RockHard 2016 vom 13.05.2016 – 15.05.2016 im Amphitheater, Gelsenkirchen

“RockHard 2016 vom 13.05.2016 – 15.05.2016 im Amphitheater, Gelsenkirchen!“

Festivalname: RockHard 2016

Bands: Blind Guardian, Sodom, Cannibal Corpse, Metal Church, Destruction, Moonspell, The Exploited, Riot V, Tankard, Grand Magus, Tribulation, Year of the Goat, Kadavar, Nightingale, Sulphur Aeon, Black Trip, Sorcerer, Discreation, Orden Ogan und Accuser

Ort: Amphitheater, Gelsenkirchen

Datum: 13.05.2016 – 15.05.2016

Kosten: 83,70 € VVK

Genre: Metal, Rock

Veranstalter: RockHard

Link: http://www.rockhard.de/festival.html

Rock Hard Festival 2016 Stand 20.02.2016

Das erste große Festival im Jahr rief, also ging es auf nach Gelsenkirchen, wo in diesem Jahr das RockHard Festival zum 14. Mal mit einem einmal mehr gut durchmischten Line-Up aufwartete. Von Death, über Thrash und Power Metal bis hin zu Punk Rock war nahezu jedes (Sub-)Genre vertreten. Sonntagsheadliner sollten Blind Guardian sein, die man nicht immer überall sehen kann. Freitags wartete man mit drei der größten Thrash Metal- Bands Deutschlands auf, was auch einen besonderen Spaß versprach. Genau wie das Line-Up, war auch das Wetter eine Wundertüte inklusive Regen, Kälte und strahlendem Sonnenschein.

Freitag:

Nach der Einquartierung in einer Ferienwohnung im wunderschönen Bottrop hieß es sofort: „Auf nach Gelsenkirchen!“. Man kann, wenn man mit dem Auto anreist, nur empfehlen, dieses im Parkhaus des Naherholungsgebiets abzustellen, da man dort das ganze Wochenende über stehen kann – und das für 25 Euro, was günstiger ist, als es auf einen ausgewiesenen Parkplatz zu stellen, der nach zehn Uhr auch nicht mehr bewacht wird. Außerdem geht man vom Parkhaus zum Festivalgelände lediglich zehn Minuten durch das renaturierte Naherholungsgebiet Nordsternpark. Auf dem Gelände angekommen, wartete auch bereits die erste Band des Wochenendes auf uns.

Sulphur Aeon sind eine der aufstrebenden Death Metal- Bands aus Deutschland, die sicherlich nicht das Rad neu erfinden, aber trotzdem Spaß machen. Zum herrlichen Sonnenschein, der uns in der malerischen Kulisse des Amphitheaters, dessen Bühne vor dem Rhein-Herne- Kanal positioniert ist und dadurch fast wie eine Seebühne anmutet, empfing, passte der groovende Death Metal leider nicht so wirklich, sodass noch keine wirklich ausgelassene Stimmung aufkam. Dennoch zeigte die Band aus der Region eine gute Show und scheiterte keineswegs am undankbaren Job des Openers.

Als nächstes waren Year of the Goat angekündigt, die klassischen Okkult-Rock der siebziger Jahre spielten. Ich hatte mich wirklich auf den Auftritt gefreut, da ich die Alben der Band mag, aber was man da bot, hat mich bitter enttäuscht. Null Power auf der Bühne und langweilig vorgetragene Songs führten dazu, dass ich mich nach einigen wenigen Liedern auf die Suche nach einem Geldautomaten begab, die es übrigens auf dem Festivalgelände selbst nicht gab, aber dafür in den angrenzenden Stadtteilen Gelsenkirchens, die man zu Fuß oder kostenlos mit dem Bus erreichen konnte. Um noch mal auf Year of the Goat zurück zu kommen: Ich habe mir sagen lassen, dass diese Band sonst live um einiges besser sei. Vielleicht hatte man nur einen schlechten Tag, aber unter jenem Aspekt gibt es Genrenachbarn, die das weitaus besser machen, wie Kadavar beispielsweise am nächsten Tag beweisen sollten.

