Revolt! True-Power-Thrash und ein Hauch von Vewesung am 29.10.2011 im Bambi Galore

Bands: Odium, Thunder And Ligthning, Hängerbänd, Contrast

Location:Bambi Galore, Hamburg/Billstedt

Homepage: http://www.bambigalore.de/

Datum: 29.10.2011

Kosten: VVK: 10 Euro, AK: 12 Euro

Besucher: ca. 40

Halloween und „Bambi Goreng“ – das sind die Schlagworte des Abends. In Hamburg wird heut das Geisterfest gefeiert, da der 31.10. kein Feiertag ist und so sieht man schon auf dem Weg zum Club einige verkleidete Gestalten. Passend dazu gibt es einen bunten Musikmix, der unter anderem aus Thrash oder auch Heavy Metal besteht. Bands wie Odium aus Hessen oder Thunder And Lightning aus Berlin, konnte der Club für diesen Abend gewinnen und somit wird eine hochkarätige Show versprochen. Die ersten Besucher treffen auch allmählich ein und steuern zielstrebig die Theke an. Das Bier läuft und man sieht in erwartungsvolle Gesichter.

Los geht’s mit der Truppe aus Hessen, die den stilvollen Namen Contrastträgt. „Contrastreich“ ist ihr Musikstil allemal, denn sie verbinden Death Metal mit Black Metal, Metalcore und viel Gefühl. Knallhartes Riffing, High Speed und eine rauchige Stimme im Shout sowie im Growling sind die Basis der Band, die sie auf der Bühne zelebrieren. Das explosive Schlagzeug hämmert mit der starken Doublebass durch die Boxen und bleibt im Gehörgang kleben. Das Quintett bringt gute Laune und eine Menge Bewegung auf die Bühne. Als Zuschauer erkennt man deutlich, dass die Band von Song zu Song lebendiger wird und extreme Spielfreude entwickelt. Gerade der Frontmann Johannes wird lockerer und geht in jedem Stück mehr und mehr auf. Seine Stimme ist einmalig und äußerst kraftvoll und gibt jedem Stück die entscheidende Note. Ergänzung gibt der Gitarrist Patrick und so entsteht ein Wechselspiel der Intonationen. Das gesamte Arrangement ist großartig umgesetzt und besticht durch virtuoses Riffing und Vielseitigkeit. Verschiedene Songanfänge, stetige Tempo- und Melodiewechsel überzeugen die Zuschauer und man zollt der Truppe ihren gebührenden Applaus. Ein Beispiel für das perfekte Spiel ist Gaias Hand, in dem alle Attribute zusammenkommen und eine einzigartige Komposition bilden. Die positive Grundstimmung macht sich im Raum breit und erreicht die Herzen des Publikums. Auch wenn die Aufgabe eines Openers etwas undankbar ist, hat man mit Contrast die richtige Wahl getroffen und schon zu Beginn einen Kracher präsentiert bekommen.
In der Zwischenzeit haben doch noch ein paar Menschen den Weg ins Bambi gefunden und der Alkohol fließt in Strömen. Die nächste Band schickt sich an, den Fans ordentlich einzuheizen und sorgt vorab für den richtigen Sound beim Check.

Rock’n’Roll und Party steht definitiv mit derHängerbänd auf dem Programm. Schon der Bandname lässt vermuten, dass die Truppe alles nicht ganz so ernst nimmt und für gehörig Spaß und mit Humor verpackte ernste Themen steht. Punkiger Metal kombiniert mit einer rockigen Röhre des Frontmannes Gischtie Hänger, bringen Lebensfreude und eine geballte Portion Energie in den Konzertsaal. Die Zuschauer hält es nicht lange auf ihren Sitzen und sie stürmen Richtung Bühne. Die Truppe versteht es einfach, Menschen zu begeistern und in ihren Bann zu ziehen. Mit Songs wie Spießbratebrötche oder Konsequent Erfolglos haben sie im Handumdrehen das Publikum für sich gewonnen und das Partyvolk rastet komplett aus. Aber nicht nur deutsche Songs gehören ins Repertoire der Hängerbänd, sondern vorrangig beherrscht die englische Sprache die Titel. Man setzt hier auf Schlagworte, die jedermann versteht und mit denen man ähnliche Dinge verknüpft, wie die Band selbst. Musikalisch tendiert die Truppe zwischen Motörhead und Rock’n’Roll sowie Punk, aber auch ein Hauch von den einstmaligen Böhsen Onkelz kann man erkennen. Das Riffing ist einfach, aber nicht weniger abwechslungsreich und hochwertig. Die Soli sind perfekt in Szene gesetzt und mit der dazugehörigen Mimik beeindruckend interpretiert. Ebenso wird das Augenmerk gerade auf den Chorus gelegt und oft wiederholt, welches den Effekt hat, dass man die Songs lange im Ohr behält und das Gefühl nach mehr bekommt. UpTempo-Nummern mit viel Melodie werden zum Besten gegeben und das rauchige Organ des Frontmannes kommt unsagbar gut an. See You In Hell sorgt schon vorab für Furore, da der Einstieg nicht so gelingt und man neu ansetzen muss. Aber solche Pannen werden gekonnt mit humorvollen Ansagen überspielt und man verzeiht den Jungs kleine Fehler. Es ist eine grandiose Darbietung, die ihren Höhepunkt mit den beiden Zugaben findet, wovon eine das bekannte Ace of Spades von Motörhead ist. Das gesamte Ensemble strahlt eine positive Aura aus und man muss einfach mit dem Takt gehen und eine Runde „abzappeln“. Ich bin auch vollkommen sprachlos und erfreue mich an diesem Quintett. Da kann man wirklich nur sagen, dass ist eine bombastische Show und jeder, der heute nicht dabei war, hat etwas verpasst.

