Metalfest Loreley Germany vom 20.06. – 22.06.2013 (Vorbericht)

”Metalfest Loreley Germany vom 20.06. – 22.06.2013!”

Bands: Accept, Children Of Bodom, Delain, Doro, Down, Equilibrium, Essence, Feuerschwanz, Grailknights, Hypocrisy, Iced Earth, JBO, Kadavar, Kissin Dynamite, Krisiun, Kvelertak, Majesty, Paradise Lost, Saxon, Six Feet Under, Slayer, Soulfly, Subway To Sally, Suicidal Angels, Testament, Threshold, Trollfest, Turisas, Varg, Wintersun und Witchcraft

Location: Loreley Freilichtbühne in Sankt Goarshausen

Homepage: http://de.metalfest.eu/index.php/

Datum: 20.06.2013 bis 22.06.2013

Kosten: VVK: 89,00 € (+ Gebühren) , Abendkasse: 99,00 €

Besucher: ca. 10.000 (inkl. Tagesgästen)

Veranstalter: Rock The Nation

Viele, die sich für das Metalfest 2012 an der Loreley Freilichtbühne in Sankt Goarshausen entschieden haben, lassen es sich auch dieses Jahr nicht nehmen, in der Höhle des Löwens diverse nationale und internationale Top Acts des Metal-Business zu feiern. Nach diversen Problemen hat sich der Veranstalter Rock The Nation vorgenommen, die Qualität und Organisation merklich auszubauen – dies kann bereits bei der Anreise bewundert werden. Die Securities sind freundlich und können den Besuchern direkt weiterhelfen, falls Fragen auftauchen. An der Bändchenausgabe braucht man nicht wie im Vorjahr zwei bis drei Stunden warten, sondern bekommt recht zeitnah sein Festivalband, welches mehr als eine Weiterentwicklung ist. Einzig und allein der Aufbau des Camps wird bei über 35 Grad zu einer schweißtreibenden Angelegenheit – egal ob am Mittwoch oder für die Nachzügler am Donnerstag.


Donnerstag:

Pünktlich zum Einlass und der ersten Begehung der Freilichtbühne sorgt das erste von zwei Sommergewittern für eine kleine Abkühlung. Eigentlich nicht schlimm, nur tragisch, dass der Regenschauer genau in die Zeit des Openers Kissin Dynamite fällt. Die junge Truppe lässt sich dadurch den Spaß nicht verderben und kann beim interessierten Publikum mit ihrem Sleaze Metal, der sich aus Glam Rock und Heavy Metal zusammensetzt, punkten. Aus der Ruhe bringt alle Anwesenden noch nicht mal eine kleine technische Unterbrechung, die von standhaften Fans und einer triefnassen Band eliminiert wird.

Nach dem erschwerten Start reißt quasi mit dem letzten Takt die Wolkendecke auf und ermöglicht den wasserscheuen Festivalgängern die Mittelalter Folk- und Comedy Rock-Truppe Feuerschwanz sehen zu können. Gewohnt gechillt können die Spielleute das Publikum mitreißen, nur die beiden Katzentänzerin sind wohl etwas gewöhnungsbedürftig, zum Gucken gibt es dafür umso mehr. Nach gut vierzig Minuten Show folgt der Sog Met und Miezen, bei dem Feuerschwanz die Fans in den ersten Reihen durch Druckbetankung des mobilen Mettanks kostenfrei abfüllen. Ein feucht-fröhlicher Auftritt zur Mittagszeit, der im Querschnitt gut ankommt und Lust auf mehr macht.

Was die „Metalköpfe“, wie Hauptmann Feuerschwanz die Headbanger liebevoll nennt, erwartet, ist die schwedische Heavy Rock-Gruppe Witchcraft, die mit Psychedelic Rock der siebziger Jahre auftrumpft. Wo Feuerschwanz noch das Tanzbein schwingen lassen, sorgen Witchcraft für wohlklingende Rhythmen, die sich in die Seele der Anwesenden spielen – diese können jedoch nicht jeden auf den ersten Schlag mitreißen, was Frontmann Magnus Pelander und seine Mitstreiter kaum beeindruckt und ihr Set in einer unglaublichen Ruhe spielen lässt, die ihresgleichen sucht.

