Winter Invasion Festival am 26.11.2016 im Herzogkeller Bayreuth

Festivalname: Winter Invasion Festival

Bands: Ektomorf, Imperium Dekadenz, Parasite Inc., NECROTTED, Hemlock, Clouds Over Antwerpen, Hot Beaver, Skjaldar, Imperious

Ort: Bayreuth

Datum: 26.11.2016

Kosten: 20 € VVK; 30 € AK

Genre: Metal

Link: http://winter-invasion.de/

winterinvasion

 

Und auf geht’s nach Bayern. Ähm…Entschuldigung…ich meine Franken. Ja, genau mit dieser Verwechslung sollte es heute Abend einiges an Diskussionsbedarf geben, denn ganz anders als erwartet, tritt man deshalb des öfteren in so manche Fettnäpfe.

Die Anfahrt gestaltet sich durchwachsen, denn der Bayreuther Verkehr lässt doch zu wünschen übrig. Da mein Fahrer jedoch schon einmal vor einigen Jahren vor Ort das Spektakel erleben durfte, bringt er mich dennoch schnell ans Ziel. Direkt vor Ort gibt es den Schlüssel fürs Hotelzimmer, welches nur dreihundert Meter entfernt ist. Eben eingecheckt in ein nostalgisches, aber niedliches Apartment, schon geht es los zum Schauplatz. (Hotelzimmer nicht im Eintrittspreis enthalten)

Auf dem Weg hinunter zum Event begegnen wir schon so manchem Fan und auch Ordner. Liebevoll auch der „Winterdienst“ der Winter Invasion genannt. Man kommt schnell in Gespräche, denn eins sind die Leute hier wirklich: Gesprächig. Wärend sich meine vogtländische Begleitung in so manche Themen vertiefen lässt, steht mir als gebürtige Thüringerin, die sich keinen Dialekt so wirklich angewöhnen konnte, Böses bevor. Ich verstehe kaum etwas beim ersten Mal und nachfragen gehört zum Standard. Zum Glück reisen Gäste aus ganz Deutschland an, sodass sich die Gespräche ausweiten und man schnell in viele interessante Themen kommen kann.

Die Pforten werden pünktlich 17:00 Uhr geöffnet. Nach einer ausgiebigem Taschenkontrolle dürfen wir passieren. Weihnachtliche Stimmung in Form von Lichterketten wurden ebenfalls an den Wegesrand gehangen. Man merkt schnell, dass sich hier Mühe gemacht wurde, bei jedem Gast ein schönes Feeling aufkommen zu lassen. Oben angekommen, fällt uns zuerst der Toilettenwagen ins Auge. Gut zugänglich und erreichbar. Auch eine kleine Bratwurstbude verfeinert den Gemütszustand. Ein Raucherzelt für die gesundheitsunbewussten Gäste sowie die eigentliche Veranstaltungshalle an sich, stechen ebenfalls ins Auge. Nach dem Betreten der Halle wird eins schnell klar: Dem Gast soll es an nichts fehlen. Merchandisestände, eine Bar, ebenfalls eine Energybar und zwei Bühnen werden heute unsere Freunde.

Impression
Impression

Zu Beginn des Events schaut man in eine leere Zuschauermenge. Was heißt Menge? Vielleicht fünfzig Personen verteilen sich in kleinen Grüppchen und bedienen sich an Bier und Proviant. „Etwas enttäuschend“, denken wir uns zuerst. Dies ändert sich jedoch schlagartig und wir werden bald eines Besseren belehrt.

Imperius
Imperious

Los geht’s mit Imperious auf der Mainstage. Die Franken, welche sich seit 2009 auf der Schiene des Epic Black Metal bewegen, schießen über das Ziel hinaus. Sie geben sich größte Mühe, das lichte Publikum zu unterhalten. Leider stoßen sie hierbei nur auf leere Stellen vor der Bühne. Vereinzelt traut man sich ran, kehrt jedoch wieder um oder verschränkt die Arme. So wie es meist beim Black Metal zu geht. Hauptsache nicht viel bewegen.

Beaver

Nach einer kurzen Umbaupause, die sich den gesamten Abend bei fünf Minuten pro Band einpegelt, geht es mit Hot Beaver weiter. Die Jungs aus Ungarn heizen die Gäste an und man möchte es kaum glauben, aber die Location scheint sich langsam zu füllen. Die Invasionstage ist die Secondbühne der Winter Invasion. Hier geht es mit den stets gut gelaunten Gesichtern richtig zur Sache. Bassist „Sexy“ trumpft ebenfalls mit einer leuchtenden Bassgitarre auf und trifft dabei auf entzückte Blicke.

