Event: Jailbreak Festival 2023
Bands: D-A-D, Within Temptation, Arch Enemy, Saxon, Alestorm, Glenn Hughes, Wolfmother, Bersærk, Mike Tramp, The Quireboys, Danko Jones, Metal Church, Skagarack, Red Warzawa, Skullclub, Timechild, Pectora
Datum: 11. – 12.08.2023
Genre: Heavy Metal, Power Metal, NWoBHM, Rock, Hard Rock, Thrash Metal, Rock, Fun Metal
Besucher: ca. 3500
Ort: Faengslet Horsens, Dänemark
Veranstalter: Live Nation DK
Kosten: 180 Euro p. P. für zwei Tage, Tageskarte ca. 110 Euro, Camping ca. 50 Euro
Link: https://www.jailbreak.dk/
Nun ist es wieder so weit. Das zweite Jailbreak Festival im dänischen Horsens steht an. Die erste Ausgabe im vergangenen Jahr mit Sabaton, Accept und Hammerfall hatte uns so gut gefallen, dass wir unbedingt wieder her wollten. Bereits im Vorfeld hatten wir uns eine Unterkunft in Horsens gesucht, sodass wir zwei Nächte vor Ort und auch noch relativ dicht bei untergekommen sind. Die Anreise verlief problemlos und nach dem Wohnungsbezug sind wir zum Gelände, einem zum Kulturzentrum umgebauten Gefängnis, gefahren. Auf der Rückseite wird kostenfreies Parken angeboten und das nutzen wir. Der Zugang aufs Gelände, wie bereits im letzten Jahr, vollkommen easy und so gelangen wir auf den Innenhof, auf dem bereits viele Gäste anwesend sind. Wie im letzten Jahr gibt es einen großen Merchstand, diverse Bierzapfstellen und Essensstände. Ein Pils, noch zu früh, schlägt mit knapp 7,40 Euro für den halben Liter zu Buche. ‚Ne Cola gibt es immerhin schon für etwas über drei, das Essen liegt im Schnitt bei 10 Euro. Das hindert aber nur wenige daran, allem reichlich zuzusprechen. Bedenkt man, was die Eintrittskarte kostet, scheint es den Dänen nicht so schlecht zu gehen. Musikalisch wurde das Line-Up vom letzten Jahr noch um einiges erweitert und so ist die Vorfreude auf die Bands des heutigen Tages schon groß. Es ist kein reines Metalfestival, auch viel Rock ist am Start. Pünktlich um 13:00 Uhr beginnen Artillery auf der kleineren Bühne im Saal. Die dänische Thrash Metal Kapelle liefert dann bereits ab. Immerhin gibt es die Band bereits seit 1982 und hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Von den Gründungsmitgliedern sind noch Michael Stützer und Carsten Nielson dabei. Begonnen wird mit The Almighty vom ersten Album. Es folgen noch sieben weitere Songs, wobei der Schwerpunkt auf den ersten Alben der Band liegt.
Bald zieht es uns raus, denn das Wetter ist schön und es gibt viele Sitzgelegenheiten. Ein neuer Bereich liegt etwas abseits und bietet geschützte Plätze. Gleich soll auf der Hauptbühne Mike Tramp Songs von White Lion performen. Zuvor wollen wir noch den Pressebereich aufsuche, der uns theoretisch die Möglichkeit bietet, schon mal Bilder zu bearbeiten oder auch einfach nur die Ruhe zu genießen. Das stellt sich als nicht so einfach dar, denn niemand weiß so genau, wo der liegt. So landen wir schließlich im Crew Bereich und werden schon etwas argwöhnisch gemustert. Scheinbar nicht so ganz richtig. Wir verlassen den Bereich zunächst, um erst mal vor der Hauptbühne Mike Tramp zu bewundern.
Der ehemalige Frontmann und Gründer von White Lion unterhält das Publikum in lupenreinem Dänisch und wir fragen uns, woher kann der das? White Lion ist doch eine US-amerikanische Band. Google hilft. Er ist gebürtiger Däne. Nun ja, auch bei Artillery hätte ich das nicht vermutet. Das soll uns aber an beiden Tage begleiten, denn es sind schon viele dänische Interpreten da.