Einen guten Schlag härter wird es mit den nächsten beiden Bands Equilibrium und Six Feet Under, bei denen bereits die ersten kleinen technischen Probleme auftauchen und der Zeitplan ein wenig verzögert wird. Zusätzlich ist der Sound auch nicht derart perfekt wie noch im Vorjahr – ob dieses an dem Gewitter bei Kissin Dynamite liegt, können wir leider nicht direkt sagen. Equilibrium machen, wie alle Bands des ersten Tages, das beste aus der Situation. In Deutschland schon einen festen Kultstatus in der Pagan Metalszene erlangt, lässt die Band das Kolosseum mit wilden Heiden fluten, die ohne Kompromisse Blut im Auge, Heimwärts oder den Evergreen Met abfeiern. Hemmungslos wird es beim Highlight Unbesiegt, der den Puls von 0 auf 100 innerhalb weniger Sekunden beschleunigt.

Chris Barnes steht mit seiner Dreadlock Frisur seit Jahrzehnten für schweißtreibenden Death Metal. Mit Six Feet Under klettert er trotz mehrfachem LineUp-Wechsel die Karriereleiter noch weiter nach oben. Mehrere Charterfolge sprechen für sich, was unter anderem auch für den aktuellen Longplayer Unborn gilt. Dementsprechend groß ist die Erwartung an die Amerikaner. Mit No Warning Shot weiß Chris, wie er das Publikum zu Beginn in Ekstase bringen kann. Nach etwas mehr als 30 Minuten hören die Amerikaner bereits wieder auf, um den Zeitplan einzuhalten und den langen Soundcheck auszugleichen, der zum Ärgernis der Musiker leider keinen guten Klang auf die Bühne gebracht hat.

Beim letzten Gig von Paradise Lost sind wir bereits überrascht, wie sich die Kult Band aus Großbritannien präsentiert und hoffen ganz unvoreingenommen auf eine fette Show, die sich leider nicht einstellen will. Die Setlist der Band lässt wieder diverse Wünsche offen. Die Gruppe um Sänger Nick Holmes spielt sich zwar den Arsch wund, nur die Stimmung hinter der Absperrung will einfach nicht auf die Metalheads überspringen. Den Zenit anscheinend überwunden, wirken Paradise Lost teilweise wie Schatten ferner Jahrzehnte. Die Band aus Yorkshire kaputt zu reden macht keinen Sinn, doch ob die Mitgründer der Gothic Metal-Szene noch einmal den Glanz von früher erlangen können, ist fraglich. Zur Not bleiben dem Liebhaber immer noch die Platten im CD-Regal.

Die nächste Legende rollt mit Jon Schaffer und dem neuen seit 2011 agierenden Sänger Stu Block an. Die Band Iced Earth ägert sich sichtlich mit der Technik auf der Freilichtbühne Loreley herum und legt – wie schon andere Bands – viel zu spät los. Der Auftritt wird daher leider von einer geplanten Stunde auf nur knapp über eine halbe Stunde reduziert, was für viele Fans sehr bitter ist. Als Entschädigung legen Iced Earth Klassiker wie Watching Over Me oder I Die For You hintereinander aufs Parkett. Zusätzlich lockert das Liebesbekenntnis zu Deutschland von Stu Block die Stimmung auf. Als Fazit bleibt: Lieber geile 35 Minuten von Iced Eath, als gar kein Auftritt der Ausnahme-Band.

