Avenged Sevenfold & Crosses am 21.06.2024 in der Westfalenhalle in Dortmund

Gut - aber leider eine viel zu große Location ...

Event: Avenged Sevenfold – Life Is But A Dream 2024

Künstler: Avenged Sevenfold & Crosses

Ort: Dortmund, Westfalenhalle

Datum: 21.06.2024

Kosten: ab ca. 60,50 Euro

Genre: Alternative Metal, Hard Rock, Heavy Metal, Metalcore

Besucher: gefühlt 5.000 Personen

Setlist:

  1. Nightcall (Kavinsky Cover) – Sampler
  2. Game Over
  3. Mattel
  4. Afterlife
  5. Hail To The King
  6. Gunslinger
  7. The Stage
  8. So Far Away
  9. Unholy Confessions (mit Drumsolo-Outro)
  10. Bat Country
  11. Nobody (mit Synyster-Gitarrensolo-Outro)
  12. Nightmare
  13. A Little Piece Of Heaven
  14. Save Me
  15. G
  16. (O)rdinary
  17. (D)eath
  18. Life Is But A Dream… – Sampler

Extremer Regen prasselt in taktvollem Abstand auf meine Windschutzscheibe, als ich die Autobahn verlasse. Ehrlich? Heute ist einer dieser Tage, an denen man lieber auf der Couch hätte versacken sollen. Doch was tut man nicht alles für die Helden der eigenen Jugend? Na ja, Jugend stimmt nicht ganz. Müsste wohl eher sagen „für die Helden meiner frühen 20er“. So haben sich Avenged Sevenfold mit den Songs AfterlifeBat Country und Nightmare damals in meine Playlisten gemogelt und sind bis heute dort geblieben. Doch wenn ich ehrlich bin, ich habe die Herren aus Kalifornien in den letzten Jahren ein wenig aus den Augen verloren. So fahre ich jetzt auf den Parkplatz der Westfalenhalle, in der Hoffnung, heute ein paar Klassiker zu hören. Mit „9,00 € bitte“ begrüßt mich die nette Kassiererin bei der Einfahrt. Ein wenig zähneknirschend aufgrund des Preises fahre ich auf den halb überschwemmten Platz. Zum Glück finde ich eine kleine Lücke im vom Regen durchzogenen Abend, um nicht ganz nass am Eingang der Dortmunder Westfalenhalle anzukommen.

Avenged Sevenfold – 21.06.2024 – Dortmund Westfalenhalle

Was ich hier schon bemerke, ist, dass es ungewöhnlich leer zu sein scheint. Am Eingang steht keine Schlange und selbst am Merchandise-Stand herrscht nicht gerade Marktschreier-Atmosphäre. Es ist eher so, dass sich die Mitarbeiter darum streiten müssen, wer den nächsten Gast abfertigt. Doch das spielt mir in die Karten, denn ich will direkt durch, um noch ein wenig von der Vorband mitzubekommen. Mit Crosses haben Avenged Sevenfold ein wenig Electro-Rock als Opener geladen. Die circa nur 50 % (oder weniger) gefüllte Halle scheint das okay zu finden. Ich muss gestehen, meinen Geschmack trifft es nicht so ganz. Doch bin ich vom Bühnenbild geflasht. So hat man sich mit geschätzt 200 m² LED-Wand einfach mal die gesamte Bühne gepflastert. So viel LED habe ich seit dem Eurovision Song Contest nicht mehr gesehen. Schön ist, dass selbst die Vorband stimmigen Content darauf zu spielen weiß.

Also mache ich meinen obligatorischen Stopp am Bierstand. Für günstige 6,00 € kostet das Parken genauso viel wie ein Kaltgetränk mit Pfand für den Becher. Aber na ja, ich denke mir, dass man ja irgendwie die fehlenden Einnahmen für die Tickets reinspielen muss.

Zurück in der Halle geht es auch gleich mit dem Headliner des Abends los. Zumindest lassen die „Sevenfold“-Rufe darauf schließen, dass es gleich 21:15 Uhr sein muss. Mit einem Sampler zu Nighcall schaffen die Amerikaner es, das Publikum zu verstummen, um dann mit Game Over und Mattel durchzustarten.

Avenged Sevenfold – 21.06.2024 – Dortmund Westfalenhalle

Cool finde ich den Start, denn passend zum Clip sitzt Sänger Matthew Sanders mit Sturmhaube auf einem Stuhl mitten auf der Bühne und schreit, sodass der eher punkige Track fast schon mehr dröhnt, als dass er gut klingt. Auch wenn das zum Song passt wie der Schlamm zum Wacken Open Air, bin ich eher der audiophile Typ. Doch vielleicht liegt es auch daran, dass ich direkt vor der Bühne und somit vor den Boxen stehe … Ich denke, ich sollte mal die Position wechseln und werde dafür direkt belohnt. Denn bei Afterlife wird nicht nur der Sound besser, sondern das Publikum scheint auch ein wenig wacher zu werden.

Saustark, was Avenged Sevenfold hier auffahren. Als wäre die Halle ausverkauft, spielen sie wirklich ein wundervolles Set, und da die Bildgewalt auf den Leinwänden mit einer Art „Lasershow“ untermalt wird, gibt es wirklich viel zu sehen und „selbstverständlich“ auch zu hören.

Ein Drumsolo später geht es mit Bat Country weiter. Hier wird leider stark bemerkbar, dass heute nicht einmal 50 % der Westfalenhalle gefüllt sind und somit der Singsang weitaus leiser ausfällt, als ich mir das vorgestellt habe. Also mache ich es mir auf der Tribüne gemütlich und genieße die gute Musik noch ein bisschen. Erst bei Nightmare zeigt das Publikum, dass es trotz der geringen Auslastung hier anwesend ist. Schön finde ich, dass mittig vor der Bühne sogar ein kleiner Circle Pit seine Runden zu drehen scheint. Sehr cool ist auf jeden Fall der KI-Filter, der die Musiker auf der Leinwand immer mal wieder in Dämonen, Todesengel und Skelette verwandelt. Das passt wunderbar zur Singpassage „It’s Your Fucking Nightmare“.

Avenged Sevenfold – 21.06.2024 – Dortmund Westfalenhalle

Das Konzert zeigt aber leider echt so vieles, was gerade schiefläuft in der Musikindustrie. Die Produktion ist extrem gut, bei der Songauswahl ist selbst für einen Fan der alten Stunde wirklich genug dabei. Doch wenn selbst Avenged Sevenfold, die bei Rock Am Ring und Rock Im Park noch Tausende Fans vor die Bühne gelockt haben, nicht einmal den Innenraum gefüllt bekommen, dann muss entweder das Timing schlecht sein (nein, heute spielt Deutschland kein EM-Spiel), die Tickets zu teuer oder die Halle einfach zu groß für die aktuelle Popularität der Band.

So verlasse ich mit (O)rdinary und (D)eath die Halle in das nächtliche Dortmund mit wechselnden Gefühlen. Klar, das war eine geile Show, doch hätte ich mir diese viel lieber in einer kleinen Halle angeschaut, wo es leichter ist, die Atmosphäre durch das Publikum verstärken zu lassen. War heute vielleicht einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.

Doch Avenged Sevenfold – ich komme wieder und schaue mir an, was ihr auf die Bühne bringt! Denn die Show und das Drumherum waren einfach spitze.

So, dann schnell noch einen Schauer abwarten und zurück auf die Autobahn. Da kann ich die 90 Minuten ja mit der besagten Playlist den alten Zeiten frönen.