Ataraxie – Le Déclin 

Funeral Death Doom von französischen Meistern

Artist: Ataraxie

Herkunft: Frankreich

Album: Le Déclin

Spiellänge: 81:28 Minuten

Genre: Death Doom

Release: 25.10.2024

Label: Ardua Music

Link: https://www.facebook.com/ataraxiedoom

Bandmitglieder:

Gesang und Bassgitarre – Jonathan Théry
Gitarre – Frédéric Patte-Brasseur
Gitarre – Hogo Caspar
Gitarre – Julien Payan
Schlagzeug – Pierre Sénécal

Tracklist:

1. Le Déclin
2. Vomisseurs De Vide
3. Glory Of Ignominy
4. The Collape

Die Franzosen von Ataraxie sind schon lange keine Unbekannten mehr, denn bereits seit dem Jahre 2000 sind die Musiker unterwegs. Eilig haben sie es nicht, denn die Alben erscheinen mit einigen Jahren Differenz. Das erste Album erschien im Jahre 2005, das fünfte und bis dato letzte Album im Jahre 2019. Das Line-Up ist in den Jahren aber recht stabil, denn lediglich die Gitarristenposition wurde mal verändert und seit zehn Jahren spielt man nun in der Besetzung zusammen. Das ist natürlich für eine Band Gold wert. Nun wurde es einmal Zeit für neues Material und Album Nummer sechs liegt bei mir auf dem Tisch.

Ich habe ja das Glück und auch das Verlangen, bei der Arbeit Musik hören zu können und zu dürfen. Also morgens die Kaffeemaschine angemacht, Rechner an und ab dafür und auf den Ohren gleich den Song Le Déclin. Und ehe man sich versieht, sind die ersten sechzehn Minuten des Arbeitstages auch schon verflogen und ich versuche mich verzweifelt auf die Arbeit zu konzentrieren. Verzweiflung ist das richtige Wort, denn das, was die Franzosen hier abliefern, ist eine doomige Offenbarung, die mit deathmetallischer Unterstützung am Anfang zu einem positiven Unbehagen meinerseits führt. Ich musste tatsächlich erst einmal die Kopfhörer herausnehmen, um wieder klarzukommen. Klaro, nichts Neues, aber für einen, der ansonsten morgens Death Metal oder Thrash Metal hört, ist das schon eine Herausforderung. Eine schöne, wie ich finde. Der cleane Anfang, der schleppend vorgetragen und irgendwann von tiefer gestimmter Gitarre ersetzt wird, zieht einen schon runter und irgendwie möchte man das auch. Der dunkle, screamige Gesang erledigt dann den Rest. Über dem Ganzen schwebt dann eine Wolke der Melancholie und Traurigkeit, welche ich schon lange nicht mehr so wahrgenommen haben. Später erfolgt noch ein Klargesang und auch eine verzweifelt, heulerische Stimme trägt nicht dazu bei, dass der Hörer vor der Anlage vor Freude im Dreieck springen möchte. Aber was der Song tatsächlich weckt, sind Emotionen, in welcher Form auch immer und das ist ja nun auch ein Teil der Aufgabe von Musik. Wie gesagt, der Song geht sechzehn Minuten, aber ist zu keiner Zeit langweilig, obwohl nicht viele Riffwechsel oder sonstige Aktionen passieren. Hier herrscht die reine Verzweiflung und die Reise in die eigenen Abgründe kann losgehen. Bah, nüchtern gesehen ein echt starker Tobak, den man erst einmal verdauen muss. Schaut man sich die anderen Songs an, stellt man fest, dass dieses der kürzeste Song auf dem Album ist. Puh, da bin ich mal gespannt.