Für alle Herren und Damen des klassischen Heavy Metals folgt nach Iced Earth die Powerfrau des deutschen und internationalen Heavy Metal, die wohl bekannt ist wie keine andere: Doro . Von Jon Schaffer angefixt, geht das meist etwas ältere Publikum auf den Rängen ab und feiert ihre Jugendikone Doro Pesch, die mit ihren Männern einen gelungenen Sound auf die Stage bringt. Es werden neben dem All We Are-Klassiker und Breaking The Law (Judas Priest-Cover) auch Werke der jüngeren Generation gefeiert: Raise Your Fist In The Air schneidet dabei unglaublich gut ab und versetzt das weite Rund in einen riesigen Freudentaumel. Eine unglaubliche Kulisse, die Doro mit ihrer Band erzeugt und die auch für das Amphitheater in Sankt Goarshausen kein Standard ist.

Am Mittag bei Kissin Dynamite noch Witze gemacht, dass für Testament-Auftritte eigentlich heftige Gewitter und Wetterchaos nicht ungewöhnlich sind, ist es tatsächlich so, dass die Fotografen nach drei Songs gerade ihre Bilder im Kasten haben als ein Unwetter über das Metalfest-Gelände fegt. Wie schon beim Metalfest in Dessau, wo Testament vor ein paar Jahren gespielt haben, haben wir uns auch nach wenigen Stücken aus dem Staub gemacht, um das Equipment und Zelte zu sichern. Was beleibt uns da noch zu sagen, außer, dass Testament live echt viel geiler sind als auf Platte und die Jungs es nicht lassen können, Petrus auf dem Metalfest zu verärgern. Vielleicht gibt es noch eine dritte Auflage ohne Gewitter? Man weiß es nicht.

Das gleiche Problem haben Children Of Bodom, da sich das Unwetter knapp zwei Stunden über Sankt Goarshausen austobt. Mit ca. einer Dreiviertelstunde Verspätung müssen die Finnen um Alexi Laiho mit einem abgespeckten Programm extrem dezimierte Fanscharren begeistern. Mehr als 8.500 der rund 10.000 Besucher haben sich der Natur gebeugt und auf die Melodic Death Metal-Band verzichtet. Die Hardliner, die vor der Bühne ausgehaart haben, dürften den einzigen Freiluft Gig im Jahre 2013 auf deutschem Boden nicht vergessen. Alexi und seine Jungs geben sich mächtig Mühe, aus der Not eine Tugend zu machen. Enttäuscht werden dennoch viele sein, dass nach technischen Problemen am ersten Tag auch der Headliner weitestgehend „ins Wasser fällt“. Wir vom Time For Metal-Team haben unser Trostpflaster beim letzten Track Blooddrunk gefunden, das soundtechnisch brilliert und bei dem man sich keinen nassen Arsch holt.


Freitag:

Nach einer ruhigen Nacht sind am Freitagmorgen vom mitternächtlichen Unwetter nur noch ein paar abgeknickte Pavillons und vollgelaufene Zelte übriggeblieben. Bestes Wetter leitet den nächsten Tag mit über 30 Grad ein, bei dem sich die niederländischen Symphonic Metaler Delain als erstes beweisen dürfen. Charlotte Wessels hat die Stimmung sofort im Griff. Ungewohnt aktiv zeigen sich die Besucher, die am heutigen Tag durch die Tagestickets am zahlreichsten sind. Mit We Are The Other und Get The Devil Outta Me kommt die Band des Ex-Keyboarders von Within Temptation, Martijn Westerholt, am besten an und unterstreicht die professionelle Performance der letzten Monate.

Die nächste Kombo kann keiner ernst nehmen. Musikalisch ansprechend sind die Grailknights mehr Entertainer und Showmaster als Musiker, die sich in enge Superheldenkostüme zwängen, um ihre Musik um den heiligen Gral zu zelebrieren. Den Titel „Beste Nachmittags-Band“ können die Schergen aus Grailham City jedenfalls ohne Probleme einheimsen. Bei keiner anderen Band war bis zum Abend derartig viel los. Die eingenommene Festung Loreley wird mit Moonlight Masquerade und Grailquest Gladiators vor dem bösen Dr. Skull verbarrikadiert. Mit dabei: Das Partyponny Zapf Beauty mit dem gekühlten 5-Liter Fass Bier für die durstigen Metalheads. Das Bier haben die Zuschauer auch bitter nötig bei der sportlichen Grailerobic-Einlage in der prallen Sonne, die auch den letzten Lachmuskel in Schwung bringt.

