogen. Souverän Emlee Johansson an den Drums und das neue ständige Bandmitglied Bassistin Mona Demona, die dem Rock ’n‘ Roll der vier zusammen den nötigen Drive verleihen. So kann sich Michael Thiesen am Bühnenrand bequem zurücklehnen, denn die Mädels wissen, was sie tun. Das Set wurde auch kaum verändert und Tracks wie The Road Is Ours, Heat Wave, Rock ’n‘ Roll Heaven und das abschließende We Fight For Rock ’n‘ Roll gehören einfach dazu. Morgen spielen die Mädels dann bereits wieder in Friedrichskoog mit Pay Pandora im Vorprogramm. The Road Is Ours bekommt da einfach eine Bedeutung.

Jetzt geht es erst mal zum Pizza bzw. Lasagne essen in die Galeria. Das ist schmackhaft und auch das Sitzen tut mal gut. Rechtzeitig gehen wir in den

Baltic Ballroom,

um dort dem Auftritt vom Mystic Prophecy beizuwohnen. Die Band aus Schwaben zelebriert ebenfalls einen ordentlichen Power Metal mit einigen thrashigen Elementen. Dass auch Frauen gute Bassistinnen sind, zeigt hier heute Joey Roxx, die neben den beiden Gitarristen Markus Pohl und Evan K., ihre Frau steht und dazu auch noch singen kann. Neben Songs des aktuellen Longplayers Metal Divisison, u.a. Dracula, Hail To The King oder Metal Division, sind auch von früheren Werken viele Stücke dabei. Das alles wird energiegeladen präsentiert und dazu gibts viel Bewegung auf der Bühne. Die Gitarrenfraktion ist geradezu entfesselt, während Roberto Dimitri Liapakis versucht, dagegen anzusingen. Später gibt es noch ein ordentliches Drumsolo von Hanno Kerstan und ansonsten beweisen die Bad Grönenbacher mit viel Power und Spielfreude, dass sie zu Recht hier sind. Wie gehabt können wir nicht allzu lange bleiben, da sich auf der

Maximum Metal Stage

gleich die Grabräuber einfinden werden. Die sind ebenfalls bereits zum wiederholten Mal dabei und die Herren Boltendahl, Stahl, Becker und Kniep haben hier leichtes Spiel. Es werden keine Experimente gemacht und die ewige Schlacht wird gefochten, Alex Stahl, wie immer mit einer Zebramuster-Gitarre, ist in guter Form und auch Chris macht eine gute Figur. Neben Lionheart fehlen natürlich auch The Clans Will Rise Again und Knights Of The Cross nicht. Es ist zwar nichts Neues dabei, aber das will ja eigentlich auch keiner. Die Ballade des Gehängten und Heavy Metal Breakdown sind ebenfalls Pflichtprogramm und die Zuschauer mögen es. Das beweisen die in Massen hochgereckten Fäuste und auch das Mitsingen klappt einwandfrei. Somit steht dem Wechsel in den

Baltic Ballroom

nichts im Wege und wir sehen die Schweden Hällas. Ihr progressiver Rock mit reichlich Hard Rock Anteilen kann schon überzeugen, auch wenn mir die Band aus Jönköping bis dato unbekannt war. Der Saal ist recht spärlich gefüllt, denn viele dürften im Zelt bei Grave Digger geblieben sein. Dadurch verpassten sie die Songs der drei bisher erschienenen Alben. Wir verlassen den Baltic Ballroom, denn auch hiermit werden wir nicht so recht warm. Wir gehen zurück zum Zelt, denn auf der

Maxium Metal Stage

steht gleich Urgestein Udo Dirkschneider mit seinem Projekt Dirkschneider auf der Bühne. Das kann schon verwirrend sein, denn manchmal ist er mit U.D.O. und dann wieder als Dirschneider unterwegs. Unter diesem Projektnamen performt er dann meist hauptsächlich Accept Songs. Nach Grave Digger, die ja gerade erst aufgetreten sind, kommen zum Abschluss später noch Blind Guardian, sodass hier ein Teutonic Heavy Metal Dreiergestirn zusammenkommt. Jetzt erst mal Udo Dirkschneider. Es geht mit Starlight, Living For Tonight und Midnight Mover los. Diese Songs passen einfach zu ihm und zeigen, dass er mit Accept zu Recht an der Spitze des deutschen Heavy Metals stand. So ist es nicht verwunderlich, dass hier die größten Hits seiner Karriere abgefackelt werden. Man kann zu Udo stehen, wie man will, aber in den frühen Achtzigern war er mit Accept so erfolgreich, dass man daran gar nicht vorbeikam. Somit haben all die tollen Songs von Metal Heart, Princess Of The Dawn, Up To The Limit oder auch die London Leatherboys und Son Of A Bitch ihre Berechtigung. Das Publikum feiert ihn ab, wobei es da aber wohl eher um die Lieder geht, die hier einfach Spaß machen. Seine wesentlich jüngere Band besteht neben seinem Sohn Sven an den Drums noch aus den Gitarristen Dee Dammers und Andrey Smirnov und dem Bassisten Tilen Hudrap. Zum letzten Mal gehts zum

