Interview mit Carolin Loy und Kurt Bauereiß von Brunhilde zum neuen Album „To Cut A Long Story Short“

Die sympathischen Nürnberger stellen sich überraschend offen unseren neugierigen Fragen

Artist: Brunhilde

Herkunft: Nürnberg, Deutschland

Genre: Metal-Punk

Label: Count & Countess

Links: https://www.facebook.com/brunhilderocks/

Bandmitglieder:

Gesang – Caro Loy
Gitarre – Kurt Bauereiß
Bass – Daniel Wicke (Gastmusiker)
Schlagzeug – Bastian Emig (Gastmusiker)

Kurt Bauereiß und Carolin Loy (Copyright: PaceArt)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Female-Frontend Band Brunhilde ist im Kern ein Duo aus Nürnberg. Gegründet 2013, bringen sie im Februar ihr drittes Full Lenght Album To Cut A Long Story Short heraus. Der Entfernung und der momentanen Situation geschuldet, führten wir das Interview brav über die digitalen Medien.

Time For Metal / Norbert:
Hallo Caro, hallo Kurt,
erst einmal danke für eure Zeit. Erster und wichtigster Punkt am Anfang. Hoffentlich hat niemand Probleme mit dem Virus und euch geht es allen gut?

Brunhilde /Caro:
Hey Norbert, sehr gerne. Zum Glück ist keiner von uns betroffen ….uns und unseren Familien geht es gut.

Time For Metal / Norbert:
Jetzt aber erst einmal zu eurer Vergangenheit. In welchen Projekten/Bands habt ihr früher gespielt? Stammen eure Wurzeln dabei aus anderen Genres? Möchtet ihr die Band erst einmal vorstellen?

Brunhilde / Caro:
Brunhilde gibt es seit ca. 2013. Kurt und ich trafen uns in den Streetlife Studios. Dort ist dieses Projekt entstanden. Anfänglich war es eher ein Ausprobieren… Wo geht die Reise hin, was wollen wir, können wir das umsetzen usw.? Wir haben uns dann ein paar Musiker gesucht und so ist das eigentlich entstanden. Ich schrieb die Songs, Kurt die Arrangements und dann ging’s los.

Kurt hat in diversen professionellen Bands gespielt. Ich hingegen habe meine Seele an Brunhilde verkauft. Selbstverständlich habe ich in der einen oder anderen Coverband und früher im Kinderchor gesungen, allerdings hat mich das nie so richtig erfüllt. Ich für meinen Teil liebe Musik… Auch unterschiedliche Genres. Ich kann tatsächlich allem etwas abgewinnen, außer Ballermannmucke.

Time For Metal / Norbert:
Viele unserer Leser werden euch noch nicht so ausgiebig kennen. Erklärt denen doch bitte noch einmal: Warum benennt man eine Band nach der Gattin König Gunthers aus der Nibelungensage und spielt dann keine Mittelaltermusik?

Brunhilde / Caro:
Schön, wie diese Frage formuliert ist. 🙂 Liebe Leser, der Name Brunhilde ist tatsächlich aus einem Quentin Tarantino Filmabend entstanden. Django Unchained. Djangos Frau hieß Brunhilde. Ich habe dabei in keiner Weise an die Nibelungen gedacht. Erst als ich immer wieder damit konfrontiert war und auch einige „angebliche Musikbranchenkenner“ mich drauf hinwiesen, dass ich mich jetzt schon mal verkleiden müsste, da die Band ja Brunhilde heißt, ist es mir erstmals bewusst geworden. Diese Verkleidungsgeschichte mussten wir uns übrigens sehr oft anhören. Aber wieso muss man denn immer in eine Schublade passen?

Time For Metal / Norbert:
Ihr kommuniziert seit Beginn an mit euren Fans in Englisch. Hattet ihr schon vorher einen Bezug zur englischen Sprache oder zielt es schon von Beginn an auf eine internationale Karriere ab?

