Ray Wilson – Make Me Think Of Home Tour am 10.12.2016 in Lübeck

“Eindrucksvoller Abend mit Ray Wilson!“

Eventname: Ray Wilson & Band – Make Me Think Of Home Tour

Headliner: Ray Wilson & Band

Ort: Kolosseum, Lübeck

Datum: 10.12.2016

Kosten: 30,20 € VVK; 35,00 € AK

Genre: Rock

Besucher: ca. 390

Veranstalter: Kollosseum zu Lübeck

Link: http://www.kolosseum-luebeck.info/

http://www.raywilson.net

Setliste:

  1. Another Day (Cut Song)
  2. In Your Eyes (Peter Gabriel Song)
  3. High Hopes (Pink Floyd Song)
  4. Take It Slow
  5. Carpet Crawlers (Genesis Song)
  6. Calvin And Hobbes
  7. First Day Of Change (Stiltskin Song)
  8. Alone
  9. No Son Of Mine (Genesis Song)
  10. That’s All (Genesis Song)

Pause

  1. Follow You Follow Me (Genesis Song)
  2. Solsbury Hill (Peter Gabriel Song)
  3. Sarah (Cut Song)
  4. Propaganda Man
  5. Wait For Better Days
  6. Song For A Friend
  7. She’s A Queen
  8. One (Steve & Ray) (U2 Song)
  9. Desperado (Ray Solo) (Eagles Cover)
  10. Makes Me Think Of Home
  11. Not About Us (Genesis Song)
  12. Congo (Genesis Song)
  13. Calling All Stations (Genesis Song)

Zugabe:

  1. Ought To Be Resting (Stiltskin Song)
  2. American Beauty (Stiltskin Song)
  3. Mama (Genesis Song)

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Und wieder geht’s nach Lübeck. Diese kleine, aber feine Stadt in Schleswig Holstein bietet immer wieder gute Konzerte an. So auch heute Abend. Nachdem letzte Woche Feuerengel gerockt haben, spielt heute Ray Wilson auf. Er wird begeleitet von seiner Band und präsentiert Songs aus seinem langjährigen Wirken. So steht der heutige Abend unter dem Stern der Make Me Think Of Home-Tour. Das Kolosseum ist ein guter Ort für dieses Konzertereignis, denn das ehemalige Kino bringt alles mit, was gebraucht wird. Tolle Akustik für den super Sound und bequeme Sessel, die das zumeist ältere Publikum gern annimmt, denn bei ca. 2 Stunden und 25 Minuten Spieldauer kann das Stehen anstrengend werden. Der Veranstalter ist erfreut ob des regen Zuspruches und so kann die Band vor sehr gut gefülltem Haus brillieren. Ray Wilson ist des Öfteren in der Hansestadt zu bewundern und so hat sich ein etablierter Fankreis gebildet.

Ray Wilson ist bereits seit 25 Jahren im Business tätig. Mit seiner Band Stiltskin wurde er hauptsächlich wegen des Songs Inside bekannt. Dieser Song lief weltweit jahrelang zu einer bekannten Jeans Werbung. Ende der Neunziger ersetzte er dann Phil Collins bei Genesis und spielte deren dritt erfolgreichste Platte (nach Verkaufszahlen) Calling All Stations ein. Bekanntlich lösten sich Genesis danach aber auf. Neben Stationen bei den Turntablerockern und Marius Müller Westernhagen ist er seit Jahren als Solokünstler mit und ohne Band unterwegs.

Heute nun eine gelungene Mischung aus eigenen Songs, Covern von unterschiedlichen Künstlern und Songs der beiden Bands, bei denen er als Sänger fungiert hat. Die ersten drei Tracks sind dann auch gleich Cover. Another Day stammt von einer nicht so bekannten Band namens Cut. Peter Gabriels In Your Eyes und High Hopes von Pink Floyd schließen sich an. Seine etwas raue, markante Stimme gibt diesen Songs eine ganz andere, eigene Note und so könnte man denken, wenn man es nicht besser weiß, es sind Eigenkreationen. Take It Slow ist dann ein eigener Song vom Album Chasing Rainbows. Eine verträumte Ballade, die mit toller Melodie auffällt. Bemerkenswert sind auch seine Mitmusiker, allen voran Gitarist Ali Ferguson, der immer wieder durch eindrucksvolle Soli auffällt und auch der Saxophon, Flöte und Oboe spielende Marcin Kajper überzeugt auf ganzer Linie. Der zweite Gitarist, Steve Wilson, Bruder von Ray, steht an der rechten Seite der Bühne und übernimmt oft und gekonnt einen Gegenpol. Meist aber mit der Akustikgitarre behangen, sorgt er für den vollen Sound in Zusammenspiel mit dem Organisten Kool Lyscek. Dies wird noch deutlicher bei The Carpet Crawlers, denn da ist der Organist stark beteiligt. Allerdings weiß auch Ray Wilson Gitarre zu spielen und so sind oftmals alle drei Gitaristen in vorderster Front und brillieren. Was sich bei The Carpet Crawlers andeutet, wird bei weiteren Genesis-Songs bestätigt. Bewegung kommt in die Menge. Es scheint, als wenn viele nur auf diese nostalgischen Lieder gewartet hätten. Das Gefühl verstärkt sich als später noch No Son Of Mine, Thats All, Follow You Follow Me und Congo gespielt werden. Da wird aufgestanden und ordentlich mitgeklatscht.

