Festivalname: ArcTanGent Festival 2024
Bands:
Mittwoch
Yokhai Stage: And So I Watch You From Afar, Bossk, LLNN, Curse These Metal Hands, Psychonaut, Cobra The Impaler, Din Of Celestial Birds, Hidden Mothers, Host Body
Donnerstag
Main Stage: Explosions In The Sky, Spiritualized, Baroness, Julie Christmas, Bo Ningen, HealthyLiving, AVKRVST, itoldyouiwouldeatyou
Yokhai Stage: Amenra, Red Fang, Conan, Wyatt E, Earthside, Underdark, Pleiades
Bixler Stage: Textures, Kalandra, Cats And Cats And Cats, Urne, The Sad Season, Unpeople, Kulk
PX3 Stage: John Cxnnor, Author & Punisher, Kaonashi, Squid Pisser, Filth Is Eternal, Hundred Year Old Man, Oddism, Seneca
Elephant in the Bar Room Stage: Tokky Horror, Nailbreaker, Skemer, Doodseskader, Sun Spot, Gloom Index, A-Sun Amissa
Freitag
Main Stage: Meshuggah, Animals As Leaders, Ihsahn, Three Trapped Tigers, Year Of No Light, The Omnific, Zetra, i Haxa
Yokhai Stage: Plini, Delta Sleep, Night Verses, Outrun The Sunlight, Shy, Low, Blackshape, Asymmetric Universe
Bixler Stage: Show Me The Body, Sigh, Orchards, Maruja, Iress, The Sun’s Journey Through The Night, Modern Technology
PX3 Stage: Komfortrauschen, Blood Command, Frail Body, Glassing, Every Hell, Fange, Bipolar Architecture, Haal
Elephant in the Bar Room Stage: Teeth Of The Sea, YARD, Madmess, Benefits, Yomi Ship, Sans Froid, Cahill/Costello
Samstag
Main Stage: Mogwai, Electric Wizard, And So I Watch You From Afar, Scaler, Bossk, Hexvessel, BRIQUEVILLE, Anta
Yokhai Stage: Caspian, Brontide, Imperial Triumphant, Silver Moth, Vower, Sunnata, FORT
Bixler Stage: Slift, Earthtone9, The Psychotic Monks, KEN mode, Wuw, Haus Horo, Codex Serafini
PX3 Stage: MsPaint, Gallops, Saver, Nadir, Anteros, Love Sex Machine, Cassus, TORPOR
Elephant in the Bar Room Stage: Colossal Squid, Thot, Iskandr, Peach, Thank, Quade, Maeve
Ort: Fernhill Farm Bristol, England
Datum: 14.08. – 17.08.2024
Kosten: 4-Tages-Festival-Ticket 200-237 £
Genre: Math Rock, Post Rock, Progressive Rock, Progressive Metal, Post Metal
Veranstalter: Paper Cup Productions Ltd.
Link: https://arctangent.co.uk
Das ArcTanGent Festival auf der Fernhill Farm in der Nähe von Bristol in England feiert dieses Jahr seinen zehnten Geburtstag und das inoffizielle Thema scheinen Tiere zu sein, aber dazu später mehr. Dieses kleine und gemütliche Festival ist also seit zehn Jahren schon der Ort für progressive Musik, abseits der kommerziellen Interessen des Mainstreams. Die Line-Ups sind jedes Jahr so verschieden, dass es für Außenstehende gar keinen richtigen Sinn ergibt, solche Gegensätze auf dem gleichen Festival zu buchen. Von extremem Metal bis hin zu Filmmusik und alles an progressivem Rock findet sich im Line-Up des ArcTanGents.
Wie auch letztes Jahr haben wir uns erneut in die Hände der Bahn begeben und sind wieder pünktlich in London angekommen. Dieses Mal mit einem Interrail-Ticket, war auch die Bahn in England inbegriffen und was soll ich sagen, unsere DB könnte sich auch eine Scheibe der britischen und pünktlichen Bahn abschneiden.
Vom Bahnhof bis zum Festival auf dem Land hatten wir vorher in der Facebook-Gruppe des Festivals noch eine Mitfahrgelegenheit organisiert. So sitzen wir dann im Auto, vier Nerds, die alle auf progressive Metal und Rock stehen und uns über das Line-Up, die Alben des Jahres und vergangene Festivals unterhalten. Und natürlich kennen wir die gleichen Musiker aus anderen Bands, die Welt des Prog ist einfach ein Dorf.