Musikalisch wird guter Hard Rock geboten, wie White Lion das bis zur Auflösung 1991 gemacht haben. So kommen natürlich Songs wie When The Children Cry, Hungry oder Lonely Nights in dem ausgewogenen Set zum Tragen. Das Publikum, noch überschaubar, kommt auf seine Kosten und die Stimmung ist einfach prima. Wir genießen den Rest des Konzertes von einer der aufgestellten Bänke im hinteren Bereich, wo es zwar noch laut ist, aber erträglich. Ein erstes Getränk geht und da denkt man sich, selbst Wacken ist da noch günstiger. Aber so ist das mit der Besteuerung der alkoholischen Getränke im Staate Dänemark.
Rechtzeitig zu einer meiner Favoriten, den Dänen Timechild, stehen wir vor der kleineren Bühne. Die Band hat inzwischen schon eine beachtliche Fanbase um sich gesammelt, die dem Auftritt entgegenfiebert. Auch ich freue mich, die Band das erste Mal live zu sehen, verfolge ich sie doch bereits seit ihrer Gründung vor drei Jahren. Bereits die ersten Töne von This Too Will Pass vom Debütalbum kommen gut an. Der Auftritt entwickelt sich zu einem Siegeszug und es dürfte sich nur noch um wenige Jahre handeln, bis diese Band, sofern sie Bestand hat, auf den großen Bühnen spielen wird. Birk Hunter und Anders Folden Brink bilden dabei das Gitarrenmonster, welches den kraftvollen skandinavischen, progressiven Heavy Rock vorantreibt. In Hintergrund sitzt Martin Hauman, der seinem Namen gerecht auf die Drums prügelt. Bassist Daniel Bach unterstützt mit Backgrund Gesang und übernimmt bei Polecat Woman (Three Man Army Cover) das Mikro. Nicht schlecht, aber Anders Stimme passt besser. Gespielt werden sonst Songs des ersten Albums und bereits zwei neue Stücke der im September erscheinenden Platte Blossom & Plague. Das ist ein klasse Auftritt und live ist die Musik noch einen Grad härter und macht einfach Spaß. Die Jungs bleiben an dem Tag auch noch auf dem Gelände, genießen die Auftritte der anderen Bands und quatschen mit den Fans.
Auf der Main Stage schließen sich Wolfmother an. Leicht verloren stehen die drei Musiker aus Australien auf der großen Bühne, aber ihr Stoner Rock füllt die personellen Lücken aus. Drummer Hamish Rosser entledigt sich dann auch sofort seines Shirts und zeigt einen gut gestählten Oberkörper inklusive Sixpack. Musikalisch stimmt auch alles und so wird in der einen Stunde viel geboten. Dimension als Opener und dann geht es Schlag auf Schlag, wobei die meisten Songs von ihrer ersten gleichnamigen Platte stammen. Keine Schnörkel, einfach nur Rock ohne viel Schnickschnack. Der Crowd gefällt es. Inzwischen meldet sich auch ein kleines Hüngerchen und die Pizza für ’nen Zehner ist lecker und groß. Jede wird frisch zubereitet, was natürlich entsprechend lange dauert und wird dann in einem Pizzakarton rausgegeben. Das ist nicht ganz umweltfreundlich, denn, auch wenn Pappe, jedes Mal ein Karton, der im Müll zu den Mengen an Plastikbechern wandert. Da ist noch Verbesserungspotenzial, und über Mehrweg sollte mal nachgedacht werden. Auf der anderen Seite beschäftigt der Veranstalter viele Kräfte, die unermüdlich unterwegs sind und achtlos weggeworfene Lakritzschnaps-Röhrchen und Getränkebecher aufzusammeln. Das ist wiederum vorbildlich, könnte aber durch Mehrweg reduziert werden. Wo wir gerade dabei sind, auch die Toiletten sind ansprechend und sauber und es gibt genügend davon.
