Mosh It Up Festival im Musikbunker Aachen am 28.04.2012

Bands: Motor Jesus, Face Down Hero, Redrum Inc., Thrashtanica, Retribution, Nailed To Obscurity, Divine Zero, Saiph und Evil Hedgehog

Location: Musikbunker in Aachen

Homepage:http://www.moshitup.de

Datum: 28.04.2012

Kosten: AK: 10 Euro

Besucher: 150

28. April 2012 – Mosh It Up 2012 – Musikbunker Aachen 

Der erste warme Tag ergießt sich über den Westen Deutschlands und leitet vielversprechend den Start in die Festival Saison ein. Nach dem Ragnarök ist das Mosh It Up Festival eins der ersten Festivals des Jahres, welches aber nicht Open Air sondern an einem Tag im Musikbunker Aachen ausgetragen wird. Eine breite Palette Undergroundbands aus dem Einzugsgebiet Aachens und Nordrhein-Westfalens lassen es dieses Jahr zusammen mit Motor Jesus kräftig krachen.

Die sonst zehn Band starke Veranstaltung muss leider dieses Jahr mit einer Band weniger vorlieb nehmen. Crosshead mussten ihren Auftritt leider kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen absagen, was vom Publikum sehr verständnisvoll aufgenommen wird.

Den Start in den heutigen Abend geben zwei Aachener Combos: auf der Kneipen Bühne sind es Saiph und im Saal schwingen sich – selbstverständlich zeitversetzt – Evil Hedgehog auf die Bretter. Letztere haben grade die Pressung ihres Longplayers Prophecies of Doom beendet, der die Nachfolge der Rising-EP antritt. Die undankbare Position als Opener des Festivals nutzen sie ganz gut, denn unter den Motto „Schließlich muss von einem der Anfang gemacht werden“, legt die Gruppe eine grundsolide Heavy Metal-Leistung an den Tag und kann bereits zum Auftakt für ein angenehmes Klima sorgen.

Saiph hingegen versuchen mit einem Mix aus Heavy, Thrash und Doom Metal zu überzeugen. Dieses gelingt für die noch frühe Uhrzeit recht zufriedenstellend. Mit ordentlich Bier (Mosh It Up-Spezialpreis: drei Bier 6,66€) im Gepäck lassen sich vor der Bühne vereinzelte Metalheads zum Kopfnicken oder Mitgrölen mitziehen. Die geringere Bühnenerfahrung ist Saiph dennoch anzumerken mit Arrangement wird jedoch eine angenehme Stimmung übertragen, die zum Ende Beifall bei den Anwesenden auslöst.

Divine Zero, die bereits letztes Jahr auf dem Mosh It Up harte Klänge ins Publikum gefeuert haben, dürfen auch 2012 noch mal ran, nachdem Killtribe drei Wochen vor dem Event aus bandinternen Gründen absagen mussten. Dass die Melodic Death Metal-Band aus Erkelenz keine schlechte Wahl gewesen ist, zeigt sich spätestens nach den ersten Stücken. Björn, Gitarrist und Sänger von Divine Zero, kann durch sein selbstbewusstes Auftreten mit kurzen knackigen Ansagen das Publikum animieren, sich zu der Musik zu bewegen. Vereinzelte Haare sind in der Luft zu sehen, doch das Aachener Publikum ist bis zum jetzigen Zeitpunkt noch recht verhalten und sieht sich die Bands lieber in Ruhe an, als sich körperlich zu betätigen!

Dieses soll sich auch zu Beginn bei Nailed To Obscurity, die aus Ostfriesland die weiteste Anreise des diesjährigen Mosh It Up auf sich genommen haben, nicht ändern. Mit Progressiven Death Metal-Klängen versucht die Band aus Esens das Festival Volk zu begeistern. Doch die Nordrhein-Westfalen brauchen etwas Anlaufzeit. Zusehend wird der Bereich vor der Bühne zwar voller, doch die Musikfans müssen die Soundwände erst einmal auf sich wirken lassen. Ganz anders, die fünfköpfige Band, die nach ihrer Mexiko Tour voll im Saft steckt und bei der jeder Handgriff sitzt. Die Bühne wird von Sänger Alex kurzerhand künstlich vergrößert, indem er sich kurzzeitig einen Meter vor die Bühne platziert und mit seiner Mimik versucht, die Anwesenden in den Bann zu ziehen. Trotz des anlagenbedingten nicht perfekten Sounds, kann zum Ende der Bann gebrochen werden: beim abschließenden Neon God sind bereits einige Headbanger vor die Bühne gezogen, um das Haupthaar in Bewegung zu bringen. Ein guter Auftritt, der Lust auf mehr macht.

Direkt im Anschluss an Nailed To Obscurity wird es auf der großen Bühne wieder laut. Retribution, die wohl (auf die Körpergröße der Mitglieder) größte Metal Band aus unserem Nachbarland, den Niederlanden, lassen es nach ihren Aufnahmen zur DVD auch in der historischen Aachener Innenstadt wieder kräftig scheppern. Breaklastige Death Thrash Metal-Riffs schrauben einen schönen dichten Sound in den Saal, der durch Growls und sympathische Ansagen durchzogen wird. Diese Vorgehensweise lässt die kernigen Stücke positiv auf das Publikum wirken. Bei bester Stimmung werden eifrig die Biere in der bereits aufgewärmten Lokation geleert und den Klängen von Retribution gelauscht. Bewegung ist vor der Bühne zwar zusehen, doch die große Extase bleibt bisher noch aus, was nicht an den Leistungen der Bands liegt.