Da haben es Majesty schon schwerer, ernsthaft ihren Heavy Metal an den Mann bzw. an die Frau zu bringen. Technisch gesehen sind Majesty ganz gut ausgerüstet, durch ständige LineUp- und Namensänderungen ist die Band, die 1997 gegründet wurde, total in Vergessenheit geraten. Textlich hauen Majesty auf die bekannte Klischee-Pauke, die ganz nett gemacht ist, sich von anderen Bands des Genres leider keineswegs abgrenzen kann. Dieses macht heute keinen großen Unterschied, die Heavy Metal-Fans sind gut gelaunt, grölen die einfachen Refrains mit genug Bier im Kopf voller Inbrunst mit und sorgen für einen ordentlichen Auftritt der runderneuerten Truppe.

Das Klientel nach Majesty wird komplett ersetzt. Komplett erholte 3.000 Varg-Fans begeben sich in die Ränge vor der Stage, um ihre Wölfe aufzuputschen, die gewohnt geil auf die Show sind und es ihre Meute spüren lassen. Mit 180 Dezibel hämmert Fenrier Wir Sind Die Wölfe ein, Freki stimmt Frei Wie Der Wind an und Managarm, Skalli und Hati schwingen ihre Äxte zu Schwertzeit. Da bleibt kein heidnisches T-Shirt trocken – ein Wunder, dass bei Varg die Farbe kaum verläuft als sie zum Schluss Rotkäppchen anstimmen.

Der Banner von Varg wird gelöst, der von Hypocrisy gehisst. Ihr lest schon richtig, Peter Tägtgren stürmt mit seiner Death Metal-Horde Mitten am Tag die Rheinbühne. Das kann nur am straffen Zeitplan der Schweden liegen. Ohne Erbarmen verwandeln Hypocrisy die Loreley in eine Todesblei-Hochburg. Mit genug kühlem Bier in den Krügen ebnet The Eye vom aktuellen Album The End Of Disclosure den Weg in eine epische Schlacht, auf die auch der Titeltrack vom neusten Longplayer folgt. Mit im Programm sind die Klassiker Necronomicon und der Dauerbrenner Roswell 47, bei denen die Securities sich als Erfrischungsspender mit einem prallgefüllten Wasserschlauch entpuppen und diesen pausenlos in die glühenden Gesichter des Publikums in den ersten Reihen halten.

Es wird pink! Die Band, die jetzt auf die Bühne stiefelt, scheidet die Geister zwischen „Arschgeil!“ und „Totaler Bullshit!“ hört man alles aus dem Metalfest-Lager, wenn man auf das Thema J.B.O. zu sprechen kommt. Für alle, denen es nicht gefällt, ist jetzt die beste Zeit, Bier trinken zu gehen. Die andere Hälfte feiert die Verteidiger des wahren Blödsinns, die mit dem Motto „S.P.O.R.T.“ auf Tour sind. Passend dazu haben sich die Member in schicke Sportklamotten geschmissen und grölen Jetzt Isser Drin. Eine Polonaise zieht sich quer über das Gelände und wird länger und länger. J.B.O.-Fans sind wirklich bekloppt. Mehr fällt mir dazu nicht ein. Anders geht es auch wohl nicht, wenn man pinke T-Shirts trägt, sich um 18Uhr wie ein Berserker abschießt und I Don´t Link Metal singt oder? Schluss mit lustig ist zum Glück im Anschluss mit den Brasilianern Soulfy.