Exakt pünktlich zu den ersten Klängen von Satan stand ich wieder auf dem Festivalgelände und durfte diese Band nun auch mal Open-Air bewundern, hatte ich sie doch zur Winterzeit auf ihrer Clubshow besuchen können. Seitdem war ich sehr begeistert von diesen Urgesteinen der New Wave of British Heavy Metal und auch auf dem RockHard Festival lieferten sie einen guten Auftritt ab. Besonders Brian Rosses Stimme ist hier hervorzuheben, die heute noch keine Höhen scheut und so manch anderen schwach erscheinen lässt. Leider war auch bei diesem Auftritt die Stimmung noch nicht allzu ausgelassen, was aber nicht an Satan gelegen haben kann.

Auf geht’s zur ersten deutschen Thrash Metal-Kombo des Abends: Tankard. Sie sind die ersten von drei der vier großen Thrash Metal-Bands in Deutschland, die dieses Jahr auf dem RockHard spielten. Wenn man eins von Tankard erwarten kann, dann ist es Chaos auf und vor der Bühne sowie Party pur. Ergo: Der Innenraum füllte sich erheblich und die ersten Pits der Veranstaltung wurden am späten Freitagnachmittag gestartet. Bierbecher flogen umher und auch einige Crowdsurfer traten ihren Weg zur Bühne an. So wie sich das bei Tankard eben gehört. Die Frankfurter Jungs hatten selbst auch sichtlich Spaß an dem Geschehen und setzten das in einem guten Set um, das mit Hits wie A Girl Called Cerveza und Zombie Attack aufwartete. Wo die bekennenden Frankfurt-Fans spielen, herrschen Spaß und Ausgelassenheit. Das bewiesen sie auch an diesem Tag.

Weiter ging die fröhliche Thrash Metal-Rutsche mit Destruction, die ein Old School-Set auftischen wollten, was sie dann mit Curse The Gods und Mad Butcher begannen. Der Butcher hatte bei diesem Song seinen ersten Auftritt und schwang mehr oder minder fröhlich sein Fleischerbeil. Scheinbar hatte Tankard die Crowd erst einmal müde gespielt, denn so richtig wollte erst keine rechte Stimmung aufkommen und auch der Innenraum war weniger gefüllt. Trotzdem hatten diejenigen, die an vorderster Front standen, Bock auf Thrash und ließen ihre Köpfe kreisen. Was Gastauftritte und Specials anging, waren Destruction unangefochtener Spitzenreiter. Zu Antichrist bediente Tommy Sandmann die Drums, die er laut Aussage von Destruction-Fronter Schmier seit 30 Jahren nicht mehr bespielt hatte. Danach war dann Oliver Kaiser an der Reihe, die Trommeln zu rühren, der scheinbar noch ein wenig mehr Routine besitzt. Besonders nostalgisch wurde es, als alle drei Drummer zwischen den Liedpausen zusammen spielten. Auch der ehemalige Gitarrist von Sodom, Andy Brings, durfte danach bei Total Disaster aushelfen. Highlight des Auftritts war jedoch die Performance von Schmier, Gerre und Onkel Tom, die sich damals bei einem Venom-Fantreffen kennenlernten. Als krönenden Abschluss durfte auch noch einmal der Butcher auftreten, der sich eine leicht bekleidete Frau über die Schulter nahm und somit Destruction von der Bühne verabschiedete.

turbonegro 3 - Rock Hard 2016

Tom Angelripper hätte fast auf der Bühne bleiben können, sollte doch Sodom den Thrash-Dreier an diesem Abend komplettieren. Die Jungs rund um den Sänger und Bassmann, der ein regelrechtes Heimspiel auf dem RockHard hatte, da er aus Gelsenkirchen stammt, hatten das Publikum sofort in der Hand und auch hier wurde fleißig auf der Crowd gesurft und geheadbangt. Der eine oder andere Metaller wird ja den neuesten Hype um „Wodos“ mitbekommen haben, was wirklich eine lustige Anekdote ist. Ob das aber dazu führte, dass noch mehr Leute vor der Bühne feierten, sei mal dahin gestellt, sind Sodom alias „Wodos“ ja auch so ein großer Stern am Thrash-Himmel. Leider war der Sound zu Anfang noch nicht ganz so gut, was man aber schnell in den Griff bekam. Die Tonqualität sollte aber in den folgenden Tagen auch noch sehr schwanken. Sodom freuten sich jedenfalls, nach zehn Jahren noch einmal auf dem RockHard zu sein und belohnten das Publikum mit Klassikern, wie In War In Pieces oder The Saw Is The Law. Die Kombo schien wirklich stolz darauf zu sein, vor quasi heimischen Publikum spielen zu dürfen. Wie Destruction davor, ließen es sich Sodom auch nicht nehmen, Unterstützung eines alten Bekannten anzuforden. Der ehemalige Gitarrist Peppi „Grave Violator“ Dominik übernahm bei Blasphemer die zweite Gitarre. Ziemlich coole Idee, denn dadurch wurde der Song noch einmal aufgewertet. Der erste Festivaltag ging dann mit dem Hit Ausgebombt! und einem famosen Auftritt von Sodom zu Ende. Als Auftakt war das wirklich gelungen und vor allem die Idee der „Big ¾ of German Thrash Metal“ ist super aufgenommen worden.