Das zweiundzwanzigminütige Stück Vomisseurs De Vide setzt diese niederschmetternde Seelenreise fort und kommt langsam und zäh, schön deprimierend aus den Boxen und fügt dann eine langsame, melodische Not hinzu. Der dunkle, tiefe Gesang führt nicht gerade dazu, dass man sich wohler fühlt, aber, wie beim Vorgängersong, verfällt man irgendwie den Klängen. Man muss aber auch irgendwie dazu in Stimmung sein, gar keine Frage. Es ist November und draußen ist es irgendwie gefühlt den ganzen Tag dunkel, da passt dieser Seelenuntergangssound ganz gut. Dann holt man einen cleanen Part heraus. Dieser zieht sich natürlich in die Länge, wird mit einem dunklen Sprechgesang kombiniert und ist natürlich auch langsam ohne Ende, bis dann irgendwann die E-Gitarre wieder ansetzt. Die Anschläge der Klampfe sind schneller, aber die Drums betonen den Spaß besinnlich und auf dann einmal wechselt die Stimmung und der gleiche Part wird zu einem Uptempopart umfunktioniert und auch hier hält man sich dann erst einmal eine Weile auf. Sehr schön. Der tiefe Gesang passt hier natürlich absolut gut. Am Ende des Parts erfolgt Screaming und man begibt sich wieder auf den dunklen Pfad der Tugend zurück und schleppt sich durch das Universum. Ja, das hat absolut was. Aber nun hat man die Liebe zum Geballer für sich entdeckt, holt noch einmal ordentlich aus und knüppelt drauflos. Dieser Moment, dieser Wechsel zwischen langsamer Traurigkeit und schneller Vernichtung erinnert mich dann ein wenig an eine der Bands, die völlig unterschätzt werden und völlig unterbewertet sind. Die Rede ist von der Band Disembowlement aus Australien. Ataraxie sind zwar nicht so grindig, verwenden hier aber die gleiche Herangehensweise. Gefällt mir gut. Und wieder geht man zum Langsamen über und bietet noch einen melancholischen Moment mit fiesen Screams. Sehr bedrückend das Ganze und wirklich mitreißend. Auf Dauer sind mir natürlich 22 Minuten lang, aber der Song schockt ohne Ende. Noch einmal geht man ins Cleane über und irgendwie hat man das Gefühl, der Song wäre zu Ende. Ist er aber nicht. Es folgt ein schon fast blackiges Riffing, welches auch wieder niedergeknüppelt wird. Dunkle Screams gesellen sich dazu und machen diesen Part absolut aggressiv. Höchst interessant, da man sich danach absolut in den Keller verkriecht. Puh, das ist heftig. Als Ballerfreak fragt man sich, wie man so langsam spielen kann, aber Ataraxie können dieses und klingen dann dabei auch noch geil. So soll es sein und dann sind immer noch fünf Minuten zu spielen. Das langsame, aber interessante Riffing macht es möglich, dass der Song die Spannung aufrechterhält. Am Ende wird es aber schon ein wenig zäh. Ich bin für diese langen Songs irgendwie nicht so gemacht.

Die Burschen wissen, wie man eine Melange aus Funeral Doom und Death Metal hinbekommt. Immer wieder überzeugen sie mich, auch eben mit Geschwindigkeitsattacken oder Blast-Beats, so wie bei Glory Of Ignominy. Sicherlich sind mir die Songs noch zu lang, aber wer auf diese Richtung total abfährt, sieht es wahrscheinlich anders.

Ataraxie – Le Déclin 
Fazit
Die jahrelange Erfahrung hört man diesen Franzosen durchaus an und auch auf ihrem sechsten Album beweisen sie, dass man Funeral Doom und Death Metal gut kombinieren kann, wobei man sich schon überwiegend im doomigen Sektor zu Hause fühlt. Umso intensiver sind dann Geschwindigkeitsausbrüche, die auch vor Blast Beats keinen Halt machen. Geile Stimme dazu und eine fette Produktion und fertig ist die melancholische Reise zu den eigenen Abgründendes Seins.

Anspieltipps: Vomisseurs De Vide und Glory Of Ignominy
Michael E.
8.7
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