Soulfly mit Max Cavalera, Marc Rizzo, Tony Campos und Zyon Cavalera wissen einfach mit einem Mix aus Sepultura-Hits und Soulfly-Nackenbrechern gepaart mit Tracks des aktuellen Enslaved-Langeisen zu begeistern. Back To The Primitive schallt gemeinsam mit Roots Bloody Roots und Refuse Resist über den Hang in die Ohren der begeisterten Death Metal-Fans. Soulfly sind einfach ein Garant für eine geile Death Metal-Party die Sankt Goarshausen mächtig zum Beben bringt. Der Sound ist den ganzen Tag im Gegensatz zum Donnerstag perfekt und macht einfach Lust auf mehr. Alleine als Arise das Trommelfell zum Hüpfen bringt, klopft das Musiker Herz in der Brust und führt einem noch mal vor Augen, wie fett die Location ist, an der man drei Tage die Top Acts oder im Biergarten die Aussicht genießen kann.

Die Heavy Metal-Brüderschaft freut sich hingegen schon auf Accept. Viele haben noch die Stimme von Udo Dirkschneider im Kopf, der sich mit der Band in letzter Zeit lieber verbale Attacken geliefert hat. Ganz anders ist da sein Nachfolger Mark Tornillo, der seit 2009 beweist, dass er nicht nur ein genialer Sänger ist, sondern auch das Gefüge Accept positiv beeinflusst. Da wundert es doch kaum, dass bei einer derart guten Stimmung in der Band die letzten beiden Platten wie warme Semmeln über die Ladentheke gehen. Mit Stalingrad beginnt der heiße Ritt den viele, bzw. sehr viele Metalfest-Besucher verfolgen. Bis oben zum Hang, zu den Getränke- und Essensständen verwandeln die Anhänger bei Restless And Wild die Arena in einen Hexenkessel. Das beispiellose Zusammenspiel von fetten Riffs und eingängigem Gesang macht Accept nicht nur wegen Balls To The Wall und Fast As A Shark zu einem der Highlights des Open Airs.

Ganz anders Down, die zwar viel Fans mitgebracht haben, mit ihrer Aufmachung aber derart speziell sind, dass sie nicht für jeden Geschmack taugen. Phil Anselmo, Ex-Frontmann von Pantera, genießt hingegen Kultstatus und würdigt in jeweils einem Song die beiden verstorbenen Landsleute Darell Lance „Dimebag Darrell“ Abbott und Jeffrey John „Jeff“ Hannemann. Eine bombastische Stimmung wie bei Accept bleibt aus, reicht – so viel sei gesagt – aber noch für eine hervorragende Konzertatmosphäre, die nach dem letzten Song den Weg für den absoluten Headliner des Jahres frei macht.

Slayer haben schon gefühlt eine Million Konzerte hinter sich, trotzdem ist heute ein besonderer Abend, auch wenn er leider durch Jeff Hannemanns Tod einen negativen Anstrich bekommt. Das schlichte schwarzweiße Banner wird heruntergelassen, nur wenige Boxen zieren die fast karge Bühne. Jeffs Gitarre steht an ihrem anvertrauten Platz, sein Name prangert auf dem guten Stück als wollte sie sagen: Freunde, Jeff ist heute auch hier. Fahler Mondschein ergießt sich über das Gelände als World Paint In Blood aus den Boxen knallt. Tom Araya, Kerry King, Paul Bostaph, der Dave Lombardo ersetzt und Jeffs Ersatzmann seit 2011 – Gary Holt – besteigen die Bühne. Nach der ersten Hassorgie geht ohne ein Kommentar das nächste Schlachtwerk ins Rennen. War Ensemble und Bloodline unterstreichen die kalte Trauer und den puren Hass. Laute Slayer– und Jeff-Chöre hallen über die Loreley. Tom Araya wirkt sehr emotional, zeigt sich zutiefst betroffen und wirkt teilweise den Tränen nahe. Jeff konnte zwar seit 2011 durch seine Krankheit (bedingt durch einen Spinnenbiss) nicht mehr mit seinen Brüdern spielen, doch war es nur eine Pause, die eigentlich schnellstmöglich beendet werden sollte. Zum Ende hin werden die Emotionen noch einmal mehr spürbar. Nach dem unsterblichen Raining Blood schließt das Medley aus South Of Heaven und Angels Of Death diesen denkwürdigen Abend ab. Der Slayer-Banner geht herunter und offenbart einen weiteren, auf dem zu lesen ist „Angel Of Death Jeff Hannemann Still Reigning 31. Januar 1964 – † 2. Mai 2013“. Mehr Gänsehaut geht bei den abschließenden Rufen nicht und zaubert den harten Kerlen, die gebannt auf die Bühne starren, hier und da etwas Wasser in die Augen. Slayer hingegen machen nach den letzten Klängen kehrt und verlassen das Schlachtfeld.