Wir sind dann auch Mittwochmittag schon angekommen, damit wir keine Band verpassen. Da wir zu viert im Auto sitzen, müssen wir kein Parkticket bezahlen, was ich sehr nachhaltig finde, um den Anreiseverkehr zu reduzieren. Bei der Anreise mit dem Zug hatten wir uns auch dieses Jahr das Zeltschleppen erspart und ein Zelt gemietet. Das ist allerdings schon von einer Spinnen- uns Schneckenkolonie bevölkert, die wir erst mal ausweisen müssen. Der Zeltplatz füllt sich und auch das Festivalgelände ist schon gut bevölkert. Wir erkunden erst mal den Aufbau dieses Jahr, denn ein paar Dinge wurden umgeräumt.
Da wir dieses Jahr so früh da sind, kann ich sogar die Bands auf meiner Liste heute alle sehen.
Wir starten mit Din Of Celestial Birds und beginnen unsere Reise durch die Tierwelt. Die fünf Post-Rocker aus Leads sind ganz gut und ein guter Einstieg in das Festival für mich. Wieder eine Band, bei der Gesang auch keinen Mehrwert bringen würde, weil instrumental so viel geboten wird.
Danach geht die Tierweltreise weiter und wir sehen Cobra The Impaler. Irgendwie ist die Stimmung aber noch nicht so da und das Energielevel der Band ist doch um einiges höher als das des Publikums. Nach einer kurzen Pause sehen wir die Band, auf die ich meisten gewartet habe heute: Curse These Metal Hands. Ich hatte die Band letztes Jahr auf der Main Stage schon gesehen und war ganz begeistert. Seitdem habe ich mit einigen Briten über die Band gesprochen und auch noch einiges erfahren. Es handelt sich um eine Supergroup aus Conjurer und Pijn. Der Bandname ist der Name einer fiktiven Band aus einer britischen TV-Serie namens Peep Show. Auf der Bühne ist schon der Soundcheck sehr unterhaltsam und man merkt, dass wirklich niemand dieses Spaßprojekt ernst nimmt. Im Publikum neben mir stehen ein paar Freunde der Band und rufen sich auch gegenseitig irgendwas zu. Die Band geht wieder von der Bühne und kommt zum Konzertstart ein paar Minuten wieder mit Licht, Nebel und Attitüde. Das Rockstar-Klischee wird ausgepackt und das Konzert unterhält mich gut. Wobei ich immer noch sagen muss, dass drei Gitarristen, die auch noch alle singen bzw. schreien, mir als Bassistin einfach zu viel sind! Außerdem fällt mir bei dem kurzhaarigen Gitarristen mal wieder auf, wie ungünstig es ist, wenn man mit einem Gesangsmikrofon seinen eigenen Equalizer macht, indem man sich weiter vom Mikrofon wegbewegt. Da kann auch der FOH-Tonmensch nichts mehr machen, wenn es zu leise ist. Schließlich begeistert mich das Drumsolo am meisten, wobei es in großer Konkurrenz zu dem eingestreuten Mandolinensolo steht.
Als Letztes wollte ich mir das erste Set von And So I Watch You From Afar ansehen, aber das frühe Aufstehen und die Anreise haben mich zu sehr geschafft und ich freue mich, dass die Band noch ein zweites Set am Samstag spielt. Im Camp wird zum Abendessen noch gegrillt, auch wenn der Grill, der als Holzofen gekauft wurde, aussieht, als hätte man auch den einen Ring darin vernichten können.
Die Nacht war wirklich turbokalt. Trotz Kleidung im Winterschlafsack ärgere ich mich, meinen Polarexpeditionsmantel als extra Decke nicht mitgenommen zu haben. Dafür sehen wir beim Kaffeeholen wieder den Live-Podcast im Elephant-Zelt. Ich schlürfe den Kaffee anschließend in meinem neuen aufblasbaren Campingsessel. Das sehr kleine Packmaß war für die lange Reise eine sehr gute Idee und bequem ist er auch.