Nun aber zurück zum Wichtigsten, der Musik. Die Quireboys aus London stehen an und werden vom Moderator angekündigt. Das passiert übrigens mit jeder Band und so dient er nicht nur als Ansager, sondern auch als Motivator. Die fünfköpfige Kapelle aus London liefert dann auch feinsten Rock mit Hard- und Glam Rock Bestandteilen. Mühe haben sie nicht und das dänische Publikum feiert Songs wie Dirty Town oder Mona Lisa. Es ist nicht mehr ganz so voll, dafür sitzen viele draußen und genießen Bier und Sonne, was sich bei dem einen oder anderen schon bemerkbar macht. Passend dazu kommt um 19:00 Uhr eine Truppe, die genau dieses Lebensgefühl versprüht. Gelbe Quietscheente und Musik, die einfach zum Feiern gemacht scheint. Genau, Alestorm sind da und ihr Pirate Viking Metal sorgt auch hier wieder für ausgelassene Partystimmung. Dazu gehören viele, und ich meine richtig viele Crowdsurfer, die den Jungs im Graben ordentlich zu schaffen machen. Nicht immer ist die nötige Körperspannung gegeben, sodass Schwerstarbeit nötig ist.
Zu Alestorm kann man stehen, wie man will, Abriss ist aber immer garantiert. P.A.R.T.Y, einer der Songs, spiegelt das wider. Aber auch Keelhauled, Pirate Metal Drinking Crew oder auch Captain Morgan’s Revenge unterstreichen die Gute-Laune-Musik. Mit gemischten Gefühlen lassen wir das an uns vorbeiziehen und verfolgen den Auftritt von einer kleinen Anhöhe aus. Diese Position erlaubt es uns genau zu beobachten, wie kollektives Rudern geht und auch diverse Versuche auf einem aufblasbaren Krokodil zu surfen, entgehen uns nicht.
Auch auf die nächste Band habe ich mich persönlich sehr gefreut. Glenn Hughes spielt auf der kleinen Bühne, also fast direkt zum Anfassen. Das Set besteht aus reinen Deep Purple Songs, aus der Zeit, als er noch als Bassist dabei war. So sind es Stormbringer, Burn, Sail Away und Mistreated, die hier die Wände zum Beben bringen. Das liegt nicht nur an der immensen Lautstärke, sondern auch am Beifall, der allerdings nicht selten dem Gitarristen, Sören Andersen gilt. Der spielt nicht nur bei Glenn Hughes und Jesper Binzer, sondern produziert die Glenn Hughes Band, genau wie Thundermother und Timechild. Hier darf er den Meister des Basses unterstützen und das macht er gut und fotogen. Auch hier muss ich mich mal über den Fotograben auslassen. Genügend Platz, immerhin sind knapp 15 Fotograf:innen dabei, immer freundliche Securitys, keine Diskussionen und zuvorkommende Behandlung. Wir sind die einzigen Deutschen hier, sodass die Kommunikation untereinander, sofern sie stattfindet, auf Englisch erfolgt. Aber das tut dem allein keinen Abbruch und ist nur nett. Nach Hughes, den wir nicht ganz bis zum Ende verfolgen, da es trotz Gehörschutz irre laut ist, nutzen wir die Zeit für Kühlung mit einem Tuborg Klassik für gute acht Euro. Egal. Für uns steht heute nur noch der Headliner D-A-D auf dem Programm.
Die dänische Institution um die Brüder Binzer ist ohne Zweifel eine der erfolgreichsten Bands des skandinavischen Landes. Das liegt nicht nur an Jesper, der ja auch noch sein eigenes Bandprojekt, da mit Sören Andersen, erfolgreich führt, sondern auch am Bassisten Stig Pedersen, der mit seinen wechselnden Zweisaiten-Bassgitarren für Aufsehen sorgt. Geboten wird ein kurzweiliges Programm, das aus zwei Sets besteht. Wie ein großes Wohnzimmer mit gemütlicher Couch ist das Bühnenbild aufgebaut und nicht selten steht Jesper auf dem riesigen Seitenteil der Sitzgelegenheit. Im ersten Set wird die gesamte Riskin‘ It All Scheibe gespielt und im zweiten gibt es dann noch ein paar Songs, inklusive des Hits Sleeping My Day Away. Natürlich darf auch das eine oder andere Späßchen über Laust Sonne, dem Drummer, nicht fehlen und das ruft nicht nur bei der Band, sondern auch beim Publikum Freude hervor. Wir verstehen es leider nicht. Nach D-A-D treibt es uns zurück in die Unterkunft, denn immerhin sind wir seit zwölf Stunden unterwegs. Somit lassen wir die dänische Rock-, Doom-, Heavy-Kapelle Bersærk ausfallen, obwohl nicht wenige, traut man den Shirts, gerade deshalb hier sind.
