Schlachtfest X am 19.10.-20.10.2012 in Aurich

Schlachtfest X am 19.10.-20.10.2012 in Aurich

Bands: Master, Sinister, Poema Arcanus, Izegrim, The Outside, Obscenity, Burial Vault und Total Violence

Location: Schlachthof – Aurich

Homepage: http://www.facebook.com/LUCAEvents?ref=ts

Datum: 19.10.-20.10.2012

Kosten: Wochenendkarte VVK: 25 Euro AK: 30 Euro
Tageskarte 19.10: 14 Euro Tageskarte 20.10: 17 Euro

Besucher: 150

Freitag:

Das Schlachtfest findet schon zum zehnten mal statt und ist natürlich ein Pflichttermin für den gepflegten Fan der bösen, lauten Musik. Aufgrund des Jubiläums haben LuCa Concerts, besser bekannt als Lutz und Carsten von Battue, ein wunderbares Line-Up zusammengetragen, bei dem wohl für Jeden was dabei sein dürfte. Diesmal darf sogar an zwei Tagen kräftig vor und auf der Bühne gerockt werden.

Also schnell nach der Arbeit unter die Dusche und rüber zu den Kumpels. Ein paar Bierchen zum „warm“ werden und schon steht das Taxi vor der Tür. „Einmal zum JuZ Aurich, bitte.“ 20€ und 2 Bier später stehen wir dann vor dem Schlachthof in Aurich.

Ans Reinkommen ist erstmal nicht zu denken, denn. zuerst muss man sich händeschüttelnd durch die Reihen bekannter Gesichter kämpfen, die sich draußen schon versammelt haben und bleibt dann doch zum „klönen“ beim ein oder anderen Gleichgesinnten stehen. Das Schlachtfest ist, wie auch andere ähnliche Veranstaltungen, schon fast zu einer Art Familientreffen geworden. Ein Blick auf die Uhr verrät, dass es langsam Zeit wird das JuZ zu betreten, denn die erste Band steht in den Startlöchern.

Total Violence aus Itzehoe eröffnen nun offiziell das Schlachtfest. Die letzten Töne des Soundchecks klingen noch durch die leere Halle. Mit einem herausfordernden „Wir fangen jetzt an!“ legen die Mannen dann los. Die 2012er EP „Storm the Front“ hatte mir vorher schon ein Grinsen ins Gesicht gezaubert, denn die Jungs zocken lupenreinen Thrash Metal der alten Schule. So zünden Total Violence von der ersten bis zur letzten Minute ein Thrashfeuerwerk, das es in sich hat. Nach den ersten paar Tönen füllt sich dann auch langsam die Halle mit neugierigen Metalheads. Man merkt dem Fünfer sofort an, dass Sie wirklich mit Herzblut und Spielfreude bei der Sache sind und so ist es nicht verwunderlich, dass die ersten Mähnen schon wild geschüttelt werden. Mit dem letzten Song Toxic Death verabschiedet sich ein wirklich würdiger Opener, den jeder Thrashfan im Auge behalten sollte.

Nach der Einleitung von Total Violence schwingt sich die Multi-Kulti-Band The Outside aus Berlin auf die ostfriesische Bühne, was sie nicht zum ersten Mal machen. Nach erfolgreichen Konzerten in der Vergangenheit im Moormerland und Papenburg macht die kleine, aber feine Fanbase schon zum Opener Empire mächtig rabatz. Die technischen Künste trotz ihres Undergroundstatuses sind eine Augenweide, allein Sergio Klein, der sich mit seinen Gitarrensoli in die Herzen aller denen spielt, die auf fesselnde Melodien und flinke Soundsalven stehen. Roland Marx, der gesanglich auf dem Schlachtfest X die schwierigsten Gesangsfarben anschlägt, die man am besten mit Nevermoore Frontmann Warrel Dane vergleichen lässt, kann sich über die gesamte Spielzeit immer weiter behaupten, auch wenn die Klänge, die er einschlägt, nicht jedermanns Sache sind, schafft er es trotzdem die Besucher an die Bühne zu fesseln. Professionell und dabei sehr tight wissen The Outside, was sie wollen: nämlich mit progressiven und zugleich kraftvollen Riffs eingängige Atmosphären zu schaffen, die am heutigen Abend ihr Finale in Song Impurity finden.

Die Umbaupausen im beschaulichen Schlachthof können sich die Metalheads am Tresen versüßen. Zwar wird nichts Hochprozentiges ausgeschenkt, dafür steht aber Bier für 1,50 € pro Flasche auf der Karte, womit man sich sehr gut arrangieren kann. Nach The Outside steigen ihre Tourgefährten Poema Arcanus aus Chile auf die Auricher Bretter. Schneller Doom Metal macht sich breit, der neben Genreriffs eine handvoll Progressiv Death Metal-Einflüsse bereit hält. Die recht verstrickten Kompositionen schaffen z.B bei Lambs einnebelnde Atmosphären, die von stetigen Breaks geprägt werden. Claudio Carrasco am Mikrophon lässt sein variables Können zudem mit Elixir und Iconoclast aufblitzen, den er mit verzweifelter Theatralik einen düsteren Hauch verpasst. Schon längst von der Bühne verschwunden schreien sich die Schlachtfestanhänger die Seele aus dem Leib, bis Poema Arcanus mit einer planmäßigen Zugabe noch einmal für eine tief drückende Stimmung sorgen.

