Deserted Fear: Band-Statement nach Vorwürfen wegen sexueller Belästigung gegen Session-Musiker

Falsche Anschuldigungen vom Landgericht Hamburg verboten

Im Sommer des letzten Jahres erlebten die Thüringer Death Metaller Deserted Fear aus Eisenberg im Saale-Holzland-Kreis einen gewaltigen Shitstorm auf ihren Social-Media-Kanälen, bis sich die Band gezwungen sah, all ihre Social-Media-Kanäle zu deaktivieren.

Was war passiert, dass sich Deserted Fear auf solch eine Weise aus der Schusslinie ziehen mussten?

Gegen Ende des vorletzten Jahres, während der gemeinsamen Tour mit At The Gates und Nifelheim soll es nach einem Konzert in der Wohnung der niederländischen Betroffenen zu ungewollten sexuellen Nötigungen durch einen Session-Musiker von Deserted Fear, der nie namentlich genannt wurde, gekommen sein. Im Sommer des letzten Jahres wurde dieses bekannt, indem die genannte Niederländerin den Vorfall auf ihrer Facebook-Seite öffentlich machte. Sie veröffentlichte auch eine interne Instagram-Nachricht, in der sich die Death Metal Band für das Verhalten ihres Live-Musikers entschuldigte. Da die Band trotz aller Vorwürfe weiter mit dem Live-Bassisten gearbeitet haben soll, hatte sich die Betroffene entschieden, mit dem Fall an die Öffentlichkeit zu gehen. Die Band erlebte daraufhin, dass eine sexuelle Nötigung, auch in der in der Öffentlichkeit oftmals verrufenen Heavy Metal Szene, kein Kavaliersdelikt ist und dass solche Vorwürfe durchaus ernst genommen werden. Der Shitstorm, die Anschuldigungen und Bedrohungen, die die Band erlebte, hätten kaum größer sein können, sodass man offenbar keine andere Möglichkeit mehr sah, als die Notbremse zu ziehen.

8. Deserted Fear – Baden in Blut-Festival, Weil am Rhein 21.07.2018

Die Band Deserted Fear erklärte daraufhin in einem Post: „Wir sahen uns in den letzten Tagen dazu gezwungen, zeitweise die Kommentarfunktion bzw. unsere Seite zu deaktivieren, da sie als Ziel von Diffamierungen und unreflektierten Anschuldigungen genutzt wurden. Wir distanzieren uns entschieden von jeglichen Formen von sexualisierter Gewalt. Wir werden die Kommunikation in dieser Sache auf eine angemessene und juristische Ebene verlagern, da wir Social-Media-Kanäle nicht als Mittel sehen, dieses ernst zu nehmende Thema adäquat aufzuarbeiten. Bis zur vollständigen Aufklärung des Sachverhalts werden wir ohne unseren Sessionbassisten auftreten und uns, sobald wie möglich, in einem weiteren Statement zu Wort melden.“ Auch dieser Post wurde zwischenzeitlich entfernt.

Gestern, am 26. Januar, veröffentlichten Deserted Fear dann endlich das lang erwartete Statement. Lest selbst:

„Es war nun sehr lange sehr ruhig um uns. Warum?
Ende Juli letzten Jahres gab es schwere Anschuldigungen gegen unseren Sessionbassisten, die unter anderem auf Facebook, Instagram und YouTube verbreitet wurden. Obwohl sich manche Leute deren Aufarbeitung unsererseits auf Social Media gewünscht hätten, haben wir hiervon bewusst Abstand genommen.
Gleichwohl haben die Anschuldigungen nicht nur uns als Band massiv Schaden zugefügt. Sie haben uns auch persönlich und unsere Familien schwer getroffen. Es ist uns daher ein wichtiges Anliegen, euch mitzuteilen, dass die Vorwürfe sämtlich unwahr sind. Ihre Verbreitung wurde vom Landgericht Hamburg untersagt.
Jedoch möchten wir unsere Situation zum Anlass nehmen, um zu erinnern, welche Verantwortung ein jeder trägt, der sich in den sozialen Medien bewegt. Unter unseren Followern sind auch unsere Eltern, Arbeitgeber, Kollegen und Freunde, weswegen wir unsere Social-Media-Kanäle kurzzeitig deaktivierten mussten, um sie über die Anschuldigungen zu informieren, bevor wir dem Shitstorm und den Drohungen freien Lauf ließen.
Doch nicht nur das: Wenn deine Frau beim Spazierengehen von den Nachbarn aus dem Dorf an den Pranger gestellt wird, du von den Eltern anderer Kindergartenkinder darauf angesprochen wirst oder deine eigenen Eltern von ihren Arbeitskollegen und Freunden dazu ausgefragt werden, dann schadet es dir weit über die Metalszene hinaus und bereitet nicht nur dir selbst viele schlaflose Nächte. Zudem wurden andere Musiker und Leute mit Screenshots diffamiert, die bei unserem vorherigen Statement lediglich den Like-Button gedrückt hatten. Wir haben uns daher dazu entschlossen, den damaligen Beitrag zu löschen, um dem Ganzen keinen weiteren Nährboden zu bieten.
Bedanken möchten wir uns bei allen Leuten, die zu uns gestanden haben und keine voreiligen Schlüsse gezogen haben. Ein besonderer Dank gilt unseren beiden Rechtsanwältinnen, nicht nur für den rechtlichen, sondern auch für den emotionalen Beistand. Wir haben uns auch sehr über die positiven Nachrichten während unserer Abwesenheit gefreut, vielen Dank dafür Freunde!
Wie geht es jetzt weiter? Wir lieben es, Liveshows zu spielen, doch wir müssen auch zugeben, dass das Ganze nicht spurlos an uns vorbeigegangen ist. Da aber aktuell ohnehin keine Konzerte stattfinden können, muss zum jetzigen Zeitpunkt keiner von uns eine Entscheidung treffen, ob und wann er mit Deserted Fear wieder auf der Bühne stehen möchte.“