Wacken Open Air 2016 vom 04.08.2016 – 06.08.2016

„Wenn aus Rain Or Shine – Rain And Shine wird“

Festivalname: Wacken Open Air 2016

Bands: 1349, 9mm, Alcest, Arch Enemy, asrock, Aura Noir, Auðn, Axel Rudi Pell, Barb Wire Dolls, Bembers, Beyond the Black, Blaas of Glory, Blechblosn, Bliksem, Blind Guardian, Blue Öyster Cult, Bodhaktan, Bon Scott, Borknagar, Budderside, Buffalo Summer, Bullet for My Valentine, Bury Tomorrow, Caliban, Callejon, Calm Hatchery, Clutch, Carrion, Cripper, Crows Crown, Dagoba, Deez Nuts, Der Weg einer Freiheit, DevilDriver, Die Krupps, Dio Disciples, Dragonforce, Dritte Wahl, Drone, Dystopia, Eat the Turnbuckle, Einherjer, Ektomorf, Elemental, Eluveitie, Elvenking, Entombed A.D., Equilibrium, Eric Fish & Friends, Eskimo Callboy, Fateful Finality, Feuerschwanz, Foreigner, Forgotten North, Freiwächter, Girlschool, Gloryhammer, Hämatom, Hansen & Friends, Henry Rollins, Honky, Horror Dance Squad, Hteththemeth, Ihsahn, Immolation, Insidious Disease, Iron Maiden, Jesus Chrüsler Supercar, John Coffey, Kampfar, King Dude, Knasterbart, Krayenzeit, Legacy of Brutality, Legion of the Damned, Lepergod, Lieveil, Loudness, Lynchpin, Mambo Kurt, Marduk, Metal Church, Michael Monroe, Miles to Perdition, Mindtaker, Ministry, Monstagon, Monuments, Mr. Hurley und die Pulveraffen, Myrkur, Nasty, Negative Approach, Orden Ogan, Orphaned Land, Overthrust, Pain Is, Pampatut, Panzerballett, Parkway Drive, Phil Campbell’s All Starr Band, Preternatural, Profaner, Pyogenesis, Pyraweed, Red Fang, Red Hot Chili Pipers, Reliquiae, Ritual Day, Saxon, Sebastien, Sector, Serious Black, Serum 114, Sinphobia, Skyline, Snowy Shaw, Steel Panther, Steak Number Eight, Sub Dub Micromachine, Sunless Dawn, Svartmalm, Symphony X, Syndemic, Tarja, Testament, The Black Dahlia Murder, The Dead Daisies, The Goddamn Gallows, The Haunted, The O’Reillys and the Paddyhats, The Other, The Raven Age, The Vintage Caravan, Therapy?, Therion, Tidal Dreams, Torfrock, Triptykon, Tsjuder, Tulkas, tuXedoo, Twisted Sister, Unisonic, Vader, Versengold, Victims of Madness, Vimoksha, Vogelfrey, W:O:A Firefighters, Watch Out Stampede, While She Sleeps, Whitesnake, Wirrwahr, Year of the Goat, Zhora, Zombies Ate My Girlfriend

Ort: Wacken, Gribbohm und Holstenniendorf (Nähe Itzehoe), Schleswig-Holstein, Deutschland

Datum: 04.08.2016 – 06.08.2016

Genres: Heavy Metal, Thrash Metal, Death Metal, Metalcore, Black Metal und mehr

Link: http://www.wacken.com

Kosten: 180,00 € VVK / Wegen Ausverkauf keine Tageskarten

Veranstalter: ICS Festival Service GmbH (http://www.ics-int.de/)

Besucher: 84.500 Personen, davon offiziell 75.000 zahlende Besucher sowie 9.500 weitere Teilnehmer (VIP/Artists/Crew/Presse/etc.)

Größe des Geländes: 250 Hektar (Infield: 43.000 qm)

Bühnen: Zehn Stück: Black Stage, True Metal Stage, Party Stage, W.E.T Stage (im Bullhead City Circus), Headbanger Stage (im Bullhead City Circus), Wackinger Stage, Wasteland Stage (beide im Wackinger Village), Beergarden Stage, Bühne im Metal Markt-Zelt und Presse Bühne (im Pressezelt)

Sanitätsdienst: über 500 Helfer insgesamt im Sanitätshaus „Krankenhaus Wacken“ (130 Rettungsassistenten und Notfallsanitäter, 12 Notärzte) und 750 Sanitäter täglich unterwegs – ca. 3.000 Behandlungen während der Festivaltage

Polizei / Sicherheitspersonal: 200 Polizisten täglich im Einsatz, 1.300 Securities und Ordner

Sanitäranlagen: 448 Duscheinheiten, 420 Waschplätze, 750 Mobiltoiletten, 310 wassergespülte Toiletten, 250 Urinalplätze, 150 Miet WCs, 40 Trinkwasserstationen

Wasserverbrauch: 3.500 m3 Abwasser

Stromverbrauch: 12 Megawatt (Bedarf einer Kreisstadt mit ca. 70.000 Einwohnern) – hierfür wurden 4 km Leistungskabel verlegt und weitere 40 Dieselaggregate benötigt

Stände: 300 Non-Food-Stände und 100 Food-/Gastronomiestände

Logistik Aufbau und Abbau:

  • 2.200 LKW-Ladungen Material
  • 65 Sattelzüge (~ 1.000 Tonnen) Bühnenmaterial
  • 8 Sattelzüge Tontechnik
  • 27 Sattelzüge Lichttechnik
  • Bühnenaufbau: 7 Tage
  • Bühnenabbau: 5 Tage
  • 5 Kilometer mobile Schwerlaststraße
  • 300 Container Einheiten
  • 250 Zelte & Pagoden
  • 43km beplanter und gestellter Bauzaun