Tag zwei folgt und nach einem ausgiebigen Frühstück kommen wir zurück zum Ort des Geschehens. Mit Pectora, ebenfalls eine dänische Combo, geht es im Westflügel, also auf der kleinen Bühne los. Der heavy Rock entpuppt sich fast schon als reiner Thrash kommt aber gut an und vertreibt den beim einen oder anderen vorhandenen Kater. Wir nehmen nur die ersten Songs mit und nutzen die Gelegenheit, kurz mit Peelgrin Petersen, unserer Ansprechpartnerin vor Ort, zu reden. Danach gehen wir dann mit einer Kollegin zum Pressebereich, der ganz woanders ist und unsre Erwartungen um so einiges übertrifft. Abgegrenzter Bereich mit Tischen und Arbeitsplätzen, direkt neben den Künstlergarderoben und dem aufgebauten Catering. Das gilt auch für uns, und so sitzen wir fast neben Within Temptation, Danko Jones und Arch Enemy. Das hat man selten, dass man denen so nahekommt. Es gibt zwar keine Gespräche oder Bilder, aber hier sind alle gleich und respektieren die Privatsphäre.
Unser Aufenthalt ist nur kurz, denn Skullclub sind dran. Die erfreuen sich einer großen Fanschar und so ist es auch voll vor der Bühne. Nachdem eine leicht bekleidete Dame mit Skimaske und Piratenflagge den Auftritt einläutet, steht Piratenpunk mit folkigen Einflüssen auf dem Programm. Da heute scheinbar vom Auftritt auch Videoaufnahmen gemacht werden, geben sich die Jungs aus Kolding viel Mühe und Sänger Troels Bjorholm versucht immer schön böse auszusehen. Als dann beim zweiten Song noch ein Banjo dazukommt, vermischt sich der Sound zu Punk, Folk, Ska, Oi und Rock. Die Texte können von vielen mitgesungen werden und so ist die Stimmung super. Kurzweiliger Auftritt, aber auf die kommende Band habe ich mich auch schon gefreut.
Die Thrashveteranen von Metal Church entern die Bühne. Von der ersten Minute an richtig auf die zwölf. Einzig verbliebenes Ursprungsmitglied Kurd Vanderhoof an der Gitarre und auch der neue Sänger Marc Lopez können es reißen. Melodiöser Thrash gepaart mit viel Leidenschaft lassen dieses Gewitter wirken. Gestern waren sie noch auf dem Alcatraz Festival und konnten für heute üben. So wirken Ton Of Bricks oder die alten Hauer Metal Church, Battalions oder Gods Of Wrath wie aus einem Guss. Es wird ihnen mehr als gedankt. Geiler Auftritt. Warum sie nie so groß geworden sind wie Metallica, Anthrax oder Megadeth ist mir ein Rätsel. Es hat einfach nicht sollen sein und die Auflösung 1993 war sicherlich ebenfalls nicht hilfreich.
Es geht mit Melodic Doom mit blau gekleideter Frontfrau weiter. Alissa White-Gluz und ihre Mitstreiter von Arch Enemy sind dran. Auch hier werden keine Gefangenen (anders als der ursprüngliche Zweck der Location) gemacht. Der Himmel fängt an, sich zu verdunkeln und die ersten Regenschauer kommen runter. Da ich darauf nicht vorbereitet war, kaufe ich mir einen Regenponcho am Merchstand. Der ist von D-A-D und stinkt beim Auspacken sehr chemisch. Das wird dann später noch besser und er erfüllt seine Aufgabe. Trotz des Regens können die gut 2000 vor der Bühne und unter den aufgebauten Sonnen/Regenschutzplanen Stehenden Alissa bewundern, die mal auf dem Drumpodest steht oder in vorderster Front mit Kickeinlagen für gute Bilder sorgt. Klasse Sound, versteht sich fast von selbst, wird der Auftritt zum Selbstläufer. Deceiver, Deceiver, Ravenous oder House Of Mirrors, es wird einiges an Songs in der Stunde Stagetime geboten. Wir verfolgen von weiter hinten den Auftritt und ich halte mit Pils von innen gegen den Regen an.