Thrashtanica aus Hessen versuchen nicht wie Retribution mit der harten Variante des Thrash Metals auf Beutezug zu gehen. Nein, die junge Band hat sich den älteren Klängen verschrieben, was bereits am Outfit der Combo auffällt. Eine an sich gute Voraussetzung beim Thrash begeisterten Besucherkreis – doch die Band kann mit ihrer Spielweise kaum Thrasher vor der Bühne vereinen, die Folge ist, dass der Bereich vor der Bühne so leer ist wie bei keiner anderen Band und auch im hinteren Teil lichten sich die Reihen. Die Band macht jedoch das Beste daraus und gibt sich viel Mühe und spielt ihren „Stiefel“ bis zum Ende durch, als würde es keinen Morgen mehr geben. Vielleicht hat Thrashtanica in Aachen einfach das falsche Klientel erwischt, denn die Leistung ist keinesfalls schlecht, sondern einfach nicht das, was die Anwesenden anspricht, was aber weiß Gott nicht heißen soll, dass es auch nicht dem einen oder anderen gefallen hat, denn ganz vor leeren Rängen müssen die Hessen zum Glück nicht spielen. Und auch wenn man nur einem Bruchteil der Festivalgänger ein Grinsen aufs Gesicht zaubern konnte, kann man als Musiker mit seinem Auftritt zufrieden sein, da Musik bekanntermaßen Geschmackssache ist!

Ganz anders kommen Redrum Inc., die bei Firefield Records unter Vertrag stehen, an und bilden mit Nailed To Obscurity das Kontrastprogramm. Hardcorelastiger Thrash Metal, der mit ordentlich groovenden Momenten angereichert ist, erschallt im Saal des Musikbunkers. Vor der Bühne bildet sich der erste richtige Mosh Pit. Wehende Haare, zusammenstoßende Körper und eine Temperatursteigerung in der Lokation sind die Folge! Die Band aus Hilfarth in Nordrhein-Westfalen hat das Aachener Publikum fest im Griff und kann besonders durch eine authentische Show auf sich aufmerksam machen. Highlight des rund vierzig minütigen Sets ist der Coversong Enter Sandman von Metallica, der den Musikbegeisterten den letzten Kick gibt. Redrum Inc. hinterlassen eine gute Stimmung mit ihrer gelungenen Darbietung, die die Erwartung an beide Headliner hochschraubt!

Auf der Kneipenbühne machen Face Down Hero, die für Yonah Records die Äxte schwingen, den Abschluss. Heute ist die sonst vier Mann starke Band leider um einen Musiker dezimiert: Gitarrist René, den einige durch Accuser kennen dürften, hat die Reise von Marburg nach Aachen nicht mit antreten können. Trotz der Dezimierung lassen Face Down Hero den klassischen Bay Area Thrash-Sound mit modernen Thrash-Zügen verschmelzen. Der dabei entstehende eigenständige Sound lässt die Köpfe kreisen auch wenn heute der Druck des Basses das Schauspiel der Band durch das Fehlen der zweiten Gitarre überschattet. Dafür kommt der zweistimmige Gesang durch Sebi Rink und Kali Naumann besonders gut an. Trotz der ansprechenden Leistung ist dem Publikum der lange Abend anzumerken – leicht erschöpft und mit gut Bölckstoff getankt, ist für viele, die Schonphase vor Motor Jesus angebrochen, auf die das gesamte Publikum sehnsüchtig zu warten scheint.

Dieses Warten soll um 24 Uhr, dem Zeitpunkt, an dem Motor Jesus aus Mönchengladbach die Saal Stage betreten, beendet sein. In den letzten Wochen hat sich die Band um Frontmann Chris „Howling“ Birx auf den Konzertbühnen sehr rar gemacht, da die Vollblut Rock `n` Roll-Band zurzeit am Nachfolger von Wheels Of Purgatory fleißig im Proberaum tüftelt. Für das Mosh It Up Festival, auf dem die Band bereits vor geraumer Zeit als Co-Headliner fungiert hat, wurde aber glücklicherweise Zeit gefunden. Mit einem abwechslungsreichen Set von älterem Material und natürlich Hits der Wheels Of Purgatory-Platte machen sie dem Headliner-Slot alle Ehre. Die Besucher sind aus dem Häuschen und feiern mit lautem „Prost ihr Säcke – Prost du Sack“ ihre Heavy `n` Roll-Heros, die sich sichtbar im Musikbunker wohlfühlen und den Gig vor dem tanzwütigen Publikum genießen. Mit viel Bier, knackenden Nacken und grölendem Gesang werden Motor Jesus die volle Spielzeit begleitet und haben kaum Zeit, um zu verschnaufen. Doch diese Zeit wird auch nicht benötigt, da mit dieser Show die letzte des Abends beendet ist und alle noch einmal an ihre Kraftreserven herangehen können. Ein mehr als gelungener Auftritt einer Band, die weiß, wie man dem Publikum eine schweißtreibende und begeisternde Stunde voller wohlklingender Riffs und mitreißenden Gesang bieten kann, ohne nur ansatzweise langweilig oder gar eintönig zu werden!