Geschätzte Kosten des Festivals: ca. 10 Millionen Euro

Umsatz durch den Ticketverkauf 2016:  13,5 Millionen Euro

Müll: 500 Tonnen fallen über die Festivaltage an

 Wacken 2016 Poster

Vorwort und Anreise – Mittwoch Tag 0

Nachdem wir im letzten Jahr das wohl nasseste Wacken Open Air erleben durften, das es jemals gegeben hatte, war uns im Voraus und vor allem beim Packen des Autos schon ein wenig mulmig zu mute. So ist es kein wirkliches Vergnügen, wenn man vier Tage (oder wie für manch andere auch eine Woche) im Schlamm des „Holy Ground“ untergeht. Doch was ein richtiger Fan ist, der packt einfach seine Gummistiefel ein, nimmt eine zweite Regenjacke mit und macht sich auf den Weg in das 1.800-Seelen-Dorf Wacken im Kreis Steinburg. Bei mir beginnt der Tag relativ früh, denn als chronischer Langschläfer ist ein Wecker, der gegen 7:30 Uhr klingelt, alles andere als eine tolle Einleitung in einen Tag. Aber was soll’s – schlafen kann man ja schließlich auch zur Not noch im Auto und ein „Mimimi“ will hier wirklich keiner hören/lesen. Also schnell noch die letzten Dinge in den Kombi gehieft und ab auf die Autobahn. Da wir dieses Jahr einen Kollegen aus der Schweiz einsammeln, bleibt ein kurzer Halt am nahegelegenen Flughafen in Düsseldorf natürlich nicht aus.

TFM Wacken Presseteam 2016
TFM Wacken Presseteam 2016

Unterwegs passiert eigentlich nichts Spannendes, so ist weder die verhasste Strecke durchs Ruhrgebiet noch der Elbtunnel in Hamburg blockiert und wir können ohne weitere Probleme unsere Reise in Richtung Schleswig-Holstein aussitzen. Erste Fahrzeuge mit dem bekannten W:O:A auf der Rückscheibe treffen wir jedoch schon ca. 300 km vor unserem Ziel auf der Autobahn an. Also wer nicht weiß, wie er zum Wacken kommt, der setzt sich einfach hinter einen Camper mit eben jener Aufschrift und lässt sein Auto rollen. Nach knapp 450 km und zwei kurzen Stopps treffen wir also nun gegen 17:00 Uhr auf dem Gelände, besser gesagt am Presse-Check-In ein. Randnotiz: Ich finde es immer wieder lustig, dass dieser genau so gelegen ist, dass man kurz vor der obligatorischen Zoll-Kontrolle einfach abbiegen muss. So können wir mit unserem Equipment entspannt anreisen und uns gemeinsam am Check-In in die kurze Schlange stellen, um unser Festival-Bändchen zu bekommen – dieses Jahr in modischem Lila. Aber wen stört schon die Farbe – Metaler sind doch eigentlich nicht so eitel oder?

Kofferraum-Bar
Kofferraum-Bar

Nun dann ab zum Gelände. Nach ein wenig Stau und einem nicht ganz einfachen Befahren des Campgrounds wird klar, dass es wohl in den letzten Tagen mal wieder ein wenig mehr geregnet haben muss. Doch so schlimm wie im vergangenen Jahr ist es bei weitem noch nicht. Aber wollen wir mal den Tag nicht vor dem Abend loben, denn Wolkenbrüche haben wir ja in der Vergangenheit schon oft genug gehabt. Nach weniger als einer Stunde des Zeltaufbaus geht es nun für uns schon mal in Richtung Infield und Dorf Wacken.

Wackinger Village - Tag 0
Wackinger Village – Tag 0

Im Wackinger Village ist alles beim Alten, nur hat man die Bühne dieses Jahr um neunzig Grad gedreht (war das letztes Jahr auch schon so?), um den Zuschauern mehr Platz zu garantieren. Somit ist es kein Problem mehr, wenn gerade 3.000 – 10.000 Zuschauer eine Band auf der Stage bewundern und der Rest dem Wackinger Village wegen des mittelalterlichen Flairs und der kulinarischen Spezialitäten einen Besuch abstattet. Schnell wird mir aber klar, dass, wenn es heute – am Tag bevor es wirklich losgeht – schon so voll ist, dann wird das von morgen bis Samstag noch ein wenig krasser werden. Ein kurzer Abstecher im Bullhead City Circus – Wackens 12-Master-Zelt – darf bei der Erstbegehung natürlich nicht fehlen. Hier hat sich vor allem eines geändert – das (in meinen Augen überflüssige) Wrestling-Zelt ist in ein eigens dafür vorgesehenes Zelt umgezogen und so wurde viel mehr Platz vor der W.E.T. Stage und der Headbanger Stage geschaffen. Ich finde, dass das eine logische Entscheidung war, denn durch die Wegnahme des Wrestling-Rings wurden mindestens dreißig Quadratmeter mehr Platz geschaffen und der Übergang von Stage zu Stage um einiges erleichtert.

Wacken Open Air 2016 -39

Kurz bei meinem Lieblings Hanf-Burger-Stand Halt gemacht und gesättigt in Richtung des eigentlichen Ortes Wacken gepilgert. Da das Wackinger Village von den Regen der vergangenen Tage stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, sind die Pfützen schon heute – am Tag vor dem Festival – so groß, dass man ohne Probleme darin hätte baden können. Von hier kommen sicher mindestens fünfzig Prozent der Mythen um das Festival, denn auch wenn ich nun zum zehnten Mal hier vor Ort bin, ist es immer wieder faszinierend mit anzusehen, dass hier wirklich alles in einer Art Ausnahmezustand unterwegs ist. Die Jugend sitzt auf den obligatorischen Kettcars, um für einen Obolus Dinge wie Bier, Essen und Gepäck aus dem Dorf in Richtung Zeltplatz zu transportieren. Die Vorgärten sind größtenteils mit Bierbuden, einem Baumarkt, unzähligen Futterbuden und doch mindestens mit einer Wackenfahne ausgestattet. So trägt ein jeder Wackener zum guten Ruf des Festivals bei. Auf unserem Weg zum wohl coolsten Biergarten des Dorfes „Muttis Biergarten“ trifft man so auf mindestens fünfmal so viele Menschen, wie man es sonst im Sommer hier tun würde – wie gesagt ein Dorf im Ausnahmezustand.

