Dead Talks – Veneration Of The Dead

Finnische Totgesagte mit erstem Lebenszeichen

Artist: Dead Talks

Herkunft: Finnland

Album: Veneration Of The Dead

Spiellänge: 39:48 Minuten

Genre: Death Metal

Release: 18.08.2023

Label: Apostasy Records

Link: https://deadtalks.bandcamp.com

Bandmitglieder:

Gesang – Antti Åström
Gitarre – Timo Vainlo
Gitarre – Jukka Veiksola
Gitarre – Tomi Joutsen
Bassgitarre – Joni Laakso
Schlagzeug – Henkka Åkerlund

Tracklist:

1. Son Of The Nameless One
2. The Human Plague
3. 508
4. The End Of The Tunnel
5. Pedophile God
6. Death’s Charioteer
7. Skinless
8. Trigger/Religion

Den meisten von den geneigten Lesern dürfte Tomi Jousten ein Begriff sein. Seit dem Jahre 2004 leitet er die Geschicke vocaltechnisch bei Amorphis. Ansonsten singt er ja auch noch bei Sinisthra und Hallatar. Tomi kann aber durchaus auch Gitarre spielen und diese Spielwiese darf er jetzt bei Dead Talks betreten. Diese finnische Formation existiert seit dem Jahre 2019 und hat drei Gitarristen inne. Die Hälfte der sechsköpfigen Truppe war vorher bei Corpse Molester Cult. Die Jungens konnten gleich einen Deal mit dem deutschen Label Apostasy Records ergattern, hauten 2021 eine Single heraus und nun also das Debüt.

Son Of The Nameless One lässt die Herzen derjenigen höherschlagen, die eine gewisse finnische Melancholie in sich spüren. Langsam und düster treibt man zu Beginn. Ein Uargh und dann fließt es nur noch. Ein Wechsel in ein langsames und druckvolles Midtempo erfolgt. Die Gitarren sind schön düster und der Gesang tief. Letzteres wird mit einigen kraftvollen Screams unterstützt. Das Tempo behält man bei, zaubert aber eine schöne, traurige Melodie hinzu. So eine, die man auch eben von Amorphis kennt. Irgendwie eine gelungene Mischung aus langsamem, klassischem Death Metal und finnischer Dunkelheit. Besonders Wert legt man auf die Gitarrenarbeit. Bei drei Gitarristen tatsächlich auch kein Wunder. Diese langsamen und morbiden Riffs haben es tatsächlich in sich. Irgendwie zieht der Song einen total in den dunklen Abgrund und man hat überhaupt keinen Bock, sich dagegen zu wehren. Die Produktion erledigt dann den Rest. Die passt wie die Faust aufs Auge.

The Human Plague setzt an die Qualität des Openers nahtlos an. Auch hier regiert die tonnenschwere Gitarrenarbeit, die zu jeder Zeit düster herüberkommt. In vier Minuten zeigen die Finnen, dass man auch ohne Geschwindigkeit absolut aggressiv klingen kann. Im Midtempo wird absolut Druck erzeugt und man zaubert auch hier das eine oder andere geile Riff. Der Spund ist echt zerstörend und macht unheimlich viel Spaß. Nicht immer ist schneller besser und das sage ich als Blastbeat-Fan. Man hat das Gefühl, eine tonnenschwere Last würde auf einem liegen und dich so langsam zermalmen und man nimmt dieses mit einem Grinsen hin und freut sich, zerstört zu werden.

Zu dem Song The End Of The Tunnel haben die Skandinavier ein Video gedreht. Der Song ist typisch für Dead Talks. Langsam und zermürbend drückt man einem die Faust in die Magengegend. Wieder agiert man schleppend, um dann ins Midtempo zu wechseln. Hier erhöht man geringfügig das Tempo und der Gesang nimmt die Dunkelheit förmlich auf. Dann kommt man zum Höhepunkt des Songs. Diese düstere und melancholische Melodie ist einfach nur geil. Die vorherige Herangehensweise wiederholt man, um dann mit einem basslastigen und druckvollen Groove das Ende einzuleiten, welches aber noch ein wenig auf sich warten lässt. Fettes Teil!

Und so geht es weiter und weiter. Auch das nachfolgende Pedophile God rollt über einen rüber.

Bei Death’s Charioteer lassen die Burschen die Puppen tanzen und grooven und rocken ordentlich. Das Ganz läuft wohl unter der Rubrik Death ’n‘ Roll. Auch hier glänzen sie wieder mit dem Riffing und der geilen Gesangsarbeit. Ein fetter Mittelteil mit thrashigem Gesang bringt Abwechslung in die ganze Geschichte, bevor man dann wieder anfängt zu rollen. Hat alles Hand und Fuß und macht einfach nur Laune. Geht gut ins Mark.

Mit einem auch von anderen bekannten Bands (u.a. Suffocation ) gesprochenen Jesus Wept legt man bei Skinless los. Die Variation von Rhythmus und Tempo wird auch hier wieder ins Unermessliche vollzogen. Neu ist der atmosphärische und verspielte Part, aber sogar der kommt irgendwie düster rüber. Schockt.

Der Song Trigger/Religion geht über 6:30 Minuten und fängt wieder recht langsam an, geht dann in einen Doubelbass über, lässt einen fetten Uftata-Part folgen und wechselt wieder. Hier geben sie ein wenig mehr Gas. Dieses melodische Lead weiß mehr als zu gefallen und so kämpft man sich erfolgreich unter Hinzunahme von Druck durch den Alltag. Der Uftata-Part in der Kombination mit der sirenenhaften Gitarre hat absolut was. Die Drums betonen immer wieder Gitarrenanschläge und man ist im schnelleren Midtempo unterwegs. Neben den Growls verwenden sie hier auch wieder Screams. Dann groovt man wieder und wer hier den Kopf nicht bewegt, hat irgendetwas nicht verstanden. Der melodische Part folgt erneut. Ja, absolut stark. Kurze Spracheinlage kommt hinzu und da geht er hin. Diese melodischen Leads – nur geil.  Ich mag ja normal diese langen Songs nicht, aber hier merkt man es überhaupt nicht. Bester Song des Albums.

Dead Talks schaffen es, mich aufgrund ihres Songwritings, der Dunkelheit, des Drucks und der Produktion abzuholen. Hier und da sind mir einige Momente zu lang und zu groovig, aber ansonsten schockt das Ganze total.

Dead Talks – Veneration Of The Dead
Fazit
Die Finnen rund um Amorphis Sänger Tomi (der bei Dead Talks aber Gitarre spielt) schaffen es auf ihrem Debüt, die finnische Melancholie mit klassischen Death Metal zu verbinden. Tiefer gestimmter HM2-Gitarrensound und fette Growls verdunkeln den Alltag. Man variiert geschickt mit dem Rhythmus und dem Tempo. Hinzu kommen geile melodische und einige atmosphärische Momente. Obendrauf noch eine fette Produktion.

Anspieltipps: Son Of The Nameless One und Trigger/Religion
Michael E.
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