The Amity Affliction Köln 2016

The Amity Affliction + Support am 01.12.2016 in der Live Music Hall, Köln

“Gaddeih, Straya – Besuch vom anderen Ende der Welt“

Eventname: This Could Be Heartbreak EU/UK Tour 2016

Headliner: The Amity Affliction (AUS)

Vorbands: Wage War (USA), Stray From The Path (USA), Northlane (AUS)

Ort: Live Music Hall, Köln

Datum: 01.12.2016

Kosten: 27,00 Euro zzgl. Gebühren

Genres: Metalcore, Melodic Hardcore, Post-HC, Experimental Hardcore, Progressive Metal

Veranstalter: Positive Records

Link: https://www.facebook.com/events/542199602646446/

Setlists:


01. Hollow
02. Alive
03. Blueprints
04. The River
05. Youngblood
06. Enemy
07. Twenty One


(Auszug)
01. Badge & A Bullet
02. Badge & A Bullet Pt.2
03. D.I.E.P.I.G.
04. First World Problem Child
05. Outbreak


01. Rot
02. Leech
03. Dispossession
04. Transcending Dimensions
05. Aspire
06. World Eater
07. Masquerade
08. Quantum Flux
09. Obelisk


01. I Bring The Weather With Me
02. Open Letter
03. Lost And Fading
04. Never Alone
05. The Weigh Down
06. All Fucked Up
07. Death’s Hand
08. Some Friends
09. Shine On
10. Fight My Regret

Zugabe:
01. Pittsburgh
02. Don’t Lean On Me
03. This Could be Heartbreak

The Amity Affliction Köln 2016

Was für ein Paket! The Amity Affliction haben die ebenfalls aus Australien stammenden Northlane eingepackt und aus den USA die Metalcore-Durchstarter Wage War sowie die alten HC-Hasen von Stray From The Path rankarren lassen. An der Live Music Hall angekommen, zeigt sich, dass die Halle nicht so leer werden könnte, wie es die Statusbeiträge des Veranstalters haben vermuten lassen. Die Schlange steht die gesamte Lichtstraße entlang fast bis zur Ecke Vogelsanger. Die, die ihre Jacken im Wagen gelassen haben, haben knapp 30 Minuten eisernen Durchhaltevermögens in äußerst frischen, windigen Konditionen aufzubringen.

Nach unnötigen Querelen am Einlass geht’s dann endlich in die schon gut gefüllte Halle, während Wage War den Abend mit ihrem satten Angebot feiner Metalcore-Nummern bereits eröffnet haben. Die Band aus Ocala, Florida feierte gerade Einjähriges ihres Debütalbums Blueprints, das eine wirklich solide Sammlung aus Breakdown-lastigen, melodiösen und dennoch schroffen Songs ist. Shouter Briton Bond und Gitarrist und Clean-Sänger Cody Quistad geben alles auf der Bühne und man präsentiert die Songs so rund und perfekt als hätte man nie etwa anderes gemacht. Hoffen wir, dass die Band im kommenden Konzertsommer vielleicht hier und da wenigstens noch mal auf Festivals in Deutschland zu sehen sein wird oder Europa bei der Promo-Tour für das kommende zweite Album, das 2017 erscheinen wird, berücksichtigt.

Nach ca. 20 Minuten Umbaupause dürfen Stray From The Path zeigen, was sie draufhaben. Die Band um Shouter Drew York (gebürtig Andrew Dijorio) fackelt nicht lange und scheint die knappe Zeit voll ausnutzen zu wollen. Seit ihrer Gründung 2001 ist nach etlichen Besetzungswechseln nur Gitarrist und Sänger Thomas Williams konstantes Mitglied der Band, was man dem runden Zusammenspiel des Quartets aber nicht anmerkt. York ist kein Kind von Traurigkeit und ruft das Publikum nachdrücklich zum Crowdsurfen auf. Der obligatorische Circle Pit wird mit „Spin that shit!“ angefordert. Die politische Motivation der Band, die laut York als Plattform für ihre Ansichten und Einstellungen fungiert, wird nicht hinter’m Berg gehalten. Man spricht über „Fake People“, „Money“ und dass Follower auf Instagram nichts bedeuten. Knapp 40.000 Abonnenten erreichen sie dann aber doch auch selbst dort. Zum letzten Song geht York nach der Ankündigung „Lasst die Party starten!“ (ja, auf Deutsch) runter von der Bühne und steht auf den Schultern und Händen der Fans, bevor er zum Sprung in die Menge ansetzt. Wem Stray From The Path zu unmelodiös waren, sollte sich mal Yorks Side-Project Afterparty anhören.