Muttis Biergarten“ (nebenbei: Direkt links neben der Sparkasse ist der Eingang) gibt es wieder ordentliche Stimmung und Bier und Snacks zu ordentlichen Preisen. Wer einmal hier war, der muss einfach immer wiederkommen – Danke Mutti! 🙂

Nach ein paar Runden bei Mutti und einem von unseren Tischnachbarn ausgegebenen (nicht ganz so leckeren) Pfefferschnaps brauchen wir einen Zielort für heute Abend. Schnell entscheiden wir, uns an der Bar im Gelände niederzulassen und mit ein wenig Bier und Jägermeister die erfolgreiche Anreise zu begießen. So fallen wir am ersten Abend ins Bett und sind ordentlich glücklich darüber, dass wir dieses Jahr neben den Metal Battle-Gewinnern aus Japan untergekommen sind und nicht neben einer Truppe, die bis in die Puppen laut Musik hört – auch wenn dagegen nichts auszusetzen wäre.

 

Donnerstag: Tag 1

Am nächsten Morgen stehen wir relativ früh auf – für Festivalverhältnisse können wir jedoch sogar recht lange liegen bleiben. Doch nicht lange genug, um von „ausschlafen“ zu sprechen, aber ich wiederhole mich gern: Wir sind auf einem Festival und nicht bei einer Kur für schlaflose Alkohol-Abstinentler. Da es in den früheren Stunden des Tages ein wenig Regen gegeben hat, entschließen wir uns, erstmal die Dusche aufzusuchen, um dann gemeinsam zur VIP-Area zu laufen, denn heute um 14:15 Uhr steht ja ein Interview mit der netten Ex-Nightwish-Sängerin Tarja Turunen an und natürlich auch die Auftritte von Saxon, Foreigner und den Headlinern Iron Maiden. Sicher ist heute noch mehr los, doch wirklich von allen Bands kann man einfach nicht berichten, dafür ist hier auf dem Wacken Open Air einfach viel zu viel im Angebot.

Wacken Open Air 2016 Running Order

Die Duschen sind – wie auch in den letzten Jahren – sehr erfrischend und gut besucht. So kann man öfters mal campen gehen, denn nachdem sich die frühmorgendlichen Schlangen aufgelöst haben, bekommen wir sogar warmes Wasser ab, was ja in den letzten Jahren nicht immer selbstverständlich gewesen ist.

Aufgefrischt und voller Vorfreude auf den heutigen Abend gehen wir dann gemeinsam in Richtung VIP-Area, um kurz davor festzustellen, dass dieses Jahr aufgrund der stark erhöhten Sicherheitsmaßnamen der Durchgang nicht mehr möglich ist und wir nur via Shuttlebus in die besagte Area vorstoßen können. Also noch mal den Weg zurück und ab in den Bus. Die Fahrt von ca. 10 Minuten ist schnell abgesessen und als wir am Infield vorbeifahren fällt schon auf, dass der morgendliche Regen das Infield mal wieder ordentlich durchnässt hat.

Interview mit Tarja - Wacken 2016
Interview mit Tarja – Wacken 2016

Nach dem Interview (Link folgt in Kürze) schauen wir uns die „Brühe“ vor den Bühnen mal genauer an und stellen fest, dass sich seit gestern eigentlich nicht viel getan hat. Da das Infield gestern noch geschlossen war, ist der Boden zwar noch einigermaßen gefestigt, jedoch schon heute sehr schlammig und nass. Wir können nur hoffen, dass die jetzige Wettersituation stabil bleibt.

Saxon:
Auf der Black Stage stehen gerade die Heavy Metal-Titanen von Saxon, die bereits beim ersten Song Battering Ram dem Publikum ordentlich einheizen. Der Vorplatz vor der Black Stage ist gut besucht, doch ist noch genug Platz, dass man sich auch ohne Probleme bis in die 15. Reihe vormogeln kann. Sehr positiv ist schon mal zu sagen, dass der Sound mal wieder mehr als gut ist. So kann man – egal ob kurz vor der Bühne oder in 300 Metern Entfernung – noch alles gut raushören. Klar, hat man als Teil der Night To Remember immer einen guten Slot und so schaffen es Saxon sechzehn Songs in ihre Wacken-Setlist zu packen. Es dürfen weder 20 000 ft, Heavy Metal Thunder oder der Kassenschlager Princess Of The Night als Abschluss fehlen. Dass die Männer aus Yorkshire wissen, was sie tun, das ist ja bereits seit Jahrzehnten klar und das zeigen sie heute erneut. Stimmtechnisch ist Biff Byford gut wie eh und je und das sogar obwohl er behauptet, heute aufgrund des frühen Slots ein wenig mit seiner Stimme auf dem Kriegsfuß zu stehen. Der Rest ist alleine schon wegen des guten Sounds sehr gut.

Wacken 2016 - Impressionen
Wacken 2016 – Impressionen

Iron Maiden:
Da die True Metal Stage heute wegen des Headliners Iron Maiden geblockt ist, heißt es nach Saxon erstmal kurz durchatmen und ein Bier trinken, denn bis Foreigner sind es logistische 30 Minuten Pause zu ertragen. Mit den richtigen Leuten und den dazu passenden Getränken – beides in angemessener Menge hier anzutreffen – ist die halbe Stunde fast wie im Flug vergangen und die Herren von Foreigner (die Band wurde, nebenbei erwähnt, bereits 1976 gegründet und existiert bis heute) starten ihre Show. Da ich selbst wenig Berührungspunkte mit der Band habe, kann ich eigentlich nur sagen, dass alle Songs super rocken und natürlich vor allem Cold As Ice ordentlich vom Publikum gefeiert wird.