Der Festivaltag beginnt früh direkt um 11:00 Uhr mit itoldyouiwouldeatyou auf der Main-Stage. Nach drei Songs und einem relativ verstörten Gefühl gehen wir weiter zum PX3-Zelt und leider kann uns Seneca auf dieser Bühne auch nicht begeistern. Die ersten Bands bis irgendwann am Nachmittag haben praktischerweise auch nur 30 Minuten-Slots und so ist der Spuk schnell vorbei und wir gehen zu Pleiades zur Yokhai-Stage. Die Post-Metaller aus Manchester wecken den verschlafenen Morgen auf und es wird auch endlich mal eine Portion geschrien.
Danach gibt es eine kleine Pause und wir kommen erst zu Unpeople um 12:45 Uhr wieder. Die vierköpfige Alternative Metal Band aus London hat wirklich einiges zu bieten. Besonders der zweistimmige Gesang und der Groove lassen mich headbangen und mitfiebern, auch wenn ich die Band noch nie zuvor gesehen habe. Ich werde die Truppe mal in Zukunft im Blick behalten, wohin die Reise noch so geht.
Um die Reise durchs Tierreich weiter mitzunehmen, gucken wir noch bei Squid Pisser und Cats And Cats And Cats vorbei, werden aber musikalisch gar nicht fündig. Weiter geht es mit Baroness aus den USA und man merkt schon, wie die Main-Stage gut gefüllt ist. Im Podcast der Veranstalter wurde im Vorfeld schon thematisiert, wie lange Baroness schon versucht wurden zu buchen und wie glücklich alle sind, dass es jetzt geklappt hat. Die 2003 in Georgia gegründete Progressive Metal / Sludge Band gehört auch schon zu den größeren Bands des Genres und liefert eine großartige Show ab. Besonders Gitarristin Gina Gleason sprüht nur so vor Energie und verleiht dem Sound mit ihrem Gesang dazu eine ganz besondere Note. Das Publikum genießt die Show auch sichtlich.
Danach gucken wir noch bei den Folk-Rockern von Kalandra aus Skandinavien auf der Bixler-Stage vorbei und werden in eine ganz andere Welt entführt. Die Klänge sind weich und dynamisch, gehen gut ins Ohr und animieren zum gemütlichen Bewegen. Langsam knurren aber auch die Mägen und wir haben schon ein Jahr das leckere Essen auf diesem Festival vermisst. Also verteilen wir uns in die verschiedenen Schlangen für Pizza, Tacos, Mac and Cheese und Fish and Chips. Leider ereilt uns dann das einzige schlechte Wetter des ganzen Festivals und wir flüchten uns in die trockenen Zelte.
Pünktlich wird es trocken und weiter geht es dann zum großen Headliner auf der Main-Stage: Explosions In The Sky. Die Post Rock-Urgesteine aus Texas sind seit 1999 auf den Bühnen der Welt unterwegs und so verbinden viele Post Rock-Fans die Band mit Erinnerungen aus der Jugend. Leider habe ich das Genre erst in meinen Mittzwanzigern entdeckt und bin ein bisschen traurig, dieses Festivalerlebnis jetzt nicht so nostalgisch zu finden wie andere aus unserem Camp. Nichtsdestotrotz genieße ich diese in Nebel und diffuses Licht getauchte Show und lasse ich mich in die instrumentale Welt von Explosions In The Sky entführen.
Draußen außerhalb des Zeltes wartet leider nach dem Konzert wieder die Eiseskälte von gestern, wobei sie gefühlt noch einen Schnuff draufgelegt hat.
Heute ist der spannendste Tag auf dem Line-Up und ich bin schon früh wach, wenn auch sehr gerädert von der bis jetzt kältesten Nacht. Nach der morgendlichen Kaffeerunde mit Podcast genieße ich wieder meinen Sessel und wir besprechen, was wir heute alles sehen wollen. Beim Podcast wurde die Band Sans Froid vielfach angepriesen und das lassen wir uns nicht zweimal sagen.
Wir starten den Tag mit den Italienern von Asymmetric Universe. Die instrumentale Band spielt eine Mischung aus Jazz und Progressive Metal und hat einen absoluten Ausnahmebassisten, der auch die ganze Aufmerksamkeit inklusive Zwischenapplaus auf sich zieht. Der Gitarrist ist auch richtig gut, genau wie der Drummer, aber leider fallen sie neben diesem Bassisten etwas aus dem Rampenlicht. Am Ende des Konzertes verkünden die Drei, wie dankbar sie sind, hier spielen zu dürfen neben so vielen großartigen Bands und dass so viele Leute gekommen sind, um sie auf der Yohkai-Stage zu sehen.