Sodom Setlist:

Intro
In War And Pieces
Vice Of Killing
Outbreak Of Evil
Surfin` Bird (The Trashmen-Cover)/The Saw Is The Law
Nuclear Winter
M-16
Sacred Warpath
Proselytism Real
City Of God
Sodomy And Lust
Intro In The Sign Of Evil
Blasphemer
Agent Orange
Stigmatized
Tired & Red
Remember The Fallen
Ausgebombt

Samstag:

Weiter geht’s also am Samstag bei deutlich kühlerem Wetter mit den Thrash Metallern von Accu§er. Aufgrund leichter Anreiseprobleme persönlicher Natur verpasse ich die ersten Klänge der Band. Das zwar noch spärlich erschienene Publikum scheint aber zu so „früher“ Stunde schon recht guter Laune zu sein und freut sich über 80er Thrash Metal zum Wachwerden. Was das musikalische Prädikat schon vermuten lässt, gab es auch auf der Bühne zu sehen: Solides Handwerk ohne Überraschungen. Die vor der Bühne versammelten Fans ließen sich langsam aber deutlich wachrütteln und trotzten der Band eine ungeplante Zugabe ab, da diese einige Minuten vor Schluss ihr Set bereits durchgerockt hatten.

sorcerer 2 - Rock Hard 2016

Als nächstes kündigte man „Epic Metal“ der schwedischen Band Sorcerer an. Geboten wurde melodischer Doom Metal, der mit atmosphärischen Riffs und Chorgesängen aufwartete. So wie mir selbst, war die Band auch vielen anderen Metalheads eher nicht bekannt. Das mag vielleicht der Tatsache geschuldet sein, dass sie erst letztes Jahr nach 27-jährigem Bestehen ihr Debütalbum In the Shadow of the Inverted Cross veröffentlicht haben. Trotz der vergleichsweise ruhigeren Songs ließ sich die Meute weiter anstacheln und die ersten Powerfists wurden erhoben. Soundtechnisch konnte man leider die Probleme vom Vortag immer noch nicht beheben, sodass sogar das Mikro zwischendurch gewechselt werden musste.

Tribulation konnte ich mir leider nicht komplett mitnehmen, da just zur gleichen Zeit der Abstiegskampf in der Bundesliga seine Aufmerksamkeit verlangte und somit auch Grand Magus diesem Umstand weichen mussten. Man muss eben Prioritäten setzen! Die Zeit reichte aber noch aus, um festzustellen, dass da eine wahre Macht auf der Bühne stand. Alleine optisch, aufgrund aufwändiger Schminke und einer tänzerisch-ballettesquen Bühnenperformance, konnten die Black/Gothic Metaller einfach nur mitreißen. Zudem warfen sie die große Festivalfrage auf: „Ist das ein Mann oder eine Frau an der Gitarre?!“ So feengleich, wie er/ sie da über die Bühne schwebte und tanzte, war das nahezu unmöglich zu beantworten. Nachher erstarkte sich die Vermutung, dass es ein männlicher Mitmensch gewesen sein muss. Nicht nur optisch ein Highlight des Festivals, sondern auch musikalisch waren Tribulation mit ihrem düsteren, aber bisweilen schon fast rockigen Sound eine Wucht.