Als Headliner rufen uns heute die in meinen Augen wichtigsten Metal-Ikonen vor die True Metal Stage. Nach dem Motto: „Wenn Iron Maiden rufen, dann folgen alle!“, ist es zur späteren Zeit trotz der mehren Platzregenschauer mehr als nur voll. Ich glaube einzig Rammstein hatte bisher so viel Präsenz vor der Bühne. Nach dem Albumrelease von The Book Of Souls am 04.09.2015 waren  Maiden schon auf so einigen Konzerten in Europa unterwegs und haben alleine schon durch den bandeigenen Jumbo-Jet für genug Aufruhe gesorgt. Wer die letzten Jahre beim Wacken Open Air gewesen ist, für den ist der heutige Auftritt nichts Neues mehr, doch schon immer haben die britischen Herren damit geglänzt, dass sie etwas Extravagantes mitbringen. Begonnen wird die letzte Show ihrer The Book Of Souls Tour hier auf dem Wacken Open Air mit einem sehr coolen Video auf den vier Leinwänden des Festivals und dem UFO-Track Doctor Doctor. Sogar hier wird schon Textsicherheit bewiesen, denn auch wenn das Lied von 1974 ist, scheint jeder vierte Gast heute Abend den Song zu kennen. Es folgen mit If Eternity Should Fail und Speed Of Light zwei Songs vom aktuellen Release. Doch richtig abgehen kann das Publikum erst zu Evergreens wie The Trooper und Hallowed By Thy Name. Mit einem „Scream For Me Wacken“ darf bei Fear Of The Dark mitgegrölt werden und wer beim Abschluss noch eine Stimme hat, muss diese mit Number Of The Beast, Blood Brothers und Wasted Years bis zur absoluten Heiserkeit herausfordern. Besonders gut gefällt uns, dass man es wieder geschafft hat, uns durchweg eine Gänsehaut nach der anderen zu zaubern und das nicht nur wegen der drei Wolkenbrüche während der letzten zwei Stunden. Als Resümee lässt sich sagen, dass die Show durchweg klasse war – und auch Eddie durfte mit seinen beiden Auftritten ordentlich gehuldigt werden. So gehen wir nach dem Auftritt durchnässt aber zufrieden in unser Zelt.

 

Freitag: Tag 2

Der Donnerstag ist bekanntlich der Tag, an dem noch relativ wenig passiert, wenn man es eher auf die moderneren Genres des Metals abgesehen hat. So haben auch wir heute ein etwas längeres Pflichtprogramm. Die Nacht war relativ kurz und da wir morgendlich durch die früh aufstehenden Japaner geweckt werden, ist klar, dass die Erholung im Schlafsack bleibt und wir uns erstmal auf die Suche nach einem Kaffee-Stand machen.

Wacken 2016 - Impressionen
Wacken 2016 – Impressionen

Zum Glück sind diese sogenannten Breakfast-Stände relativ gut verteilt und wir müssen nicht mal zehn Minuten laufen, um das belebende Gebräu zu uns nehmen zu können. Gegen Nachmittag und nach der mittäglichen Portion Nudeln mit Bolognese (nein, bei uns gibt es keine Ravioli) machen wir uns dann auf zur Bühne. Um ein wenig mehr von der Situation auf dem Campground mitzubekommen, entschließen wir uns dazu, uns aufzuteilen und da die einen erst die Dusche besuchen wollen, machen sich die anderen auf den Fußweg zur Bühne. Dieser führt über drei Campgrounds und ist nicht viel weniger schlammig als im letzten Jahr. Einzig, dass man nicht dreißig, sondern an manchen Stellen nur fünfundzwanzig Zentimeter absinkt, macht den Unterschied. Mal ehrlich, wem das hier ohne Gummistiefel Spaß macht (Vorsicht, Flachwitz), der scheint nicht ganz dicht zu sein.

The Vintage Caravan:
Nach einigen Zwischenstopps sind wir rechtzeitig zu The Vintage Caravan im Bullhead City Circus eingetroffen. Die isländischen Rocker verstehen es, ein Publikum zu bewegen. Satte Bässe, packende Rhythmik und cooler Gesang machen das Gesamtpaket rund. Mit Babylon, Carousel und dem Highlight-Song Expand Your Mind gibt es eine ordentliche Portion psychedelisch angehauchten Hard Rock. Da wir die Jungs eigentlich erst gar nicht anschauen wollten, bin ich eigentlich echt froh, dass wir doch einen Abstecher hierher gemacht haben. Óskar Logi Ágústsson und Co. sind live echt sehr empfehlenswert.

Wacken Open Air 2016 -107

Bury Tomorrow:
Da es auf dem Wacken Open Air maximal fünf Minuten am Stück gibt, die man nicht beschallt wird, geht der Blick ab von der W:E:T Stage hinüber zur Headbanger Stage. Hier bringen nun die Metalcore-Knaben von Bury Tomorrow ihr Wacken-Debüt auf die Bühne. Das Zelt ist trotz der relativ frühen Zeit (es ist gerade mal 14:40 Uhr) doch schon proppevoll und wer – wie wir – in den ersten Reihen steht, der darf sich nicht wundern, wenn er/sie ein wenig durch die Menge geschubst wird. Der, wie bereits bei The Vintage Caravan erwähnte, geniale Sound ist auch hier wieder das, was den Auftritt ausmacht. Gestartet wird mit Memories und da man eine dreiviertel Stunde Zeit hat, schaffen es knapp zehn Lieder in die Setliste. Wer nicht mitsingt, pogt, mosht oder hüpft oder ist auf dem Publikum unterwegs. Lange her, dass wir so viele Crowdsurfer mitbekommen haben. Doch mal ehrlich, wer bei Tracks wie Royal Blood, Man On Fire, 301, An Honourable Reign und Earthbound stillstehen kann, der kann entweder nichts mit Metalcore anfangen oder muss am Ausschank Bier verkaufen. Was sehr positiv rüberkommt ist, dass Shouter und Frontman Daniel Winter-Bates sich klar gegen bezahlte Meet and Greets ausspricht und sich nach dem Konzert für die Fans zum „Anfassen“ an der Bierausschankstelle im Zelt verabredet. Da wir in der ersten Reihe stehen, kann man direkt mal die Hand schütteln – so sollte es öfters sein.

Equilibrium:
Nachdem im Zelt die Lichter wieder ausgehen, müssen wir uns nun spurten, um nicht zu viel von Equilibrium auf der Party Stage zu verpassen. Sicher ist der Zeitplan im Vergleich zur Laufstrecke knackig, doch mehr als einen Song verpassen wir nicht. Vor der Party Stage ist gefühlt mittelmäßig viel los. Doch da sich die Menge um die Pfützen verteilt, hat man immer enge Passagen und große Löcher mit kleinen ca. zehn bis fünfzehn Zentimeter tiefen Seen. Naja, wer gutes Schuhwerk hat, der kommt so also von Wattwanderung zu Wattwanderung gut voran. Wer Equilibrium hört und die Truppe bereits 2010 auf der Wackinger Stage gesehen hat, für den ist der heutige Gig einfach nur Pflichtprogramm. Doch leider ist alles anders als erhofft. Egal wieviel Mühe sich Robse am Mikrofon gibt, der Funke will heute einfach nicht überspringen. Das liegt in unseren Augen aber keinesfalls an einer schlechteren Setliste – im Gegenteil – da, wo Texte und Melodie cool sind und zum Tanzen auffordern, ist der Schlamm und ein sehr eklig schwammiger Sound leider das, was die Masse vom Feiern abhält. Wir wissen ja, dass die Party Stage grundsätzlich die schlechtere Bühne ist, doch so dürftig wie die Mitten und Höhen beim Auftritt der Bayern klingen, würde ich als Band schon fast Schadensersatz verlangen. Nach nur vier Songs – darunter der echt coole neue Party-Song Born To Be Epic – entscheiden wir uns eine kurze Futterpause einzulegen, um dann gestärkt vor Eluveitie vor der Black Stage zu stehen.

