Pain – Coming Home

“Der kleine Peter möchte aus dem Bällebad abgeholt werden“

Artist: Pain

Herkunft: Schweden

Album: Coming Home

Spiellänge: 41:30 Minuten

Genre: Industrial Metal

Release: 09.09.2016

Label: Nuclear Blast Records

Link: https://www.facebook.com/OfficialPain/

Bandmitglieder:

Gesang und Gitarre – Peter Tägtgren
Gitarre – Michael Bohlin
Bassgitarre – Johan Husgafvel
Schlagzeug – David Wallin (auf dem Album hat Sebastian Tägtgren die Drum-Parts eingespielt)

Tracklist:

  1. Designed To Piss You Off
  2. Call Me
  3. A Wannabe
  4. Pain In The Ass
  5. Black Knight Satellite
  6. Coming Home
  7. Absinthe Phoenix Rising
  8. Final Crusade
  9. Natural Born Idiot
  10. Starseed

Pain - Coming Home

 

Wem der Name Peter Tägtgren als Frontmann seiner Bands Pain und Hypocrisy nichts sagt, der kennt ihn vielleicht zumindest als Produzent für so namhafte Bands wie Dimmu Borgir, Immortal oder Children Of Bodom. Der Mann ist also so etwas wie die personifizierte Musik, und er hat auch selbst einmal gesagt “Musik ist alles für mich. Ich habe zwei Scheidungen hinter mir und bin durch eine Welt voller Scheiße, aufgrund von Musik, gegangen, aber Musik ist immer noch die wichtigste Sache der Welt für mich. Ich bevorzuge Musik vor allem anderen.“ Nun hat er also nach dem letzten Pain-Album You Only Live Twice aus 2011 und seinem Lindemann-Projekt mit dem Rammstein-Sänger Till Lindemann am neuen Werken für Pain gearbeitet. Das Ergebnis kann man ab dem 09.09.2016 hören, denn dann erscheint über Nuclear Blast Records das neue Album Coming Home.

Eigentlich steht die Band Pain ja für Industrial Metal, aber auf diesem Album sprengt Peter Tägtgren wirklich alle Genregrenzen und wagt sich auf viele Terrains vor, die er trotzdem mühelos in sein Werk integriert. Das geht schon los mit Designed To Piss You Off. Der Titel hat mir schon mal ein breites Grinsen ins Gesicht getrieben, aber der Song toppt das dann noch. Schon mit den ersten Tönen der Steelguitar ahne ich was kommt, und wirklich mixt Tägtgren hier einfach mal Country-Elemente mit Metal, ich sehe förmlich die schwere Dampflok vor mir, die früher die weit entfernten Städte in Amerika miteinander verbunden hat und dabei auch unbeirrbar durch so unwirtliches Gelände wie Wüsten, Steppen oder Gebirge gerollt ist. Unaufhaltsam rollt der Song weiter und weiter, um abgelöst zu werden von dem nächsten gelungenen Experiment, das da heißt Call Me. Genauso abgedreht wie der Song, bei dem Peter Tägtgren sich mit Joakim Brodén (Sabaton) eine tolle Verstärkung am Mikrophon geholt hat, ist das entsprechende Video. Hier lässt Tägtgren im wahrsten Sinne des Wortes die Puppen tanzen. Brezelende Gitarren werden abgelöst von einem bombastischen Refrain, wobei sich Tägtgren bei den Orchesterarrangements wieder Hilfe bei Clemens von Carach Angren geholt hat.

Nach diesen beiden Uptempo-Nummern geht es bei A Wannabe mal etwas ruhiger, allerdings auch ziemlich bombastisch zur Sache. Es gibt wieder viele Keyboard- und Orchester-Arrangements, der Song stampft unaufhörlich vorwärts mitten in den Bereich des Gehirns, der für Ohrwürmer zuständig ist. Noch am ehesten als ansatzweise Industrial Metal kann man Pain In The Ass – welch ein Titel!! 😀 – und auch Black Knight Satellite, zu dem ja bereits ein Lyric-Video veröffentlicht wurde, bezeichnen. Ausgerechnet mit dem Titeltrack Coming Home kann ich dann so gar nichts anfangen, er wartet zwar auch wieder mit großen Keyboard-Arrangements auf,  plätschert aber insgesamt eher nur vor sich hin. Da passt dann allerdings das Cover, bei dem ein einsamer Astronaut in der Einöde sitzt. Ich stelle mir diesen Astronauten allerdings eher auf einer Raumstation vor, auf der er allein eine gefühlt Ewigkeit verbracht hat und jetzt wieder zur Erde zurück darf.

Ein wenig nach Retro-Rock klingt dann Absinthe Phoenix Rising, die Hey Hey-Shouts dürften live für mächtig Aktion aus dem Publikum sorgen. Hatte ich zu A Wannabe schon geschrieben, dass dieser eher im Downtempo gehaltene Song unaufhörlich vor sich hin stampft, wird mit Final Crusade das Marschtempo mal gnadenlos angezogen. „Left – Right – Left – Right“ schallt es aus den Boxen, aber bei dem Tempo würde ich auch ohne volles Marschgepäck zusammenbrechen. Ein wenig Skrillex-Dubstep wird hier zu Abwechslung auch noch reingeschmissen, sehr gelungen! „Shut up, I don’t want to hear you anymore! Shut up, or get to the point, natural born idiot“ singt Tägtgren dann im wieder in Richtung Industrial Metal gehenden Natural Born Idiot. Das dürfte aus tiefster Seele kommen, und der Kontrast zwischen den brezelnden Gitarren und den wabernden Keyboards ist sehr gediegen. Einen würdigen Abschluss findet das Album dann mit Starseed, es gibt nur Streichinstrumente, Chor und Gesang in den Strophen, der Refrain baut sich dann zu einem mächtigen Metal-Gewitter auf.

Ab Mitte Oktober sind Pain dann auch auf großer Europatournee, als Support sind Dynazty, Billion Dollar Babies und The Vision Bleak angekündigt. Das werden sicherlich sehr unterhaltsame Shows!

Das sehr witzige Video zum Song Call Me gibt es hier zu sehen:

Fazit: Ich habe Pain zwar schon ein Mal live erleben dürfen, habe mich aber nie so intensiv mit dieser Band beschäftigt. So habe ich mich nach dem ersten Hören auch erst einmal gefragt, was das jetzt war, was mir da von Peter Tägtgren auf die Lauschlappen gegeben wurde. Da hat er sich aber mal richtig ausgetobt und neue Wege erkundet. Aber das Hörvergnügen stieg mit jeder neuen Runde, und die Liste der Anspieltipps wurde immer länger, denn jeder Song hat doch seinen ganz eigenen Charme. Ich habe mich aber mal auf vier beschränkt, die auch relativ unterschiedlich sind.

Anspieltipps: A Wannabe, Pain In The Ass, Final Crusade und Natural Born Idiot
Heike L.
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