Clouds over Antwerpen
Clouds over Antwerpen

Clouds Over Antwerpen klingt erst einmal nach 08/15 Standard-Metal in Richtung Parkway Drive. Vorurteile über Vorurteile, die sich aber auf gar keinen Fall bestätigen lassen. Kaum stehen Augenschmaussänger Sebi und Co. auf der Bühne, schon füllt sich die Halle. Hab ich was verpasst? Selbst schimpfen sie ihr Genre liebevoll „atmosphärisches Melo-Death-Bollwerk, gepaart mit brutalem Armageddon-Sound“. Und genau das ist es, worauf ich dann doch gehofft habe. Hin und weg sieht man die ersten angetrunkenen Fans weiter vorne die Köpfe rhythmisch zur Musik schwingen. Mir gefällt, was ich dort sehe…und natürlich höre! Auch wenn ich ständig an Devil Drivers Clouds Over California denken muss – dies ist das erste wirkliche Highlight für mich auf der diesjährigen Winter Invasion! Vielen Dank für diese Neuentdeckung!

Skjaldar
Skjaldar

Mit der Pagan Black Metal-Band Skjaldar geht es auf der Invasionstage weiter. Die Franken, welche sich liebevoll mit Corpsepaints eingeschmückt haben, zerlegen den kompletten Keller. Erste Fans eskalieren und feiern das Quartett. Nun ist es auch soweit, dass man behaupten könnte, die komplette Location sei ausgefüllt bis auf den letzten Meter. Trotz alledem trifft man zunehmend neue Gesicher. Wird der Herzogkeller noch explodieren?

Skjaldar Setlist:
1. Nebelkleid
2. Drachensarg
3. Sturm der Asen
4. Niedergang
5. Lass Leben fließen
6. Monument
7. Gjallar erklingt
8. Auf zu fernen Landen

Zeit für einen Abstecher in die Freiheit. Nach kurzer Anstehschlage beim „Bratwoscht“-Mann, der noch schnell erklärt, welche Unterschiede es zwischen Thüringer und Bayreuther Bratwurst gibt, geht es ab zum Toilettenwagen. Man möchte es kaum wahr haben, aber die Schlangen scheinen unendlich lang. Ungeduldige Gesichter wohin man schaut. Leider gibt es bei den Damen nur zwei Toiletten, sodass sich die ganze Geschichte als Geduldsprobe erweist.

Hemlock
Hemlock

Auf zum zweiten Highlight am heutigem Abend, denn mit dieser Neuentdeckung namens Hemlock hätte ich nicht gerechnet. Was genau dort auf der Bühne abgeht, kann ich nicht in Worte fassen. Ich weiß nicht, wo ich zuerst hinsehen soll. Die Jungs aus Las Vegas lassen es so richtig krachen. Ob es jetzt der Gitarrist ist, welcher wie ein Gummibärchen durch die Gegend springt oder Sänger Chad, der mit seinen Dreads beinahe, nennen wir es, rumspielt – alles ist einzigartig. Einflüsse aus ProPain, Slayer oder Hatebreed lassen dieses Genre gerade zu perfekt beschreiben. Auch nach der Show tummeln sich die Jungs in der Masse, sodass man schnell ins Gespräch kommt. Ob man möchte oder nicht, aber die Kontaktfreudigkeit muss man ihnen definitiv anrechnen. 2017 gibts übrigens laut Chad noch einen Tour-Zwischenstopp in Deutschland für all die Fans, die nicht dabei sein konnten!

Da ich eine kurze Pause benötigte, laue ich noch während der Show zum Hotel und tausche meine Klamotten gegen dicke Pullover, wechsle Kameraobjektive aus und besuche unsere eigene Toilette, denn die, die sich im Wagen befinden, sind mittlerweile unzugänglich für >schwache Gemüter<. Leider verpasse ich dabei Necrotted auf der Invasionstage und bin erst wieder pünktlich zu Parasite Inc. vor Ort. Die Setliste gibts trotzdem.

Necrotted Setlist:
1. Utopia
2. Rebuild And Revive
3. Assimilation
4. Worldwide
5. This Blustery Ocean
6. While We Sleep
7. Bigotry Unmasked
8. Philanthropic Misanthrope
9. Hunt Down The Clown
10. Confiscation Day

Parasite Inc.
Parasite Inc.

Die Melodic Death Metaler von Parasite Inc. stoßen auf einen gefüllten Konzertraum ohne Lücken und mit dichtem Gedränge. Was nicht verwunderlich ist, denn die Jungs aus Aalen, welche sich 2007 gründeten, fahren Bühnenpräsenz der Superlative. Mit Einflüssen aus Heaven Shall Burn oder Eisregen rocken sie die Stage. Auch mit großen Bands nahmen es Parasite Inc. bereits auf, so zum Beispiel auf dem Summer Breeze 2010 neben Rage und Equilibrium. Die Masse tobt und die Band zeigt sich von der besten Seite. Glanzleistung.

