Uneven Structure

Uneven Structure – Exklusiver PreListening-Bericht zu „La Partition“

„Uneven Structure – Zwei Clubshows in 2016 und neues Album „La Partition“ in 2017.“

Artist: Uneven Structure

Herkunft: Montpellier, Frankreich

Album: La Partition

Spiellänge: 55:03 Minuten

Genre: Progressive Metal, Djent, Experimental

Release: tba.

Label: tba.

Link: https://www.facebook.com/unevenstructure

Bandmitglieder:

Gesang – Matthieu Romarin
Gitarre – Jérôme Colombelli
Gitarre – Igor Omodei
Gitarre – Steeves Hostin
Bassgitarre – Benoit Friedrich
Schlagzeug – Arnaud Verrier

Tracklist Part 1:

AlkalineThroat
BrazenTongue
CrystalTeeth

Tracklist Part 2:

Incube
Funambule
Succube

Tracklist Part 3:

TheBait
OurEmbrace
YourScent

Am zweiten Tag des Euroblast Festivals hatte Time For Metal die große Ehre, einer PreListening Session des voraussichtlich im Frühjahr 2017 erscheinenden neuen Albums La Partition der aus Montpellier in Frankreich stammenden Progressive Metal-Band Uneven Structure beizuwohnen.

Damit würde die Band, die ein paar kleinere Besetzungswechsel durchgemacht hat, die Durststrecke seit dem 2011er Konzeptalbum Februus nach fast sechs Jahren beenden. Neu in der Band sind Arnaud (Drums) und Gitarrist Steeves, der auch bei der Pariser Band Beyond The Dust selbiges Instrument bearbeitet.

Der Presseraum ist gut gefüllt, es stehen Snacks und Getränke bereit und die Band, vertreten durch Arnaud, Steeves, Benoit und Igor hat eine kleine Anlage aufgebaut nebst Notebook, auf dem sich der bis dato geheime, bisher nur gemixte, aber nicht gemasterte Albumstream befindet.

La Partition ist ein Konzeptalbum, das aus drei Teilen mit jeweils drei Songs besteht und von Igor, Benoit und Matthieu geschrieben wurde.

Die Geschichte hinter dem neuen Album, das eine thematische Weiterführung des Vorgängeralbums ist, handelt von Meerjungfrauen, die ihre Stimmen verloren haben und einen alten Mann darum bitten, sie ihnen wiederzubringen.

Dies’ ist nun der Versuch, ein Album – und zwar ein musikalisch mitunter recht anspruchsvolles – nach einem Durchgang anhand von Notizen und Erinnerungen zu beschreiben.

Teil 1:

Der erste Teil des Konzepts beginnt mit dem Song Alkaline Throat, der durch ein sphärisches Gitarrenintro eingeläutet wird und in eine melodiöse Strophe mit typisch-vertrackten Djent-Rhythmen an den Gitarren überleitet. Die Drums zeichnen sich durch beeindruckende Spielereien auf Ride und Hihat aus. Die nachfolgende Komplexität des Albums lässt sich durch das Arrangement der Parts hier bereits vermuten, die sich kaum zu wiederholen scheinen. Mehrstimmiger Melodiegesang und ein epischer Outropart beenden die Einleitung des Werks.

Der Übergang zum zweiten Song des ersten Teils ist noch klar zu erkennen. Hier tritt die Band auf’s Gaspedal und knallt dem Hörer einen ordentlichen Hammer zwischen die Augen, der drückt und schiebt als gäbe es kein Morgen. Gesanglich erinnert der Track an typische Textures-Songs. Was auffällt, ist, dass bisher wenig Growls oder Screams vertreten sind. Der geneigte Fan würde schreien “Sell-Out! Popmusik!” – aber damit wird er im Unrecht sein.

Ein raumgreifenderes Outro, das sich durch reduzierten Instrumenteneinsatz auszeichnet und mehrheitlich durch die Vocals getragen wird, beendet den ersten der drei Teile.

Teil 2:

Laut Band steht in diesem Teil die Konversation der Meerjungfrauen mit dem alten Mann im Vordergrund. Ein an die Band SOEN erinnerndes Arrangement – wiedergegeben durch Gesang und verhallte Gitarren – öffnet die Tür zum zweiten der drei Teile. Die anschließenden Drums, speziell die Toms, klingen leicht verändert und erhalten dadurch einen 80er Jahre-Touch. Das kann aber auch der kleinen Anlage oder dem fehlenden Mastering zugeordnet werden. Hier wird das erste Mal der Einsatz von Percussions deutlich. Statt bzw. zusätzlich zur Snare werden Akzente mit Holzschlagwerken gesetzt.

