Corona-Pandemie: wir lassen Musiker, Bands, Clubs und Veranstalter zu Wort kommen

Part 13: Der Detze Rockt, The Prophecy 23, Antipeewee, Circle Of Silence, Holy Shire, The Lucifer Principle

Das Coronavirus lässt die Welt seit einigen Wochen stillstehen, vielleicht nicht so ganz, aber zumindest in der Konzert- und Veranstaltungsbranche fast komplett. Wir haben in letzter Zeit viel geschrieben über die derzeitige Corona-Krise, haben von den Folgen für die gesamte Veranstaltungsbranche berichtet, haben euch über Konzertabsagen und Ersatztermine und Online-Geisterkonzerte auf dem Laufenden gehalten, haben versucht einigen Veranstaltern und Live-Clubs aktiv mit Berichterstattungen zu helfen, und haben Tipps gegeben, wie ihr eure Lieblingsband oder eure bevorzugte Konzert-Location am besten in dieser schweren Zeit unterstützen könnt. Letztendlich sind die meisten von uns aber weder Musiker, noch Veranstalter oder Club-Besitzer, sondern nur ein paar Schreiberlinge, die den Metal leben und lieben. Deshalb wollen wir den Spieß nun einmal umdrehen und andere zu Wort kommen lassen. Wir lassen Musiker, Bands und Veranstalter einmal selbst erzählen, wie sie die Corona-Krise erleben, wie sie die konzertfreie Zeit in der Quarantäne verbringen und wo der Schuh aktuell am meisten drückt.

Wir haben eine Menge Rückmeldungen bekommen, deshalb müssen wir in Etappen veröffentlichen, denn sonst würde es unübersichtlich. Hier die nächsten Stimmen, weitere folgen in den nächsten Tagen:

Jan Beewen (Der Detze Rockt)

Hier unser Statement für euer Magazin:

Hätte man uns damals gesagt, dass der Detzeberg in unserem Kuhkaff eine kleine Kultstätte für Heavy Metal Maniacs aus allen Ländern wird und dass wir unsere Lieblingsbands einmal selber auf die Bühne bringen – wir hätten es nicht geglaubt. Aber noch weniger hätten wir uns noch vor ein paar Monaten vorstellen können, dass alle Konzerte, Touren und Festivals abgesagt werden und wir unser 10-jähriges Jubiläum aufgrund einer Pandemie nicht feiern dürfen.

Die Absage der Veranstaltung hat uns hart getroffen, vor allem emotional. Der Detze ist ein absolutes Do It Yourself Festival und somit eine Jahresaufgabe, die uns verbindet und einen großen Teil unserer Freizeit ausmacht. Wir treffen uns regelmäßig, diskutieren Verbesserungsvorschläge, entwickeln neue Ideen, bauen Schilder, Stände und kleine Gimmicks und hören uns Bands an, die für nächstes Jahr infrage kommen. Oftmals ist da Bier im Spiel, wir labern Bullshit, stoßen auf’s vergangene Jahr an und steigern unsere Vorfreude. Das Davor und Danach ist für uns genauso wichtig wie diese zwei Tage im Juni, auf die alles hinausläuft.

Das ist uns nun vorerst alles genommen, momentan bleiben uns nur wöchentliche Videokonferenzen und die ständige Ungewissheit, wie die Situation nächste Woche, nächsten Monat oder sogar nächstes Jahr ist. Wir akzeptieren, was nicht zu ändern ist, bleiben optimistisch und konzentrieren uns auf die Umsetzung des Festivals am 18./19.06.2021.
Die gekauften Tickets sind für nächstes Jahr gültig und es bestärkt uns sehr, dass viele unserer Gäste keine Rückerstattung einfordern oder sogar weitere kaufen, um uns zu unterstützen. Wir merken, wie wichtig unser Festival für die Fans ist und wie viel Rückhalt und Support wir von der Gemeinschaft erfahren, die sich in den vergangenen neun Jahren um die Musik auf unserem Berg herausgebildet hat.

Das gibt uns Kraft für 2021 und eine Aufgabe für 2020: Wenn die Leute nicht zum Detze können, bringen wir den Detze zu ihnen nach Hause. Wir arbeiten an neuem und ausgefallenem Merch, planen einen Livestream für den diesjährigen Festivaltermin und sammeln Fotos, Videos und Artikel zu dokumentarischen Zwecken.
Informieren könnt ihr Euch via https://www.derdetzerockt.de oder Facebook und Instagram.