Gleich geht es nach innen zu Skagarack, einer weiteren dänischen Band. Für mich eine der schwächsten Bands des Events (sehr statisch), haben sie hier jedoch viele Freunde. Mit Rock This City legen die los und können zumindest die eine Stunde vom doch starkem Regen ablenken. Wir verziehen uns in den Pressebereich und lernen einen netten, Deutsch sprechenden Kollegen aus Dänemark kennen. Mit dem unterhalten wir uns, während Alissa sich am Büfett bedient und Danko Jones sich auf ihren Auftritt vorbereiten. Bevor die jedoch dran sind, steht mit Saxon erst noch eine der wohl bekanntesten Bands des NWOBHM in den Startlöchern. Von der ersten Minute an können Peter „Biff“ Byford, Doug Scaratt, Tim „Nibbs“ Carter, Nigel Glockler und Aushilfsgitarrist Sam Wood (Black Star Riders) überzeugen. Die Herren haben es drauf und Biff scherzt mit den Zuschauern und lässt so den Regen vergessen machen. Aus Solidarität kippt er sich, unter lautem Beifall, eine Flasche Wasser über den Kopf. Die Setlist beinhaltet viel Klassiker u. a. Motorcycle Man, Strong Arm Of The Law, Wheels Of Steel oder auch Crusader. Leider geht nicht viel mehr und standesgemäß wird der Auftritt mit Princess Of The Night beendet. Gelungener Auftritt, den wir uns trotz des Regens komplett ansehen. Gleich gibt es noch Danko Jones, der auf der kleineren Bühne auftreten wird.
Hier ist es noch mal voll, als die Garage Blues Rock Band um Frontmann Danko loslegt. Ohne viel Tamtam legen die mit ihrem 15 Songs umfassendem Set los. Guess Whos Back beginnt und wird gleich mit I Gotta Rock und I Am In A Band fortgesetzt. Das machen die nicht schlecht und die Crowd betätigt das. Der Sound ist gut und die Band voller Energie. Trotzdem fängt es mich nicht wirklich und so geben wir uns nur noch drei Songs. Dann gehen wir noch mal in den Pressebereich und lassen uns trocknen. Zu Within Temptation wollen wir pünktlich zurück sein.
Um 22:00 Uhr ist es fast dunkel, als die Niederländer die Bühne betreten. Als Headliner haben sie gute 90 Minuten, die gut gefüllt sein wollen. Damit dürfte die Symphonic Metal Band keine Probleme haben. Mit See Who I Am geht es los und der Himmel hat auch ein Einsehen. Der Regen ist abgezogen und so kommt die Licht- und Feuershow gut zur Geltung. Frontfrau Sharon Den Adel hat gleich alle im Griff und ihre hohe Stimmlage passt zu den komplexen Songs. Tja, was folgt, ist ein visueller und akustischer Hochgenuss, der kaum Wünsche offenlässt. Wie Lichtkanonen strahlen die verschiedenfarbigen Strahler in den Himmel über Horsens, und auch der eine oder andere Anwohner dürfte ohne Eintrittskarte in den musikalischen Genuss kommen. Drei Songs des aktuellen Albums Resist (na ja, von 2019) sind mit dabei, ansonsten werden aus jeder Schaffensphase ein oder zwei Songs gespielt. Mit Mother Earth vom gleichnamigen Album ist der Auftritt um 23:30 Uhr beendet. Was kann dann noch folgen? Als Rausschmeißer fungieren Red Warszawa. Die dänische Truppe überzeugt vor allem durch ihre Kostümierung und ihre unbändige Spielfreude. Damit fängt sie die noch feierwütige, wenn auch schon dezimierte Menge ein, die die dänischen Texte scheinbar alle auswendig kennt. Mit Hurra Skolen Brænder fangen sie an und mit Brøndby Strand endet der Auftritt und ist somit ein würdiger Abschluss.
Mein Fazit zu diesem Event:
Eines der entspanntesten Festivals. Kurze Wege, Top-Bandauswahl. Man fühlt sich als Presse willkommen und wertgeschätzt. Feierwütige Dänen, die sich aber fast immer zu benehmen wissen. Eine Location, die es wert ist, besucht zu werden. Dazu noch ein Second-Hand Plattenladen um die Ecke (hat mit dem Festival nix zu tun), der für schmales Geld einige Vinyl Platten hat. Im nächsten Jahr werden wir wieder dabei sein, wenn es heißt: Jailbreak 2024 in Horsens.