Wacken Open Air 2016 -101

Eluveitie:
Nach einem köstlichen Hanf-Burger und einem sündhaft teuren Wackennacken im Brötchen bekommen wir vor der Black Stage schweizerische Musikkunst geboten. Die aus Winterthur stammenden Eluveitie bringen mit ihrem Mix aus Pagan Metal und Melodic Death Metal alle tanzwütigen Fans vor die Bühne, die gerade bei Equilibrium nicht auf ihre Kosten gekommen sind. Tracks wie The Siege, Neverland und Thousandfold sorgen zusammen mit der gerade mal dominanten Sonne für ein wenig Wärme. Soundtechnisch mal wieder auf fast perfektem Level ist eigentlich nichts auszusetzen. Als bei The Call Of The Mountains die Sängerin Liv Kristine ein Ständchen singen darf und dann bei Rose For Epona auch zeigen darf, wie textsicher sie ist, wird klar, dass wir hier etwas möglicherweise Einmaliges erleben. Bei meinem Favoritensong Helvetios vom gleichnamigen Album darf sogar ein kleiner Circle Pit entstehen – herrlich!

Fuck You Thunder! - Wacken 2016
Fuck You Thunder! – Wacken 2016

Bullet For My Valentine:
Als sich Bullet For My Valentine fertigmachen, wird klar, dass es die Jungs doch irgendwie geschafft haben. Denn die drei Mal, die ich die Waliser-Truppe sehen konnte, war der Sound jedes Mal so grottenschlecht, dass man sich den Auftritt kaum länger als drei Songs anschauen konnte. Hier auf dem Wacken Open Air, also auf dem Festival mit meiner Meinung nach dem besten Sound, gibt es echt wenig zu meckern. Zwar sind alle neueren Tracks eher mittelmäßig von der Tonqualität, doch dafür überzeugen uns vor allem alle Songs, die vom Debüt-Album Poison und vom 2008er Relase Scream Aim Fire stammen. Hier gibt es auch genug Material, was zum Mitsingen und Mitmachen anregt. Im Verlgeich zu den Auftritten auf dem Rock Im Park vor einigen Jahren ist der Auftritt sehr solide und man merkt, dass die Waliser Truppe weiß, was sie tut. Die Riffs sitzen bei jedem Track und vor allem die Shouts überzeugen perfekt. Ebenso ist es herrlich zuzusehen, dass sich Fronter Matthew Tuck zum Beispiel vor 4 Words (To Choke Upon) wirklich freut wie ein kleines Kind wieder hier auf dem Wacken Open Air spielen zu können. Als bei Scream Aim Fire und spätestens aber bei Tears Dont Fall das Publikum mitsingt, ist die Gänsehaut garantiert.

The Brightest Void+The Shadow Self_copyright earMUSIC_credit Tim Tronckoe 2016_11
The Brightest Void+The Shadow Self_copyright earMUSIC_credit Tim Tronckoe 2016_11

Tarja Turunen:
Das Licht zieht sich langsam zurück und vor der Black Stage ist eine riesige Meute versammelt, denn uns erwartet Tarja Turunen. Wir hatten gestern ja bereits das Vergnügen, die sympathische Finnin interviewen zu dürfen und freuen uns auf einen rockigen-klassischen Auftritt, denn gerade ihre herausragende Stimme ist das Markenzeichen der ehemaligen Nightwish-Frontfrau, die seit nun mehr über zehn Jahren auf Solopfaden wandelt. Zudem ist es heute soweit und ihr neuestes Werk The Shadow Self wird veröffentlicht, von dem ganze sechs Songs (No Bitter End, Eagle Eye, Calling From The Wild, Supremacy – ein Muse-Cover, Innocence und Demons In You) gespielt werden. Man merkt Tarja ihre Bühnenerfahrung definitiv an und so bekommt man eine sehr professionelle Show mit stets perfektem Gesang geboten. Besondere Leckerbissen sind dabei vor allem das Muse-Cover Supremacy, das Nightwish-Medley/-Cover Tutankhamen, Everdream, The Riddler und Slaying The Dreamer und natürlich der Gastauftritt der Arch Enemy-Sängerin Alissa White-Gluz. Auf jeden Fall ein sehenswerter Auftritt einer hervorragenden Sängerin.


Blind Guardian:

Hin und her… erst Bullet For My Valentine auf der True Metal Stage, dann Tarja auf der Black Stage und nun wieder zurück zur True Metal Stage, um zu Blind Guardian bis zur Mitternachtsstunde zu feiern. Dass die Krefelder wissen, wie man das Wacken Open Air bespielt, dass wissen wir ja schon spätestens seit ihrem Auftritt 2011. Heute kommen Hansi Kürsch und Co. nun also zum sechsten Mal auf den Holy Ground und bringen die Platte Beyond The Red Mirror vom letzten Jahr mit. Mit imposanten Intro (The Ninth Wave) und einer richtig geilen Lichtshow wird hier die Nacht zum Tag gemacht. Ich würde sagen, das ist eigentlich der perfekte Slot, den sich die Guardians dieses Jahr sichern durften. Schon fast klassisch bekommt das Publikum erstmal die neuen Songs und dann im Anschluss die Mitsinghits und Evergreens um die Ohren gepfeffert. Leider ist das Spannendste an der Show das Licht und die Pyrotechnik, die zum Einsatz kommt. So stehen die Herren eigentlich eher routiniert und steif auf der Bühne und eine wirkliche Story wird außerhalb der Musik kaum noch erzählt. Doch das ist für die Hardliner kein Problem, gesungen wird, was gespielt wird und mal ehrlich, musikalisch macht Blind Guardian keiner etwas vor. Als Evergreens gibt es natürlich Twilight Of The Gods, The Bards Song, Mirror Mirror und schlussendlich noch Valhalla. Irgendwie eine ganz passable Nummer. Natürlich ziehen The Bards Song und Valhalla durch die Mitsingparts fast so wie Iron Maidens Fear Of The Dark und Number Of The Beast, doch wirklich befriedigt bin ich nicht, denn auch wenn es heute einige neue Songs gab, spielen Blind Guardian ihre Setlist einfach herunter und das ohne mehr als nur ihre Musik zu erzählen. Da passiert bei Iron Maiden irgendwie viel mehr auf der Bühne. Mit dem Ohrwurm von Valhalla holen wir uns nun noch ein Bier. Denn bis zum nächsten und für heute letzten Artist auf unserer Liste ist es noch fast eine Stunde zu warten.