Samstag:
Ungewohnt früh ist die Nacht zu Ende. Gerade noch Slayer gesehen, da stehen die Newcomer Skullboogey, die den Radio Bob Contests gewonnen haben, auf der Bühne. Vor rund 150 Frühaufstehern präsentieren sie ihre Stone Bone Guitar Music, die soweit ganz gut ankommt. Ein Mix aus Rock und Heavy Metal kommt am Morgen bei einem heißen Kaffee am besten. Dazu verteilt die junge Truppe Gratisexemplare ihrer Platte, die von den Anwesenden gerne angenommen werden. Kein spektakulärer Auftritt, für die blutjungen Musiker jedoch eine gute Möglichkeit, sich auf einer großen Bühne zu zeigen.

Kadavar, das 70er Jahre Retro Rock-Steckenpferd von Nuclearblast, hat heute Frühschicht. Den Schlaf gerade aus den Knochen geschüttelt, lassen sie die Musik für sich sprechen. Die interessanten Riffs, die das Rocktrio aus Berlin in ein zeitloses progressives / psychedelisches Gewand zwängen, sprudeln locker in die Ohren und lassen die Nackenmuskeln zaghaft anfangen zu zucken. Ohne große Show wissen es Liebhaber der ersten Heavy Metal-Stunde zu schätzen, wenn Kadavar die Retro Rock-Kelle herausholen und damit nicht nur die Sinne einnebeln.

Spätestens bei Essence wird all jenen klar, die sich Morgen für Morgen direkt zu den ersten Auftritten an den Ort des Geschehens begeben haben, dass der letzte Tag total lahm beim Publikum dahinplätschert. Während die Grailknights vor 24 Stunden keine Gefangenen gemacht haben, dürfen sich Essence aus Dänemark – wenn überhaupt – über 500 Zuschauer freuen. Solide und ohne einschneidende Passagen bringen sie ihr vierzigminütiges Set an den Mann. Ob dieses nachhaltig in den Ohren schallt, scheint fraglich. Ohne große Lichtblicke kann man einen Metalhead nur schlecht aus der Reserve locken.

Krisiun aus Brasilien holen dann endlich den Vorschlaghammer heraus. Extrem tödlicher Death Metal walzt über das Areal, weglaufen hat keinen Zweck. Hier und da kleine technische Unannehmlichkeiten lassen Alex Camargo, Moyes Kolesne und Max Kolesne nicht erblassen. Mit drei Mann erzeugen sie mehr Power als manche Truppe mit fünf Musikern. Walzend schlängelt sich die schwere Kost den Hang hinauf, bringt die Imbissbuden zum Beben und vergeht sich am Getränkestand, wo es kaltes Pils für 3,50€ (0,4 l) + 1€ Pfand zu erwerben gibt. Davon nicht beeindruckt, hauen Krisiun weiter auf die Kacke. Beendet wird das Massaker mit Slainfate und Blood Of Lions, die jeden Stehkragen bis zum Arsch aufreißen.

