Iotunn – Kinship

Zweiter Iotunn-Aufschlag und Höchstpunktzahl - Das Album (zumindest meins) des Jahres 2024?

Artist: Iotunn

Herkunft: Dänemark/Farö

Album: Kinship

Spiellänge: 68:32 Minuten

Genre: Progressive Metal

Release: 25.10.2024

Label: Metal Blade

Format: CD, Vinyl, Digital

Link: Iotunn

Bandmitglieder:

Gesang – Jón Aldará
Gitarre – Jens Nicolai Gräs
Gitarre – Jesper Gräs
Bass – Eskil Rask
Schlagzeug – Bjørn Wind Andersen

Tracklist:

  1. Kinship Elegiac
  2. Mistland
  3. Twilight
  4. I Feel The Night
  5. The Coming End
  6. Iridescent Way
  7. Earth To Sky
  8. The Anguished Ethereal

Mit Spannung habe ich die neue Iotunn-Platte Kinship erwartet. Immerhin gab es bereits vor einem Jahr mit Mistland einen neuen Song, der schon mal erahnen ließ, wo die Reise hingehen könnte. Im Laufe der letzten Wochen wurden dann mit Twilight und I Feel The Night zwei weitere Songs veröffentlicht, die erahnen ließen, dass Großes kommen kann. Und es kommt. Fast 70 Minuten verteilen sich auf acht Songs, in denen es um eine mythologisch musikalische Reise der menschlichen Natur geht. Die von uns getroffenen Entscheidungen definieren unser Sein und führen zu Trennungen und Verbindungen. Das alles vertonen und verarbeiten Iotunn in ihren Songs. Der zweite Longplayer wurde von Jacob Hansen in den Hansen Studios in Ribe, Dänemark (u. a. auch Arch Enemy, Katatonia, The Black Dahlia Murder, Volbeat, Týr) gemischt und gemastert.

Tja, und nun muss die Musik für sich sprechen. Bereits mit dem Opener Kinship Elegiac vermögen die Brüder Gräs uns in eine andere Welt zu versetzen. Ein monumentales Stück mit Tiefe und Aussage, geheimnisvoll und düster, wie es in einer skandinavischen Nacht sein mag. Leicht akustisch beginnend (erinnert an Led Zeppelin, wobei ich nicht mal sagen könnte, welcher Song, Babe I’m Gonna Leave You, Friends oder Gallows Pole kommen mir in den Sinn), mit der immer etwas anklagend wirkenden Stimme von Jón Aldará, die den lyrischen Inhalt transportiert. Es wird schnell intensiver und fast 14 Minuten lang wird ein Teil einer Geschichte erzählt, die in urzeitlicher Zeit angesiedelt ist und sich um die Geschichte eines Mitglieds eines prähistorischen Stammes dreht. Dabei geht es um die vielfältigen Bedingungen des Lebens, während Themen wie Einheit/Zerfall, Licht/Dunkelheit, Körper/Geist, Natur/Kultur, Gut/Böse, Schöpfung/Zerstörung und Menschlich/Unmenschlich im Laufe des Albums entfaltet werden. Was sich da musikalisch abspielt, kann kaum beschrieben werden, so komplex kommt der Song rüber. Das setzt sich in Mistland fort und man erkennt den Zusammenhang, der vor mehr als einem Jahr beim Release des Tracks noch nicht erkennbar war.

Immer wieder begeistern die Gitarrensoli von Jesper und Jens, die auf ganzer Linie überzeugen. Auch Bassist Eskil und Drummer Bjørn fügen sich den Songs unter. Sie vermögen aber mit ihrem Beitrag genau das abzubilden, was benötigt wird, um die Komplexität der Tracks zu entfalten. Wer sich mal ein Konzert der Jungs angesehen hat, wird wissen, was ich meine. Twilight und I Feel The Night setzen die bereits begonnene musikalische Reise fort. Es zeigt sich die große Klasse der Band, die mit Access All Worlds aus dem Jahre 2022 bereits für Furore sorgte. Mit Kinship setzen sie das souverän fort und vermögen noch mindestens einen draufzulegen. Iridescent Way ist als einziges ruhiges Stück mit akustischen Gitarren und dem ausdrucksstarken Gesang von Jón ein Beispiel dafür, dass sie auch anders können. Ich sehe es direkt vor mir. Links und rechts die Brüder Gräs mit der akustischen Gitarre versunken im Spiel, während Jón hinter seiner obligatorischen Kapuze den Song zelebriert, eher lebt. Mega stark.

Bereits jetzt gibt es die Höchstpunktzahl, egal, was noch kommen mag. Es kann gar nicht mehr schlecht werden. Earth To Sky geht wieder ab. Growling, Klargesang und rasantes Tempo vereinen sich zu einem Kracher allererster Güte. Immer wieder klasse Klampfeneinsätze von Jesper und Jens, die sich weit nach oben an die Spitze von erstklassigen Gitarristen setzen. Zum Schluss kommt mit The Anguished Ethereal ein über zehnminütiges Stück, das nochmals das ganze Spektrum des musikalischen Schaffens vereint. Es fällt schwer, sich von der Musik zu lösen und der nächste Durchlauf bringt neue Facetten hervor. Diese komplexen Songstrukturen sind dafür gemacht, sie am besten mit Kopfhörern bewusst zu hören und immer wieder Neues zu entdecken. Freue mich bereits jetzt auf die haptischen Ausgaben, die hoffentlich zum Erscheinungstag da sein werden. Als Nächstes ist dann ein gesamtes Konzert auf dem Plan, um zu sehen, wie das auf der Bühne umgesetzt werden kann.

Iotunn – Kinship
Fazit
Es ist erst das zweite full length Album der skandinavischen Band Iotunn, die hier zeigt, dass sie auf dem Weg ist, eine der ganz Großen des Genres zu werden. Unglaubliches Songwriting, gepaart mit hervorragenden Musikern und dem richtigen Gespür für Melodien und atmosphärische Klangcollagen. Kein schwacher Song, durchgehend auf den Punkt, das wird mit Sicherheit eins meiner Alben 2024, wenn nicht gar DAS Album 2024.

Anspieltipps: Alle
Kay L.
10
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