The Pineapple Thief – Your Wilderness

“Don’t be afraid of listening“


Artist:
The Pineapple Thief

Herkunft: Großbritannien

Album: Your Wilderness

Spiellänge: 41:00 Minuten

Genre: Indie, Alternative, Progressive, Rock

Release: 12.08.2016

Label: Kscope

Link: www.pineapplethief.com

Bandmitglieder:

Gitarre, Gesang – Bruce Soord
Keayboard – Steve Kitch
Bass – John Sykes
Schlagzeug- Daniel Osborne

Tracklist:

  1. In Exile
  2. No Man’s Land
  3. Tear You Up
  4. That Shore
  5. Take Your Shot
  6. Fend For Yourself
  7. The Final Thing On Your Mind
  8. Where We Stood

The Pineapple Thief - Your Wilderness

Kompromisslos ohne 08/15-Intro startet mit In Exile das neueste Klangwerk Your Wilderness der Briten von The Pineapple Thief. Zwei Jahre haben sich die Ananasdiebe Zeit gelassen, bis sie sich wieder musikalisch mit ihrem Mischlingsprojekt aus Progressive, Indie, Rock, Alternative und allerlei anderen Zutaten unter das Volk mischen. Dabei zeigt sich In Exile anfangs gelassen, verschleiert sich zu Beginn gerade durch die sanfte hohe Stimme von Mastermind Bruce Soord als softe, lahmarschige Ballade, bis nach dem Break in sämtliche Saiten gegriffen und Becken gehauen wird. Ein großartiger Umschwung, ohne ein anderes Riff zu spielen. The Pineapple Thief melden sich zurück von ihrem Indie-Prog-Thron mit einer Dreiviertelstunde neuem Material im Gepäck.

The Pineapple Thief ist dabei gar nicht so einfach zu beschreiben. Irgendwie die Suppe aus Pink Floyd, Sigur Rós, Smashing Pumpkins und Radiohead. Oder der kleine emotionale, introvertierte Bruder von Muse, jedoch gleichzeitig der ältere, erfahrenere Cousin von Incubus. Alles hat bei The Pineapple Thief immer eine passionierte und melancholische Klangfarbe. Verträumter, intelligenter und trauriger als Indie-Kollegen wie Kaiser Chiefs oder Mando Diao, deren naiv gute Laune man verglichen mit The Pineapple Thief nur belächeln kann. Gerade Songs wie Tear You Up wechseln gern zwischen verzerrtem Grunge zu akustischen Spielereien ähnlich I Am Kloot. Von laut zu leise und wieder zurück. Die begleitete Instrumentierung reicht dabei meist von Piano bis Streicher zu Synthesizer, unauffällig im Hintergrund, aber immer relevant, um für einen originellen Sound zu sorgen. Obendrein kann man die herausragende Arbeit des Schlagzeugs erwähnen, dass mit den intelligenten kreativen Einsätzen von Tom-Toms und Cymbal auftrumpfen kann. Das kommt nicht von ungefähr, sitzt hier doch tatsächlich Gavon Harrison (Porcupine Tree, King Chrimson) auf dem Trommelhocker.

Mit That Shore ist bereits die Hälfte von Your Wilderness erreicht. Die Quotenballade lässt aufatmen bzw. Energie sammeln mit ihren mystischen Klängen und allerhand Hall in den Holzgitarren. Auch Take Your Shot und Fend For Yourself (inkl. Klarinettensolo von Supertramps John Helliwells) gehen gemäßigter im Tempo voran. Erst The Final Thing On Your Mind fährt mit Post Rock-Allüren wieder lebhafter und dynamischer. Ein Muster, was bei den Thiefs immer wieder greift: Ruhig anfangen, alles aufbauen, immer temperamentvoller werden, Stille. Dann wieder sanft einleiten, bevor völlig ausgerastet wird. Gängige 08/15-Wechsel zwischen Strophe und Refrain sind hier glücklicherweise Fehlanzeige. The Pineapple Thief wären sogar absolut tanzbar, wenn nicht allerlei Stille-Momente, Breaks und Stil-Umbrüche in den Songs vorhanden wären. Für musikalische Begleitung bei einem gechillten Sommerabend mit Bekannten oder zum auf-dem-Bett-liegen-und-vor-sich-hin-träumen kann man getrost Your Wilderness in Endlosschleife abspielen. Nicht zu auffällig störend, aber auch weit entfernt vom seichten Radiogedudel. The Pineapple Thief sind vielleicht älter und gelassener geworden, aber keineswegs uninteressanter!

Fazit: Fans von Sigur Rós oder Pink Floyd werden hier definitiv auf ihre Kosten kommen. The Pineapple Thief haben ihr kindlich-verspieltes Indie-Dasein ausgetauscht gegen grübelnde Melancholie und weise Reife. Wer abseits vom Metal gitarrenlastige Musik sucht, ohne im Pop-Business, Core-Bereich oder der Punk-Abteilung zu landen, wird hier nicht nur fündig, sondern vielmehr süchtig. Großartig!

Anspieltipps: In Exile, Tear You Up und The Final Thing On Your Mind
Glenn V.
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