Pyogenesis – A Kingdom To Disappear

“Ein tolles Album!“

Artist: Pyogenesis

Herkunft: Stuttgart, Deutschland

Album: A Kingdom To Disappear

Spiellänge: 45:47 Minuten

Genre: Alternative Rock, Punk Rock

Release: 24.02.2017

Label: AFM Records

Link: https://www.facebook.com/pyogenesis und http://www.pyogenesis.com

Bandmitglieder:

Gesang und Gitarre – Flo V. Schwarz
Gitarre – Gizz Butt
Bassgitarre – Malte Brauer
Schlagzeug – Jan Räthje

Tracklist:

  1. Sleep Is Good
  2. Every Man For Himself…And God Against All
  3. I Have Seen My Soul
  4. It’s Too Late (A Kingdom To Disappear)
  5. New Helvetia
  6. That’s When Everybody Gets Hurt
  7. We (1848)
  8. Blaze, My Northern Flame
  9. Everlasting Pain

Gegründet wurde die Band Pyogenesis bereits im Jahr 1991, aber nach der Veröffentlichung von 5 Alben und 4 Mini-EPs und Auftritten beim Rock Am Ring / Rock im Park oder beim W:O:A war erst einmal Schluss. Über 13 Jahre lag Pyogenesis auf Eis, aber im Jahr 2015 meldete man sich zurück und veröffentlichte das Album A Century In The Curse Of Time. Mit dem konnte ich mich ja nicht wirklich anfreunden, das hat mich allerdings nicht daran gehindert, mir auch den am 24.02. über AFM Records erscheinenden Nachfolger A Kingdom To Disappear vorzunehmen. Ausschlaggebend dafür war das erste veröffentlichte Video zu Every Man For Himself…And God Against All, wobei man den ersten Track, Sleep Is Good, gleich mit in das Video eingebaut hat.

Mit Sleep Is Good geht es dann auch los. Zunächst mal nur Bläser, dann brezelnde Gitarren und das Schlagzeug, bevor die vier Männer nur diesen einen Satz von sich geben: „Sleep is good, death is better, it’s truth, but best of all was never to be born at all“. Umso krasser dann gleich der Wechsel zu Every Man For Himself…And God Against All, der mich ein wenig an die guten alten Zeiten von Volbeat erinnert aber auch ab und zu mal in die Punk-Ecke schielt. Der Bandname Volbeat taucht dann auch im Weiteren ab und zu mal in meinem Hirn auf, aber Pyogenesis sind mal wieder so wandelbar, dass man die Info zum Genre noch problemlos um einige weitere erweitern könnte. Beim letzten Album hat mich das noch ein wenig genervt, mittlerweile liebe ich genau das. Kein Song klingt wie der andere, der Gesang von Flo wechselt zwischen rotziger Punk-Attitüde (oder auch irischen Sauf- und Raufgesängen), wie bei dem sehr rockigen I Have Seen My Soul und auch noch ansatzweise beim folgenden It’s Too Late (A Kingdom To Disappear), über Growls bis zu wunderbarem Klargesang, wie es besonders bei New Helvetia zum Tragen kommt. Der Song fällt dann insofern aus dem Rahmen – oder auch eben nicht, weil ja Pyogenesis sowieso nie einen musikalischen Pfad zwei Mal betreten – als das es eine wunderbare Ballade, nur mit Gesang und akustischen Gitarren ist. Auch das folgende That’s When Everybody Gets Hurt könnte noch als Ballade durchgehen, hier gibt es dann aber auch mächtig Zuckerguss in Form eines nach Frauenchor klingendem Keyboardspiels, das aber passt und das Ganze noch nicht zu süß werden lässt.

Die nächsten Wechselduschen gibt es dann gleich mit We (1848), das ich mal in die Schublade Pop-Punk à la Blink182 oder +44 stecken würde, und Blaze, My Northern Flame, das mit grandiosen Growls und Shouts aber auch feinem Klargesang aufwartet und von mir direkt mal dem Melodic Death Metal zugeordnet wird, aber auch wieder ein wenig an Volbeat denken lässt. Tja, so ist das, wenn man versucht zu beschreiben, was Pyogenesis da alles in dem großen Topf versenken, wenn sie ihren Zaubertrank brauen! 😀

Bewegen sich die Songs 1 bis 8 noch in radiotauglichen Spiellängen, so kommt der letzte Track, Everlasting Pain, dann tatsächlich mit mächtigen 13 Minuten um die Ecke. Sehr getragen, sehr schmerzerfüllt, wie der Titel schon sagt, aber überhaupt nicht langweilig, denn Pyogenesis ziehen nichts unnötig in die Länge, jeder Part wird genau bis da ausgereizt, wo man dann wirklich den Punkt setzen sollte. Die Intensität dieses Songs ist sowohl in den etwas „bombastischer“ gehaltenen, fast schon in den Stadionrock driftenden, als auch in den noch ruhigeren akustischen Parts außerordentlich stark und setzt nach einer dreiviertel Stunde einen würdigen Schlusspunkt. Da haben die Jungs sowohl sangestechnisch als auch an den Instrumenten deutlich hörbar ihren Spaß gehabt, was sich dann in dieser starken Leistung äußert!

Da sie sehr gut die unterschiedlichen Richtungen zeigen, die Pyogenesis musikalisch so einschlagen, gibt es hier ausnahmsweise mal zwei Videos. Hier ist das zu Sleep is Good / Every Man For Himself…And God Against All:

Und hier findet Ihr das gerade veröffentlichte Video zu I Have Seen My Soul:

Fazit: Tja, so kann es gehen bzw. kann sich der Geschmack ändern. Konnten Pyogenesis mit ihrem letzten Album bei mir so überhaupt nicht punkten, läuft A Kingdom To Disappear mehr oder weniger auf Dauerschleife. Wer die Band bislang noch nicht kennt, kann sich mit den beiden bislang veröffentlichten Videos einen guten Eindruck über deren Vielseitigkeit verschaffen. Ansonsten kann ich das Album jedem empfehlen, der mal austesten möchte, was man so alles in der Genreschublade "Alternative Rock" finden kann. Ich werde mir jetzt auf jeden Fall noch einmal A Century In The Curse Of Time auf die Ohren geben, mein damaliges Review muss ich allerdings leider so stehen lassen…

Anspieltipps: Every Man For Himself...And God Against All, I Have Seen My Soul, New Helvetia, Blaze My Northern Flame und Everlasting Pain
Heike L.
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