tribulation 2 - Rock Hard 2016

Wie bereits erwähnt, bedurfte der letzte Bundesligaspieltag fortan erst einmal meine Aufmerksamkeit. Schönerweise gab es auf dem RockHard Festival die Möglichkeit, diesen auf einer Großbildleinwand im festivaleigenen Biergarten zu verfolgen. Diese wurde auch ordentlich genutzt, sodass sich viele Fußballfans verschiedener Klubs dort versammelten. Wie sich das gehört, lag die Stimmung dort irgendwo zwischen „angespannt“ und „gut gelaunt“. Mit ein paar Bier bewaffnet, tat man sich also diesen packenden Abstiegskampf nun mal an. Grand Magus habe ich deshalb leider komplett verpasst, konnte mir aber noch ein paar Songs der Punk Rock-Legenden The Exploited anhören.

Pünktlich zu Fuck the U.S.A stand ich wieder am Theaterrand und konnte zur Überraschung aller ausmachen, wie Destructions Schmier die Bühne betrat und ein Duett mit Wattie, dem Sänger der Exploited, schmetterte. Als wäre das nicht schon aufregend genug, rief der Fronter dann auch noch bereitwillige Fans dazu auf, die Bühne zu entern. Man hat ja das ein oder andere schon auf einem Festival sehen dürfen, aber einen Moshpit auf der Bühne, erlebt man auch nicht alle Tage. „Punk’s Not Dead!“, keine Band steht auch noch heute so für dieses Motto, wie die Punkrock-Veteranen von The Exploited.

kadavar 2 - Rock Hard 2016

Nun sollte mein persönliches Highlight im Line-Up folgen: Die Berliner Stoner/Psychedelic Rocker von Kadavar. Seit ihrem Album Kadavar bin ich ein großer Fan, hatte sie bisher aber noch nicht live gesehen. Trotz des wieder einmal unausgewogenen Sounds, wurde ich nicht enttäuscht. Knackiger 70er Jahre-Sound mit eigener Handschrift. So mag ich das! Auch den Zuschauern schien es zu gefallen, denn die tanzten kräftig zu der Musik der Band ab, auch wenn das sicher nicht alle waren, die da vor der Bühne standen. Derartige Sounds muss man einfach mögen, sonst kann man damit recht wenig anfangen. Das schien auch übrigens das Motto des gesamten RockHards gewesen zu sein, denn bei fast allen Bands konnte man im Nachhinein mindestens zwei verschiedene Meinungen hören. Entweder man liebte sie oder man fand sie richtig mies.

Ein weiterer Lichtblick bahnte sich als nächstes an: Die Heavy Metal-Veteranen von Metal Church taten sich an, die Bühne zu betreten. Man konnte förmlich eine elektrisierende Vorfreude in der Crowd spüren, die sich auch prompt bei den ersten Songs entlud. Weil man Metal Church ja nicht allzu häufig im deutschen Sprachraum sehen kann, gab es eine richtig gute Stimmung in der Arena. Zu ihrem 35-jährigen Jubiläum brachten Metal Church im Frühjahr ein neues Album mit ihrem ebenso neuen alten Sänger Mike Howe, der nach über zwanzig Jahren zur Band zurückkehrte, heraus. Einige Songs des neuen Albums stellten sie auch an diesem Abend vor, aber die Gewichtung lag natürlich auf den alten Krachern wie Beyond the Black oder Start the Fire. Metal Church boten einen wirklich guten Auftritt (vor allem Mike Howe kann man nur zu seiner immer noch tollen Stimme gratulieren), der mit Crowdsurfing und wilden Rufen belohnt wurde.