Brunhilde / Caro:
Die Businessantwort ist: Das muss international wirken und für jeden verständlich sein. Auch schon aus dem Grund, dass wir enorm viele Klicks in Frankreich und UK haben. Meine persönliche Meinung…  Der einzige Grund, warum ich Englisch singe oder manchmal auch spreche (nicht immer) ist: Ich habe einen fränkischen Dialekt und dieser hört sich gesungen einfach total doof an. Wir Franken rollen das „R“ extrem. Aber interessanterweise tue ich mich in Sachen Text auf Englisch sehr viel leichter als auf Deutsch.

Time For Metal / Norbert:
Ich bin 2017 auf euch aufmerksam geworden, als ihr das Video zum Song Fake Or Real herausgebracht habt. Das einschlagende Flugzeug in den 2. Twin Tower verschreckte damals viele. Wie hattet ihr das wahrgenommen?

Brunhilde / Caro:
Echt? Warum? Das gehört nun leider zu unserer Geschichte. Je wacher die Menschen heutzutage sind, umso besser. Vor schlimmen Dingen und der Realität sollte man die Augen nicht verschließen. Wir sind alle am Zuge etwas zu verändern. Sich selbst zu verändern, denn man bewegt nichts, wenn man sich selber nicht bewegt. Ich habe immer noch die Hoffnung, dass auch andere die Welt schön und positiv gestalten möchten…

Time For Metal / Norbert:
Brunhilde und das Streetlife Studio bilden scheinbar mittlerweile eine Einheit. Seid ihr mittlerweile “Berufsmusiker” oder sichert ihr euch noch mit anderen Jobs ab?

Brunhilde / Kurt:
Wir sind mit dem Streetlife Studio eigentlich gut ausgelastet. Wir arbeiten selbstverständlich auch noch für andere Künstler. Ob Hörspiele, Orchester, Sprecherjobs etc.. Brunhilde ist ein großer Teil davon, aber ohne andere Aufträge geht es auch bei uns nicht.

Time For Metal / Norbert:
Es heißt immer, ihr seid ein Duo mit zwei Gastmusikern. Wollt ihr keine feste Besetzung oder hat es sich einfach noch nicht ergeben? Euer Schlagzeuger Bastian Emig ist ja nun auch schon eine ganze Zeit bei euch.

Brunhilde / Caro:
Wir haben das Projekt zu zweit in Angriff genommen. Als Brunhilde 2.0 sind wir seit Juni 2020 in der Offensive. Genau dummerweise in Corona. Viele Musiker wollten sich nicht binden, da diese nun auf andere Jobs angewiesen sind und waren, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Man weiß in dieser unsicheren Phase leider gar nicht, wie etwas funktioniert und wo es hingeht, da uns einfach LIVE fehlt und wir keine Live-Resonanz bekommen. Somit stemmen Kurt und ich die Band alleine. Ich persönlich finde es sehr interessant, mit verschiedenen Musikern und ihren Einflüssen zu arbeiten.  Wir sind alle cool miteinander und wenn der eine nicht kann, kommt der andere. 🙂

Time For Metal / Norbert:
Da sind wir dann auch schon bei der neuen Scheibe. Im Video zu Where Are You Going taucht plötzlich Bassist „Evil“ Jarred Hasselhoff von der ehemaligen Bloodhound Gang zusammen mit Michael Lucas, Drummer bei Rabia Sorda, auf. Eine Show für das Video in Berlin, oder haben sie auch den Song statt Daniel Wicke, eurem derzeitigen Bassisten und Bastian Emig, eurem Schlagzeuger mit aufgenommen?

Brunhilde / Caro:
Daniel Wicke wird voraussichtlich nicht mehr offiziell bei uns spielen, da er eben auch dieses Jobproblem hat. Ist absolut verständlich. Wir sind hier aber auch so verblieben, dass er live spielen wird, wenn es die Zeit zulässt. Wir versuchen allen so gut wie möglich entgegenzukommen. Außergewöhnliche Zeiten wollen außergewöhnliche Maßnahmen. Bei dem Video war es eben so, dass hier auch ein Zeitproblem im Raum stand. Alles halb so schlimm. Ich, als bekennender Bloodhound Gang Fan der 90er-Jahre, war mehr als happy. Ich feier Jared sehr!!! Auch Michael ist ein so lieber Typ. Das war mal etwas anderes, hat aber sehr Spaß gemacht.