Wacken Open Air 2016 -80
Bullhead City Circus – Wacken 2016

Caliban:
Die Freitagnacht verspricht gut zu werden: Caliban spielen als Abschluss des Tages im Bullhead City Circus.
Doch was zuerst nach einer Menge Action klingt, kann auch schnell in die Hose gehen, wenn der Veranstalter sich verschätzt.

Caliban liefern eine absolut perfekte Show ab und sorgen unter allen Anwesenden für totalen Ausnahmezustand. Lieder, die ins Ohr gehen und geradezu zum Moshen einladen, kraftvolle Shouts und gute Laune, die einfach ansteckend ist. Schade nur, dass der City Circus für die vielen feiernden Menschen nicht ausgelegt ist. Als Zuschauer im vorderen Drittel des Zeltes ist es schlicht unmöglich, sich frei zu bewegen, geschweige denn seine Arme zu heben, denn das Zelt ist zum aktuellen Zeitpunkt einfach restlos überfüllt. Unserer Meinung nach sollte der nächste Besuch Calibans vielleicht auf einer der größeren Bühnen stattfinden. So gehen wir nun mit einem leichten Tinitus (im Zelt war es echt brachial laut) in Richtung Zeltplatz.

 

Samstag: Tag 3

Nachdem die letzten Nächte sehr wenig erholsam waren, schläft heute keiner mehr unruhig. Denn wenn die Müdigkeit siegt, dann kann man einfach nur schlafen wie ein Stein. Der heutige Tag verspricht aber alles andere als ruhig zu werden. Am finalen Tag des Wacken Open Airs müssen wir mindestens bis um 2:00 Uhr aushalten. Also starten wir erstmal mit einem ausgiebigen Frühstück und mindestens drei Tassen Kaffee. Auf dem Plan stehen heute Eskimo Callboy, Devildriver, Drone, Callejon, Arch Enemy und Parkway Drive. Nach der letzten Tasse setzen wir uns dann wieder in Bewegung zur letzten großen Wattwanderung in Richtung Party Stage. Das Wetter ist heute etwas besser, doch da alle unsere Klamotten eine gewisse Grundfeuchtigkeit haben, muss man alles erstmal „trocken laufen“.

Wacken 2016 - Impressionen
Wacken 2016 – Impressionen

Eskimo Callboy:
Tiefe Matsch-Seen, defekte Displays und Fußmaschinen, übersteuerte Höhen. Und trotzdem – nichts ist in der Lage, die Jungs von Eskimo Callboy aufzuhalten.

Mit fast schon dreister Leichtigkeit ziehen die sechs aus Castrop-Rauxel ihre Show durch und bringen die anfangs vom tiefen Schlamm abgeschreckten Fans zum Feiern. Nicht einmal der Defekt der Fußmaschine des Drummers schafft es, ihnen die Stimmung zu vermiesen. Zum Glück kann so ein Ausfall sehr professionell überspielt und die Fans bei Laune gehalten werden.

Wer Partymusik der härteren Art mag und nichts gegen elektronische Klänge hat, der ist hier goldrichtig. Verrücktes Auftreten, Bierduschen und kleinere Blödeleien sorgen für ein unterhaltsames und rundes Programm. Das Einzige, das den Spaß leicht bremst, sind die teilweise stark übersteuerten Höhen. Ob das nun an der Band, der Bühne oder am Veranstalter liegt, ist allerdings schwer zu sagen.

Wacken 2016 - Holy Schlamm Impressionen
Wacken 2016 – Holy Schlamm Impressionen

Devildriver:
Wenn es Bands gibt, die es verdient haben (für meinen Geschmack), auf einen der beiden Main Stages zu spielen, dann gehören Devildriver klar mit dazu. Einen Slot zwischen Eskimo Callboy und Callejon zu bekommen (nichts gegen die beiden Bands), ist in meinen Augen ehrlich nicht fair. Dez Fafara und Co. sind eigentlich Größeres gewohnt. So spielen sie schon seit Jahren als Headliner auf anderen Festivals, doch auf dem Wacken Open Air ist alles anders und so muss die Truppe aus Kalifornien um 14:55 Uhr auf die Party Stage ausweichen. Aber ehrlich, lieber hier, als gar kein Devildriver oder?

Da sich die Clouds over Wacken heute nicht so stark zeigen wie die letzten Tage, ist vor der Bühne einiges unterwegs. So feiern die Fans von Devildriver sogar auf dem noch immer nicht getrockneten Boden mit Circle Pits Songs wie Clouds Over California und I Could Care Less. Doch auch die neueren Tracks scheinen gut anzukommen. Sehr cool ist auch der Awolnation-Coversong-Sail, denn hier singen selbst die mit, die Devildriver nur sporadisch hören. Lustig ist allerdings, dass Dez Fafara hier zwischenzeitig klingt wie ein amerikanischer Rapper und nicht wie ein Shouter einer Metalkombo. Die Soundproblematik an der Party Stage macht sich leider immer wieder bemerkbar und so verschwinden mal die Mitten und mal die Höhen – es sei denn, man steht ganz vorn. Wer genau hier steht, der braucht sich keine Sorgen darüber zu machen, dass sich die Waschmaschine zu Hause langweilen wird. Denn durch den durchweg anhaltenden Circle Pit bekommt man immer wieder ein paar Spritzer ab, also kann man eigentlich auch direkt selbst mitlaufen.