Wir möchten allen Bands und Fans für die Unterstützung danken und dem Time For Metal Magazin für euer offenes Ohr!
Euer Detze Team

Der Detze Rockt 2019 by HMHTVchanel:

Hannes Klopprogge (The Prophecy 23)

Von The Prophecy 23 können wir Folgendes zur Situation sagen:

Es gibt auch gute Nachrichten. Die Tourshirts für unsere abgesagte Europatour wurden über unseren Onlineshop komplett ausverkauft, das ist ein cooler Support unserer Fans, für den wir sehr dankbar sind! Es fehlt uns derbe zu proben und auf der Bühne zu stehen. Wir vertreiben uns die Zeit mit weiteren Videoproduktionen, aber das kann das Livefeeling nicht ersetzen. Auch ein Livestream aus dem Proberaum ist irgendwie komisch. Unsere Shows leben von der Action im Pit.

Hannes (Gitarre, Vocals) – The Prophecy 23

Coralie Baier (Antipeewee)

Auch an uns geht die Krise natürlich nicht spurlos vorüber. Wir vermissen die Liveshows, das Adrenalin, das Dampf ablassen zusammen mit unseren großartigen Fans. Auch das miteinander Unterwegssein, die „Straße“ geht uns ab. Wir vermissen nicht zuletzt uns selbst, denn Antipeewee sind schon immer auch fünf Kumpels, die seit ihrer Jugend miteinander abhängen. Wir versuchen das nun, durch Videosessions zu kompensieren, aber an ein wirklich gemütliches Beisammensein, wie wir es sonst kennen, kommt das nicht heran. Das Schreiben und Einüben von Songs findet bei uns schon immer größtenteils zu Hause vor dem PC statt, in dieser Hinsicht ändert sich also nicht viel. Trotzdem sind Bandtreffen ein fundamentaler Bestandteil der Band, denn dort werden die Songs auf ihre Livetauglichkeit hin getestet und gemeinsam Zukunftspläne geschmiedet. Das fehlt uns allen extrem. Doch wir sehen ein, dass die aktuelle Situation keine Möglichkeit bietet, sich zu treffen. Es ist einfach zu gefährlich. Keiner weiß so wirklich, mit was für einem Virus wir hier zu tun haben. Bis wir uns alle wiedersehen und gemeinsam mit unseren Fans den Thrash Metal zelebrieren können, wird wohl noch einige Zeit vergehen. Wir sind in diesen Zeiten vor allem auch in Gedanken bei den Konzertveranstaltern. Im Gegensatz zu uns, die alle neben der Band einen Job haben, kämpfen Festivals und Clubs mit extremen finanziellen Engpässen oder stehen kurz vor der Insolvenz. Vor allem der Rock- und Metalbereich wird im Moment – zumindest ist das in unserem Bundesland Bayern der Fall – sehr stiefmütterlich behandelt. Es liegt deshalb an uns, den Underground am Leben zu halten, sei es durch Spenden, den Besuch digitaler Konzerte oder dadurch, bereits gekaufte Tickets uneingelöst zu behalten. Ohne diese Menschen, die in unserem Sektor sowieso immer Überzeugungstäter sind, ist unsere Szene nicht denkbar. Natürlich könnt ihr aber auch bei uns den einen oder anderen Euro lassen und uns dadurch bei der Verwirklichung anstehender Zukunftsprojekte finanziell unter die Arme greifen. Wir haben einen ganzen Haufen tollen neuen Merch, den wir während der Veranstaltungssperre nun zum reduzierten Preis in unserem Onlineshop anbieten. Hier geht’s zum Shop: https://antipeewee.bandcamp.com. Aber auch durch die gängigen sozialen Medien könnt ihr uns durch Empfehlungen oder Shares oder was das Internet sonst noch alles zu bieten hat, unterstützen. Wenn euch unsere Mucke gefällt, erzählt der Welt davon! Jede Art von Support wird in unserem Karmakatalog vermerkt. Wir hoffen, euch alle bald wieder gesund und munter und mit Metal im Bauch zu sehen.

