Artist: Call It Tragedy
Herkunft: Marburg und Gießen, Deutschland
Album: Turbulence
Spiellänge: 52:23 Minuten
Genre: Metalcore
Release: 24.04.2020
Label: Eigenproduktion
Link: https://www.facebook.com/CallItTragedy
Bandmitglieder:
Gutturaler Gesang – Jörn Engelhardt
Bassgitarre & klarer Gesang – Harvey Stemmler
Gitarre – Thorsten Mootz
Schlagzeug – Daniel Schepp
Tracklist:
- Illusion Of Control
- Wings
- Immortal
- Eternal Sleep
- Storm
- Blackout
- Alteration Plus
- Turbulence
- Feather
- Unity, Resistance Pt. 2
- Second Guesses
- Poison (Bonus Track)
Call It Tragedy – warum kenne ich die Band nicht? Metalcore aus Deutschland ist ja eigentlich ein Steckenpferd von mir. So sind sowohl die Band aus dem „Nichts“ Heaven Shall Burn, Caliban, Deadlock, Neaera und Annisokay aus dem Land, welches ich mein Zuhause nenne. Doch mit Call It Tragedy darf ich dann heute eine weitere Band in diese Liste einreihen. Mit ihrem Debütalbum Penumbra hat man 2016 bereits das obere Mittelmaß bei den Kollegen erreicht. Wir hatten bisher nicht das Vergnügen, sonst wäre mir der Name auch garantiert im Gedächtnis geblieben.
Mit Turbulence kommt am 24.04.2020 nun das zweite Werk auf den Markt. Professionelle Hilfe gab es im Bereich des Mixing und Masterings durch den Tausendsassa Christoph Wieczorek, der neben seinem Job bei Annisokay, auch zum Beispiel für The Oklahoma Kid dafür sorgen durfte, dass man die Platte Solarray glattbügelte.
Dann mal rüber zu Turbulence. Mit dem äußerst virtuosen Track Illusion Of Control geht es direkt dahin, wo ein Metalcore-Fan von Bands wie Across The Sun mehr von haben will. Progressive Einflüsse sind keinesfalls zu leugnen und der Stereomix macht Spaß beim Zuhören. Wo Breakdown und das Melodiegerüst sich die Klinke in die Hand geben, hoffe ich nach dem ersten Track nur, dass man nicht alles zu Beginn rausgehauen hat.
Wo man bei Wings gesangstechnisch ein wenig Hardcore-lastiger wird, wird einem eine weitere Stärke des Albums klar. Mit klassischen Genreelementen kommt man super klar. So macht der Track wirklich Lust auf einen Moshpit, während man gekonnt in einen klaren Gesangspart wechselt. Rhythmusgeladen geht es weiter und der nächste Circle Pit kann kommen. Dadurch, dass man nur eine Gitarre verwendet, sind gerade die zweistimmigen Saitenparts sehr schön tief und man merkt, dass man wirklich Wert auf Druck gelegt hat.
Progressiver wird es zum Beispiel bei Blackout. Während man mal einen Vergleich mit Born Of Osiris nennen möchte, bleibt man doch größtenteils bei seiner eigenen DNS. Ein Manko könnte für manche vielleicht sein, dass man beim klaren Gesang doch recht hoch hinaus geht. Doch da kenne ich bei weiten Schlimmeres und mal ehrlich, da man die guttural gesungenen Passagen im Vordergrund hält, geht der Mix gut auf.
Einen wirklichen Break bekommt man mit dem namensgebenden Track. So startet man schön atmosphärisch mit einem Klavier und einer fast distortionsfreien Gitarre. Warum man das als Interludium gedachte Lied nicht als Opener genommen hat, ist fraglich. Meiner Meinung nach im Bereich der Dynamik einer der besten Headbanger-Tracks der Scheibe – auch und gar wegen des fast virtuos gespielten Gitarrensolos.
Feather und Second–Guesses dreht den gesanglichen Spieß ein wenig rum, und da, wo Basser Harvey Stemmler nicht so hoch singt, da kommen seine eigentlichen Qualitäten heraus – hiermit würde man sich von den Gernekollegen mehr absetzen, jedoch ist das leider nur eine Ausnahme auf Turbulence. Wer Jörn Engelhardt mit Bury Tomorrows Daniel Winter-Bates vergleicht, der merkt, dass man annähernd im selben Level unterwegs ist.
Die Songstrukturen sind durchweg eingängig und schrecken an keiner Stelle ab. So findet man eine schöne Balance zwischen technisch anspruchsvollen Einsätzen und der notwendigen Eingängigkeit – Top!