Muss man zu Master eigentlich noch viel sagen? Ich glaube nicht. Das Trio um Mastermind und Frontbartträger Paul Speckmann hauen in störrischer Regelmäßigkeit ihre Alben raus und huldigen dem Old School Death Metal. Beim Freitagsheadliner ist das JuZ recht gut gefüllt und „Paule“ hat an von Anfang an das Publikum in der Hand. Der Mix aus kompromisslosen Death Metal mit Thrashparts geht sofort ins Ohr und animiert die Anwesenden zum fröhlichen gemoshe. Master zocken routiniert ihr Set durch und lassen dabei keinen Klassiker außen vor. Die Band hat sichtlich Spaß und verlässt nach der Show triumphierend die Bühne. Anschließend lassen die Musiker es sich nicht nehmen, noch das ein oder andere Foto mit den Fans zu machen. Somit endet der erste Tag mit einem Knaller-Headliner und ich kann zufrieden in mein Bett fallen. Nacht!

Samstag:

Der erste Tag ist vollbracht, der zweite kann nun also mit Burial Vault den Lokalmatadoren beginnen. Melodic Death Metal ergießt sich im Inneren des Schlachthofs. Wie am Vortag ist der Bereich vor der Bühne schon zu Beginn gut gefüllt. Die Bewegungen im Publikum verhalten sich aber noch müde von Master und Co, außerdem muss der Kater erst einmal mit dem einen oder anderen Konterbier vernichtet werden. Mit dem noch aktuellen Longplayer Ekpyrosis (Periodic Destruction) im Gepäck lassen die ostfriesischen Melodic Death Metaler die müden Knochen wieder munter werden. Die euphorische Stimmung vom Full HD Festival von vor zwei Wochen können sie zwar nicht wieder erzeugen, eine ansprechende aber allemal. Einen großen Anteil bei der stimmigen Live-Präsenz liefert Raimund Ennenga, der mit einem leichten Grinsen auf dem Gesicht für die ein oder andere lockere Ansage zu haben ist.

Obscenity kommen mit runderneuerten Line-up und einem starken neuen Album auf die Schlachtfestbühne. Die Ursprungsformation hat ja schon in den späten 80ern den Untergrund unsicher gemacht und so sollte man wissen, was einen hier erwartet. Der anfänglich etwas matschige Sound bessert sich nach den ersten Songs und die Mischung aus Old School Death Metal und teilweise schwedischen Einflüssen kann sich hören lassen. Hauptsächlich neue, aber auch eine Hand voll älterer Songs werden den Metallern hier entgegen gefeuert. Leider ist der Schlachthof nicht wirklich gut gefüllt und die Meute wohl noch nicht ganz in Stimmung. Liegt es am bösen Kater vom Freitag? Da helfen auch die sympathischen Ansagen von Frontmann Jeff nicht viel. Dennoch weis das Quintett zu gefallen und auch die Musiker lassen sich nicht irritieren. Insgesamt ein guter Auftritt der Jungs.

Auf Izegrim hab ich mich persönlich besonders gefreut. Die Holländer bieten mit Frontfrau Marloes auch einen imposanten Anblick. „Man, sind das lange Haare!“ Aber nicht nur das gute Aussehen besticht. Was hier stimmlich geboten wird, lässt den ein oder anderen Death Metal-Shouter alt aussehen. Aggressiver Death Thrash wird den (leider wenigen) Hörern hier geboten. Die Band ist gut drauf und punktet mit Songs wie Victim Of Honor und Point Of No Return beim Publikum. Sogar einen kleinen Circle Pit gibt es zu bewundern. Ich breche jetzt die weitere Beschreibung ab, denn ich muss noch selbst den Kopf schütteln! Geiler Auftritt!

Nach dem ersten niederländischen Streich folgt der zweite direkt in Form von Sinister, die erst vor ein paar Wochen ihr neues Langeisen The Carnage Ending auf die Reise geschickt haben. Im Set, wie sollte es auch anders sein, ist so natürlich der ein oder andere Track wieder zu finden. Transylvania (City Of The Damned), der Nackenbrecher, der auch bei uns in der Time For Metal-Redaktion als Anspieltipp angebracht wurde, entwickelt sich zum fiesen Headbangkracher, der Titelsong The Carnage Ending sowie Crown Of Thorns und Oath Of Rebirth können dem Klassiker Pernial Mourning als Zugabe Paroli bieten. Von der in der jüngsten Vergangenheit mehrfach gescholtene Live-Präsenz ist heute nichts zu merken. Sinister spielen konzentriert, hasserfüllt und alles andere als lustlos! Mit aggressiven Gegrowle und pulsierendem Weiß im Auge lässt Aad Kloosterwaard die Puppen tanzen und beenden erfolgreich das zehnte Schlachtfest in Aurich.

Fazit Rene: Nicht immer endet es erfolgreich, wenn ein eintägiges Event auf zwei Tage aufgestockt wird. Das zehnte Schlachtfest macht seinem Namen jedoch wieder alle Ehre. Es wurde kräftig gefeiert, geheadbangt und einen Circle Pit bei Izegrim konnten wir auch das erste Mal seit Langem wieder verzeichnen. Das Line-Up ist durchdacht und schön ausgewogen gewählt worden. Totalausfälle stehen keine zu Buche, als Highlight des Schlachtfestes stehen Izegrim an der Spitze, die von allen anderen sieben Bands dicht gefolgt werden. Das Preis-Leistungs-Verhältnis im punkto Tages- und Wochenendticket ist stimmig, Die Getränkepreise kaum zu schlagen und näher an seine Lieblingsbands heranzukommen ist kaum möglich, da alle Bands ohne Ausnahme im Merchandisebereich anzutreffen waren!

Fazit Trespasser: Ost- Ost- Ostfriesland! Wenn die Veranstalter weiterhin ein gutes Händchen für die Bands beweisen, werden wir dieses Schlachtfest(ival) wohl auch in Zukunft besuchen. Die Location erweist sich als groß genug für das Event und die familiäre Atmosphäre weiß zu gefallen.