CoraAntipeewee

Christian Sommerfeld (Circle Of Silence)

Hier unser Statement dazu:

Natürlich sind wir als Band aktuell traurig darüber, dass unsere kommenden Konzerte abgesagt werden mussten, aber wir haben auch vollstes Verständnis dafür! Außer den Spaß an der Sache trifft es uns als kleine Band allerdings nicht sonderlich hart, da wir keine großen laufenden Kosten haben, noch von unserer Musik leben. In dieser Zeit ist es aber besonders wichtig, mittelgroße Bands zu unterstützen, ebenso wie zahlreiche Clubs, sei es mit Merch-Käufen oder kleinen Spenden! Uns persönlich fehlen natürlich nicht nur die eigenen Konzerte, sondern auch die Besuche von Konzerten anderer Bands.

Und jetzt lasst uns alle hoffen, dass wir als bald wieder die Bühne entern können oder als Besucher rocken können! 🙂
Bleibt gesund, stay heavy and support the underground!

Grüße Chris,
Circle Of Silence

Erika „Aeon“ Ferraris (Holy Shire)

We live in the most affected area in Italy and lockdown is very tough and at the moment it’s very difficult to understand the future of underground music and events. We were writing our third album as this storm overwhelmed us all, so we’re now working separately on new ideas and refining new born songs. We were starting planning new gigs with our agency and now all events have been cancelled or postponed, but we think new ways have to be creatively found to come back lo live music, and this is vital even more for underground music and small clubs than for mainstream that has different means and resources to survive.
Streaming, web are not the way, it’s ok for the contingency but we need the magic of real people shouting and singing with us! Music, but also art, theater, underground cinema need our passion to survive, we won’t give up!

Stay safe Aeon

Wir leben in der am stärksten betroffenen Gegend Italiens und es ist sehr schwierig, die Zukunft der Underground-Musik und -Events zu verstehen. Wir haben unser drittes Album geschrieben, als dieser Sturm uns alle überwältigte. Deshalb arbeiten wir jetzt separat an neuen Ideen und verfeinern neugeborene Songs. Wir haben mit unserer Agentur angefangen, neue Gigs zu planen, und jetzt wurden alle Events abgesagt oder verschoben, aber wir denken, dass neue Wege gefunden werden müssen, um kreativ zur Livemusik zurückzukehren, und dies ist für Underground-Musik und kleine Clubs noch wichtiger als für Mainstream, der verschiedene Mittel und Ressourcen hat, um zu überleben.
Streaming, Web sind nicht der richtige Weg, es ist in Ordnung, aber wir brauchen die Magie von echten Menschen, die mit uns schreien und singen! Musik, aber auch Kunst, Theater, Underground-Kino brauchen unsere Leidenschaft, um zu überleben, wir werden nicht aufgeben!

Bleibt sicher, Aeon

Erik „Earik“ Mensinga (The Lucifer Priciple)

Hi all,
This is Earik, lead singer from the stomping death metal ensemble , The Lucifer Principle, from The Netherlands. As all active bands we also had cancel shows and festivals. The biggest loss is the gigs we were/are planning to do, it’s all on ice for the moment. To stay active we launched TLP-TV, a series of old video’s , combined with anecdotes and new additions to our Facebook photo archive. Just to keep in touch with the fans and deliver a positive contribution in between al de fake news and media chaos surrounding the current situation.

Dear fellow metalheads, stay save, stay wise, don’t play dead (in this case)
Cheerio, Earik

www.facebook.com/theluciferprinciple

Hallo zusammen,
Dies ist Earik, Leadsänger des stampfenden Death Metal-Ensembles The Lucifer Principle aus den Niederlanden. Wie alle aktiven Bands hatten wir auch Absagen von Shows und Festivals. Der größte Verlust sind die Auftritte, die wir geplant hatten / planen. Im Moment ist alles auf Eis. Um aktiv zu bleiben, haben wir TLP-TV gestartet, eine Reihe alter Videos, kombiniert mit Anekdoten und neuen Ergänzungen in unserem Facebook-Fotoarchiv. Nur um mit den Fans in Kontakt zu bleiben und einen positiven Beitrag zwischen gefälschten Nachrichten und Medienchaos in Bezug auf die aktuelle Situation zu leisten.

Liebe Metalheads, bleibt sicher, bleibt weise, spielt nicht tot (in diesem Fall)
Cheerio, Earik