Caro Loy und Evil Jared, Quelle: m2 mediaconsulting

Time For Metal / Norbert:
Wie kam es zu dieser kuriosen Zusammenarbeit?

Brunhilde / Kurt:
Wie schon Caro gesagt hat, war der Dreh in Berlin ziemlichen kurzfristig und Jared ist eben ein klasse Typ, mit dem man sehr gerne zusammenarbeitet. Unser Management hat eben Jared und Mike gefragt, ob sie da mit am Start wären. Jared und Mike gefällt unser Sound und alles drum herum. Damit war das Set-up komplett.

Time For Metal / Norbert:
Es ist ja nicht die einzige prominente Zusammenarbeit. Produzent Charlie Bauerfeind (u.a. MotörheadBlind GuardianHelloween) hat euch ja für sich entdeckt. Eure „Gastmusiker“ kannten ihn ja schon, da InLegend und Van Canto, wo beide schon gespielt haben, auch in seiner Liste stehen. Ist darüber auch die Zusammenarbeit mit Brunhilde entstanden?

Brunhilde / Kurt:
Charlie arbeitete gerade an anderen Projekten in den Streetlife Studios in Fürth und hörte zufällig ein paar unserer neuen Tracks. Ihn haben der Sound und unsere Arrangements sofort gefallen. Damit startet die Zusammenarbeit mit Charlie, was für uns natürlich megahilfreich ist. Charlie hat nicht nur als Produzent mega Erfahrung und Know-how. Charlie ist sehr gewissenhaft und mega professionell. Da muss alles 100 % perfekt sein, sonst geht gar nix!

Time For Metal / Norbert:
Die ersten beiden Alben wurden vom Punk bestimmt. Dollhouse, das erste Album von 2015, hatte sogar mit der Zensur zu kämpfen. Jetzt geht die Reise mehr in Purismus und musikalisch in den Metal. Liegt das alles nur am neuen Produzenten oder ist es einfach als eine Weiterentwicklung zu sehen?

Brunhilde / Caro:
Ich würde sagen beides, beziehungsweise in Kombination. Mit jemandem wie Charlie zu arbeiten, ist eine Ehre. 🙂 Man lernt so viel über sich selbst, geht mal über Grenzen, die man vorher nicht mal aus der Entfernung gesehen hat, und man lernt so viel im Allgemeinen dazu. Manchmal ist man sehr betriebsblind, da ist ein frischer Wind sehr gut.

Brunhilde / Kurt:
Es ist einfach eine Entwicklung, die man macht. Wenn ich mir Songs von der ersten Scheibe anhöre, würde ich diese nie und nimmer so mehr arrangieren… . Wenn man Songs live spielt und die Reaktion von Publikum in sich aufsaugt, formt das alles.

Time For Metal / Norbert:
Carolin, deine Stimme braucht sich beim Nina Hagen Cover So Bad nicht vor dem Original zu verstecken. Hast du eine klassische Gesangsausbildung wie Nina Hagen? Ist sie so eine Art Vorbild für dich?

Brunhilde / Caro:
Kinderchor bei Frau Reber 🙂 Vielen Dank für die Blumen… Ich habe mir nach einiger Zeit einen Vocalcoach gesucht, um technisch und charakteristisch besser zu werden. Ich habe demnach keine klassische Gesangsausbildung. Ich kann halt gut schreien 🙂 und ich ziehe meinen imaginären Hut vor Nina Hagen.

Time For Metal / Norbert:
Die Dateien des neuen Albums, die mir netterweise zum Hören zur Verfügung gestellt wurden, sind nummeriert mit A1 bis D3. Lässt das auf eine Vinylausgabe schließen? Wenn ja, könnt ihr schon gleich eine von allen signierte To Cut A Long Story Short Ausgabe für mich beiseitestellen…

Brunhilde / Kurt:
Na, logisch!! Die Vinyls sind limitiert und sehr aufwendig! Als Doppel Vinyl mit Doppel Gateway und bedruckten Innenhüllen mit vielen Bildern, Lyrics u.s.w. . Für die Musik Freaks ein „Muss“. Wer noch ne fette Anlage zu Hause hat, muss die Scheibe haben!!