Dann gehen wir weiter zu den angepriesenen Sans Froid und werden wirklich nicht enttäuscht. Die Elephant-Stage ist viel zu klein für so viele Leute, die alle die Art Rock Band aus Bristol sehen wollen. Nach dem ersten Song verstehe ich den Andrang, die Band ist einfach sehr gut, authentisch und sympathisch. Es macht richtig Spaß zuzugucken und ich bin hin und weg. Die Keyboard-spielende Sängerin schüttet richtig ihr Herz aus und holt alle ab.
Nachdem der Tag schon so basslastig gestartet ist, legen The Omnific noch einen obendrauf. Die dreiköpfige Band aus Australien hat einfach zwei Bassisten und einen Schlagzeuger. Ich habe die Band letztes Jahr schon auf der kleinen Bühne des Euroblast gesehen und bin gespannt, wie sie hier die Main-Stage zum Beben bringen. Der Groove ist allgegenwärtig und ich vermisse überhaupt keine Gitarren. Um die Menge anzuheizen, kommt der Drummer bei jeder Gelegenheit nach vorne auf die Bühne und tanzt und hüpft mit uns und hat einfach die beste Zeit seines Lebens.
Dann kommt mein ganz persönliches Festivalhighlight auf der Tierreise, auf das ich auch schon seit Jahren warte: Three Trapped Tigers. Die instrumentale Band habe ich vor langer Zeit als Vorband der Deftones gesehen und war damals schon so hin und weg, dass ich mir direkt die CD Silent Earthling gekauft und tagelang am Stück gehört habe. Und in Relation haben die Deftones echt keine gute Figur gemacht. Es gibt nicht viele instrumentale Bands, die es in meine Favoriten schaffen, aber bei Three Trapped Tigers kann ich gefühlt die ganzen Songs der Silent Earthling Platte komplett mitsingen, weil die Melodien so eingängig sind. Leider ist es auch das Abschiedskonzert der Band und ich bin etwas traurig.
Da meinen Tag heute nichts mehr toppen kann, bin ich trotzdem gespannt, was die Instrumental Prog Metal Helden von Animals As Leaders auf unserer Tierreise zu bieten haben. Ein paar Meter weiter erspähe ich die drei Australier von The Omnific im Publikum, die auch gespannt die Show von Animals As Leaders mitverfolgen. Auch wenn das alles technisch super anspruchsvoll und ganz großes Kino ist, holt es mich emotional aber nicht so ab.
Wo mich Animals As Leaders gerade nicht so abgeholt haben, schafft Plini als Nächstes auf der Yohkai-Stage das genaue Gegenteil. Der Ausnahmegitarrist aus Australien ist auch mit seiner Band nur instrumental unterwegs, erschafft aber mit seiner Musik eine absolut angenehme und fast schon entspannende Stimmung. Wie er zwischen den Songs selbst verkündet, ist ihm egal, wie viel wir uns bewegen und was wir tun, solange wir uns entspannen, dem Alltag entfliehen und eine gute Zeit haben. Das ist mal ein schöner Kontrast zu all den Bands, die immer so viel von einem fordern. Eine Bitte hat er aber, da wir ja danach die beste Band der Welt, Meshuggah, angucken gehen. Beim letzten Song sollen wir also alle eine Polonaise durch das Zelt machen und dann damit rüber zur Main-Stage zu Meshuggah gehen. Der Teil im Zelt klappt ganz gut, aber so ganz klappt es dann doch nicht mehr. Ich bin aber allgemein für die Wiedereinführung von Polonaisen auf Konzerten, es macht wirklich sehr viel Spaß!