Calvin And Hobbes, ein Song des letzten regulären Longplayers Make Me Think Of Home, entwickelt sich zu einem besonderen Erlebnis. Sehr gefühlsstark mit der gelungenen Unterstützung des Klasse Saxophonisten Marcin Kajper, ist es einer meiner Top Songs des Abends. Natürlich dürfen auch die schon erwähnten Stiltskin-Stücke nicht fehlen. First Day Of Change, einer ihrer stärkeren Songs, ist Kuschelmusik par exellence und fügt sich harmonisch ein. Bevor dann die beiden oben erwähnten Tracks von Genesis gespielt werden, folgt noch die Eigenkomposition Alone. Die unermüdlich im Hintergrund agierende Violinistin Steffie Hoelk verleiht auch hier dem Song die orchestrale Note.

Die kurze Pause, die zum Beinevertreten, Merchandising-Stand aufsuchen und mit dem Veranstalter zu fachsimpeln genutzt wird, erlaubt es, auch der Gastronomie einen Besuch abzustatten, um erfreut festzustellen, es geht auch nicht teuer.

Den zweiten Teil eröffnet wieder ein Genesis-Klassiker Das schon erwähnte Follow You Follow Me tönt wohlklingend verstärkt durch den famosen Violineneinsatz durch den Saal. Gleiches kann über den Gabriel-Song Solsbury Hill gesagt werden. Ein zweiter Cut-Song, Sarah, hat sich auf die SetList geschlichen. Es folgt ein Block von Wilsons eigenen Stücken. Intelligente Texte, wie in Propaganda, thematisch ganz aktuell, gepaart mit schönen Harmonien und eindrucksvoller Stimme. Dazu die immer wieder top aufspielende Begleitband, die niemals den Sänger übertönt oder unterbuttert, sondern seiner Stimme die nötige Untermalung liefert. Schlagzeuger Mario Koszel, mit seinem Kit hinter einer Glaswand, um den harten Drum-Sound abzumildern, ergänzt sich mit dem Bassisten Lawrie Macmillan, der auch mit für den Background-Gesang zuständig ist. Wait For Better Days trumpft wieder mit einem guten Saxophonpart auf. Diese Musik ist einfach saugut und macht viel Spaß, auch wenn es überwiegend ruhigere Stücke sind, treffen sie auch die Seele eines Metalers. Song For A Friend, vom gleichnamigen auch in diesem Jahr erschienenen Album, widmet Ray seinem verstorbenen Freund und der Verlust ist ihm anzumerken. Super gefühlvoll gesungen. Nach einem kurz angestimmten Barry White-Hit You’re The First, The Last, My Everything, widmet er den Frauen, die ja unsere Königinnen sein sollten, das schwungvolle She’s A Queen.

Beim folgenden U2-Cover übernimmt Rays Bruder Steve Wilson den Gesangspart. Das macht er richtig gut. Er bringt den Spirit des Songs hervorragend rüber. Zunächst nur akustisch begonnen, setzen nach und nach die restlichen Musiker ein und verleihen dem Klassiker das dazugehörige Ende. Desperado wird dann nur von Ray a capella gesungen. Hier zeigt noch einmal eindrucksvoll die Bandbreite seiner Stimme. Makes Me Think Of Home, eine weiterer Höhepunkt der gleichnamigen CD ( https://time-for-metal.eu/ray-wilson-make-me-think-of-home/), ist der letzte Song seiner eigenen Werke. Sehr gefühlvoll gesungen, passender Flöteneinsatz, Ali Ferguson mit dem sicheren Gefühl für die Melodie, nochmals punktuell das Saxophon eingesetzt, das alles beinhaltet dieser sehnsuchtsvolle Song und wird bei einigen für Gänsehautmomente gesorgt haben. Die nun folgenden Genesis-Songs Not About Us und Congo sorgen wieder für aufgelockerte Stimmung. Bei Congo wird die Band kurz vorgestellt, was ja in der Regel auf ein Ende der Show deuten lässt. Die Menschen stehen, klatschen und singen auch den Refrain kräftig mit. Es folgt noch das mehr als siebenminütige Calling All Stations, welches nochmals allen Mitwirkenden erlaubt, ihr gesamtes musikalisches Können zu präsentieren. Ein guter Abschluss mit stehendem Applaus.

Der reguläre Teil ist vorbei, aber die Band lässt sich nicht lange durch den anhaltenden Beifall bitten und kommt noch mal mit drei weiteren Liedern auf die Bühne. Bemerkenswert, dass es hier zwei Stiltskin-Songs die Zugabenliste geschafft haben. Ought To Be Resting und American Beauty scheinen vielen bekannt zu sein, reihen sich passend in die Liste von großartigen Stücken ein. Stehend und rhythmisch geklatscht spornt das die Band um ihren schottischen Leadsänger nochmals an. Mit Mama endet jetzt die Show. Der letzte Song ist noch einmal Genesis gewidmet. Alle Musiker stehen ineinander gehakt nebeneinander, verbeugen sich und danken dem begeisterten Publikum für den tollen Abend. Ray Wilson springt gleich von der Bühne und geht zum Merchandising-Stand, an dem sich bereits eine Schlange gebildet hat. Er gibt bereitwillig Autogramme auf die CDs, Bilder, Plakate, Eintrittskarten und T-Shirts. Jeder bekommt ein paar freundliche Worte während er für Selfies still hält. Auch sein Bruder Steve findet sich für ein Schwätzchen ein, während Ali Fergusson vor Ort seine eigene Pink Floyd-lastige CD, A Sequence Of Moments, promotet.

Mein Fazit: Gelungener Abend, tolle Musik, klasse Location, bestens aufgelegte, spielfreudige Musiker, ein charmanter, stimmlich großartiger Ray Wilson. Das werde ich mir nochmals antun, wenn er in den hohen Norden kommt. Natürlich darf auch der Top Fotograf Norbert Czybulka nicht unerwähnt bleiben, denn er hat die aussagekräftigen Bilder gemacht.