turbonegro - 1 - Rock Hard 2016

Die umstrittenen Headliner an diesem Abend sollten Turbonegro sein. Umstritten deshalb, weil, wie bei vielen anderen Bands auch auf diesem Festival die Besucher geteilter Meinung ob der Güte dieser Band waren. Die einen hatten Bock auf eine Punk ’n‘ Roll-Party, die anderen waren zu „true“, um sich daran erfreuen zu können. Auch deshalb war der Inground für Headlinerverhältnisse nur spärlich gefüllt, was die mitgereisten Mitglieder der Turbojugend auch nicht ausgleichen konnten. Dennoch: Turbonegro rissen die Leute mit ihrem nicht alltäglichen Aussehen und ihrem flegelhaften Nonsense mit. Mit Songs wie All My Friends Are Dead, City of Satan oder Fuck the World veranstalteten die dänischen Matrosen eine riesige Party, die die Metalfans zum Abzappeln einlud. Sänger Tony lieferte mit seinen geblödelten Ansagen, in denen er zum Beispiel erzählte, dass er Angela Merkel auf der Suche nach Koks backstage getroffen habe, immer wieder Grund zum Amüsement. Stellenweise war das teilweise schon ein wenig zu dick aufgetragen, aber gab der Band auch die Möglichkeit, technische Probleme gekonnt zu überspielen. Insgesamt lieferten Turbonegro ein überaus stimmiges Gesamtkonzept, das mit tollem Bühnenbild (einer illuminierten Stadtsilhouette), den schrägen Outfits und den schmissigen musikalischen Arrangements, fürs hemmungslose Feiern wie gemacht ist. Ein großes Lob an die Keys, die mir besonders gut gefallen haben. Sicher konnte die Leistung auch den ein oder anderen „klassischen“ Metaller überzeugen, sofern er sich darauf einließ.

Turbonegro Setlist:

Hot For Nietzsche
We’re A Norwegian Band
You Give Me Worms
All My Friends Are Dead
Are You Ready (For Some Darkness)
City Of Satan
Blow Me (Like The Wind)
Dude Without A Face
I Wanna Come
Back To Dungaree High
Special Education
Drenched In Blood (D.I.B.)
Sell Your Body (To The Night)
Wasted Again
Fuck The World (F.T.W.)
Get It On
— — — — — — — — — — — — — — — — — –
The Age Of Pamparius
Don’t Say Motherfucker, Motherfucker
Dirty Deeds Done Dirt Cheap
I Got Erection

Sonntag:

Auch der Sonntag war wettertechnisch eher trübe, zumal nachts bitterkalt gewesen sein muss wie ich von einigen Campern erfahre. Kein Wunder also, dass mir auf dem Weg zum Festivalgelände viele Gäste abreisefertig entgegen kamen. Am Sonntagmittag hieß die Devise auf der Bühne dennoch: „Death Metal am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen“, auch wenn das bei den meisten Zuschauern noch nicht ganz zu wirken schien. Discreation mussten sich also vor recht leerem Amphitheater behaupten, traten aber doch ziemlich erfolgreich der sonntäglichen Festivallethargie entgegen und konnten die erschienenen Fans wach grooven.

Alle, die mit dem bösen Death Metal-Geknatter von eben nichts anfangen konnten, durften sich nun von klassischem Hard Rock wecken lassen. Black Trip standen nun auf der Bühne und versuchten, das noch recht lahme Publikum in Stimmung zu versetzen, was ihnen schrittweise auch gelang. Mit Hard Rock à la Thin Lizzy kann man eben nichts falsch machen, aber es versetzt jetzt auch niemanden in ekstatische Freudensprünge. Trotzdem: Als Aufheiterer und Katervertreiber machten sie einen guten Job.

nightingale 2 - Rock Hard 2016

Als nächstes sollten Nightingale die RockHard-Bühne betreten und Sinnbild für den durchwachsenen Sound auf dem Festival werden. Beim ersten Song des Vierers hatte der Tontechniker scheinbar eine kleine Mittagspause eingelegt oder war im FOH-Zelt eingenickt, denn das Mikro des Sängers war komplett aus. So etwas darf auf einer Veranstaltung dieser Größe einfach nicht passieren. Dementsprechend hämisch wurde dann das Anschalten des Mikros auch vom Publikum kommentiert. Die zumeist im Progressive Rock (worüber man sich aber sicher streiten kann) angesiedelte Band spielte danach aber bei annehmbaren Sound ihr Set herunter, das als Aufnahme für eine Live-Platte dienen sollte. Ein ganz großer Störfaktor, gerade vor dem Hintergrund einer Live-Aufnahme, waren die überbordenden Keyboards, die aber ausschließlich vom Band kamen. Das ist bei einem derart wichtigen Songelement, wie Nightingale die Keys nämlich gestalten, nichts weniger als eine Frechheit. Das Publikum musste sich, vielleicht auch deshalb, erst einmal vom Sänger bitten lassen, doch mal ein bisschen Lärm zu machen, dem sie aber dann gnädigerweise nachkamen.