Für straighten Thrash Metal sind Suicidal Angels aus dem gebeutelten Griechenland bekannt. Von unnötigen Sparkursen hält das Quartett nämlich rein gar nichts. Da wird gerne mal zum Beginn einer Show der Hit Bleeding Holocaust verheizt, im Anschluss die Kracher Reborn In Violence im Nieselregen versenkt und – nach der kurzen Erfrischung bei wieder mal tropischen Temperaturen über 30 Grad – das Gaspedal ganz weit nach unten gedrückt. Trotzdem sind Suicidal Angels für mich eine geniale Clubband, die jeden Laden zum Kochen bringt. Gleiches gilt für die Vorgänger Krisiun. Auf einer Open Air-Bühne hingegen haben beide Probleme, ihre Magie entfalten zu können.

Die Blaster Threshold, die ihr Glück bei Nuclear Blast gefunden und dort die letzten Monate diverse Re-Releases veröffentlicht haben, lassen Progressive Metal für sich sprechen. Extrem authentisch gibt sich Damian Wilson, der sich von Absperrungen nicht aufhalten lässt und einen Ausflug durch die Menschenmenge wagt, ohne Berührungsängste zu haben. Für Fans der 1988 gegründeten Formation ein wahres Erlebnis – alle anderen nutzen den Biergarten mit einem wundervollen Blick über den Rhein, den Außenbereich mit zusätzlichen Ständen oder die Touristeninfo zum Kaffeetrinken. Nach fünfzig Minuten ist der Spuk vorbei, der Bereich vor der Stage wird eingenommen und alle Heiden haben sich versammelt, um Turisas zu begrüßen.

Vollständig runderneuert sind Turisas schlussendlich seit 2012, von der bekannten Formation sind nur Mathias „Warlord“ Nygård, Jussi Wickström sowie der Geiger Olli Vänskä als Gründer übriggeblieben, an Glanz haben die Finnen dennoch nichts verloren. Zwei Bier auf Ex können Mathias „Warlord“ Nygård gesanglich nicht aus dem Konzept bringen. Holmgard And Beyond, Stand Up And Fight und der neue Track des im August erscheinenden Albums Into The Free geben die Marschrute vor. Mit ihrem War Paint verziert, steigern sie die Vorfreude auf die neue Platte ungemein, zusätzlich wird man für die kommende Herbsttour angefixt. Battle Metal, der tosende Abschluss, setzt das i-Tüpfelchen. Zufrieden kann sich nach der schweißtreibenden Einlage dem kühlen Nass gewidmet werden.

Da wo Turisas auf eingängige Refrains, Melodien und Songstrukturen setzen, lassen Kvelertak lieber konfuse Rhythmen für sich sprechen. Der Stil der Band mischt Hardcore Punk mit Einflüssen aus Rock’n‘Roll und Black Metal. Das klingt nicht nur verrückt, sondern ist es auch. Dazu benutzen sie – ungelogen – drei Gitarren, die einen mächtigen Sound erzeugen. Wer Kvelertak auf einem Festival zum ersten Mal erlebt, ist schlichtweg überfordert mit der Vielseitigkeit und Power der Norweger. Wer sich auf die Skandinavier vorbereitet hat, darf sich über eine Ass Kick-Performance freuen, die jeden Headbanger den letzten Blutstropfen aus den Adern prügelt. Da wundert es keinen mehr, dass Kvelertak nach nur drei Alben beim weltberühmten Label Roadrunner Records untergekommen sind. Hut ab und macht bitte weiter so!