Nachdem musikalisch ein konzentriert und entspannt wirkender Part, gefolgt von einem betrübten, tiefgreifenden Part mit klarem Akkordschema vorherrscht, gipfelt diese Greifbarkeit in Frustration, interpretiert durch Growls, hackende Djent-Gitarren, mehrstimmige Melodieparts, die als Klagelied verstanden werden können, verschobene Betonungen und ein brachiales Outro, das wie ein Hilferuf aus dem Strudel des Ertrinkens erscheint. Dieser Eskalation stellt die Band Synthies gegenüber, verhallte Tom-Rhythmen, erleichternden Melodie-Gesang mit teils choraler Anmutung als Folge aus der vorher aufgebauten Soundwand, begleitet von rhythmisch treibenden Beats mit verschobenen Betonungen.

What Do You Want From Me” sind die letzten Textzeilen eines vertonten Kampfes, der einige Spuren hinterlassen hat.

Teil 3:

Der dritte und damit letzte Teil der Geschichte beginnt mit Geräuschen wie Zischen und Geklapper, was nach dem verstörenden Teil 2 unheimlich und bedrohlich wirkt. Musikalisch startet der Part mit Synthies und leisen, dumpfen Bassläufen, denen man die heute gerne zitierte Referenz zur Netflix-Serie Stranger Things nicht absprechen kann. Nach und nach erwachen auch die Vocals und die Drums. Ein alleinstehendes Gitarrensurren unterbricht das Zusammenspiel jedoch kurz. Dem setzt die Band anschließend einen maximal verzerrten Bass gegenüber, der als Warnhinweis auf das darauffolgende Arrangement interpretiert werden kann, in dem ungerade Takte und die allgemein “chaotische” Komposition Frust, Aggression und Verzweiflung intonieren. Das könnte der “Death Metal”-Part sein, den die Band vor dem Start des dritten Teils angekündigt hatte.

Mit dieser Verwirrtheit lässt die Band den Hörer jedoch nicht gehen. Man fasst sich ein Herz und führt über einen verzerrten Bass in einen Part, der wieder verhaltener klingt, ein metallisch-plingendes Gitarrenpicking mit begleitender Gitarrenmelodie erzeugt eine Tool-ähnliche Stimmung. Tja, und wer jetzt dachte, die Meerjungfrauen haben ihre Stimmen wieder und gehen versöhnlich einen Algen-Shake trinken…Fehlanzeige. Ein Stakkato-Part mit rollender Bassdrum und djenty Hackbrettgitarren, Noise und virtuosen Highspeed-Drumparts eskaliert in Growls und Screams, unterstützt von einem Doublebass-Gewitter, das sich bis hier hinter einem Berg versteckt haben muss und sich nun massiv entlädt. Stress pur.

Ein langgezogener Outro-Part, der wieder etwas ruhiger, aber nicht beruhigend ist schließt die Geschichte La Partition. Uff.

Live kann man sich unter Umständen bereits von neuem Material auf zwei exklusiven Club-Konzerten überzeugen:

Freitag, 04. November 2016, Bollwerk 107, Moers
Facebook-Event: https://www.facebook.com/events/1111633468880495/

Samstag, 05. November 2016, dB’s, Utrecht (Eintritt frei!)
Facebook-Event: https://www.facebook.com/events/216629502067093/

Uneven Structure auf Facebook: https://www.facebook.com/unevenstructure
Funambule von La Partition:  https://soundcloud.com/basickrecords/uneven-structure-funambule

Fazit: Alles in Allem ist das neue Werk deutlich komplexer arrangiert. Die Band hat Neues ausprobiert und viel mit Percussion gearbeitet. Die Vocals wurden laut eigener Aussage teilweise mit einem Kaoss Pad nachbearbeitet bzw. verfremdet. Neben diesen Neuerungen stellte die Komposition auch eine große Herausforderung an die technischen Fähigkeiten der Musiker dar, da die Riffs und Rhythmusparts, z.B. die Ghostnotes aus dem Ride-Becken, teilweise so schnell und komplex sind, dass die Musiker mit körperlichen Nachwehen wie Zerrungen, Muskelkater und Verkrampfungen zu kämpfen hatten. Auch ohne die Lyrics zu kennen, kann man sich anhand der akustisch erzählten Geschichte recht gut ein Bild der thematischen Grundlage des Albums zeichnen. Wir dürfen auf die finale gemasterte Version extrem gespannt sein. Die Band plant, durch Musikvideos das musikalische Thema auch visuell umzusetzen und so die Geschichte von La Partition noch eindrucksvoller zu erzählen.
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