Baltic Ballroom,

in dem die schwedischen Doom Metaller von Avatarium auftreten. Sängerin Jennie Ann Smith mit wehendem Umhang schafft es, ihre Mitstreiter, vor allem den Gitarristen Marcus Jidell zu motivieren und voll in der Musik aufzugehen. Es sind nicht nur doomige Anteile in ihrer Musik zu finden, sondern auch melodiöse Gitarrenparts klingen durch. Voices, Rubicorn und Into The Fire bekommen wir mit, bevor es zu Blind Guardian geht. Bis hierhin ist es ein ordentlicher Auftritt, der es verdient hätte, mehr Zuschauer anzulocken. Da aber auch zeitgleich Endseeker in der Riff Alm auftreten und mit Songs wie Into The Fire (haben die auch im Repertoire), Bloodline oder Cure für Abriss sorgen, ist es wenig verwunderlich, dass es bei Avatarium so überschaubar ist. Thrash zieht in diesem Fall mehr.

Maximum Metal Stage

Nun also zum Abschluss des Festivals Blind Guardian. Die Band um Hansi Kürsch ist wie die meisten Bands an den beiden Tagen in bester Spiellaune und beginnt mit The Ninth Wave. Gekonnt, souverän und mit großen Gesten führt Hansi durch die ersten vernebelten und in freundlichem blau, rot und grün untermalten Songs. Indes klappt die Interaktion mit dem Publikum hervorragend, das die Band aus Krefeld abfeiert. Dabei betont er auch die Verjüngung der Band, denn sie haben einen neuen Bassisten, der das Durchschnittsalter weit nach unten zieht. Ggf. müssten sie noch den Keyboarder auswechseln, um sich weiter zu verjüngen. Der ist wenig begeistert und legt sich ordentlich ins Zeug, um seine Stellung zu halten. Die Setlist umfasst Songs aus der Schaffenszeit bis Anfang der 2000er, und so ist nur der Titeltrack von Beyond The Red Mirror aus den letzten Jahren. Aber genau das, was heute Abend abgespult wird, ist das, was die Fans hören wollen und so sind alle happy bezüglich der Songauswahl. Der obligatorische Bard Song – In The Forest fehlt genauso wenig wie Times Stand Still, Lord Of The Rings, natürlich Valhalla und als Abschluss Mirror Mirror. Das Publikum ist textsicher und bedarf nur selten der Aufforderung, lautstark einzustimmen. So geht der Abend standesgemäß zu Ende.

Damit endet das Metal Hammer Paradise 2021. Seit vormittags sind bereits die Kartenkontingente für das Jahr 2022 fast komplett verkauft. Damit ist das Festival weiterhin mega erfolgreich und die Location hat sich einfach bewährt. Noch gibt es keine Band-Ankündigungen, aber das dürfte hier relativ egal sein, denn es ist für jeden etwas dabei. Auch das Rahmenprogramm kann sich sehen lassen, auch wenn wir davon nichts mitbekommen haben. Die Mädels von Thundermother haben die Bowlingbahn unsicher gemacht und sind gegen Fans angetreten. Es gab einen Workshop und eine Diskussionsrunde, die wohl gut besucht waren. Was immer wieder schade ist, ist, dass die Taktung der auftretenden Bands sehr eng ist und die Riff Alm fast immer hinter rüber fällt, obwohl da auch spannende Auftritte zu sehen waren. Stormwarrior, Johnny Deathshadow oder The Other sind somit an uns vorbeigegangen. Vielleicht können wir kommendes Jahr besser planen, denn wir werden bestimmt wieder vor Ort sein. Dass ein Festival in Zeiten der Pandemie möglich ist, wurde hier bewiesen, obwohl es an vielen Stellen doch sehr eng und voll war.