Drone:
Nachdem Devildriver auf der Party Stage zeigen können, was in ihnen steckt, machen wir uns wieder auf den Weg, um unser Kilometergeld zu bekommen. So geht es wieder auf den Weg in Richtung Bullhead City Circus, denn für hier sind gerade die aus Celle stammenden Drone angekündigt. Bekannt schon von einigen anderen Auftritten (unter anderem auch bei unserem hauseigenem Konzert, dem Devastation The North 2013-Event in Oldenburg) und davon, dass Fronter Mutz einfach wie ein bunter Hund bekannt ist (irgendwie sehe ich ihn jedes Jahr auf dem Wacken Open Air, wenn auch nur sporadisch). Mit einem eigentlich ganz netten Slot darf die Kombo heute die W.E.T. Stage im Zelt beschallen.

Mit einer vollgepackten Setliste bekommt das Publikum vor der Bühne mit Songs wie Deepest Red, Format C und meinem Favoritensong Cloak In Your Own Waste ordentlich etwas geboten. Ein kleiner Pit und viele mitbangende Fans sind das, was Drone auch verdient haben. So sind sie nicht nur seit zwölf Jahren auf dem Markt, sondern ist noch immer zu sehen, dass man weiß, wo man hinwill und dass in den letzten Jahren immer alles genutzt wurde, was an Potential da war. Man bekommt mit Drone auch wie hier beim Wacken Open Air einfach eine Band, die weiß, wie man live Party macht. Nachdem Mutz und Co. von der Bühne verschwunden sind, geht es dann zum erneuten Matschmarsch zurück zur Party Stage.

Wacken Open Air 2016 -106

Callejon:
Kein Platz mehr vor der Party Stage? Das müssen dann wohl Callejon sein. Hart, melodisch, gut durchdachte Texte und doch auch gefühlvoll und mit viel Charme. Das Paket, das die Jungs aus Düsseldorf hier schnüren, ist das perfekte Geschenk für alle Fans, die den weiten Weg zum Wacken Open Air auf sich genommen haben, um Callejon live zu sehen.

Mit Liedern wie Wir sind Angst oder Veni Vidi Vici bringen sie das Publikum zum Kochen. Wer dadurch immer noch nicht in Bewegung gebracht wurde, hat spätestens bei Snake Mountain oder Porn From Spain 2 keine andere Wahl mehr. Trotz tiefem Matsch bilden sich sogar mehrere große Pits, in denen sich die ganz Hartgesottenen ihre tägliche Schlammpackung abholen können.

Doch auch wer lieber auf die Schlammschlacht verzichtet, kommt hier voll auf seine Kosten und kann zeigen, was in ihm steckt. Besonders laut gehen die Songs Dunkelherz und Kind im Nebel über die Lippen der Gäste – Gänsehaut pur.


Steelpanther:
Zeit für Titten auf der True Metal Stage. Steel Panther haben ihren Auftritt und die Musik, die – wohlgemerkt – gar nicht schlecht ist – gerät beinahe in den Hintergrund, denn die vier Amerikaner sind doch sehr besonders. Besonders schön. Besonders spaßig. Besonders obszön und besonders bescheuert. Es dauert nur wenige Songs bis zum ersten Mal dazu aufgefordert wird, „Titten“ zu zeigen. Und natürlich kommen dem direkt viele Frauen und auch Männer nach. Inzwischen weiß man ja, was man bei Steel Panther zu erwarten hat. Satchel macht sich einen riesengroßen Spaß daraus, den Bassisten Lexxi Foxx zu verarschen – schließlich hat man da laut Aussage von Satchel jemanden, der nicht der Hellste ist und zudem noch einen kleinen Penis hat an dem wohl einfachsten Instrument, das es in einer Band zu besetzen gibt. Ich betone es noch einmal: Die Musik von Steel Panther ist richtig guter Glam Rock und die vier wissen ganz genau, was sie machen, denn neben ihrem musikalischen Können wurde ihnen auch ein gewisses schauspielerisches Talent in die Wiege gelegt und so schaffen sie es immer wieder, das Publikum anzusprechen und bei Laune zu halten. Die Show ist einfach kunterbunt-schrill-schräg und überladen. Aber das sind nun mal Steel Panther und genau wegen der ausgelassenen Stimmung, die einen einfach mal alle Sorgen und Nöte vergessen lässt, besucht man ihren Auftritt immer wieder gern – ob man diese Art der Musik sonst hört oder nicht.

Wacken Open Air 2016 -93

Arch Enemy:
Auch zu so später Stunde (genauer gesagt um 0:40 Uhr) gibt es volles Programm. Unser Team hat die Wahl zwischen Arch Enemy auf der Black Stage und Parkway Drive auf der Party Stage. Da die Wahl schwer fällt, teilen wir uns auf. Ich habe somit die Ehre, Arch Enemy bei ihrem – zumindest angekündigt – größten Auftritt zu begutachten, der zudem auf DVD gebannt werden soll. Die Show beginnt episch mit einem Einspieler, das Publikum ist sichtlich aufgeregt und die grandiosen Lichttechniker können sich die Dunkelheit zu Nutze machen und so eine atemberaubende Show kreieren, die erstklassig auf den Gig abgestimmt ist. Vierzehn Songs werden dem geneigten Fan heute geboten – darunter fünf Stücke vom letzten Werk War Eternal aus dem Jahre 2014 (War Eternal, Stolen Life, You Will Know My Name, As The Pages Burn, Avalanche), weitere vier des grandiosen Khaos Legions (Yesterday Is Dead And Gone, Blood Stained Cross, Under Black Flags We March, No Gods No Masters) sowie weitere fünf Songs von den Alben Wages Of Sin, Doomsday Machine, Anthems Of Rebellion. Allesamt Stücke, die man kennen und lieben gelernt hat. Insgesamt ein schöner Auftritt einer starken Band, auch wenn ich Alissa White-Gluz heute nicht unbedingt in Bestform gesehen habe. Aber gut, es ist auch schon spät.

