Nýr Gata – Seraphim

“Anarchie in Eden“


Artist:
Nýr Gata

Herkunft: Deutschland

Album: Seraphim

Spiellänge: 38:00 Minuten

Genre: Melodic Black/Death Metal

Release: 27.08.2015

Label: Eigenproduktion

Bandmitglieder:

Alle Instrumente, Gesang – Sarghas
Alle Instrumente  – Nordmann

Tracklist:

  1. Gefangen In Der Ewigkeit
  2. Hinab Vom Lichte
  3. Im Reich Der Leere
  4. Marter
  5. Im Flammenregen
  6. Cherubim
  7. Acheron
  8. In Falscher Freiheit
  9. Sohn Des Hasses

Nýr Gata - Seraphim

Für die verglichen geringe Fläche bietet das Saarland so allerhand musikalischen Output, und gerade extremer Metal kommt dabei nicht zu kurz. Mit Nýr Gata wird ein Zwei-Mann-Projekt ins Rennen geschickt, das sich dem melodischeren Black bzw. Death Metal widmet. Seraphim heißt das Debüt und eher weniger engelsgleich wird eine Dreiviertelstunde alles dem Erdboden gleichgemacht.

Präzise mit Heavy Metal-Licks leitet Gefangen In Der Ewigkeit ein und fährt mit Doublebass-untermaltem Klargesangsrefrain auf, der stark an Vinterforest erinnert. Die Verständlichkeit der Growlparts ist nicht immer gegeben, und der Clean-Gesang geht viel zu leise einfach unter. Schade um die sonst gute Produktion. Nichtsdestotrotz ist Gefangen In Der Ewigkeit ein Ohrwurm, setzt sich sofort fest und weiss spannend für den Rest der Platte im Voraus zu begeistern. Auch aus lyrischer Sicht wird es verheißungsvoll: Seraphim heißt nicht zufällig der Titel. Es ist ein Konzeptalbum, und im ersten Song wird aus Ich-Perspektive des Seraph (höchster Rang der Engel im Christentum) Gott angemotzt, dass er das ewige Herumlungern an Gottes Thron satt hat und scheinbar lieber ein Mensch wird, ergo aus dem Himmel fällt.

Hinab Vom Lichte setzt genau da an und führt kompromissloser fort. Eine Wand aus Blastbeats und einsaitigen Gitarren-16tel, wie schon Satyricon oder Dissection zu nutzen wussten. Tapping-Solo inklusive. Auch bei den Basslinien hat man sich einige Köpfe gemacht. Nýr Gata sind technisch definitiv so fähig, wie andere Rumpeltruppen aus dem Genre nur zu träumen wagen. Im Reich Der Leere und Marter packen Keyboard-Spielereien aus und sorgen zusätzlich für Abwechslung. Marter wechselt dabei von Black’n’Roll in heftigstes Blastbeat-Gewitter, die nur von melodischeren Parts mit Klargesang unterbrochen werden. Ein gewisser melodischer Black- bzw. Death Metal-Anteil ist nicht kleinzureden. Noch ein wenig mehr Amokläufe auf dem Synthesizer und man hat irgendwas Verwandtes von Emperor. Obendrein werden Fans von typisch orkischem Geheule, wie er im DSBM gängig ist, bedient. Viele Bands schreiben einen Song hundert Mal und erreichen nicht annähernd die Bandbreite, die Nýr Gata auf ihrem Debüt-Silberling bieten, ohne den Musikstil selbst zu verlassen. Ein wenig mehr Ambient-Geklimper und Clean-Abschnitte im Gesang hätten die zweite Hälfte von Seraphim noch abgerundet, die ohne Kompromisse vor sich hin schaufelt und alles niederwalzt. Trotz alledem ein originelles Album, das sich sehen, hören und vor allem lesen lassen kann.

Fazit: Nýr Gata legen für ein Debüt überaus ordentlich vor und zeigen, was Erfahrung und Kreativität in sonst oft ausgelutschten Gefilden noch herausholen kann. Die erste Hälfte des Albums ist deshalb kurzweilig und abwechslungsreich, da auch ein größeres Spektrum dafür sorgt, in Fahrt und am Ball zu bleiben. Danach wird alles monotoner. Alles Licks und Riffs, die spielerisch nicht anspruchslos, aber auch nicht neu sind. Deshalb kein unbedingter Pflichtkauf, aber dennoch eine gewisse Empfehlung, denn gerade Übersongs wie Gefangen In Der Ewigkeit werden in Zukunft wohl des Öfteren im Player landen.

Anspieltipps: Gefangen In Der Ewigkeit, Im Reich Der Leere
Glenn V.
6.7
Leser Bewertung8 Bewertungen
8.8
6.7