Warum Orden Ogan so gehyped werden ist mir nach wie vor ein Rätsel, und dieses ließ sich auch nicht mit ihrem folgenden Auftritt lösen. Das Publikum war zwar mittlerweile erstarkt, rief nach Orden Ogan und bevölkerte die Ränge sowie den Innenraum, aber ich kann dem Power Metal der Arnsberger nichts abgewinnen, zumal ich sie wenige Wochen vorher schon auf Clubtour gesehen hatte. Ich war wirklich gewillt, der Band nochmals eine Chance zu geben, aber wenn man feststellt, dass Bewegungen, Ansagen und der gesamte Ablauf nur einstudiert sind und keinerlei Freiraum für Variation bleibt, verpufft dieser Wille sehr zügig. Dennoch: Der Erfolg gibt ihnen wohl Recht und den Metallern schien es zu gefallen, als höre ich auf zu motzen.

orden ogan 2 - Rock Hard 2016

Während der darauffolgenden Umbauphase trat der Chefredakteur des RockHard Magazins auf die Bühne und verkündete nicht ohne Stolz, dass zum einen der letzte Festivaltag ausverkauft sei (Blind Guardian machen es möglich) und zum anderen, dass die ersten drei Bands für die Veranstaltung im nächsten Jahr feststehen. Unter teils begeistertem Applaus, begrüßten die Metalheads jetzt schon einmal D.A.D, Candlemass und Secrets of the Moon, bevor Moonspell die Bühne betreten durften.

Nachdem Orden Ogan mit ihrem Zuckerwatte-Power Metal für viel gute Laune gesorgt hatten, war es jetzt an der Zeit, das Publikum wieder in tiefste Abgründe zu locken. Dark Metal von den Portugiesen Moonspell stand auf der Speisekarte. Der Sound im Infield war laut und das war auch gut so, denn wenn man eine Band, die so sehr von einer düsteren Atmosphäre lebt, schon bei Tageslicht sehen muss, darf wenigstens der Boden ein wenig vibrieren. Das Bühnenbild war eins der dekorativsten, die man auf dem Festival tagsüber bewundern durfte, inklusive des für meine Wenigkeit beeindruckendste und gleichzeitig verstörendste Backdrop, das eine gräulich entstellte Fantasiegestalt zierte. Vor dem Schlagzeug war ein riesiger Stierschädel montiert und die Keyboards verbargen sich hinter einer orgelähnlichen Konstruktion. Sehr stimmig für die dargebotene Mucke. Moonspell lieferten dazu eine solide Show, mit der sie das Publikum auf ihre Seite zogen. Gerade bei zum Beispiel Vampiria feierte man die satanische Dark Metal-Band.

riot v 2- Rock Hard 2016

Um nicht irgendeinen Dämon heraufzubeschwören, war danach wieder gut gelaunter Power Metal von Riot V angesagt, die einen guten Auftritt absolvierten und nahezu den besten Sound des ganzen Festivals hatten. Folgerichtig war die Stimmung im Publikum auch auf hohem Niveau. Es wurde geheadbangt was das Zeug hielt. Der Sänger Todd Michael Hall hat einfach eine grandiose Stimme, die zusammen mit der Spielfreude der Band eine richtig gute Performance ergab. So funktioniert Power Metal! Die Fans dankten es der Kombo mit mannigfaltigen „Riot!“-Rufen bevor man sich auf das blutige Gemetzel vorbereitete, das danach kommen sollte.

Cannibal Corpse. Was soll ich dazu sagen?! Roh. Brutal. Voll auf die Schnauze! Was dem einen Leid, das ist dem anderen Freud, so durften die amerikanischen Extrem-Metaller vor einem berstend vollen Innenraum spielen, während sich andere Festivalbesucher lieber auf den Rängen herum drückten oder die Zeit nutzten, um sich mit Nahrung und Hopfengetränken einzudecken. Dieser Act stand sinnbildlich für die große Diskrepanz der Bands, was Offenbarung für den einen und Abscheu bei dem anderen anging. Wem’s gefiel, der durfte ein ordentliches Brett genießen, bei dem nur die Musik im Vordergrund stand, denn man hatte, vom scharlachroten Backdrop abgesehen, auf Dekoration verzichtet. Der feiernde Metalhead war für die Verhältnismäßigkeit der Musik recht ruhig, sodass der Fronter das ein oder andere Mal zu mehr Krawall aufrufen musste, was dann auch prompt beherzigt wurde. Der Co-Headliner- Platz für diese irgendwie am wenigsten ins Line-Up passende Band, ist sicher anzweifelbar, aber die Resonanz gab den Veranstaltern dennoch Recht.