Ein ruhiges Metalfestival ohne größere Vorkommnisse neigt sich dem Ende. Die Securities sind zufrieden und machen – wie das ganze Festival auch – im Bühnengraben einen souveränen und dennoch entspannten Eindruck. Den Schlusspunkt des Meatlfest 2013 setzt das Feuerwerk aus Wintersun, Saxon und Subway To Sally, die zu guter Letzt die müden Knochen noch einmal in Wallung bringen. Den Anfang macht Wintersun um das Musikgenie Jari Mäenpää aus Helsinki, die ihre Fans seit Jahren mit epischem Melodic Death Metal begeistern. Wintersun, das erste Lebenszeichen der gleichnamigen Band, verhalf dem Ex-Ensiferum Frontmann mit nur wenigen Songs zu enormem Ruhm. Seit 2006 kursierten Gerüchte zu einem Nachfolger, die sich jedoch immer wieder zerschlagen haben. 2012 ist es dann endlich soweit gewesen und Time I stand endlich in den CD-Regalen und verhalf der Band zur ersten Chartplatzierung in Deutschland auf Platz 21. Mehr Gründe brauchen wir eigentlich nicht zu nennen, damit jeder weiß, was an der Loreley jetzt los ist. Metal-Fetischisten aus allen Genrelagern raufen sich zusammen und brennen ein euphorischen Feuerwerk ab. Land Of Snow And Sorrow gesellt sich zu Time und Beyond The Dark Sun und Starchild stellen eine undurchdringbare atmosphärische Wand dar. Vor allem die neuen Stücke strotzen nur vor bombastischen Momenten, die sich wie Butter in der Sonne über einen ergießen.

Wie Butter in der Sonne muss sich auch Peter „Biff“ Byford, Sänger der britischen Heavy Metal-Pioniere Saxon, vorkommen. Immer noch schön warm, versinkt er in der in untergehenden Sommersonne. Sein Gesang ist ein wahres Gedicht. Saxon werden am Heavy Metal-Firmament wohl nie sterben. Als Rebellen gestartet, haben sich Saxon zu einer Legende des Genres gemausert – wer kennt die Briten denn bitteschön nicht? Unter diesen Gesichtspunkt bleiben die nächsten Fragen leicht zu beantworten. Daug Scarratt und Paul Quinn lassen ihre Säbel wohlklingend rasseln. Nigel Glockler streichelt über seine Schießbude, während Tim „Nibbs“ Carter den Bass in die Magengrube drückt. Saxon sind vielleicht gealtert, mir anzumaßen zu sagen, dass man einen Unterschied zu früher feststellen kann, will ich nicht!

Bei Subway To Sally scheiden sich – wie fast bei keiner anderen Mittelalter Rock-Band, die Geister. Alte Fans verfluchen die neuen Stücke, neuere Generationen die alte Härte und mittendrin sind die Subway To Sally-Fans, die einfach immer Subway To Sally-Fans waren bzw. sind. Zufriedenstellen können Eric Fish und sein Gefolge das Publikum eh nicht zu 100%, daher bleibt die Mixtur aus Klassikern gepaart mit dem, was seit Nord Nord Ost seinen Weg auf die Silberlinge gefunden hat. Als würdiger Abschluss darf Subway To Sally immer gesehen werden: Mit Spielwitz und enormer Freude auf der Bühne wissen sie die Gefühle auf die Anwesenden zu übertragen. Auch wenn nicht jeder Song bei jedem gleichermaßen fruchtet: Subway To Sally sind von deutschen Metalfestivals einfach nicht wegzudenken!

Fazit: Von den organisatorischen Problemen auf dem Metalfest 2012 ist dieses Jahr nichts mehr zu erkennen. Die Security ist perfekt organisiert – das muss man wirklich lobend erwähnen, wenn man weiß, wie es 2012 zugegangen ist. Musikalisch gab es keine direkten Ausfälle, wenn überhaupt, kann der eigene Geschmack Bands aufwerten bzw. degradieren. Schade war nur der Donnerstag, der durch technische Probleme vom Unwetter vormittags und das nächtliche Gewitter bei Testament und Children Of Bodom überschattet wurde. Highlights waren einmal mehr ein dutzend Bands, die gelungen auf die Kacke gehauen haben. Hervorheben möchten wir nur den emotionalen Auftritt von Slayer und freuen uns auf das Metalfest 2014, das vom 19.06. bis 21.06.2014 ausgetragen wird.