Thränenkind – King Apathy

“Das aufgebrochene Genre-Korsett“

Artist: Thränenkind

Herkunft: München, Deutschland

Album: King Apathy

Spiellänge: 45:53 Minuten

Genre: (Post­)Black Metal, Crustcore

Release: 13.05.2016

Label: Lifeforce Records

Link: http://www.thraenenkind.com/

Bandmitglieder:

Gesang – Nils
Gitarre – Max
Gitarre – Flo
Bassgitarre – Matthias
Schlagzeug – Emanuel

Tracklist:

1. Desperation
2. King Apathy
3. Ghosts
4. Urban Giants
5. The Blood On Our Hands
6. Drifter
7. What We Believe In
8. Smokestacks And Concrete Walls
9. Vanishing Youth
10. Homeruiner

Thränenkind - King Apathy

Hach, endlich mal wieder Black Metal hören, perfekt! Nanu? Gar kein Gekeife? Stattdessen tiefes, aggressives Grunzen à la Hardcore? Aber wenigstens schöne Schrebbelgit… Moment mal, ist das etwa ein Riff? So ein richtiges (Death­)Metal­Riff? Was ist denn da passiert? Thränenkind aus München werben zurecht damit, dass sich ihre Musik aus verschiedenen Einflüssen speist. Ihr mittlerweile zweites Album King Apathy beweist dies ausführlich und gekonnt über eine sehr angenehm abwechslungsreiche Dreiviertelstunde hinweg. Doch im Kern steht – zwischen Post­Rock und diversen harten Spielarten – ihr Trademark­Sound zwischen Black Metal und Crustcore.

Dieser Sound hat sich gewaschen: Fett und tight drischt die Rhythmus­-Sektion aus den Boxen, schwebt eine ätherische Lead­gitarre durch den Raum und brüllt Sänger Nils einem gefühlt direkt ins Ohr. Aber auch in Momenten, in denen der Metal­anteil zugunsten sphärischen Innehaltens zurückgefahren wird, besticht King Apathy mit lupenreinem Gitarrenklang und schleppender Coolness.

Die Themen des Albums, Freiheit und Anarchie – Mensch und Natur, lassen sich sowohl im evozierten Kopfkino als auch in den Texten der Songs ablesen. Im Titeltrack heißt es beispielsweise:

„Abysmal consumption.
Windowless factories.
Tortured creatures ­ just products.
Daily Horror Show.
Exploitation on every level.
I am a hypocrite.
You’re a murderer.“

Am besten gefallen mir persönlich allerdings die Momente, in denen Thränenkind das Korsett des Black Metal aufbrechen und in die weiten Sphären des Post­ Rock abdriften. Erfrischenderweise werden sie dabei nie so ausufernd, wie die Großen des Genres, sondern legen stattdessen eine gewisse Zielgerichtetheit an den Tag.

Fazit: King Apathy zeigt eindeutig, wie vielseitig moderner Black Metal sein kann (nimm das, Jonah Bayer!). Dem beliebten Vergleich mit Wolves In The Throne Room halten sie meiner Meinung nach nicht ganz stand, dafür fahren sie zu harte Geschütze auf und lassen gleichzeitig das Hippiehafte der Weaver­ Brüder vermissen. Dafür bringen sie ihre eigene, spacige Interpretation an den Start, die über jeden Vergleich erhaben ist. Hach, so macht Black Metal Spaß!

Anspieltipps: Ghosts, Urban Giants, Vanishing Youth
Sören R.
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