cannibal corpse 1 - Rock Hard 2016

Nach diesem Schlachtfest mussten sich die Gemüter erst mal wieder beruhigen, damit man sich auf den großen Headliner des Wochenendes auch wieder vernünftig einlassen konnte. Um die Kontraste des Wochenendes auf die Spitze zu treiben, spielte nun endlich der große Headliner Blind Guardian auf, der zu den erfolgreichsten Metal-Acts Deutschlands zählt. Das ließ sich nicht nur an den Verkaufszahlen für den letzten Tag ablesen, sondern auch an den tatsächlich anwesenden Zuschauern. Die Arena war brechend voll, trotz der vielen bereits abgereisten Camper. Bei Einbruch der Dunkelheit erklangen die ersten Töne der Power Metaller aus Krefeld und sofort war klar, dass das ein würdiger Abschluss werden würde. Man kann ja von Blind Guardian halten, was man will, aber die Stimmung war schlichtweg toll und die malerische Umgebung des römischen Theaters mit dem Rhein-Herne-Kanal im Hintergrund und den darauf fahrenden Schiffen, war im Zusammenhang mit der Musik einfach magisch. Dieses Gefühl nahm mit zunehmender Dunkelheit natürlich noch zu. Das Publikum ließ sich voll und ganz darauf ein und hinweg tragen, im wahrsten Sinne des Wortes, denn gefühlt konnte die Band die meisten Crowdsurfer auf ihr Konto buchen. In einem fast zwei Stunden langen Set gab es viel Platz für alle möglichen Klassiker der Guardian-Ära. Für einen Festivalauftritt ordentlich! Musikalisch gab es nichts an dem Auftritt auszusetzen, im Gegenteil, gerade der Gesang von Hansi Kürsch ist einfach eine Macht. Ein weiteres Merkmal dafür, dass live kein Weg an Blind Guardian vorbei führt, sind auch die live eingespielten Keyboards, die das gesamte Arrangement unheimlich gut unterstreichen. Apropos Streicher: Natürlich können aus Platzgründen Chor- und Orchesterelemente nur vom Band kommen. Dabei hätte auch gerade das herrlich zum abendlichen Ambiente im Amphitheater gepasst. Mit Valhalla und natürlich The Bard`s Song durften natürlich die Überhits der Band nicht fehlen und das Publikum gab noch ein letztes Mal alles. Insbesondere das Lied des Barden sang das gesamte Rund! Umwerfend! Auch Blind Guardian selbst schien das gut zu gefallen, was Hansi Kürsch immer wieder mit Lobbekundung für die Festivalbesucher festzuhalten wusste. Zwei Lieder vor Schluss ging ich allmählich Richtung Auto, nicht ohne mich noch einmal vom obersten den Rand des Amphitheaters umzudrehen und den atemberaubenden Ausblick zu genießen!

blind guardian 1 - Rock Hard 2016

Blind Guardian Setlist:

The Ninth Wave
The Script For My Requiem
Nightfall
Fly
Tanelorn (Into The Void)
Prophecies
The Last Candle
Lord Of The Rings
Time Stands Still (At The Iron Hill)
Journey Through The Dark
Imaginations From The Other Side
Sacred Worlds
Valhalla
The Bard’s Song – In The Forest
Mirror Mirror
Majesty

Fazit: Das RockHard ist ein relativ kleines, in toller Umgebung gelegenes Festival, das mit seiner Genrevielfalt überzeugt. Auch 2016 war es ein voller Erfolg, der durch den letzten ausverkauften Tag gekrönt wurde. Man spürt, dass viel Liebe in der Veranstaltung steckt und die Atmosphäre ist eine ganz besondere, da sich dort alles, was Rang und Namen hat, zum gemeinsamen Einläuten der Saison trifft. Naherholung im Ruhrgebiet, könnte man fast sagen.

Bericht: Katharina Bilder: Toni B. G.