Noch schnell vor dem großen Weihnachtsgeschäft der Musikindustrie: Ein paar Reviews zu Veröffentlichungen, die in diesem Jahr – aus mir vermeintlich unerklärlichen Gründen – bisher unter meinem Radar geblieben sind.
Ich hätte mich wahrscheinlich geärgert, wenn ich das nun vorzustellende Album der Band Changeling, welches bereits am 25.04.2025 über das Label Season Of Mist als CD veröffentlicht wurde, übersehen hätte. Mit Changeling hat Tom “Fountainhead” Geldschläger ein Projekt aus der Taufe gehoben, das selbst in der oft ambitionierten Welt des Progressive Death Metal noch Maßstäbe setzt. Bekannt durch seine (Live)Arbeit bei Bands wie Obscura, Belphegor oder Defeated Sanity, nutzt der Multiinstrumentalist sein Debüt unter dem Banner Changeling als Spielwiese für alles, was zwischen Genie und Wahnsinn pendelt. Unterstützung erhält er dabei von einer beeindruckenden Riege an Musikern: Morean (Alkaloid) sorgt für Gesang und Texte, Arran McSporran (Virvum) für den Bass, Mike Heller (Fear Factory) für die Drum-Gewalt – und darüber hinaus tummeln sich rund 50 (!) Gastmusiker aus allen Ecken der Metalwelt auf dem Album.
Musikalisch ist Changeling ein Drahtseilakt zwischen filigraner Virtuosität und brachialer Wucht. Tracks wie Instant Results verbinden Death-Metal-Fundamente mit jazzigen Fretless-Läufen, während Falling In Circles mit einer Mischung aus Growls, Screams und cleanen Gesangslinien überrascht. World? What World? fügt orchestrale und folkige Elemente hinzu, Abyss kanalisiert Lovecraft’sche Dunkelheit, und das 17-minütige Epos Anathema gipfelt in einem theatralischen Rundumschlag, der zwischen Progressivität, Chaos und Gänsehaut pendelt.
Tom “Fountainhead” Geldschläger und seine Mitstreiter verweigern sich jeder Erwartungshaltung. Asynchrone Grooves, gebrochene Songstrukturen und abrupte Stimmungswechsel sind hier kein Selbstzweck, sondern Ausdruck einer kompromisslosen Vision. Die Musik stellt für mich persönlich eine Komplexität aus Death-, Jazz-, Djent-, Doom- und Black-Metal-Fragmenten dar. Das kann natürlich dazu führen, dass sich hierbei der gemeine (Oldschool) Metaller total überfahren fühlt.
Für mich persönlich bedeutet das allerdings: Je wilder, fordernder und verstörender, desto mehr fasziniert mich extremer Metal. Im Fall von Changeling hat dies schon einen avantgardistischen Charakter mit absoluter technischer Präzision.
Hier! geht es für weitere Informationen zu Changeling – Changeling in unserem Time For Metal Release-Kalender.