Stray From The Path, 01.12.2016 @ Live Music Hall, Cologne
Stray From The Path, 01.12.2016 @ Live Music Hall, Cologne

Als nächstes kommen Northlane aus dem australischen Sydney, die nicht nur eine lange Reise nach Europa hatten, sondern auch mal eben 20° weniger hinnehmen müssen. Mit ihrem technisch versierten Metalcore sind die Jungs heute gefühlt die Musikakademie-Absolventen unter den Künstlern, was sich aber weder in ihrer Show noch ihrer Attitüde äußern soll. Frickelige Riffs, verschobene Takte und Akzente sind für Northlane kein Grund, still auf der Stelle zu stehen. Bassist Alex Milovic an seinem schicken Dingwall-Bass und Sänger/Shouter Marcus Bridge, der 2014 nach einem Youtube-Bewerbungsprozess zur Band stieß und das Nr. 1-Album Node einsang, sind gut unterwegs auf der Bühne. Und als Bridge mit seinem Mikrokabel an meiner Kamera hängenbleibt und sich während der Performance kurz mit einer Geste entschuldigt, wird klar, wie bodenständig die Jungs trotz ihres Erfolges sind <3. Chapeau.

Northlane, 01.12.2016 @ Live Music Hall, Cologne
Northlane, 01.12.2016 @ Live Music Hall, Cologne

Unterdessen steigt die Frequenz der Crowdsurfer massiv an und ein Kollege aus dem Photograben und ich überlegen, eine Strichliste zu führen für einen speziellen Gast, der gefühlt alle 3 Minuten erneut an uns vorbei aus dem Graben zurück ins Publikum rennt. Zur Belohnung gibt’s aber auch ständig Shakehands mit Sänger Bridge. Drummer Nic Pettersen und Gitarrist Jonathan Deiley tragen Masken über Nase und Mund – das gesamte Set über. Quantum Flux wird lauthals vom Publikum mitgesungen und man merkt, dass die Band ungeachtet ihrer komplexeren Songs verglichen mit dem Hauptact trotzdem den Geschmack der Anwesenden trifft. Nach einem überzeugenden Set und einer guten Show verteilt die Band noch Drumsticks und Setlisten an die Fans.

Northlane, 01.12.2016 @ Live Music Hall, Cologne
Northlane, 01.12.2016 @ Live Music Hall, Cologne

Gegen 22:15 Uhr kommen dann – nachdem die Crowdsurfer auch in der Pause nicht müde wurden – die von vielen heiß ersehnten The Amity Affliction auf die Bühne. Die Band um Bassist und Clean-Sänger Ahren Stringer und Shouter Joel Birch aus Brisbane, Australien gilt schon irgendwie als Boyband unter den Metalcore-Acts dieser Tage, ziehen sie doch mit ihrem Gesamtpaket aus Rockstar-Optik, massig Melodien und traurigen Texten viel junges Publikum. Vor einigen Jahren noch im Kölner Luxor vor 500 Gästen, stehen sie nun in der Live Music Hall vor dem gut Dreifachen.

The Amity Affliction, 01.12.2016 @ Live Music Hall, Cologne
The Amity Affliction, 01.12.2016 @ Live Music Hall, Cologne

Dass sie ihr Set mit I Bring The Weather With Me starten, muss pure Ironie sein. Denn vermutlich hätte niemand in der Halle etwas gegen den australischen Sommer statt 2° Außentemperatur. Im Gepäck haben die fünf Jungs – seit 2015 ist Kyle Yocum an der Gitarre fest im Line-Up, aber selten bis nie auf Promophotos zu sehen – einen bunten Strauß an Hits ihrer Karriere. Birch und Gitarrist und Background-Sänger Dan Brown nutzen die Fläche der Bühne voll aus und versuchen, auch die Fans in den letzten Ecken zu erreichen. Letzterer packt zu All Fucked Up die Akustikgitarre aus und die Halle intoniert lauthals den gesamten Song. Nach einigen Songs merkt man, dass Stringer entweder erkältet sein muss oder harte Tourtage hinter sich hat, da seine Stimme nicht 100 % da ist und er zeitweise entschuldigend und verärgert über sich selbst zu Birch rüberlinst. Nach Fight My Regret geht’s dann auch erstmal runter von der Bühne, um kurz danach zur Zugabe wiederzukommen. Die Vermutung liegt nahe, dass sie möglicherweise nicht die angekündigten 75 Minuten spielen könnten.

Bei Pittsburgh, der die letzte Runde einläutet, schafft das Publikum Abhilfe und übernimmt den choralen Part gen Ende des Songs, motiviert durch Birch, der dazu sein Mikro in den Raum hält.

The Amity Affliction, 01.12.2016 @ Live Music Hall, Cologne
The Amity Affliction, 01.12.2016 @ Live Music Hall, Cologne

Zwei Nummern folgen noch: Don’t Lean On Me und der Tour-Titeltrack This Could Be Heartbreak. Danach verabschiedet sich die Band recht fix von der Bühne und bevor es erneute Zugabe-Rufe geben kann, dreht der Sound-Tech die Pausenmusik hoch. Es ist 23:15 Uhr und man liegt nur 10 Minuten hinter der geplanten Zeit. Welche Nummern noch gefehlt haben könnten, bleibt unklar. Wer bis dato noch kein The Amity Affliction-Shirt oder Hoody besaß (und das können nicht viele gewesen sein), stattet dem Merch-Stand noch einen Besuch ab, sicher auch präventiv zu dem, was die Gäste vor der Tür temperaturtechnisch erwarten sollte. Mit einer gehörigen Portion australischer Sonne und Leichtigkeit im Gepäck geht’s durch das fiese, kalte Wetter schnell zum Auto und mit der Heizung auf Urlaubstemperatur gen Heimat.