Parasite Inc. Setlist:
1. Fire The Machine
2. Back For War
3. Function Or Perish
4. In The Dark
5. Unmeant Outcasts
6. Time Tears Down
7. This World
8. Armageddon
9. Pulse Of The Dead
10. End Of Illusion
11. Outro

Imperium Dekadenz
Imperium Dekadenz

Mit Imperium Dekadenz geht der Abend langsam zu Ende. Die Band freut sich sichtlich, dass einige Gäste den Weg zur Second Stage gefunden haben. Black Metal scheint bei den Bayern nicht so gut anzukommen wie die softere Schiene des Melodic Metals. Trotz alledem füllen sich die Bühnenvorräume und die Band stößt auf ziemlich begeisterte Fans. Imperium Dekadenz gründete sich bereits 2004 und schreibt seitdem neben einer Demo und einer Split ganze fünf Werke. Ihr neuestes Stück Dis Manibvs veröfffentlichten sie unter dem Label Season of Mist sogar erst 2016. Dunkel geht es zu, was die Atmosphäre wahrlich einnimmt. Ein guter Auftritt, der soundlich hätte nicht besser sein können.

Imperium Dekadenz Setlist:
1. Striga
2. Only Fragments of Ligh
3. Reich der fahlen Seelen
4. Staub und Erinnerungen
5. Pure Nocturnal Rome
6. An Autumn Serenade
7. Schwarze Wälder

Ektomorf
Ektomorf

Der Headliner ist am Start. Was heißt Headliner. Der Hauptakt? Wie auch immer. Jetzt sind Ektomorf an der Reihe und das zieht natürlich JEDEN Besucher in die vollgestopfte Lokalität. Draußen ist niemand mehr zu sehen. Alle wollen sie, alle bekommen sie. Zeit für Thrash Metal aus Ungarn! Seit 1994 besteht der Name bereits. Was anfangs als Wackelangelegenheit begann, wurde schnell zum Highlight. 1996 traten sie ihrem ersten Plattenvertrag entgegen und stiegen schnell in die ausschlaggebenden Nachrichten wie des Metal Hammer Magazins oder des RockHard. Einige…nein, sogar unzählige Alben drangen bis dato zu uns durch und auch an Musikvideos mangelt es Zoli und Band nicht. Jeder kennt sie – zu Recht. Als Intro nutzen die Jungs ein Stück Intro aus der erfolgreichen Serie Game of Thrones. Gänsehaut. Mit geballter Ladung stehen sie nun also vor mir. In voller Größe und mit ein wenig zu viel Power, was sich geradezu ins Publikum projiziert. Das Publikum geht ab, untereinander auf sich los, wirbelt herum und triumphiert der Band entgegen. Mit Klassikern wie Holocaust oder Fuck You All kurbeln sie die Masse nahezu dazu an, den Exzess zu feiern….

Ektomorf
Ektomorf

…was für mich zum Todesurteil wurde, denn eigentlich wollte ich den Abend ohne große Andenken überstehen. Einer der exzessiven Gäste flankierte mir eine Faust ins Auge ohne es zu merken. Mein Abend war hinüber. Leider gelaufen. Aber das war es wert! Auf zum Hotel. Kühlen…kühlen…kühlen und hoffen, dass keiner am nächstem Tag etwas Falsches denkt.

Impression
Impression

Fazit: Ohne organisatorische Schwierigkeiten konnten wir das Winter Invasion in vollen Zügen genießen. Der Veranstalter und die Crew waren sehr nett und stets zuvorkommend. Um die Gäste wurde sich bei Problemen sofort gekümmert. Auch Alkoholleichen wurden stets freundlich behandelt und nicht ignoriert. Die Auswahl an Mahlzeiten war ausreichend, aber für den verwöhnten Gast etwas zu gering. Eine Pommesbude oder einen Steakstand hätten wir uns gewünscht. Die Toiletten waren definitiv das größte anzumerkende Kriterium im negativem Bereich. Bei mehreren hundert Gästen nur zwei Damentoiletten – da kann man sich das Chaos beim Anstehen ausmalen. Die Eventlocation ist wundervoll, aber dennoch fast schon zu klein für die Größe an Besuchermassen. Eine Lüftungsgelegenheit für den Innenraum zu späterer Stunde wäre wünschenswert. Das ist jedoch Nörgeln auf höchstem Niveau. 😉

Aus einigen Gesprächen konnte ich vernehmen, dass es die Gäste in der ersten Reihe als unangenehm erachteten, dass wenn eine Band auf der Mainstage spielte, auf der Secondstage durch den Bühnengraben vor der Mainstage starker Durchgangsverkehr in Form von Instrumententausch und Auf-/Abbau zulief. Eine „Sichtfeldeinschränkung“ sozusagen (dies betraf mich persönlich nicht, jedoch wurde ich gebeten, dies anzumerken).

 

Impression
Impression

Wir möchten uns bei Veranstalter und Crew für den astreinen Ablauf sowie die Absprache im Voraus und Nachhinein bedanken. Wir kommen gern wieder und lassen uns vom winterlichem Flair verzaubern. Eine tolle Leistung die in Bay….entschuldigung, ich meine Franken auf die Beine gestellt wurde. *lach* Bitte macht weiter so!