Time For Metal / Norbert:
Die letzten Appetithappen hatten ein künstlerisch hochwertiges Cover, To Cut A Long Story Short hat nun wieder ein „normales“ Artwork. Wer ist der Künstler der Comic-Carolin? Wie kam es dazu und warum führt ihr das nicht weiter? Ist doch ein hervorragendes Marketing-Werkzeug und sieht auch noch verdammt gut aus.

Brunhilde / Kurt:
Ja. Wir haben zusammen mit unserem Promoteam eben diese Comic-Schiene ausgedacht, was auch im Video zu Choir Boy megagut ankam!

Unser Manager, Urs Middelhauve kennt den Grafiker Eckart Breitschuh ganz gut (sind beide aus Hamburg). Und so wurde Ecki eben für diesen Job eingesetzt….

Time For Metal / Norbert:
Was haltet ihr von den derzeitigen Livestreams, die ja in aller Munde sind? Ist ein Geisterkonzert nicht eine Option für euch, um euren Fans zu zeigen „Ja, hier ist die neue Scheibe und wir haben es auch live drauf“? Releasepartys werden mit Sicherheit auch im Februar noch nicht funktionieren.

Brunhilde / Caro:
Ich finde, wenn es gut gemacht und professionell ist, kann sich ein Livestream absolut lohnen und sehen lassen. Wenn ich aber sehe, dass Musiker in der Jogginghose dasitzen und scheiße aussehen, find ich es nicht cool. Wir haben darüber schon gesprochen, ob wir es machen sollen. Wenn wir es machen, muss es aber richtig cool werden 🙂

Time For Metal / Norbert:
Es gab bisher nicht allzu viele Liveauftritte von Brunhilde. Der letzte, wenn ich richtig gerechnet habe, vor 14 Monaten. Die Arbeit am neuen Album und Corona taten ihr Übriges.
Der Supportauftritt bei eurem Heimspiel in Nürnberg vor ZZ Top ist noch heute in aller Munde. Wen oder welche Band würdet ihr gern mal auf einer längeren Tour begleiten oder habt ihr eigene, größere Ziele?

Brunhilde / Caro:
Durch Corona war das Livespielen echt sehr ungünstig. Es gibt viele Musiker, mit denen ich gerne spielen würde. Limp Biskit tatsächlich, oder Nina Hagen, der Wirtz… da gibt’s tatsächlich viele.

Time For Metal / Norbert:
Ich sehe gerade, ihr habt im November eine Zusammenarbeit mit Hanse Booking Hamburg begonnen. Also ist da in Zukunft wieder etwas mehr „Live“ zu erwarten oder sollen sie nur eure Ziele umsetzen?

Brunhilde / Kurt:
Wir haben Torben im Team. Er ist erfahren und vor allem ein netter Typ! Torben arbeitet jetzt schon an möglichen Liveshows, obwohl ja noch nichts erlaubt ist. Wir möchten eben nichts versäumen…. Und gleich am Start sein, wenn es wieder losgeht!! Wir hoffen bald!!!

Time For Metal / Norbert:
Zu guter Letzt natürlich die Frage nach dem, was ich nicht gefragt habe, ihr aber unbedingt unseren Lesern mitteilen möchtet.

Brunhilde / Kurt:
Tatsächlich hast du eigentlich schon alles gefragt. Sogar mehr als viele andere. Da waren jetzt mal andere Fragen dabei und es war uns eine Freude, diese zu beantworten!

Time For Metal / Norbert:
Nochmals Danke für die Zeit, die ihr euch genommen habt, um euch in meinen Fragen zu präsentieren. Wir wünschen euch alles Gute und ich hoffe, euch endlich einmal bei einem Konzert zu sehen und euch gegebenenfalls auch einmal persönlich kennenzulernen. Irgendwo zwischen Hamburg oder dem Süden Dänemarks…