Pierce The Veil – Misadventures

„Unverwechselbar und dennoch zu wenig riskiert“

 

Artist: Pierce The Veil

Herkunft: Amerika

Album: Misadventures

Spiellänge: 43:29 Minuten

Genre: Post Hardcore, Progressive Rock

Release: 13.05.2016

Label: Fearless Records

Link: http://piercetheveil.net/

Bandmitglieder:

Gesang, Gitarre – Vic Fuentes
Bassgitarre – Jaimie Preciado
Gitarre – Tony Perry
Schlagzeug – Mike Fuentes

Tracklist:

  1. Dive In
  2. Texas is Forever
  3. The Divine Zero
  4. Floral & Fading
  5. Phantom Power & Ludicrous Speed
  6. Circles
  7. Today I saw the whole World
  8. Gold Medal Ribbon
  9. Bedless
  10. Sambuka
  11. Song for Isabelle

Pierce The Veil - Circles

Drei Jahre nach dem erfolgreichen Album Collide With The Sky legt die amerikanische Band Pierce The Veil mit ihrem mittlerweile viertem Album Misadventures endlich nach – dabei liefern sie eine Portion Überraschung, Freude aber auch Ärgernis und das alles zur selben Zeit. Vielversprechend beginnt das Album mit dem emotionalen und gleichzeitig aggressivem Lied Dive In. Dieses versteht es bereits durch das Intro eine gewisse Emotionalität und Erwartungshaltung beim Hörer zu generieren. Diese wird durch die eingebauten instrumentellen Parts, den häufigen Tempo-Wechsel und die Screams, die eine Verbindung zum Metalcore aufzeigen, nur gefestigt.

Dive In ist das perfekte Einsteigerlied für eine Reise, die sich innerhalb des Albums auftut – ein Abenteuer der Gefühle. Auch der zweite Song Texas is Forever kann durch seine Schnelligkeit, die dieses Mal ohne viele rhythmische Wechsel erhalten bleibt, überzeugen. Dabei verliert sich hier bereits ein wenig die gewisse Emotionalität, die der erste Song noch übertragen konnte. Dennoch macht der Song Spaß und reiht sich gut hinter dem ersten Stück ein.

In The Divine Zero sind es vor allem die instrumentellen Parts, die wenigen, aber gut platzierten Screams, die hier viele Metalcore-Fans erfreuen werden. Der Song bietet einige Breakdowns und insgesamt erscheint hier der Gesang eher zweitrangig, was mehr als passend wirkt. Nach den ersten drei, sehr überzeugenden Tracks kommen mit Floral & Fading und Phantom Power & Ludicrous Speed zwei Songs, die sich zwar sehr gut produziert anhören, denen as aber an Charakter fehlt. Die Instrumentation wirkt nicht besonders bzw. einfallsreich wie beim Vorgängersong, auch wenn Phantom Power & Ludicrous Speed zumindest durch sein Tempo zu Beginn und einige, interessante Zwischenteile auf sich aufmerksam macht. Dabei handelt es sich hierbei keinesfalls um schlechte Tracks, jedoch wirken diese einfach wenig risikobereit und in ihrer gesamten Fassung fast schon „strikt“ – ein Problem, welches sich leider im Laufe des Albums noch wiederholen soll.

Circles liefert fast schon eine Pop-Hymne, die wohl manchem Fan an dieser Stelle etwas weniger fallen wird. Dennoch beweist der Song, ebenso wie sein Nachfolger Today I Saw The Whole World, wahre Ohrwurm-Gefahr – eine Eigenschaft, die Pop sehr gerne mal mit sich bringt. Beide Songs eignen sich zum Mitsingen, sind fröhlich und passen stilistisch gut zu den vorherigen – einerseits sauber produziert, andererseits wünscht man sich als Zuhörer aber auch etwas mehr Abwechslung und Risiken.

Emotionaler wird das Album der Amerikaner wieder mit Bedless, welches eine interessante Kombination aus Ballade, Rock und eine Prise Optimismus zusammenschmeißt. Ein Song, der sich durch sein etwas langsameres Tempo von seinen Vorgängern abhebt und dabei dem Zuhörer die perfekte Pause gönnt, die er an dieser Stelle benötigt. Der Song riskiert zwar nicht mehr, aber dennoch beweisen Pierce The Veil hier, dass sie auch ohne das typische Tempo einen überzeugenden Track liefern können.

Auch die zwei letzten Songs, Sambuka und Song for Isabelle, bewegen sich weiter in sicheren Gewässern. Während Sambuka dabei ähnlich blass wie einige Vorgänger bleibt, schafft es Song for Isabelle zumindest zum Ende ein gewisses Gefühl von Nostalgie zu wecken, welche vor allem durch die zweite Hälfte, die wieder sehr stark instrumentell geprägt ist, getragen wird.

Fazit: Insgesamt lässt sich also über Misadventures sagen, dass die amerikanische Band lieber kein „Misadventure" (="Ungeschick“) riskieren wollte. Das Album beginnt stark und so gehören die ersten drei Tracks doch wohl zu den besten. Im Gesambild fehlt es dann aber doch an Ausschweifungen und wirkt auf den Zuhörer blass und fast schon zu strikt produziert. Dabei haben Pierce the Veil schon allein durch ihren Sänger Vic Fuentes und seine außergewöhnliche Stimme einen ganz eigenen Stil, der auch stets erhalten bleibt. Unverwechselbar und dennoch zu wenig riskiert. Das Album bleibt am Ende fröhlich, perfekt produziert, aber leider auch ohne besondere, überraschende Ausschweifungen. Inwieweit vor allem Fans vom Genre Metalcore etwas mit dem neuem Album anfangen können, ist fraglich. Post- Hardcore-Fans und vor allem aber auch Pierce The Veil-Fans werden auf jeden Fall einige gute, neue Songs finden.

Anspieltipps: Dive In, Texas is Forever, The Divine Zero
Anabel S.
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