Dann ist es so weit und wir sehen die Urgesteine, oder Urgroßväter, wie man sie mittlerweile nennen könnte, die Experimental Metal Band und Erfinder des Djent: Meshuggah. Gefühlt die Hälfte der Band trägt lange weiße Bärte und ich bin ziemlich sicher, dass die Band noch ein Stückchen älter ist als ich. Das Publikum scheint sich schon in die entsprechenden Rauschzustände versetzt zu haben, um die Show zu genießen. Dann beginnt die Band mit der abgefahrenen Show, sowohl musikalisch als auch visuell. Die Tatsache, dass die Band ohne Klick und Backing-Track spielt, macht das Ganze noch beeindruckender. Es kursieren auch Gerüchte, dass das Licht live von einem Lichttechniker gemacht wird und nicht programmiert ist. Plini hatte wahrscheinlich recht, als er meinte, Meshuggah sind die beste Band der Welt. Anstrengend ist es trotzdem und in der Mitte gönnt sich die Band eine kleine Pause, verständlicherweise. Ich freue mich, dass sie den Song Bleed gegen Ende auch noch spielen. Ich kann die Band dann jetzt endlich von meiner Konzert-To-do-Liste streichen. Jetzt aber auf ins Bettchen – wenn es nicht schon wieder so kalt wäre.
Die Kälte der Nächte hat Spuren hinterlassen und heute fühle ich mich richtig krank. Gut, dass wir die ganze Reiseapotheke mitgenommen haben. Der Tag verläuft relativ unspektakulär und der Kaffee des Tages wird mir netterweise mitgebracht.
Wir gucken auch auf dem Festivalgelände bei ein paar Bands vorbei, aber mitnehmen tut uns nichts so richtig. Umso mehr freue ich mich, noch das zweite Set von And So I Watch You From Afar sehen zu können. Sie spielen ihr neustes Album Megafauna komplett durch und es gefällt mir sehr. Vor allem der Song mit dem Orchester nimmt mich total mit, auch wenn die Band dafür mit Klick spielen muss, um die Instrumente vom Band richtig mitzunehmen. Die Ansprache der Band ist auch sehr süß und sie erzählen, wie nervös sie sind, dass sie dieses neue Album mit uns teilen wollen, aber Angst haben, es nicht so gut zu spielen. Das ist bei dem Niveau der Band natürlich absolut absurd aus meiner Perspektive, aber ich bin beruhigt, dass auch solche Musiker am Hochstapler-Syndrom leiden. Außerdem gefällt mir das Bühnenbild (für jeden Song ein neues Motiv) sehr gut.
Danach holt mich die Krankheit leider ein und ich muss mir eingestehen, dass es jetzt die richtige Entscheidung ist zu ruhen, auch wenn es mich sehr wurmt, den Headliner Mogwai von heute zu verpassen. Zumindest die Temperaturen sind aber nicht so kalt und ich hoffe auf eine wärmere Nacht. Ich verabschiede mich vom Festivalgelände und bin ein bisschen traurig, dass das ArcTanGent wieder vorbei ist.
Ein Gedanke, der mich nach diesem Olympia-geprägten Sommer beschäftigt: Eigentlich sind solche Festivals wie das ArcTanGent ein bisschen wie Olympia für Musikschaffende. Die krassesten, besten, nerdigsten Menschen, die Jahre und Jahrzehnte damit verbracht haben, in einer ganz speziellen Sache weltklasse zu werden und es den Menschenmassen zu präsentieren, kommen hier zusammen. Aber bei Festivals treten die Bands nicht gegeneinander an. Es gibt keinen Sieger, keinen Gewinner, keinen Verlierer. Wir feiern die Leistungen auch und erfreuen uns an dem Können, genießen die Klänge der Musik und die Emotionen, die sie in uns auslösen. Ich würde mich immer wieder für Festivals entscheiden und gerne auch weiter jedes Jahr zum ArcTanGent kommen.
Meine Begeisterung für dieses Festival hat auch im zweiten Jahr kein bisschen abgenommen. Immer wenn man sagt, dass halt schlechte Dinge passieren, wenn viele Menschen auf einem Haufen sind, fällt mir das ArcTanGent ein. Es kommt eben doch darauf an, was für Menschen und mit welcher Intention sie da sind. Hier sind alle freundlich, passen aufeinander auf und schenken sich Vertrauen. Die Veranstalter vertrauen dem Publikum und lassen ihm alle erdenklichen Freiheiten und damit wird respektvoll umgegangen. Am Ende sind wir hier doch einfach ein Haufen Nerds, die zum Musikhören hier sind.