Parkway Drive:
Während ein Teil des Teams es vorgezogen hat, Arch Enemy zu bewundern, stehe ich lieber vor der Party Stage und warte gespannt auf die Australier von Parkway Drive, die heute endlich auf dem Wacken Open Air spielen. Lange habe ich darauf gewartet, die Truppe live zu sehen und heute Nacht ist es so weit. Ich finde es zwar schade, dass das Quintett so einen späten Slot zugeteilt bekommen hat, aber naja, das wird schon seine Gründe haben. Voll ist es auf jeden Fall dennoch…

Der Vorhang fällt und Parkway Drive legen direkt mit Destroyer los. Es ist zwar nicht mehr sonderlich warm, aber dennoch ist Winston McCall in seiner Bomberjacke doch ein Kuriosum. Aber in Australien ist es bestimmt wärmer im Sommer und der Gute muss sich auch erstmal warmsingen – da er sich kräftig bewegt und stimmlich wirklich sein Bestes gibt, dürfte das nicht lange dauern. Allein zu sehen, wie sehr sich die Band über die Zuschauermassen freut, bestätigt mir, dass es richtig gewesen ist, hier her zu kommen. Schnell kommen die ersten Rufe nach einem Circle Pit auf, dem jedoch nicht nachgekommen wird, denn was sich zu Carrion, dem dritten Song der heutigen Setlist von Parkway Drive, vor meiner Nase bildet, ist definitiv ein Moshpit. Oder eher Matschpit, denn der Boden ist in seiner Konsistenz eher flüssig denn fest. Aber Spaß muss sein und schließlich ist das der letzte Abend des diesjährigen Wackens. Bei Winston fällt die Jacke und Vice Grip ist an der Reihe. Und die Menge hüpft. Wahnsinn, es ist als erwecken Parkway Drive mit ihrem Charme noch die letzten Lebensgeister. Auch als das Publikum mitsingt, ist es der reine Wahnsinn – ich habe Gänsehaut. Jawoll, da ist der Circle Pit. Idols And Anchors macht noch mal ordentlich Stimmung. Bisher bin ich einfach nur begeistert. Und meine Begeisterung (sowie die des restlichen Publikums) hält an – die Australier sind einfach großartig. In der heutigen Show werden die vier letzten Alben Horizons (vertreten mit den Songs Carrion und Idols an Anchors), Deep Blue (Deliver Me, Karma und Home Is For The Heartless), Atlas (Dark Days und Wild Eyes) sowie natürlich Ire (Destroyer, Dying To Believe, Vice Grip, Dedicated, Writings On The Wall, Bottom Feeder und Crushed) in der Setlist-Auswahl berücksichtigt und der Circle Pit kommt fast nicht zum Erliegen. Leider ist Writings On The Wall ein kleiner Bruch, da der Song, doch ein wenig ruhiger ist. Das ist wohl auch meine einzige Kritik an der heutigen Songauswahl, denn hier kam es zu einem Break, der nicht hätte sein müssen. Dafür holt das darauffolgende Wild Eyes direkt alles wieder raus – die Band muss nur die ersten Töne anspielen und die Menge grölt mit. Wundervoll. Nach drei weiteren Stücken ist leider schon Schluss. Ich hätte hier noch ewig weiterfeiern können, denn Parkway Drive haben nicht nur eine geniale Show geliefert, sondern zu einer wirklich fiesen Uhrzeit noch richtig Stimmung gemacht und einfach mit unheimlicher Sympathie bei den Anwesenden gepunktet. Mein Wunsch für nächstes Jahr: Lasst die Jungs doch noch mal auftreten – diesmal aber zur „Prime Time“, wenn die Meute noch fit(er) ist und dann auf einer der Hauptbühnen. Verdient hätten sie es!

Wacken Open Air 2016 -86

Abschluss und Rückweg: Tag 4

Ja, das war es dann wohl – nach unserer letzten Nacht auf dem diesjährigen Wacken Open Air geht es für uns wieder zurück. Dass sich das schon viele andere gedacht haben müssen, ist offensichtlich, denn nach dem Wacken ist erstmal keinesfalls vor dem Wacken, sondern eher erstmal vor der Rückfahrt und der Zeit, die man benötigt, um wieder genug Energie zu sammeln. Als wir aus dem Zelt kriechen, ist die gefühlte Hälfte des Campgrounds bereits leer – doch das ist ja quasi so wie immer. Nach ca. viereinhalb Stunden und für Ray einen Flug in die Schweiz sind wir alle wieder heile zu Hause angekommen. Also bleibt nun Zeit und Platz für ein kurzes Resümee:

Das Wacken Open Air 2016 war mal wieder ein voller Erfolg. Durch die anstrengende Sicherheitslage in Europa musste auch der Veranstalter des weltweit größten Heavy Metal-Festivals dafür sorgen, dass hier den offiziell 85.000 Gästen nichts passiert. Wenn man überlegt, was das für alle Festivals bedeuten würde, wenn hier etwas passiert wäre, dann bin ich ehrlich gesagt froh über das kurzfristig aufgestockte Sicherheitsaufgebot. Wenn auf weniger als sechzig Mann ein Security-Mitarbeiter kommt (Polizei nicht eingerechnet), dann ist man hier sicherlich sicherer als in jeder Stadt mit ähnlicher Größe und ehrlich, dass man keine Tasche mit auf das Festival-Gelände mitnehmen konnte, ist meiner Meinung nach nicht so schlimm, wie es klingt. Durch die im Full Metal Bag enthaltene Trinkflasche ist es immer möglich, sich an den vielen Trinkwasserständen etwas abzuzapfen. Der Sound war dieses Jahr mal wieder genial – mit Ausnahme der Party Stage. Hier kam oftmals nicht das an, was hätte ankommen sollen. Sicherlich schade, doch im Vergleich zu anderen Festivals ist und bleibt das Wacken Open Air technisch an erster Stelle.

Wir von Time For Metal bedanken uns recht herzlich, dass es dieses Jahr wieder so gut gelaufen ist. Trotz der Wetterbedingungen hatten wir Spaß und konnten fast alles genießen, was wir uns angeschaut haben. Mit netter Unterstützung von unseren Freunden des Qonzerns konnten wir den coolen Wodqa einigen Freunden und Metalheads vorstellen. Zusätzlich bedanken wir uns auch bei unseren Partnern, die uns vor Ort einige Interviews ermöglich haben und schlussendlich sage ich vielen lieben Dank an die Veranstalter von ICS und dem Sicherheitspersonal vor Ort: Ihr habt echt einen tollen Job gemacht!

See You Next Year – Rain Or Shine

See You Next Year Folks!
See You Next Year Folks!