Nach dem fetten Auftritt der Mainzer, steht mit Thunder and Lightning Heavy Metal aus der Hauptstadt an. Die Berliner haben sich dem traditionellen Heavy Metal verschrieben und sind exzellente Musiker. Doch leider müssen sie diesen Abend ohne ihren Bassisten gestalten, denn den hat die Arbeit gerufen und er musste daheim bleiben. Dennoch fällt das Fehlen des fünften Mannes überhaupt nicht auf und es geht direkt rasant los. Der Sound ist etwas missglückt an einigen Stellen – es überschreit sich etwas und ertönt ganz schön hoch in den Ohren. Dennoch ist das technische Verständnis der Band unüberhörbar, denn es wird brillant gespielt und gerade die instrumentalen Abschnitte zeigen das Können der Truppe. Die Stimme des Frontmannes Diddi glänzt sowohl in den hohen Lagen wie auch in den Tiefen und sorgt für einen satten Sound. Zudem arbeitet der Drumer auf Hochtouren und knallt die Doublebass sowie die heftigen Blastbeats nur so heraus. Den Zuschauern gefällt die Machart der Berliner und es wird Beifall geklatscht und selbst das Stagediving kommt nicht zu kurz. Da der Abend auch schon etwas fortgeschritten ist, hat sich auch der Alkoholpegel bei einigen erhöht und man lässt seinen Gefühlen freien Lauf und springt voller Freude von der Bühne. Der harte Heavy Metal begeistert und wird mit einer Portion Melodie gespickt, die eine powergeladende Atmosphäre verbreitet. Die klare Intonation des Sängers spielt mit den Emotionen und gibt jedem Song seinen eigenen Charakter. Allerdings besteht die Gefahr des Gleichklangs, da es nicht soviele Varianten des Writings gibt, um viel Abwechslung hineinzubringen. So zieht sich ein roter Faden durch die Songs und lässt sie etwas ähnlich erscheinen. Horizon ist mir aufgefallen, weil hier ein deutlicher Spannungsbogen zu erkennen ist und viel Raum zur Entfaltung aller Klangwerkzeuge geboten wird. Die Akkorde werden wiederholt und es wird auf Tempo gesetzt, sodass das Gefühl entsteht, man befinde sich in einem Orkan. Die Berliner rasen wortwörtlich wie ein Wirbelsturm durch die Minuten und bestechen durch virtuosen Gitarrensound. Leider muss man an dieser Stelle erneut sagen, dass das Publikum rar ist und der ganze Saal übersichtlich bleibt. Thunder And Lightning lassen sich davon aber nicht beeindrucken und spielen ihre Setlist mit viel Freude zu Ende.

Dieses Schicksal der wenigen Zuschauer muss sich auch der Headliner teilen. Odium ist im Norden recht unbekannt und somit leert sich die Location noch mehr. Allerdings sollte der heftige Trash Metal der Band gerade die Metaller begeistern, da die vorigen Acts doch etwas ruhiger waren. Gerade für die männliche Fraktion gibt es mit der Bassistin sogar noch einen visuellen Leckerbissen. Die Kombo aus Hessen präsentiert einige Songs vom neuem Album Stop My Anger und stellt diese exzellent dar. Harte Gitarren und die rauchige Stimme des Frontmannes Ralf dröhnen durch die Boxen. Das Tempo wird direkt hoch angesetzt und Aggression erfüllt den Saal bis in den kleinsten Winkel. Die Saiteninstrumente haben einen sehr hohen Stellenwert in den Titeln und die beiden Gitarristen rocken ausgelassen auf der Bühne. Eine Menge Bewegung herrscht auf der Stage und auch die wenigen Zuschauer finden Gefallen daran. Ralf arbeitet mit dem Publikum und man fühlt sich als Teil der Band. Warleader ist eines von vielen brutalen Stücken, die die Band bisher komponierte und das unverwechselbare Riffing bleibt im Ohr hängen. Der Spannungsaufbau ist spürbar und marschiert wie eine Truppe vorwärts. Einige Breaks finden Einzug und lockern das gesamte Werk enorm auf. Die Melodiewechsel erzeugen Unruhe, aber man kehrt schnell zum Grundtakt zurück. Aber auch melodische Stücke wie My Dying Day werden zum Besten gegeben. Melancholie und Gefühl sind der Band genauso zuzuordnen wie Aggression und Kraft.

Fazit: Halloween kann echt ein Fluch sein, wenn es um Konzerte geht. Der Abend hatte ein mörderisches Billing, aber die Leute waren rar gesät. Trotzdem war die Stimmung in Ordnung und es gab keine großen Pannen, lediglich winzige Soundprobleme. Die Bands gaben sich alle Mühe, dem vorhandenen Publikum eine atemberaubende Show zu liefern und es ist ihnen geglückt. Jeder, der heute nicht im Bambi war, hat etwas verpasst und wird auf die nächste Gelegenheit noch etwas warten müssen. Ich hatte Spaß und fühlte mich dort pudelwohl.